Mich berührt das sehr, was Du schreibst.
61 Jahre ist noch nicht zu spät für einen Abnabelungsprozeß.
Ich habe es auch erst spät geschafft. Nach der Scheidung meiner Eltern habe ich mich lange für meine Mutter, die außer zu mir kaum Sozialkontakte hat, verantwortlich gefühlt.
Ich habe auch keinen Partner gefunden und keine Familie gegründet. Aber ich habe mein alleinstehendes Leben angenommen. Und ich führe heute ein weitgehend zufriedenes, abwechslungsreiches, freies Leben mit vielen Freunden und Beschäftigungen.
Mir haben verschiedene Wege geholfen:
- Kreativität, mich selbst auszudrücken, auch meinem Inneren auf die Spur zu kommen durch Theater, Malen, Schreiben
- 5 Jahre Psychotherapie
- Familienstellen und schamanische Heilerausbildung
- Zuneigung und Verantwortung für meine Tiere
- ein Sabatjahr mit monatelangen Reisen und vielen stärkenden Erlebnissen und Begegnungen
- viele Fortbildungen, immer wieder mich trauen und mal was wagen. Ab November mache ich z.B. eine Fortbildung in Wildnispädagogik und Leben in der Natur. Das wird mich bestimmt an meine Grenzen bringen, ich bin nicht so tüchtig und praktisch veranlagt und bin auch oft unsicher, aber es wird mir bestimmt auch wieder neue Eindrücke und Fertigkeiten bringen. Das kann man nämlich auch als Erwachsene noch nachholen, wenn man nicht zur Selbständigkeit erzogen wurde.
Laß Dich nicht entmutigen. Freu Dich auf die vor Dir liegenden Jahre. Und die Freiheit. Es ist noch nicht vorbei und nicht zu spät. Es lohnt sich.
Schau, was Dir helfen kann, Deinen Blick zu weiten und den Blick und die Abhängigkeit von Deiner Mutter zu lösen. Es ist nicht die Aufgabe des Kindes, die Mutter zu retten, egal wie alt das Kind ist. Auch wenn viele Kinder aus tiefer Liebe und Hingabe, dies annehmen.
Das heißt nicht, daß Du nicht auch in liebevoller Verbindung bleiben kannst. Aber eben aus einer eigenen Erwachsenen Position heraus und nicht in Angst und Abhängigkeit. Und natürlich kannst Du Dich auch weiter um Deine Mutter bzw. Deine Eltern sorgen, das mache ich auch. Aber mit gesunder Distanz.
Du spürst ja gerade ganz genau, daß Du einen eigenen Lebensmittelpunkt brauchst. Denn die Wahrscheinlichkeit, daß Du noch einige Jahrzehnte länger lebst als Deine Mutter ist groß. Und wenn Du das jetzt so klar spürst, daß es gut wäre, für Dich zu sorgen und Dich in den Mittelpunkt Deines Lebens zu stellen, dann ist das jetzt ein guter Zeitpunkt, um alle Sinne offen zu halten und Dich an die Umsetzung zu wagen, wenn Dir in nächster Zeit etwas einfällt oder ein Angebot auffällt, von dem Du glaubst, daß es ein guter Schritt für Dich wäre. 61 ist noch kein Alter. Da kann man noch viel neues, erleben und erlernen. Ich kenne einige Frauen, die sich mit Ende 50/Anfang 60 auf den Weg machen.