Hallo an alle lieben Menschen, die mir geantwortet haben.
Ihr habt ja noch Verschiedenes gefragt, was ich jetzt so einzeln aufsplitte und beantworte:
an "Gast": Er befindet sich in der Endphase seines Studiums; das ist sicher wirklich stressig
an "no hope": Ich schäme mich fast sagen zu müssen, dass ich schon 28 bin und bereits einen Freund über 3 Jahre hatte, der mich immer korrekt behandelt hat. Ich muss zu alledem hinzufügen, dass ich schon vor dieser Zeit unter absolut mangelndem Selbstvertrauen leide und mich oft sehr verletzt habe (ritzen). Deswegen denke ich oft auch, dass er auch viel davo sehen und erleben musste und denke, ich muss dann auch zu ihm halten. Meistens wurden die Selbstverletzungen allerdings durch sein Verhalten ausgelöst ("Du bist nichts wert" o. Ä.) und dann hab ich halt gedacht, wenn ich eh nichts wert bin, kann ich mir ja auch weh tun. Schlimm, ich weiß. Derzeit befinde ich mich ohnehin wegen der ganzen Sachen in ambulanter Behandlung und hoffe, dass ich wieder Vertrauen in mich und meine Gefühle aufbauen kann (Manchmal redet er alles so hin, dass ich nachher noch schuld bin (Mit den schlankeren Frauen hat er solang alles verdreht, dass ich es missverstanden habe usw) und auch selbst glaube, dass ich schuld bin.
an "immer suchend": Ich habe mich sehr über Deinen Beitrag von männlicher Seite gefreut. Danke dafür und auch allen anderen Männern, die geschrieben haben! Schön, dass es manche nicht selbstverständlich finden, dass man für den Anderen kocht...
Ich kann nur schwer nachvollziehen wie schlimm es für dich sein muss, dass du dich selbst verletzt.
Ich möchte dir etwas erzählen.
Ich habe mich gewissermassen eine Zeit lang auch selbst verletzt aber unwissend. Nicht das ich mir körperlichen Schaden zugefügt hätte, sondern seelischen und ich war mir dessen nicht einmal bewusst.
Ich bin eigentlich ein Mensch der morgens aufsteht und zwitschert. Ich bin lustig, munter und war für meine Umwelt scheinbar immer die Zielscheibe deshalb. Die Leute in der Schule konnten nicht verstehen wieso man am Montag morgen um halb acht schon gut drauf sein kann. Leider fehlte mir das Selbstbewusstsein zu einem gewissen Grad, weil ich noch nie selbst etwas erarbeiten musste. Schon Schule und Prüfungen und so. Aber mir wurde immer alles abgenommen. Andere haben Entscheidungen für mich getroffen und ich kannte es nicht anderes. Irgendwann bekam ich Migräne. Migräne die so schlimm war, dass ich beschloss mein Leben, meine Eigenschaften und meine Ernaährung solange umzustellen bis sie wieder verschwindet. Weil ich mir bewusst war etwas läuft schief, sonst wäre ich nicht krank. Das ist ja ein Hinweis.
Ich war eigentlich glücklich mit allem wie es lief und doch unzufrieden. Meine Beziehung veränderte sich und ich merkte das ich mich nicht ständig an die Launen meines Partners anpassen wollte bzw. mir ständig Entscheidungen abnehmen lassen wollte. Er wiederum wollte nicht akzeptieren, dass ich selbst entscheiden wollte aus Angst mich zu verlieren. Er dachte wenn er mir die Entscheidungen überlasst würde er die Macht über mich verlieren. Er könnte nicht mehr kontrollieren was ich tue. Er könnte also auch nicht mehr kontrollieren ob ich bei ihm bleiben würde. Wenn ich nämlich Entscheidungen träfe wäre ich ja selbständig und unabhängig.
Aber in mir regte sich Widerstand. Welcher damit endete das ich ging. Und wieder kam. Und wieder ging. Bis ich feststellte jedes Mal wenn er mich dazu zwang eine Entscheidung für oder gegen ihn zu treffen entschied ich mich aus dem Bauch heraus gegen die Beziehung. Also war ich mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war.
So lernte ich erst einmal auf mich selbst zu hören. Was eine komplett neue Erkenntnis darstellte. Dann musste ich durch viele Prüfungen des Lebens gehen. Wollte viele Dinge erreichen. Ich wusste ich musste eine Entscheidung treffen: Entweder loslegen oder untergehen. Untergehen wollte ich nicht, da blieb mir nicht viel übrig. Meine nächste Erkenntnis war die, das spontan Entscheidungen treffen eines der wichtigsten Hilfsmittel ist um Schmerz zu vermeiden.
Nun lies sich aber der Schmerz nicht immer vermeiden. Nun begab ich mich auf die Suche nach der Ursache für den Schmerz und stiess.. ach Wunder.. auf mich.. Und komischerweise nur auf mich.
Dann versuchte ich positiv zu denken und versucht mich ständig abzulenken, wenn mich ein schlechtes Gefühl heimsuchte.
Da ich inzwischenzeit immer noch Migräne hatte, hatte ich offensichtlich das Problem noch nicht gelöst, obwohl ich mein Leben komplett umgekrempelt hatte und inzwischen von hilflos zu selbstbewusst geworden war.
Dann traf mich eine weitere Erkenntnis: Dem du die Schuld gibst gibst du die Macht. Wenn ich sage du bist schuld, hast du jederzeit die Möglichkeit mich wieder zu verletzen. Also treffe ich ab heute die Entscheidung dir keine Macht mehr zu geben. Aber wenn jemand anders nicht schuld ist wer dann?
Also hab ich mir jedes Mal wenn ich verletzt war die Frage gestellt warum tut es weh, welche Ursache hat das ganze. Dabei stiess ich auf viele Muster aus meiner Kindheit und meiner Vergangenheit die wie ein Tonband in meinem Kopf abzulaufen schienen.
Neue Erkenntnis: Die Tonbänder in meinem Kopf, das bin nicht ich! In dem Moment als ich sie entlarvt hatte und mich nicht mehr damit identifiziert habe hatten sie keine Macht mehr über mich. Ich hab sie erkannt wenn sie kamen.
Dann kamen immer wieder Stimmungsschwankungen die ich versuchte unter Kontrolle zu bekommen. Was nicht funktionierte. Und je mehr ich versuchte sie zu kontrollieren desto mehr wurden es. Dann verstand ich das ich sie nicht bekämpfen kann. Weil diese Emotionen den Unterschied zwischen meinem Körper und meinem Verstand ausdrücken. Also nahm ich auch hier eine beobachtende Position ein und akzeptierte einfach das es mir in dem Moment schlecht geht. Manchmal heulte ich drauf los ohne zu wissen warum, machmal war ich wütend ohne zu wissen warum. Ich machte die Erfahrung, dass dieses schlecht gehen max eine halbe Stunde anhielt, wenn ich mich nicht reinsteigerte, sondern es einfach annahm ohne eine Wertung abzugeben.
Und zum Schluss stellte ich fest, dass mein Ego (Verstand) die Zeit benutzt um eine Identität zu erhalten. Die Vergangenheit ist das was es als ICH bezeichnet. Ohne die Einteilung Zukunft und Vergangenheit hat das Ego Angst selbst nicht mehr zu existieren. Aber da man die Zukunft ja nicht planen kann hat man ständig Angst davor. Angst davor die Zukunft das was es als ICH bezeichnet wieder zerstören könnte. So lebt man ständig in der Zukunft und in der Vergangenheit aber nie im JETZT.
Und genau da liegt der Weg aus dem Leid. Im Jetzt.
Was jetzt ist annehmen, akzeptieren. Vergangenheit und Zukunft zählen nicht, denn für dich wird es immer nur eins geben: Jetzt.
100000 Mal am Tag geben wir Vorurteile ab die aber nicht der Realität entsprechen. Haben eine Ansichtsweise die nicht der Wirklichkeit entspricht, weil sie nur 1 von 1000 Teilen berücksichtigt. Wir sehen nicht das Ganze und sind auch nicht bereit es zu sehen. So erstellen wir auch Vorurteile gegenüber der Zukunft. Berechnen einen Wahrscheinlichkeit vom jetztigen Zeitpunkt aus gesehen und haben dann davor Angst. Dabei ist es jedem schon passiert. Und alles kommt anders. Es bringt also nichts in Wahrscheinlichkeiten vorauszurechnen. Es kommt sowieso nicht wie man es sich vorstellt.
Und ich staune nicht schlecht. Meine Migräne wurde weniger. Und weniger.
Mein Leben wird von Tag zu Tag interessanter, einfacher, glücklicher weil mein Denken von Tag zu Tag einfacher wird. Ich habe früher viel zu kompliziert gedacht und mich damit dermassen eingeschränkt, dass ich krank wurde. Ich habe es erkannt, dass etwas nicht stimmt und darauf gehört, deshalb ist heute alles besser...
Vielleicht kannst du die eine oder andere Erkenntnis daraus ziehen..
Herzliche Grüsse
Sera