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Wartezeiten auf Therapieplatz

Werner

Sehr aktives Mitglied
Aber es stimmt mich traurig, dass das alles so lange dauert, einfach auch für die Menschen die dringend noch Hilfe benötigen.
Das ist einer der Ärgernisse, die mir immer wieder begegnen. Selbst jemand, der 30 Jahre lang seine Beiträge bezahlt hat, muss drängeln, bitten, dramatisieren.

Ich hatte es in einem anderen Thread schon mal geschrieben: Wenn die Seele richtig sichtbar bluten würde - ich bin sicher: so lange Wartezeiten ließen sich nicht lange durchhalten.

@ darkside: Überleg mal, anstatt 160 Stunden Psychoanalyse ließen sich 20 Klienten mit einer recht effektvollen Kurztherapie versorgen.

Schlagt mich, aber ich empfinde das als völlig daneben ... einer kann sich ein Jahr lang alles von der Seele reden und draußen vor der Tür stehen die traumatisierten Kinder, die Depressiven und Angstpatienten und leiden vor sich hin. Man muss wohl einiges an Hornhaut auf der Seele haben, das untätig mit anzusehen, wenn man die Möglichkeit hat, es zu ändern.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
WENN denn die Kurztherapie so effektvoll wäre, ja.
Die Psychotherapieforschung hat keinen Unterschied in der Effektivität zwischen kurzen und langen Therapieformen herausgefunden. Der Unterschied zwischen wirksam und nicht wirksam liegt stattdessen darin, ob sich zwischen Therapeut und Klient eine heilsame Beziehung aufbaut.

Das kann in einer Stunde genauso geschehen wie in 160, falls die Zahlen nicht lügen.

Außerdem sind die potentiellen Nebenwirkungen kurzer Therapien geringer (das ist jetzt aber meine subjektive Meinung).

Unverständlich finde ich, dass die deutschen Krankenkassen nicht einmal einen VERSUCH zulassen, um den Kurztherapien eine Chance zu geben. An der Uni Münster wurde mal (ca. 1996) für zwei Semester lösungsorientierte Kurztherapie angeboten. Der Abbruch wurde mit dem Argument beendet, dass von dieser Methode kein Therapeut leben könne ...
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Ich persönlich fände die Aussicht auf eine längere Zusammenarbeit fruchtbarer.
In einem Coaching sehe ich das auch so - aber da geht es nicht um die Lösung eines bestimmten Problems, sondern um einen langfristigen Wachstumsprozess.

Nur ist dafür nicht die Krankenkasse zuständig ... und die langfristigen "Therapien" (könnten auch als "bezahlte Freundschaften" tituliert werden) verbrauchen die Ressourcen, die dann anderswo fehlen.

P.S. Freud wollte übrigens eine "Laienanalyse" ausprobieren - da hätten sich dann die weniger bemittelten Patienten gegenseitig behandelt. Leider haben die Ärzte die neue Methode damals zu schnell okkupiert und bis heute nicht mehr herausgerückt; im Gegenteil: die Psychoanalytiker haben es sogar fertiggebracht, dass ihre Dienstleistung von der Solidargemeinschaft bezahlt wird.

Ich habe in Seminaren manchmal ausprobiert was geschieht, wenn zwei gleichgestellte Teilnehmer beide auf einer Couch liegen (ich meine, jeder auf seiner) und sich dann zuhören wie in einer Psychoanalyse - das wurde als sehr nützlich erlebt.
 
B

Benjamin-29

Gast
Das kann in einer Stunde genauso geschehen wie in 160, falls die Zahlen nicht lügen.

Außerdem sind die potentiellen Nebenwirkungen kurzer Therapien geringer (das ist jetzt aber meine subjektive Meinung).
Ich hab zwar nicht viel Erfahung und das nur mit Coaches und Supervisoren - aber ich kann das nur bestätigen. Eine Stunde bei einem guten Berater kann sehr viel mehr bringen als Monate bei einem weniger Kompetenten.

Und ich kenne auch zwei Leute, die trotz langjähriger Psychoanalyse nicht weiter gekommen sind. Es ist fast eher das Gegenteil der Fall.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
@ Benjamin: Ich arbeite seit 1996 mit den Methoden der lösungsorientierten Kurztherapie (Beratung, Coaching, Supervision) und höre genau das immer wieder - wo andere stundenlang rumstochern helfen ein paar gute Fragen und genaues Zuhören (die Suche nach dem, was funktioniert) rasch weiter. Die Lösungsstrategien liegen ja allermeist schon im Klienten - aber man muss danach suchen und alles andere ignorieren.

@ Darkside: Psychotherapie ist kein Vorgang, der sich immer gleich und berechenbar abspielt wie ein Produktionsprozess oder ein Computerprogramm. Jedes Gespräch ist einzigartig und "Beweise" sind nicht objektiv messbar zu erbringen. Eine Gruppe lösungsorientierter Kurztherapeuten in Milwaukee hat sich trotzdem die Mühe gemacht, ein "Follow-up" zu machen - also nach einer gewissen Zeit anzurufen und nachzufragen, ob der Klient meint, die Kurztherapie sei erfolgreich gewesen. Da kam bei einer Stundenzahl von 4-6 eine Zufriedenheit von ca. 80% heraus (ich müsste nochmal die genauen Zahlen nachschlagen).

Grawe et.al. haben vor Jahren eine inzwischen berühmte Studie gemacht und herausgefunden, dass weder Länge noch Art der Therapie einen Einfluss auf die Wirkung haben - sondern, wie bereits angesprochen, dass allein die Beziehung zwischen Klient und Therapeut den Unterschied in der Wirkung ausmacht. Das heißt doch, man kann gleich kurze Therapien machen und dafür mehr Leuten helfen.

Das Wort "Verschwörung" habe ich nie benutzt. Über die Frühgeschichte der Freudschen Psychoanalyse kannst du viele Details, auch die von mir aufgeführten nachlesen in Ellenberger: Die Entdeckung des Unbewussten.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
also, wenn ich mir anschaue, was bei mir so alles zu "reparieren" ist, dann kann ich nur sagen, ich bin froh, dass ich länger zeit habe und die für mich richtige therapeutin gefunden habe.
Da bist du wohl einem verbreiteten Missverständnis über die Möglichkeiten einer Psychotherapie aufgesessen oder hast einfach Glück gehabt: Es kann vom Therapeuten nichts "repariert" werden. Du bist kein mechanisches System :) ... eine Psychotherapie kann nur Anstöße zur Eigenreparatur des jeweiligen Systems (Familie, Psyche etc.) geben - die Änderungen passieren nicht im Therapiezimmer sondern im Alltag. Und daher kann ein kurzer, passgenauer Anstoß völlig genügen. Den Rest muss dann der Klient selbst machen - weil er es auf jeden Fall tun muss!

Ich wäre auf jeden Fall schon ein ganzes Stück zufriedener, wenn die Kassen wenigstens die MÖGLICHKEIT einer Kurztherapie vorsehen würden und dafür ausgebildete Therapeuten zulassen, die dann zeitnah Termine vergeben könnten.

Wenn du bereit bist, für deine besonderen Bedürfnisse einen Aufschlag zu bezahlen, würde es mich als Mitfinanzierer auch nicht stören, dass du die Luxusvariante wählst ;)

PS. werner, die gelder der versicherten werden erst einmal von den krankenkassen vereinnahmt. und wenn deren aufgeblähte verwaltungsapparate bezahlt sind, fließt geld an die kv. und wenn deren verwaltungsapparat bezahlt ist, geht der rest an die ärzte und therapeuten.
Das ist leider wahr ... stimmt. Man sollte eine neue Krankenkasse gründen, die anders arbeitet.
 
D

Dr. Rock

Gast
Der Psychodoc empfahl mir aus einer Adressliste eine Telefonnummer ganz besonders, die habe ich angerufen, und einen Termin für die darauf folgende Woche sofort bekommen.

Hatte also keine Wartezeit...aber fällt daraus bitte kein negatives Urteil über den Therapeuten...! ;);)
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
... nun, soweit ich weiß, gibt es sowohl die Kurztherapieoption als auch die der langfristigen Psychoanalyse.
Zur Zeit gibt es offiziell zugelassen bzw. von den gesetzlichen Kassen bezahlt nur drei Therapieverfahren:
- die Verhaltenstherapie (ca. 20-50 Std.)
- die freudsche Psychoanalyse (ab ca. 100 Std.)
- die jungsche Analytische Therapie (100 bis über 200 Std.)

Eine lösungsorientierte Kurztherapie braucht im Vergleich 4-6 Std. - das meinte ich mit Kurztherapie.

Neulich wurde jetzt für die Systemischen Therapien (darunter fällt auch die lösungsorientierte Kurztherapie) die erste Stufe der Zulassung genommen (die Anerkennung durch den Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie).

Ein bisschen Hoffnung auf Veränderung und mehr Wahlmöglichkeiten gibt es also durchaus ...
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Darf man nur hoffen, dass jene, die mehr Betreuungsbedarf benötigen, nicht mit einer Kurztherapie und dem Hinweis auf "unnötigen Luxus" abgespeist werden.
Im Gegenteil - wenn die Therapeuten nicht mehr mit Klienten blockiert sind, die dem Vorurteil aufgesessen sind, nur "viel" Therapie könne "schwere Probleme" lösen, ist auch mehr Zeit da, denjenigen, die mehr Zeit benötigen, diese so rasch wie möglich zu geben.
 

Werner

Sehr aktives Mitglied
Jeder gibt sein Bestes, Darkside :) ... und nicht vergessen: in der Therapie wird eher nicht "geholfen" (passiv), sondern es ist eine Zusammenarbeit (interaktiv).
 

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