Wenn man "den Kontakt" halten kann und immer wieder Wege zu einander findet, sich austauscht, ist das sicher hilfreich. Aber so oft ist das Leben der Eltern so "getaktet" und "organisiert", dass für die Wünsche und Hoffnungen der Kinder nicht "genug Raum" bleibt. Was ist "genug", was ist der richtige "Raum"?
Und man darf auch nicht vergessen, dass es "das Kind" nicht gibt. Meine Tochter und ihre Mutter sind von ihrem Wesen her grundverschieden. Die "Zeittakte" sind gänzlich anders. Meine Tochter braucht für bestimmte Dinge ihre Zeit und für so manch anderes nur Sekunden und so krachen die beiden schon hier andauernd aneinander. Und wenn dann "rumgestreßt wird", weil man pünktlich sein will und sollte, dann entstehen andauernd Dramen. Klar: mehr Zeit einplanen, Kompromisse schließen, alles ließe sich regeln, wenn man konstruktiv und reflektiert wäre, aber das sind weder Pubertiere noch Erwachsene, wenn es notwendig wäre.
Es gehört leider eine große Portion Glück dazu, diese "Sturm- und Drangzeit" zu überleben. Es liegt nicht immer nur an der Erziehung, denn auch Kinder haben ihre dunklen Seiten und leben diese auch aus. Und da sind eben noch die sau blöden Ideen, die Abhängigkeit von einer Gruppe, der mangelnde Selbstwert, die noch nicht ausreichende Übung im Umgang mit den eigenen Gefühlen, auch die Fehler in der Erziehung, und, und, und.
Der Sohn eines Nachbarn hatte Jugendstrafen wegen Einbruchs und Sachbeschädigung. Die Eltern haben wirklich alles versucht. Er ließ sich nicht davon abbringen. Heute baut er selbst Häuser, ist Unternehmer. Die Häuser anderer haben ihn immer "angezogen", er wollte nur sehen, wie es da aussieht, konnte seine Neugier nicht bremsen. Wie idiotisch, angesichts der Folgen für alle.
Wie viel Zugang zum eigenen Kind ist sinnvoll? Wann bewirkt dieser Zugang das Gegenteil, weil man dem Kind im Nacken sitzt und sei es auch nur "gefühlt"? Der eine sieht schon eine Frage als Angriff, dem anderen kann man es nie recht machen. Wie habe ich früher die Wanderungen meines Vaters gehaßt? Heute wandere ich gerne und meine Tochter auch. Aber dafür hasst sie Radtouren. Was tun, wenn man auf das "Warum" keine Antwort bekommt? Was, wenn das eigenen Kind einer der Menschen ist, mit denen man einfach nicht klar kommt und das auch an mir kein gutes Haar lassen kann?
Man kann wirklich einfach Pech haben oder unverdientes Glück geniesen, das Beste wollen und das Falsche entscheiden. Und dann sind da ja auch noch die eigenen "dunklen Seiten", dass etwas wie Arbeit im eigenen Leben sein "MUSS" und nicht nur "kann". Wenn Spiele das einzig Spannende sind? Wenn die möglichen Freunde alle andere und wichtigere Freunde haben? Wenn arrogante und scheinbar völlig verblödete Gören ihre Macht ausspielen und mobben und "zündeln", dass es nur so kracht? Und dann wird geklaut, weil man kein Streber sein möchte, um anschließend festzustellen, dass das alles nichts "gebracht" hat, weil man nicht die richtige Marke Turnschuhe an hat.
Als Kind und als Jugendliche(r) muss man heute verdammt viel Mut haben, weil auch die schiere Masse an Kindern schon Gegendruck erzeugt. Viel verständiger und vernünftiger oder gar mitfühlender sind weder die Kinder noch die Erwachsenen und wer will schon die Wahrheit hören, wenn es nicht die eigene ist?
Da ist so verdammt viel Glück dabei, wenn es trotz alledem doch irgendwie funktioniert. Es "richtig gemacht" zu haben, kann sich von heute auf morgen als Trugschluss herausstellen.