Jetzt habe ich die Antworten nach Nordrheiners gar nicht bemerkt
Ich war bereits in tiefenpsychologischer Behandlung die pausiert aber momentan... irgendwie hat es mich vom Verhalten her nicht ganz soweit gebracht. Mein Freund beispielsweise meint ich bilde mir das alles nur ein, ich würde gar nicht überheblich wirken und nur die anderen wären schuld. Das die halt auch alle mit sich zutun haben und ich zu hohe Erwartungen habe.
Ich glaube beides ist irgendwo wahr... aber die Einsamkeitsgefühle und die Unsicherheit anderen gegenüber sind halt sehr stark...
LG
Es ist kein neues Phänomen, dass Akademiker auf Vorbehalte bei Nicht-Akademikern stoßen - und umgekehrt. Vorbehalte sind wie eine Styroporwand, die eine Mindestdistanz festlegen. Diese Styroporwand besteht zwischen allen Gruppen, die sich durch ein oder zwei Merkmale von einander deutlich unterscheiden. Ist es bei Akademikern die intellektuelle Art, Fragen zu stellen und Antworten zu geben, so sind es bei anderen Gruppen die Werte. Ein Kaufmann achtet bei der Beurteilung eines Prozesses auf den wirtschaftlichen Erfolg, bei dem Ingenieur steht das technische Funktionieren im Vordergrund. Frauen kommunizieren anders als Männer. Und alte Menschen haben Vorbehalte gegenüber jungen Menschen und umgekehrt.
Vorbehalte stützen sich auf Erfahrungen, eigenen oder fremden. Also sind Vorbehalte auch berechtigt. Die Einsamkeit entsteht immer dann, wenn keine zufriedenstellende Antwort gefunden wird auf die Frage:
Wie kann ich eine Brücke bauen zu dem Menschen, der anders denkt, anders empfindet - als ich?
Da "müssen" wir fragen. Was denkst Du und warum denkst Du wie Du denkst? Was ist Dir wichtig - und warum?
Es geht also um unser Verstehen. Je weniger wir den anderen Menschen (sein Empfinden und Denken und sein Tun) verstehen, um so eher sind wir einsam - und manchmal der andere Mensch auch. Willst Du nicht einsam sein, empfiehlt es sich, dass Du das Gespräch mit anderen Menschen immer wieder suchst - und dein Verstehen verbesserst.
Nähe entsteht durch Verstehen. Dafür müssen wir mit anderen Menschen sprechen.
Es ist völlig in Ordnung, dass wir Nähe suchen und beim näheren Kennenlernen eines Menschen lieber auf Distanz bleiben. Dies führe ich bei mir darauf zurück, dass ich Werte habe, die mir wichtig sind. Diese Werte werden nicht von allen Menschen geteilt. Dann ziehen wir nicht am gleichen Strang - oder nur in den Bereichen, in denen wir gleiche Werte teilen.
Überheblichkeit ist ein zweischneidiger Begriff. Wenn ich mit meiner Lösungsmethode erfolgreich bin, dann hebt sich diese meine Lösungsmethode über alle anderen Methoden hinweg, die ich nicht kenne oder als wenig hilfreich erfahren habe. Das Negative dieses Begriffes scheint mir immer dann zutreffend zu sein, wenn von der erfolgreichen oder von der nicht erfolgreichen Art und Weise der Mensch beurteilt wird. Der Mensch kann hochintelligent sein - und doch etwas sehr Dummes sagen und tun.
Menschen sagen: "Du bist überheblich" weil er auch bei einer sachlichen Bemerkung zu seinem Verhalten sich als Person bewertet fühlt. Er vermischt etwas, was nicht vermischt werden darf. Er fühlt sich beurteilt und verletzt.
Die Schuld wird demjenigen anderen Menschen gegeben, der nur eine sachliche Bemerkung machte.
Ich denke, es könnte helfen, wenn wir bei dem was wir sagen zwei Aussagen parallel machen.
a) Du bist ein liebenswerter, erfolgreicher Mensch. b) was Du tust bringt Dich nicht weiter, ist falsch....
Das ist etwas, was ich immer weiter bei mir verbessern muß. Da komme ich selbst aus dem Trainingsprogramm nicht raus.
Ich wette: Wenn Du Dir Mühe gibst und bewusst Deinem Gegenüber ehrliche Komplimente machst "das hast Du gut gemacht, das finde ich bei Dir toll, ich bewundere, wie gut Du das Problem gelöst hast, ich finde Deinen Fleiss sehr respektabel...... Du siehst mal wieder attraktiv aus..." Wirst du erkennen, dass sich viele viele Menschen persönlich anerkannt und gewürdigt fühlen, obwohl Du "nur" eine Handlung oder etwas Äusseres bewertet hast.
Du erkennst die Vermischung, die von Menschen erfolgt? Nur handelt es sich um eine Vermischung mit positivem Ausgang. So entsteht Nähe! Und so wird auch Einsamkeit überwunden, weil der Andere bereit ist, sich auf Dich einzulassen. Er hat ein positives Erlebnis mit Dir.
Ein Mensch, der mit Dir ein positives Erlebnis hat, ist i.d.R. nicht der Mensch, der Dich als arrogant oder als überheblich empfindet.
Und wenn Du von Dir sagst: "ich denke, dass ich überheblich wirke" dann formuliere ich das um: "Ich denke, dass andere Menschen mit mir nicht genügend positive Erlebnisse haben." Und daran kannst Du ja was ändern.
Viel Erfolg,
Nordrheiner