Ich glaube, dass die meisten Menschen nur so tun als ob sie das Leben schön fänden. Sie haben ihr Selbstbild vom erfolgreichen, optimistischen, positiven Menschen, und dazu würde es nie und nimmer passen, auch nur vor sich selber zuzugeben, dass man mit dem Leben und dem Schicksal hadert.
Dass man sich die Frage stellt, ob der Tod schöner ist als das Leben ist wohl relativ normal, ab einer gewissen Sensibilität stellt sich sicher jeder nicht nur einmal diese Frage. Die Frage zu beantworten führt immer in den Bereich des Glaubens und diese Diskussionen sind müßig.
Das Erdenleben ist wirklich nicht immer schön. Es kann öde, monoton, grausam, unfair, unerträglich sein. Das Leben hat auch schöne Momente, aber es ist für niemanden durchgehend glücklich. Ich persönlich denke, dass wir durch diese schweren Erfahrungen reifen und an ihnen wachsen. Das, was ich heute an Einsichten habe, habe ich durch schwere Erfahrungen erworben.
Eine gewisse Todessehnsucht ist auch durchaus normal. Auch das werden die meisten Menschen nicht zugeben. Man möchte als lebensbejahender Mensch gut dastehen. Ich glaube, ehrlich gesagt, auch, dass der Tod schöner ist als das Erdenleben. Aber gleichzeitig denke ich, dass die auf Erden gemachten Erfahrungen sehr wichtig für uns sind. Das Leben ist ein langer und beschwerlicher Weg, aber die Rückschau auf das Durchlebte war für mich immer wieder beeindruckend. Das tiefte Gefühl, etwas Wesentliches vollbracht zu haben, beseelt.
Alles, was Mist war, wird man eines Tages loslassen können. Es wird zerfallen und nie wieder auftauchen. Der Tod wird auf jeden Fall kommen, früher oder später. Der Tod verläßt uns nicht, und wenn die Sehnsucht nach ihm aufflammt, denke ich immer daran. Denke immer daran, dass du eines Tages loslassen darfst, und du wirst erstaunt sein, wie stark du warst und was durch durchstehen konntest.