Das Problem ist ja, dass der Fetisch lustmäßig wichtiger ist als der andere Mensch. Also, wenn Peter beispielsweise nur eine Erektion bekommt, wenn seine Frau Lacklederstiefelchen trägt, dann findet er die Stiefel heiß. Und nicht die Frau. Er würde auch abgehen, wenn etwa Brigitte, die Nachbarin, diese Stiefel tragen würde.
Der Fetisch versperrt die Sicht auf den Menschen.
Das was du hier beschreibst (und die meisten anderen offenbar leider unter Fetisch verstehen) ist eine sexuelle Obsession oder Fixierung.
Das hat nichts mit Fetisch oder Vorlieben zu tun, sondern ist eine krankhafte Fixierung auf ein/e Thema, Objekt, Handlung, ohne die nichts mehr geht, wie du sehr gut beschrieben hast, Pepita.
Fetisch bedeutet nicht, dass man nur auf eine Sache scharf ist und nicht mehr oder auf Dauer nicht normal kann.
Es bedeutet, dass einem eine Sache gefällt, sie einem einen extra Kick gibt, auf den man aber auch ohne Probleme verzichten kann.
Alles darüber ist offiziell im psychologischen Sinne krankhaft.
Nur weil ich Pfefferminz-Eis besonders mag, heißt das nicht,
Dass ich mich nur von Pfefferminz-Eis ernähre
(was vergleichbar mit einer übermäßigen, sehr problematischen, alltagsbeeinträchtigenden und vielleicht sogar gesundheitsschädigenden Obsession wäre, je nach Fall)
Oder nur Pfefferminz-Eis essen muss, wenn ich Eis esse
(was mit einer regulären sexuellen Fixierung vergleichbar wäre, die aber trotzdem krankhaft wäre und nichts mit Fetisch zu tun hätte.)
Im Gegenteil.
Normalerweise bevorzugt man zwar die Lieblingseissorte gegenüber anderen Eissorten
(wobei Eissorte hier Sex bedeutet, der Partner wäre hier wohl der Verkäufer und da bleiben manche dem besten, sympathischsten treu, während es anderen egal ist, wer ihre Bedürfnisse befriedigt),
aber wenn es heiß ist und einem die Lust nach Eis steht, nimmt man meistens Vanille, Erdbeere, Schokolade oder Wassereis, wie jeder andere Mensch auch.
Man hat ja auch nicht immer Lust auf Pfefferminz-Eis oder die jeweilige individuell zutreffende Lieblingssorte.
Im Endeffekt isst man also viel häufiger "Durchschnittseis", als seine Lieblingssorte, ist aber trotzdem glücklich.
Und ich glaube, dass dürfte jetzt auch ein Beispiel sein, das auf so ziemlich jeden übertragbar und von ebenso vielen nachvollziehbar ist, oder?
Bei mir und meinem Partner verhält es sich genau so.
Ich stehe auf BDSM (jetzt nicht hardcore in Lack und Leder, mit extremen Schmerzen und Fesselungen
) und er findet nichts daran.
(Dafür braucht mich jetzt auch gar niemand diskriminieren, nur weil er/sie das abstoßend findet. In diesem Fall bitte einfach ignorieren und die bösen Worte verkneifen, wir wollen schließlich sachlich und harmonisch bleiben, ja?
)
Wir sind seit 4 Jahren ein glückliches Paar, haben regelmäßig wunderschönen und für mich auch sehr erfüllenden Blümchensex und noch ein paar andere Dinge, die einfach (für UNS!) zum normalen Sexleben dazu gehören (Oral, Petting, ...)
Und wenn er mir dabei doch mal aus einer Laune heraus einen Klaps auf den Hintern verpasst, oder Handschellen oder eine Augenbinde rausholt, oder ich ihm umgedreht leise ins Ohr hauche, dass er mit mir kommen muss, weil er böse war und/oder selbiges mit ihm anstelle, dann ist es halt für mich nochmal so schön und er hat kein Problem damit bzw ist davon (laut ihm und auch seine Körperreaktionen sprechen eindeutige Worte) genauso erregt, weil es einfach heiß und "dirty" ist.
Mehr brauch ich nicht, auch wenn mehr ok wäre.
Ich WILL auch gar nicht jedes Mal, dass er sowas macht/machen lässt oder hoffe gar darauf.
Es gibt Tage, da versucht er es und ich sag einfach "Nein, Schatz, heute nicht", weil ich mal keine Lust darauf habe und IHN einfach nur so, ganz normal und pur haben will.
Ich will immer IHN. Mit jemand anderem könnte ich das gar nicht, weder normal noch anders.
Das ist wie baden.
Manchmal macht man es pur, manchmal nimmt man Badezusatz. Aber schön ist es immer.
Hauptsache ist doch, dass es schön heiß und nass und kuschelig ist.
Ich rede natürlich vom Wannenwasser.