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"Warum lebst du noch?!"

Marvin35

Mitglied
Hallo Zusammen,

Bevor ihr weiterlest hier eine TRIGGERWARNUNG bezüglich: MOBBING / SEXUELLE GEWALT daher bitte nur weiterlesen wenn ihr euch dies zutraut.

der Titel des Threads spiegelt eine Frage wieder die mir mal mehrere Menschen im rahmen einer Gruppentherapie gleichzeitig gestellt haben....ja...warum lebe ich eigentlich noch nach all dem was ich selbst erleben musste...

Ich bin als Kind mit einer doppelseitigen Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf die Welt gekommen. Das erste was ich als Baby erleben musste (so nach Aussage meiner Mutter) war das eine Krankenschwester im Krankenhaus mir eine Windel über den Kopf gezogen hat mit den Worten "So ein Monster müssen die Großeltern nicht direkt zu sehen bekommen"....(Ergebnis: Die Krankenschwester wurde damals nach einer Beschwerde meiner Mutter entlassen) ...

Mein Vater war gerade soweit ich weiß erst 4 Monate verstorben, daher ich habe ihn nie kennen lernen können und werde es auch nie können, ein riesen Loch was in meinem Leben existiert und was immer wieder hervor kommt wenn ich andere Väter mit ihren Kindern sehe, die Frage die ich mir dann oft stelle ist "Wäre mein Vater auch so mit mir umgegangen?"...ich kann diese Frage nicht beantworten.

Ich wuchs also ohne leiblichen Vater auf, aber mit einer Mutter die alles in ihrer Macht stehende unternehmen wollte um meinem Halbbruder und mir einen würdigen Vater zu ermöglichen....das Ergebnis waren diverse Alkoholiker und Schläger an der Seite meiner Mutter welche mit uns Kindern eigentlich nichts zu tun haben wollten.

Meine Mutter war selbst psychisch angeschlagen durch diverse Geschehnisse aus ihrer Vergangenheit.
Und so war es fast schon zwingend erforderlich das mein Halbbruder und ich früh selbstständig werden mussten.
Ich war in der Grundschule daher bereits schon auffällig, ich hatte meine Wut nicht im Griff und war auch sonst eher darauf bedacht mir so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu beschaffen, was sehr schnell Sozialpädagogen auf den Plan rief die mir aber auch nur sehr beschränkt helfen konnten.

Die ersten Menschen die mich gemobbt haben waren meine eigenen beiden Schwestern.
Sie wussten das ich meine Wut nicht kontrollieren konnte und provozierten mich dann in Abwesenheit meiner Mutter so lange bis meine Wut heraus kam und ich meinen Schwestern körperlichen Schaden zufügte....es war sogar zum Ende hin so das ich aufgrund der Hilflosigkeit so weit gehen wollte ihnen massiven Schaden zufügen zu wollen....
Ich habe es meiner Mutter oft erzählt, doch (so hat sie es mir später gebeichtet) hatte sie selbst so viel Angst vor mir und hat mich unbewusst mit meinem Vater verglichen...
Irgendwann hat sie sich aber dazu durch gedrungen und hat meinen Schwestern eine Falle gestellt welche auch funktionierte.
Meine Mutter glaubte mir endlich, doch der Schaden den meine Schwestern angerichtet hatten war angerichtet...bis heute trage ich es ihnen nach, auch wenn ich weiß das wir damals Kinder waren...

Ab der 5. Klasse wurde ich auch in der Schule schikaniert, ich hatte also keinen sicheren Ort mehr, also fing ich an wenn ich draußen war allerhand an zu stellen, vermutlich um einfach meiner Hilflosigkeit Raum zu verschaffen....

Ich konnte dadurch das ich meine Mobber in der Schule zunächst ignorierte (mit einer Ausnahme den ich auch verprügelt habe) und anschließend einer Clique aus ebenfalls gemobbten Schülern angehörte zumindest eine oberflächliche Sicherheit für mich erschaffen.

Mein Halbbruder und ich bekamen dann auch bald unseren ersten eigenen Fernseher und PC und ich begann damit mich aus der brutalen Realität, in diverse virtuelle Welten zu flüchten, sei es durch das gucken von Anime-Serien, das spielen von Computer-spielen usw.

Meine Mutter interessierte es nicht was wir Kinder in unserer Freizeit machten, sie war wie gesagt zu sehr mit sich selbst beschäftigt und ich kann es ihr nicht einmal verdenken, sie hatte es alles andere als Leicht, hat aber immer soweit sie konnte alles dafür getan das wir Kinder was zu Essen aus dem Tisch hatten und auch ein Dach über dem Kopf.
Emotional war die Erziehung aber Kalt, es gab keine Küsschen, keine Umarmungen, keine Spieleabende usw. meine Mutter konnte es einfach nicht...

Mein Cousin lebte ebenfalls in unserer Nachbarschaft, damals dachte ich noch das da er zur Familie gehört ich auch mit ihm Zeit verbringen muss, doch auch mein Cousin war jemand der es sich nehmen lassen konnte sich immer wieder als "Gott" auf zu spielen...er wollte das sagen haben, er wollte die Kontrolle und er hat Menschen mit Handicap als schwach angesehen....
Ich litt lange Zeit unter ihm, und doch war er einer der wenigen sozialen Kontakte mit denen ich nach der Schule Zeit verbringen konnte....im nachhinein eine sehr sadistische Denkensweise von mir....mittleriweile habe ich keinen Kontakt zu ihm, was ich aber auch nicht wirklich schade finde...eher im Gegenteil.

Ich kam in die Pubertät und merkte immer mehr (angefangen hat es in der Grundschule) das ich mich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlte...etwas was ich mit mir alleine ausmachen musste denn mit wem sollte ich darüber reden ?
Ich habe mehrere Anläufe gebraucht um mich bei meiner Mutter zu Outen da sie es nicht akzeptieren wollte, ich aber wert darauf legte. Es dauerte 10 Jahre bis sie in einem Chat schrieb "Wenn du glücklich bist, dann bin ich das auch"...

Ich war so voller Elan das ich mich direkt in eine Beziehung mit einem wenig älteren Mann stürzte....ich merkte zwar das vieles falsch lief, ich theoretisch nur ein Aushängeschild war das gerade gut genug war die Einkäufe hoch zu tragen usw. aber es war meine erste Beziehung, sie hielt auch nicht lange.

Ich war gerade in meiner zweiten Ausbildung welche wie die erste ebenfalls zum scheitern verursacht war....nicht nur das ich komplett desinteressiert war an den Berufen die ich lernte, nein, meine Depressionen nahmen auch immer mehr überhand und damit auch mein Wunsch meinem Leben ein Ende zu setzen....

Ich lernte einen Mann am anderen Ende von Deutschland kennen, er war 60 Jahre alt...ich war mir nicht sicher ob eine Beziehung mit ihm möglich war, doch er tat alles dafür um mich davon zu überzeugen das er eine Chance verdient hatte...
Ich habe mir damals parallel attestieren lassen das handwerkliche Berufe aufgrund ihrer Ansprüche an mich, psychisch nicht gut für mich waren, und so kam es das ich meine Ausbildung abgebrochen habe und sehr schnell zu diesem Mann und seiner Familie gezogen bin.

Er hatte einen leiblichen Sohn so wie zwei adoptierte Söhne und war auch bereits Großvater, ich wurde von seiner Familie herzlich aufgenommen...ich war eine Zeit lang sogar davon überzeugt, das all das Leid was ich in meiner Vergangenheit ertragen musste, all die Stärke die ich daraus gewonnen hatte, einzig dem Ziel dienten ein Teil dieser Familie zu werden.

Die Kinder dieses Mannes lebten in Heimen, der Mann hat aber alles für diese Kinder und sogar dessen Freunde unternommen um ihnen scheinbar ein schönes den umständen entsprechendes Leben zu ermöglichen....

Es begab sich das die Kinder wie auch ein Freund dieser Kinder über das Wochenende zu uns, bzw. der Mutter der Kinder kamen, wir hatten vieles geplant...auch ich wollte das es den Kindern gut geht...

Am schicksalhaften Tag, dem letzten Tag an dem ich sowas wie Liebe empfunden habe, tranken dieser Mann, ein Freund der Kinder welcher aufgrund von Platzmangel in unserem Haus übernachten musste und ich Alkohol.
Ich war der erste den die Müdigkeit übermannte....

Ich wurde irgendwann in der Nacht durch Geräusche die neben mir im Bett stattfanden wach, ich wollte sehen was dort los war, und sah dabei wie dieser Mann Intimitäten mit dem Freund der Kinder (er war damals 14) austauschte....nach verbalen Äußerungen des Jungen zu urteilen war dies nicht einvernehmlich doch das interessierte diesen Mann nicht....
Ich war in schockstarre, ich konnte mich nicht mehr bewegen....ich wusste nicht was ich machen sollte, ich war heillos überfordert und so kam mir als einziger gedanke zu warten bis beide wieder schliefen um mich dann aus dem Schlafzimmer zu schleichen...

Ich flüchtete zur Mutter der Kinder und verständigte von dort aus die Polizei, ich zeigte meine eigene große Liebe an, zerstörte das was mir so gut getan hat, was mir so viel gegeben hat...ich brach an dem Tag mehrfach zusammen, dieser innerer Schmerz, dieses Gefühl...ich war innerlich total Zerstört und habe es auch bis heute nicht geschafft diesen Schaden in mir wieder repariert zu bekommen...

- Teil 1 -
 

Marvin35

Mitglied
- Teil 2 -

Es wurde natürlich gegen diesen Mann den ich einst so sehr liebte ermittelt, doch wie ich später erfahren musste hatte der Junge mir gegenüber zwar zugegeben was in der Nacht passiert war, doch gegenüber der Polizei hat er alles abgestritten, ich war also der einzige der offen zugab was in dieser Nacht geschehen ist und habe einen immensen Preis dafür bezahlen müssen.

Ich zog nach noch weiteren Rückschlägen nach Hannover wo meine Mutter damals schon lebte.

Ich baute mich so gut es ging neu auf....doch bereits kurze Zeit nach dem ich hier lebte kam der nächste Rückschlag.
Mit 14 hatte ich bereits meinen ersten Pneumothorax, die Ärzte teilten mir damals nach der OP mit das es Komplikationen gab und ich reanimiert werden musste....kurz nachdem ich nach Hannover zog hatte ich erneut schmerzen in der Brust...es stellte sich heraus das es erneut ein Pneumothorax war, die selbe Lunge...und man mag es kaum glauben...auch diese OP hatte Komplikationen, erneut musste ich reanimiert werden....ich war so Tief am Boden das ich dachte das ich überhaupt kein Licht mehr am Ende des Tunnels sehe....

Doch einen kleinen Lichtblick gab es, ich habe eine weitere Ausbildung in einem geschütztem Rahmen begonnen, dort konnte ich mich zumindest zum Teil psychisch wieder stabilisieren.

Ich begab mich in Therapie, es war eine Gruppentherapie. Eine Aufgabe dieser Therapie war es irgendwann, zuhause einen Aufsatz über das eigene Leben zu schreiben, dieser durfte nicht mehr als 2 Seiten lang sein, also hieß es "kürzen, aussortieren, priorisieren und aufschreiben"...

Während ich damals meine Geschichte vor der ganzen Gruppe vor las kamen mir immer wieder selbst die Tränen...ich sah in den Augen der anderen Teilnehmer das viele meiner Geschichte schockiert folgten.
Als ich fertig war, durften die Teilnehmer sich äußern. Einer der Teilnehmer fragte dann direkt "Wieso lebst du eigentlich noch?" und viele der anderen Teilnehmer nickten der Frage zustimmend...

Ich kann bis heute keine eindeutige Antwort auf diese Frage finden.
Zum Teil ist es weil ich einfach Leben möchte, mein Überlebens-Wille wurde noch nicht gänzlich gebrochen...
Zum anderen Teil möchte ich den Menschen die mir so viel Leid zugefügt haben, nicht den gefallen tun und ihre Untaten damit belohnen das ich mir das Leben genommen habe...
Auch steckt ein Teil Weitsicht dahinter, auch wenn ich es nur sehr schwer glauben kann gibt es dort draußen Menschen die mich mögen und denen möchte ich noch erhalten bleiben.

Man mag es also auch so formulieren das ich einfach zu "Stolz" bin um auf zu geben.

Egal was einem das Leben an Herausforderungen auferlegt, man hat immer zwei alternativen...an der Herausforderung zu scheitern, oder diese an zu nehmen, zu bewältigen und stärker aus ihr hervor zu gehen.

Lieben Gruß
Marvin
 

DarkRose

Aktives Mitglied
Puh, habe es 3mal durchgelesen und weiss ehrlich nicht, welche Worte Dir gerecht werden könnten.

Egal was einem das Leben an Herausforderungen auferlegt, man hat immer zwei alternativen...an der Herausforderung zu scheitern, oder diese an zu nehmen, zu bewältigen und stärker aus ihr hervor zu gehen.
Ich kann nur den Hut vor Dir ziehen, dass Du trotz des ganzen Leides und Schmerzes, so stark bist und hoffnungsvoll schreiben kannst.

Ich drück Dich einfach mal aus der Ferne....
 

Northern Light

Sehr aktives Mitglied
Egal was einem das Leben an Herausforderungen auferlegt, man hat immer zwei alternativen...an der Herausforderung zu scheitern, oder diese an zu nehmen, zu bewältigen und stärker aus ihr hervor zu gehen.
Lieber Marvin, deine Geschichte hat mich sehr berührt. Ich bin froh, dass du sie geteilt hast, denn sie kann anderen Hoffnung geben.

Du hast völlig Recht, man hat immer eine Wahl, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt. Trotzdem ist genau dies der entscheidende Punkt - nicht resignieren, sondern sich dafür entscheiden, die Kontrolle über sein Leben (wieder)zuerlangen.

Ich finde es sehr stark von dir, dass du deinen damaligen Freund wegen des Missbrauchs an dem Jugendlichen angezeigt hast. Es mag sicher Leute geben, die eher anmerken, dass du lieber direkt hättest eingreifen sollen. Andererseits wäre es das Einfachste für dich gewesen, einfach so zu tun, als hättest du nichts mitbekommen. Das hast du nicht gemacht. Und auch wenn der Junge hinterher nicht ausgesagt hat, kann man doch davon ausgehen, dass ihm durch deine Anzeige zumindest ein wiederholter Missbrauch erspart geblieben ist. Die Mutter hat ihn sicher nicht wieder dort übernachten lassen. Insofern hast du deine Beziehung nicht umsonst geopfert, mal völlig abgesehen davon, dass man doch sowieso keine Beziehung mit so jemandem führen will, oder?

Ich wünsche dir, dass du deine neue Ausbildung abschließen und in einem Beruf arbeiten kannst, der dir Freude macht. Und dein zukünftiger Partner kann sich glücklich schätzen, jemanden mit soviel Stärke und Lebensmut an seiner Seite zu haben.
 

Marvin35

Mitglied
Danke erstmal für die beiden tollen Antworten.

die Trennung von diesem Mann, meinem Ex-Verlobten, ist nun schon mehr als ein Jahrzehnt her ich habe in der Zwischenzeit eine Ausbildung sehr erfolgreich abschließen können und arbeite seit vielen Jahren aber in einem anderen Beruf der mir wiederum sogar noch wesentlich mehr Spaß macht.

Einer der Gründe warum ich nach Hannover zog war die Tatsache das der Junge trotzt allem weiterhin den Kontakt zu meinem Ex suchte, ein anderer Grund war das ich nach dieser Nacht damals bei der Familie des Jungen leben durfte, was sich aber wie sich später heraus stellte eher eine Belastung für alle beteiligten. Das war verständlich aber für mich bedeutete es das ich nichts mehr hatte.

Ich kam in Hannover mit einem großen Eck-Sofa, so wie meinem Laptop und meinen Anziehsachen an die mir mein Ex irgendwann nachdem ich ihn erpressen musste, aushändigte...
Alle anderen dinge die ich besaß, alle anderen Möbel, Bücher, Kindheitserinnerungen wurden von meinem Ex daraufhin vernichtet.

Danke Northern Light für die Bestätigung das mein Handeln richtig war, dennoch habe ich mir lange vorwürfe gemacht warum ich bereits in dieser Nacht selbst nichts unternommen habe, ich habe immer wieder überlegt ob ich meinen Ex hätte direkt angreifen sollen usw. doch egal welches Szenario ich durch spielte...am Ende waren es nur Szenarien und mein realistisches Handeln war eh schon passiert.

Ich bekam später Post von der Polizei...das verfahren gegen meinen Ex wurde natürlich eingestellt und nicht nur das...er besaß die Frechheit mich selbst an zu zeigen mit diversen haltlosen Anschuldigungen. Durch diese Anzeige von Ihm habe ich mir einen Anwalt genommen der mir Akteneinsicht gewährte, dort erfuhr ich dann was der Junge bei der Polizei aussagte.

Ich habe mittlerweile zwei Beziehungen versucht, doch irgendwie finde ich keine Bindung. Ich glaube aber auch das ich einfach vielleicht zu verzweifelt war und mich zu schnell neu binden wollte.
Ich glaube aber auch das die Beziehung mit meinem Ex-Verlobten und das traumatische Ende vieles in mir zerstört haben. Natürlich gebe ich die Hoffnung niemals auf.

Ich habe meine Geschichte auch aus diesem Grunde hier nieder geschrieben um anderen Menschen auf zu zeigen was man in der Lage ist zu überleben, wenn man einfach nur den Willen dazu hat.
Natürlich ist Schmerz und Leid etwas individuell Empfundenes, daher, manche Menschen die weniger erlitten haben als ich können ebenso tiefe Wunden besitzen und manch andere sagen "Das nennst du Leid?" beides sind natürlich Möglichkeiten für die man aber auch die selben Reaktionen erhofft.

Lieben Gruß

Marvin
 

Marvin35

Mitglied
Ich habe mich aufgrund der letzten thematiken wieder in die Zeit mit meinem Ex versetzt gefühlt und war neugierig wie es ihm heute wohl geht.

Ich habe öfter schon "recherchiert", war neugierig. Irgendwann war ich dann aber an dem Punkt an dem ich dachte das es besser wäre meinen Ex und seine ganze Familie zumindest für mich als "Tod" zu erklären, ich hatte gehofft das es mir dann besser geht, was aber nicht funktioniert hat. Der Placebo-Effekt blieb also aus.

Heute habe ich das Profil von meinem Ex auf Facebook wiedergefunden.
Unter seinem Profilbild stand "Der Nutzer dieses Profils ist verstorben"

Das Profil wurde an seinen letzten Lebenspartner übertragen.

Ich weiß gerade nicht mehr was ich fühlen soll. Freude...nein...Hass...nein...Traurigkeit...ja...?

Ich muss wohl die nächsten Tage abwarten und gucken wie es sich in mir einpendelt.

Es ist ein großes Kapitel in meinem Leben was nun zu Ende ist.

Lieben Gruß

Marvin
 

Northern Light

Sehr aktives Mitglied
Lieber Marvin, das tut mir sehr leid. Nicht weil ich meine, dass du einen Verlust zu betrauern hast, aber weil ich mir gut vorstellen kann, dass eine solche Nachricht trotzdem erstmal alles mögliche an Gefühlen auslöst und das sehr anstrengend ist. Lass ein, zwei Wochen darüber ins Land gehen und gib dir selbst die Chance, das erstmal sacken zu lassen. Dann höre nochmal genau in dich hinein, welche(s) der Gefühle am Ende tatsächlich übrig bleibt. So in der Richtung hast du es ja auch selbst schon geschrieben.

Vielleicht ist es das, was dir hilft, jetzt wirklich damit abzuschließen. Das würde ich dir jedenfalls wünschen. Denn irgendetwas Sinnvolles hätte doch beim Gedanken-Kreisen um diesen Mann auch nicht mehr heraus kommen können, oder? Liebe Grüße
 

Marvin35

Mitglied
Hallo Northern Light,

danke für deine Worte.
Noch ist es natürlich zu früh eine Aussage zu treffen, aber irgendwie habe ich das Gefühl das ich mich nun, da er Tod ist, freier fühle.

Andererseits belastet es ein bisschen das ich ihm nun nicht mehr mitteilen kann was er durch seine Aktion in mir kaputt gemacht hat.

Es ist eine komische Situation, die weiter beobachtet werden möchte und auch sollte.

Lieben Gruß

Marvin
 

Northern Light

Sehr aktives Mitglied
Noch ist es natürlich zu früh eine Aussage zu treffen, aber irgendwie habe ich das Gefühl das ich mich nun, da er Tod ist, freier fühle.
Das kann ich mir gut vorstellen. Schon allein, weil man eine Entscheidung abgenommen bekommt und ein "Was wäre wenn" keine Rolle mehr spielt.

Andererseits belastet es ein bisschen das ich ihm nun nicht mehr mitteilen kann was er durch seine Aktion in mir kaputt gemacht hat.
Hätte ihn das denn interessiert, meinst du? Stell dir vor, was wenn nicht... ich glaube, das hätte dich eher nach hinten geworfen.

Es ist eine komische Situation, die weiter beobachtet werden möchte und auch sollte.
Auf jeden Fall. Lass dir ausreichend Zeit dafür. Drängt ja keiner :)
 

trigital

Aktives Mitglied
Hallo M.,

ich fand deine Beiträge sehr bewegend und ich konnte sehr viele parallelen zu meinem Leben ziehen. Und bei mir war es ähnlich. Es hat meinen Willen auch unbrechbar gemacht!
Ich möchte auf die Leidensgeschichte gar nicht genau eingehen. Aber ich finde, dass du bei Beziehungen nicht zu sehr auf das Angenommen werden schauen solltest, sondern ob diese Menschen im allgemeinen einen guten Willen zeigen können und eine wohlwollende Menschlichkeit haben oder ob sie nur habgierig nach der Befriedigung ihrer Bedürfnisse sind und deshalb gut zu dir sind!
Was deinen Ex betrifft, so möchte ich dir sagen, dass du bestimmt hättest besser reagieren können und gleich dazwischen hättest gehen sollen. Aber ich kenne das Problem, dass man wenn man genügend Zeit hat immer eine bessere Lösung findet, wie wenn man direkt mit der Begebenheit konfrontiert wird. Es ist aber gut für die Verarbeitung, dass man erkennt, wie man ist und wohin der geistige Wille einen lenken mag. So finde ich sollte dir diese Überlegung zeigen, dass du am Besten gleich dazwischen gegangen wärst, nur zeigen, wie du bist und wohin dich dein Wille trägt.
Aber es war auf jeden Fall gut, dass du dich an die Polizei gewendet hast. In dem Fall ist zwar das Falsche passiert. Aber wenn dieser Mann nochmals und nochmals angezeigt wird wegen so einer Sache, dann wird das Ergebnis mit der Zeit eine andere sein. Und dann wärst du ein Teil davon gewesen, dass man diesen Mann hätte aus dem Verkehr ziehen können.
So hat es vielleicht nur bewirkt, dass er zwar von einer Bestrafung davon gekommen ist, aber vielleicht war es für ihn eine Lehre und er hat dadurch vielleicht eine Hemmschwelle bekommen und es ist zu keiner weiteren Tat gekommen. Man weiß es nicht.
Aber es tut mir sehr leid, dass du damit alleine klar kommen und es alleine mit dir austragen musstest.
Das kenne ich auch und ich weiß von mir, dass ich es gut kann.
Aber ich bin mir auch sicher, dass es dir hier gut tut diese Rückmeldung zu bekommen und du es vielleicht etwas leichter hast nun damit leben zu können.
Der er nun tot ist dieser "Mensch"... wie du das sehen sollst... dafür gibt es wohl verschiedene Möglichkeiten. Aber es ist bestimmt irgendwie komisch, dass er nun wirklich tot ist?!
Mir tut es gut dir antworten zu können, einem Mensch der genauso viel Dreck abbekommen hat, wie ich selber. Vielleicht mehr oder auch weniger. Aber bei dem Maß ist es denke ich egal.
Aber auch ich stehe wieder. Und ich werde immer wieder stehen. Egal, was das Leben bringen mag. Weil ich habe inzwischen sehr gut gelernt, wie das geht.
Als kleines Kind lernt man das ja auch schon ziemlich gut. Das Hinfallen und wieder aufstehen...
Vielleicht haben wir das ziemlich gut gelernt als Kleinkind!
Ich wünsche dir jedenfalls mal einen guten Freund. Aber ich weiß, dass man auch Menschenkenntnisse brauch, um dies ausmachen zu können.
So hoffe ich dir hier Kraft und Mut geben zu können, dass du die Fähigkeit erlernst gute Menschen ausmachen zu können und in gutes soziales Umfeld gerätst.
Das heilt die Wunden nicht. Aber mit der Zeit bekommt man so eine gute Vergangenheit. Hoffe ich jedenfalls *seuftz
Aber hier findet man so etwas ähnliches... irgendwie...
Zu mindest begegnet man hier Menschen, die man aus dem wahren Leben nicht so kennt bzw. man sieht Seiten, die man im wahren Leben nicht so zeigen kann.
Ich hoffe dir geht es gut mit deiner Erfahrung hier.
lg t
 

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