Dass mit der Jugendwohngruppe finde ich eine gute Idee. Gerade wenn du ohnehin schon psychische Probleme nachweisen kannst und klar ist, dass die vom Elternhaus herrühren, kann man hoffen, dass sie dir weiterhelfen. So wüsste deine Mutter zumindest, wo du bist und ihr könntet weiter Kontakt haben, wenn du es denn willst und du kannst deinen Vater ausklammern.
Bis dahin hilft vielleicht das richtige Mindset. Ich glaube, sowas in der Art machst du ja schon, wenn du schreibst, dass dir alles die meiste Zeit egal ist. Es ist natürlich nur ein Pflaster auf eine riesen Sache, die irgendwann wieder gut werden muss, aber während man auf die Volljährigkeit wartet und vielleicht auch schon organisiert, wo man wohnen könnte, wie man an Geld und Versicherung kommt, etc. kann man sich vorstellen, dass man im Grunde in einer WG mit verrückten Vermietern wohnt, denen man nun mal ausweichen muss. Ist vielleicht genau die Kategorie von dummer Antwort, aber ich habe so mein Elternhaus überstanden. Manchmal habe ich mir eine Spaß daraus gemacht, mir vorzustellen, dass meine Eltern kleine Kinder sind, die mich dann eben wegen irgendeinem Blödsinn anschreien, sich gegenseitig fertig machen und wie Kleinkinder streiten. Ich habe mir dann gedacht, ich wäre der einzige Erwachsene im Haus und habe dementsprechend nachsichtig und vernünftig reagiert und ihre Streitereien einfach auch nicht sehr Ernst nehmen können. Manchmal kam ich dazu und meinte nur "Hat vielleicht jemand Hunger? Könnte auch sein, dass ihr schlecht geschlafen habt und deswegen so drauf seid." Und habe ihnen dann was gekocht. Meist standen sie dann mit offenem Mund da und haben gegessen.
Man muss natürlich aufpassen bei was für Menschen man was für einen Ton anschlagen kann. Wenn jemand gewalttätig ist, kann man sich das nicht erlauben. Da muss man schon anders vorgehen. Da habe ich dann eher die "Du hast sicher Recht. Was kann ich tun, damit es dir besser geht" Nummer abgezogen.
Das ist natürlich auf Dauern anstrengend. Aber ein, zwei Jahre bis man raus ist, kann man sich damit vielleicht drüberretten. Am Ende sind die meisten Erwachsenen auch nur schreiende Kinder, die sich am liebesten wie ein X auf den Supermarktboden werfen würden, weil sie nicht kriegen, was sie wollen und niemand sie lieb hat. Sieht man an Figuren wie Trump und Co.
Jemanden mitnehmen wollen spricht dafür, dass du nicht allein sein willst, was natürlich ist. Pass nur auf, dass du nie eine Abhängigkeit durch eine andere ersetzt. Gerade wenn man solche Eltern hat, ist man versucht nach jedem Strohhalm zu greifen, damit man da raus kommt. Das nutzen manche Menschen aus. Es ist immer gut, wenn man weiß, dass man es auch alleine schafft, wenn es sein muss.