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Warum ist Unterhaltungsliteratur keine "richtige" Literatur?

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Polux

Aktives Mitglied
Hallo Qualle,
hmmm, ich bin erstaunt. 'Grosse Werke' der 'Weltliteratur' werden zur Unterhaltungsliteratur gezählt. Auch Jugendbücher. Der Markt ist riesig. Die von dir genannten Bücher (Der Vorleser und Das Parfüm, Mankell) kenne ich und finde alle sehr gut. Sie 'Schundliteratur' zu nennen. Na ja. Ich verstehe nicht so ganz wo dein Problem liegt?
Du behauptest:

... nur die Bücher... wahrgenommen ... werden, .... Menschen wahrscheinlich als ziemlich langweilig und moralisch ...
Wen meinst du mit 'Menschen'? Findest du sie langweilig? Ich kann deinen Eindruck absolut nicht bestätigen. Der Buchmarkt ist so breit - da ist wirklich für jeden was dabei.


... handwerkliche Qualität, von machen auch als Niveau bezeichnet. Da wird gefeiert wer möglichst verschachtelt schreiben kann ohne grammatische Fehler zu machen(was in solchen Fällen tatsächlich eine Leistung ist), wer die aktuelle politische Meinung möglichst dick auträgt auch wenn es dermasen platt rüberkommt, dass ich mich davon ziemlich vor den Kopf gestossen fühle.
hmm, auch hier bin ich ein wenig erstaunt. Was liest du denn so, dass du die 'handwerkliche Qualität' und wie sie gefeiert wird oder nicht beurteilen kannst? Auch an Rezensionen? Verfolgst du 'Die Zeit', 'FAZ' 'Süddeutsche' oder/und Spiegel?

...Aber hat schonmal jemand in der Schule Geschichten von Michael Ende, Astrid Lindgren (für Kinder) oder Frank Herbert, John Marsden (für Jugendliche und Erwachsene) gesehen?
Ja

.... sie müssen auch eine ansprechende Geschichte und lebendige Caraktere haben.
Und wer bestimmt was 'lebendige Charaktere sind?


... oben genannten Autoren könnten Kinder und Jugendliche nichts wichtiges fürs Leben mitnehmen.
hier denke ich, dass es weniger damit zu tun hat was gelesen wird sondern wie der Lehrer und die Schüler es aufbereiten. Ich kann mir vorstellen, dass viele Deutschlehrer gerne mehr lesen würden - aber die Zeit fehlt. Und was man von einem Buch 'mitnimmt' stellt sich oft erst Jahre später heraus.

Sozialkritische Inhalte mit beispielsweise dem Genre des Krimis oder auch des Science Fiction zu transportieren ist imo sehr ansprechend. 'So nebenbei' noch einiges über eine Gesellschaft zu erfahren fand ich schon bei Sjöwall/Wahlöö und vdWetering oder Lem, Huxley und Orwell nett.
Daher: - niemand behauptet, dass 'Unterhaltungsliteratur' keine 'richtige' Literatur ist - und wenn du jemand triffst sag nur Dostojewski :)
 
E

EuFrank

Gast
Hallo Qualle80!

Ich habe oftmals den Eindruck, dass nur die Bücher von Medien Fachleuten und so wahrgenommen und wertgeschätzt werden, die die meisten Menschen wahrscheinlich als ziemlich langweilig und moralisch zu aufgeladen einschätzen würden. Wenn nicht ernsthaft über "große" Themen wie 2WK, soziale Konflikte u.ä. geschrieben wird, ist es keine Literatur sondern nur Unterhaltung.
Was mich besonders stört sind zwei Sachen, einmal dass so viele Autoren versuchen möglichst viele wichtige Konflikte/Themen aufgreifen und dann mit "Lösungen" kommen, die weder im realen Leben realistisch sind(wir sind nunmal keine politisch korrekten Leute, keiner von uns). Beispielhaft finde ich seit einigen Jahren den Trend bei den Krimiserien (ich weiss, eigentlich wollte ich über Bücher schreiben). Da kommt der homosexuelle Kommisar, die Kinder mit Alkoholproblemen und irgendwas mit Integration natürlich, alles in einer einzigen Serie. Ich dachte in Krimis geht es um einen Kriminalfall. Um zu Büchern zurückzukommen, denkt nur mal an die Geschichten aus Schweden mit Kommisar Wallander. Mehr private Probleme als alles andere.
Der zweite Punkt ist die handwerkliche Qualität, von machen auch als Niveau bezeichnet. Da wird gefeiert wer möglichst verschachtelt schreiben kann ohne grammatische Fehler zu machen(was in solchen Fällen tatsächlich eine Leistung ist), wer die aktuelle politische Meinung möglichst dick auträgt auch wenn es dermasen platt rüberkommt, dass ich mich davon ziemlich vor den Kopf gestossen fühle. Besonders fällt mir das bei der sogenannten Schulliteratur auf, die in vielen Fällen besser Schundliteratur hiesse und das Papier nicht wert ist auf dem es gedruckt wurde. Ich nenne hier nur Der Vorleser, Das Parfüm und Die Vorstadtkrokodieler( aus den 60ern, wird immernoch gelesen).
Dabei gibt es so viele wirklich gute Autoren, gerade was Kinder und Jugendliteratur angeht, denn das muss doch die Hauptaufgabe vom Lesen in der Schule sein, den Kindern den Spass am Lesen zu vermitteln. Aber hat schonmal jemand in der Schule Geschichten von Michael Ende, Astrid Lindgren (für Kinder) oder Frank Herbert, John Marsden (für Jugendliche und Erwachsene)gesehen? Sicher, die hier genannten Autoren gründen sich teilweise auch auf persönliche Vorlieben, aber ich bin überzeugt davon, dass sie ihr Handwerk um Klassen besser beherrschen als die Autoren der erstgenannten Titel.
Bücher müssen nicht nur sprachlich korrekt sein, sie müssen auch eine ansprechende Geschichte und lebendige Caraktere haben. Klingt nach einer Binsenweisheit, aber viele Schulbücher versagen hier bereits kläglich. Mal abgesehen von dem sprachlichen Niveau, das fast schon auf Bildzeitungsniveau liegt.
Wenn Bücher diese Kriterien erfüllen, dann vermitteln sie die ihnen inneliegende Wirkung von alleine, ohne mit einem dicken Zaunpfahl zu winken. Und niemand kann mir erzählen, aus Büchern der oben genannten Autoren könnten Kinder und Jugendliche nichts wichtiges fürs Leben mitnehmen.
Ich hoffe ihr sagt auch was ihr darüber denkt.
Es gibt

- Unterhaltungsliteratur mit Niveau
- Unterhaltungsliteratur ohne Niveau
- tiefsinnige Literatur, die unterhält und
- pseudotiefsinnige Literatur, die langweilt

Gute Belletristik hat eigentlich immer auch einen gewissen Tiefsinn. Der kann aber äußerst leichtfüßig daherkommen. Wenn mich ein Film großartig unterhält, sage ich mir, dass er Niveau hat.

Im Prinzip nehme ich die Trennung zwischen Tiefe und Unterhaltung nicht vor. In der Gesamtwirkung vermischen sich beide.

Don Quijote ist zB tiefsinnige Unterhaltungsliteratur.
 
H

hablo

Gast
ganz allgemein zur eingangsfrage möchte ich anmerken, dass shakespeare früher unterhaltungsliteratur (eigtl. ja bühnenstücke) geschrieben hat - nur sehen wir heute seine werke etwas anders ;)

wie eufrank schon schrieb, macht so eine unterscheidung auch nicht viel sinn - bzw. sie lässt sich auch nicht immer vornehmen.
wo sollte man denn auch z.b. satire wie von ephraim kishon einordnen?
 

Qualle80

Mitglied
Sicher sind viele Dinge die ich hier angeprangert habe sehr subjektiv, ich hab ja auch keine Umfrage gestartet. Was mich eben stört, sind Bücher die in Schulen gelesen werden müssen, weil sie eine belehrende Wirkung haben(sollten), die aber meiner Meinung nach fast durchweg die Qualität in der eigentlichen Geschichte vermissen lassen. Ich habe ja auch kein grosses Problem wenn Leute diese Bücher gut finden und gerne Lesen, ich habe es jedenfalls nicht freiwillig getan. Eben weil die Auswahl so gross ist, bin ich erstaunt, dass die Schulen derartige Bücher auswählen. Man wird es nie allen Schülern einer Klasse recht machen können, was den Inhalt und den Schreibstil angeht, das ist aber noch lange kein Grund zu kapitulieren und die Bücher aus einer Liste nach den jeweils gefragten Kernbotschaften auszuwählen. So nach dem Motto, dieses Jahr impfen wir die Klasse gegen Computersucht, nächstes Jahr fangen wir mit Toleranz an. Zwar lese ich den Spiegel, aber nicht weil die Artikel eine bestimmte sprachliche Vielfalt oder ähnliches bieten. Ich glaube, die Schulen wissen sehr genau, wie schlecht sie darin sind, den Schülern das Lesen beizubringen, daher bleiben sie bei der Lektüre einfach auf Grundschulniveau stehen, damit die Schüler wenigstens herausschreiben können, welche Personen in den Kapiteln vorkamen und wieviel Zeit seit dem Letzten Kapitel vergangen ist(ehrlich, so wurde mit den Inhalten gearbeitet).
Im übrigen möchte ich wetten, dass Titel wie Don Quijote als zu schwer angesehen worden wären. Wir haben nicht ein einziges Mal sowas wie Weltliteratur gelesen, Orwell, Dostojewski? Kam nicht in Frage.
 

Polux

Aktives Mitglied
Dann lies das doch 'privat' und nehme das in der Schule als Angebot mit. Ich seh' das Problem nicht so ganz. In der Schule liest doch fast kein Schüler 'gern'. Geht ja auch nicht um das lesen, sondern um die 'Bearbeitung' des Textes. Und da kannst du dich doch dann austoben - auch sagen warum das für dich kein guter Autor ist - Beispiele bringen warum du die anderen besser findest....usw.

So viele Bücher werden doch ausserdem pro Schuljahr gar nicht gelesen. Und wer viel liest nimmt doch so ein mehr oder weniger ohne Probleme mit :D
 

Qualle80

Mitglied
Ich seh' das Problem nicht so ganz. In der Schule liest doch fast kein Schüler 'gern'. Geht ja auch nicht um das lesen, sondern um die 'Bearbeitung' des Textes.
Dass es der Schule um Textarbeit geht, ist mir klar, auch wenn sie bei uns ziemlich oberflächlich blieb(Beispiele hatte ich ja genannt).

[/quote]Und da kannst du dich doch dann austoben - auch sagen warum das für dich kein guter Autor ist - Beispiele bringen warum du die anderen besser findest....usw.[/quote]
Da es nicht klar zu sein scheint, ich bin schon seit Jahren aus der Schule raus, das Thema kam mir nur neulich wieder in den Sinn, weil einer der Titel verfilmt werden soll. Die Textarbeit hat leider keine der Möglichkeiten gelassen die du hier nennst.
Wie gesagt, hauptsache die Schüler dokumentieren dass sie die Namen von Personen im Text gefunden haben.

Ich stehe eben grundsätzlich auf Kriegsfuss mit der Schulliteratur und der Art und Weise wie damit umgegangen wird. Man könnte so viel mehr daraus machen. Natürlich habe ich nur diese eine von tausenden staatlichen Schulen von innen gesehen.

Ich sehe es eben, wie zitiere ich eigentlich mehrfach?
 
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