Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein. (Mt 17,20)
Die Auslegung fällt mir schwer. Ich denke, hier geht es um die Unterscheidung zwischen der physikalischen Natur, die ganz bestimmten Gesetzen unterliegt (wie zB der Schwerkraft) und dem anderen Bereich, zu dem der Mensch auch ein Verhältnis hat: der metaphysische Bereich, der unter anderem Gott und die Unsterblichkeit betrifft.
Zu diesem zweiten Bereich hat der Mensch kein wissendes Verhältnis. Dieser Bereich ist nicht durch Naturgesetze zementiert. Er ist offen im Hinblick auf Gott. Hier sind die Naturgesetze ausser Kraft gesetzt. Gott läßt sich eben nicht in ein PhysikBuch pressen.
Was im Bereich der Natur und Wissenschaft unmöglich erscheint, könnte im Hinblick auf den metaphysischen Bereich möglich sein. Die Dinge sind nicht unbedingt so, wie wir sie wahrnehmen. Es gibt noch einen Bereich, der sich nicht unseren gängigen Vorstellungen gänzlich unterwirft.
Was per Naturgesetz unmöglich erscheint, könnte in dieser anderen Dimension durchaus möglich sein. Wer nicht nur nach seinem Physikbuch lebt (beschränkt), kann durchaus sagen: "Nichts ist unmöglich!".
Die metaphysische Dimension unserers Lebens hält gewisse Möglichkeiten offen, an die zu glauben durchaus sinnvoll, wenn nicht sogar verpflichtend sein kann.
Kindern erscheint es noch ganz selbstverständlich, Dinge für möglich zu halten, die einem Erwachsenen lächerlich erscheinen. Aber die beschränkte Erfahrung eines Erwachsenen ist noch längst kein Beweis dafür, dass sich ausserhalb seiner Erfahrungshorizonts alles genauso wie hier im "normalen" Leben verhält.
