Hallo Peppa,
ich musste ein wenig lachen, wie deutlich Du einen Deiner Denkfehler beschrieben hast: dass Dir das "Konzept des Schicksals" gefällt. Nach meiner Erfahrung ist es leider reines Wunschdenken, das eben diesem Wunsch entspringt, es möge für alles eine Erklärung geben. Wir Menschen möchten gerne einen Sinn in allem sehen, denn der erzeugt die Illusion, dieses Leben besser zu verstehen. Und wenn man lange genug wartet, dann scheint sich dieses "Konzept" ja zu bestätigen, weil alles zu irgendwas gut ist. Aber bis frau/man diese Erkenntnis hat, wird mit eben diesem Schicksal gehadert und gerungen.
Warum Du schwanger geworden bist? Weil sich das Leben seine Wege sucht und Verhütungsmittel keine 100%-ige Erfolgsquote haben. Und weil das auch auf ärztliche Diagnosen zutrifft. Und dann kommt noch die menschliche Irrationalität und Inkonsequenz dazu und prompt passiert das, was niemand für möglichgehalten hat und schon tausende Male eingetroffen ist: Du bist schwanger.
Und vielleicht noch ein Gedanke: für ein sinnhaftes Schicksal bräuchte es "etwas" oder "jemanden", das/der diese Abläufe steuert, um zu eben diesem Ergebnis (z.B. "Schwangerschaft) zu führen, also müsste da eine "Macht" sein, die sowohl die Vorgänge in Deinem Körper, als auch die Schritte verschiedener Menschen so regelt, dass eintreten kann, was eingetreten ist. Der "springende Punkt" ist, dass dadurch Deine Entscheidungen im Grunde überflüssig werden, solange sie nicht mit diesem Plan Deines Schicksals übereinstimmen. Also wenn es Dein "Schicksal" gibt, dann hättest Du Dich nicht gegen diese Beziehung entscheiden können, denn sonst würdest Du nicht in dieser Lage stecken. Und doch lehnst Du Dich auf und würdest Dich gerne anders entscheiden?
Nach meiner Ansicht gibt es so etwas wie Schicksal nicht. Aber es gibt Konstellationen in unserem Leben, die ein bestimmtes Ergebnis wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher machen. Wenn Du nur eine Verhütungsmethode nutzt, dann besteht eine höhere Chance für eine Schwangerschaft. Wenn Du nur einen Arzt fragst, ob Du schwanger werden kannst, dann besteht eine höhere Chance, dass dieser sich irrt oder wenn die Diagnose schon eine ganze Zeit her ist, dann kann sich seither etwas in Deinem Körper geändert haben.
Wenn Du keine eigenen Kinder haben möchtest, dann brich die Schwangerschaft möglichst rasch ab. Ob Du das vielleicht einmal bereuen wirst? Kann sein. Aber wenn Du sie nicht abbrichst, kann Dich auch diese Entscheidung reuen. Und DESWEGEN ist dieses Konzept des Schicksals so praktisch: es entbindet einen von der Verantwortung für die eigenen Entscheidungen, denn nicht Du oder ich können etwas für irgendwas, wenn das Schicksal über uns alle entscheidet. Ergo -> Wunschdenken.
Ich würde Dir raten, Dich von diesem Schicksalskonzept zu verabschieden, denn dann brauchst Du nicht erst zu suchen, welcher Sinn hinter allem stecken könnte. DEINE Entscheidungen sollten von DEINEN Vorstellungen und Zielen geleitet werden und wenn DU einen Sinn gefunden hast, dann solltest Du danach Deine Entscheidungen ausrichten. Aber Du lässt Dich von einem vermeintlichen Schicksal durch Dein Leben treiben und staunst, was so alles passiert, für das Du vermeintlich nichts kannst. Bitte nicht falsch verstehen: so wie Du handhaben das Millionen von Menschen. Also warum nicht?
Es ist deswegen nicht zu empfehlen, weil Du sonst aus Deiner Opferrolle nicht heraus kommst. So vieles auf dieser Welt macht für den einen Sinn, für den anderen nicht. Aber muss denn alles Sinn machen? Wenn Du diese Frage mit "Ja" beantwortest, dann solltest DU auch konsequenter entscheiden und handeln. Wenn für Dich Kinder keinen Sinn machen, warum dann diese Beziehung? Wenn Du seine Erziehungsmethoden zweifelhaft findest, warum dann diese Beziehung? Wenn Du es fragwürdig findest, dass er für Dich Kind und Frau verlassen hat, warum dann diese Beziehung?
Deine Situation ist eine Folge Deiner und anderer Leute Entscheidungen, bzw. der Inkonsequenz zu kurz gegriffener Entscheidungen. Solange Du das nicht sehen kannst oder willst, solange wirst Du umherirren und Dich ständig fragen, was das alles soll.
Vergib mir, wenn meine Worte etwas streng klingen, oder wenn sich meine Zeilen so lesen, als ob ich Dich verurteilen würde. Dem ist ganz und garnicht so. Du hast Dich entschieden, so gut Du eben konntest und hast die Folgen zu tragen. So läuft das nun mal in diesem Leben. Du kannst nicht mehr tun, als Du tun kannst und Gerechtigkeit gibt es nur, solange wir sie erschaffen können und wollen.
Mein Ratschlag an Dich ist: höre auf nach Zeichen zu suchen, sondern setze DU Dir selbst Deine Zeichen. Wenn Du in der Beziehung bleiben willst, dann nimm Rücksicht auf sein Kind. Wenn Du das nicht kannst, dann beende die Beziehung. Dieses Kind kann nichts dafür, wenn Du nicht über Deinen Schatten springen kannst und es hat nicht verdient, Deinen Ärger über irgendwelche verbockten Erziehungskonzepte aushalten zu müssen. Frage Dich, ob Du zu 100% zu diesem Mann UND seinem Kind stehen kannst und WILLST. Wenn es nur 99% sind, dann sei konsequent und schon hat das Hadern ein Ende. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Du Dich selbst so ernst nimmst, wie Du bisher das gedankliche Konzept "Schicksal" ernst genommen hast. Nur kannst Du dann Deine Verantwortung nicht mehr so einfach abschieben. Dazu wünsche ich Dir viel Kraft und Geduld. Alles Gute. Das meine ich so freundlich und wohlwollend, wie es mir nur möglich ist.