Winterherz
Mitglied
Hallo...
aus gegebenen Anlass würde ich gerne mal schreiben, wie das zu verstehen sein soll, wenn man z.B. bei der Partnersuche (i.d.R. als Mann) von Frauen nach nur wenigen Sätzen und ohne persönliches Treffen einfach als "negativ" abgesetzt wird.
Gerne auch begleitet von "geringes Selbstbewusstsein" und allem, was sonst einen Menschen abwerten kann.
Da fliegen die Blumensträuße der Vorurteile bunt gemischt je nach persönlichem Urteil.
Ich nehem das deswegen nicht an, weil es ein subjektive Urteil ist. Ebenso wie "zu klein", "zu fett" oder was auch immer sonst an Menschen nicht gefallen mag. Im Gegensatz zu körperlichen Merkmalen kann man charakterliche nichtmal messen.
Sie sind reine subjektive Interpretationen, im Endeffekt nur Vorurteile anhand oberflächlicher Bewertung.
Niemand kann etwas für seine Merkmale. Wenn anderen etwas an mir nicht gefällt, so macht mich das nicht falsch, es ist nicht mein Problem, sondern der Urteilende hat ein Problem.
Dann aber das Urteil als Wahrheit geltend machen zu wollen, ist für mein Empfinden eine Anmaßung und Stigmatisierung, insbesondere wenn es um nicht messbare Eigenschaften geht.
Was also ist "negativ"? Für viele (Dauer-)Singles scheint es so zu sein, dass allein schon die sachliche/faktische Wahrheit über die eigene Person bzw. Vergangenheit als "negativ" bewertet wird und letztlich die Forderung besteht, der Betroffene solle besser darüber lügen.
Meiner Meinung nach das Letzte, womit man in eine Beziehung finden sollte. Jede Frau die das betreit sollte sich nie beklagen, wenn sie an einen Faker geraten ist. Es war ihr einfach lieber als etwas Wahres.
Das man über die Vorurteile nicht positiv, erfreut und höflich reagiert versteht sich von selbst.
Für mich durchzieht diese ungerechtfertigte Abwertung mit allen Folgen mein ganzes Leben.
- Im KiGa wurde ich von Jungs ausgegrenzt und gemobbt wegen meiner langen Haare und bunten Kleidung. Sie hielten mich für ein Mädchen. Ich habe in diesem Alter das erstem Mal meine Mutter gesagt, das ich lieber sterben will, wie sie später erzählte. Mein Vater war Säufer, er ist tot und ich kenne ihn nicht.
- In der Schule wurde ich ausgegrenzt, gemobbt & geprügelt, weil ich kein Mädchen war aber mit ihnen spielte, jetzt nannte man mich "schwul". Da ich alleine gelassen der Gewalt nicht gewachsen war, flüchtete ich, und musste mit mir alleine auskommen. Wehrte ich mich, wurde ich oft hart bestraft.
- Ich habe erfahren, das viele Lügner die Wahrheit verdrehen, und Hilfe zu suchen bestraft wird.
- Ich hatte auch andere Sorgen/Ängste, z.B. saß mein Großvater im Knast und die Familie entging nur knapp der Privatinsolvenz. Es gab kein Geld und ein alternatives Elternhaus. Auch gab es immer wieder körperliche Gewalt durch Erwachsene (Lehrer etc.). Ich wurde als "Alien" gehandelt seit ich denken kann.
- Es passiert einiges, was mir Angstörungen verursachte. Angst lief immer mit mir wie ein Hund.
- Mädchen waren ab 10 jetzt keine Spielkameraden mehr, sondern fanden ihre Wege sich lustig über mich zu machen.
- Das hat sich so weiter fortgesetzt. Ich hatte dann andere Sorgen/Ängste z.B. eine suizidale Mutter, das Ende meiner Kindheit. Später einen verhassten Stiefvater. Irgendwo bis hier war sowas wie "Urvertrauen" wohl restlos zerstört, ich wurde zunehmend psychisch krank. Ich vermute, alle Traumata stammen aus meiner Kindheit.
- Mit 14 kann ich sagen, hatte ich bereits ausgewachsene soziale Ängte. Ich hatte viele Begabungen, keine wurde gefördert, stattdessen schien es niemand etwas wert zu sein. Ich begann zu verstecken und zu leugnen, was ich konnte.
- Auf der Realschule wurde es besser, aber das Mobbing hielt an. Jetzt war ich nicht "cool" genug, hatte kein TV, Handy, Markensachen, ich wurde ausgegrenzt weil ich nicht mitreden konnte bei dem, was andere so "cool" fanden.
- Ich fand dafür Alkohol und Drogen nicht cool, also wurde ich zu Partys nicht eingeladen. Ich wäre auch nicht hingegangen um ehrlich zu sein. Mädchen fanden mich jetzt "komisch", "witzig" "nett" "creepy" oder "zu gut für diese Welt".
- Ich integrierte mich, indem ich mit Zigaretten anfing, Rauchen wurde über die nächsten 10 Jahre eine Last.
Wenn ich heute meine Fotos von damals ansehe finde ich, sah ich überdurchschnittlich gut aus. Besser als heute...
- Ich hatte trotzdem einige gute Freundschaften, aber ich vereinsamte innerlich stark. Meine Mutter war fertig mit sich selbst, und konnte mich nicht aufs Leben vorbereiten. Ich begann mich einzugraben, das Umfeld war toxisch.
- Ich versuchte Vater für meinen Bruder zu sein, mehr schlecht als recht. Es verletzte mich, das er meine Erfahrungen wiederholen musste. Ich sah in seinen Augen mein eigenes Leid, Spiegel der Seelen.
- Ich versaute meinen Schulabschluss, widerholte die 10. und fiel durch, währendessen ich den Psychoterror meiner Mutter aushalten musste. Spätstens hier hatte ich erste Suizidgedanken und SVV. Meine Gegenwart bestand aus Depression und meine Zukunft aus Fantasieflucht. Ich hatte bereits eine Zwangserkrankung, Kontrollverlust.
- mit ~18 musste ich feststellen, das ich keinen Zugang zur Arbeitswelt fand und den Anforderungen nicht gewachsen war. Ich widerholte ein BGJ, war das erste mal in einer Klinik zur Reha. Die Tiefe des Problems wurde trotzdem verkannt.
- Ich machte meinen Realabschluss nach, viel zu schlecht. Ich glaubte, es ginge auch irgendwie so.
- Später fand ich eine Ausbildung die ich abbrach: Ich konnt den Erwartungen des Chefs nicht gerecht werden, die meine Werkstücke geweckt hatten. Ich war mit der Konfliklösung und mit mir selbst überfordert.
- Ich konnte mich mühen wie ich wollte, ich wurde sozial nicht akzeptiert. Ich war fürs Handwerk "zu klein", zu schmächtig", "zu langsam" usw. Die Arbeitswelt spuckte mich aus wie eine unreife Frucht. Ich trank kein Bier, schaute kein Fußball, laß keine BILD und ging nicht in den Puff. Ich war den Kumpels auf Arbeit suspekt, "kein echter Kerl". In irgendeinem Büro oder Handel zu arbeiten konnte ich mir damals nicht vorstellen. Mit Kunden wollte ich nichts zu tun haben.
- Für höhere Bildungswege/Studium fehlten die Mittel, vllt auch die Befähigung der Umstände wegen, mit meinen Noten jedenfalls nicht. Ich glaubte damals, das ich nichts könnte, wusste nicht, wohin ich sollte.
- Für die Frauen war ich spätestens ab da auch "kein echter Kerl" mehr, ich war in vielem abgehängt.
- Ich versacke beim Arbeitsamt, Maßnahmen und Praktika. Eine rechtliche Betreuung scheiterte an meiner Mutter.
- Ich versuchte lange Zeit, im Handwerk Fuß zu fassen. Grund war, das ich eine Qualifikation wollte, mit der ich ohne Studium z.B. Bauzeichner werden konnte. Ich war aber immer auch mit mir, der Familie und der Gesellschaft überfordert.
- Mit 23 dann der erste Suizidversuch, weitere sollten folgen. Meine Eltern zogen ins neue Haus, der Stiefvater sagte: Ohne Job ohne Dich. Mir drohte die Obdach. Das gleiche Versagen wie mein Vater? kam nicht in Frage. Dazu kamen Gefühle für eine Frau, die Psychospiele mit mir trieb. Ich war wie so oft davor und danach, seelisch am Ende.
- Es misslang, ich wurde in die Psychiatrie gebracht. Mehr als einmal. Ich kam später in Wohnheime, auch in Verbindung mit ARGE-Maßnahmen. Ich erhielt ein illustres Bündel an Diagnosen die mir bis heute kaum nützten, auch den Therapeuten nicht.
- Durch die Psychiatrie hatte ich erste Erfahrungen mit Frauen. Alle sehr verschieden, jede davon verzichtbar. Ich lernte eine Frau kennen, die ich bis heute noch wie ein Schatten im Herz trage. Ich habe es akzeptiert. Von einer anderen Frau akzeptierte ich quasi Selbstvergewaltigung. Ich war innerlich nicht bei mir, ich wusste nicht das ich Nein sagen darf. Meine einzige sexuelle Erfahrung bisher.
- Niemals habe ich so eine Entmündigung und Ohnmacht erlebt wie im Sozialstaat und in der Psychiatrie, hier bist du nichts mehr, hier bist du Verfügungsmasse. Hier kann und will dich niemand verstehen. Es war das Gegenteil von allen, was ich brauchte. Meinem Lebensschiff brach in diesem inneren und äußeren Sturm der Kiel. Ich denke heute, der echte Absturz begann erst in der Psychiatrie. Ich erlebte dort auch Misshandungen wie seit der Kindheit nicht mehr. Das andere Menschen Gewalt über mich übten, fachte meinen Todeswunsch lediglich an.
- 2013 hatte ich einen Zusammenstoß mit dem Stiefvater. Er wollte mich zur Obdach bringen mit Gewalt. Ich wehrte seinen Angriff mit einem Messer ab, die Polizei löste es auf. Nichts passierte, aber ich sollte noch jahrelang Alpträume haben, wie er in der Wut meine Zimmertür herausriss.
- 2014 kehrte ich ins Elternhaus zurück. Ich war gebrochen, sowas wie Hoffung und Vertrauen gab es nicht mehr. Ich vegetierte dahin wie ein Geist. Ich ging nicht ans Telefon, nicht an die Tür, nicht ans Fenster. Ich hörte auf zu existieren. Ich hörte auch auf zu Rauchen, zwangsläufig.
- Ich glaube, ich weinte ein Jahr lang ununterbrochen. Nachdem es endete, kann ich bis heute nicht mehr weinen, auch wenn ich mich danach fühle. Nicht eine Träne will mich verlassen. Das ist schlimmer als zu weinen.
- Ich beantragte eine rechtliche Betreuung, diese dann Sozialhilfe. Mein Stiefvater akzeptierte dies, weil er feststellte, das er damit mehr Verdienst hatte. Für ihn geht alles nur ums Geld.
- Dann bekam ich eine ambulante Betreuung. Diese bremste jede Initiative aus, die ich entwickelte. Es war ihr zuviel Arbeit und Umstand, und ich glaubte, mich nicht über sie hinwegsetzen zu dürfen. Ich defragmentiete, irgendwas in mir war zerbrochen.
Ich konnt mich nichtmal mehr selbst pflegen. Es beschämt mich, ja, ich wusch mich ein Jahr lang nicht.
- Dann musste ich alles mühsam lernen, bis heute. Zähne putzen, Nägel schneiden, Waschen, Duschen, Rasieren. Realisieren und Akzeptieren, das ich einen Körper besitze, das es richtig ist, das er Fürsorge braucht. Das ich eine Existenzberchtigung besitze. Das ich Selbstwirksamkeit besitze. Es dauerte 5 Jahre. Eine Ewigkeit in sich.
Fortsetzung folgt...
aus gegebenen Anlass würde ich gerne mal schreiben, wie das zu verstehen sein soll, wenn man z.B. bei der Partnersuche (i.d.R. als Mann) von Frauen nach nur wenigen Sätzen und ohne persönliches Treffen einfach als "negativ" abgesetzt wird.
Gerne auch begleitet von "geringes Selbstbewusstsein" und allem, was sonst einen Menschen abwerten kann.
Da fliegen die Blumensträuße der Vorurteile bunt gemischt je nach persönlichem Urteil.
Ich nehem das deswegen nicht an, weil es ein subjektive Urteil ist. Ebenso wie "zu klein", "zu fett" oder was auch immer sonst an Menschen nicht gefallen mag. Im Gegensatz zu körperlichen Merkmalen kann man charakterliche nichtmal messen.
Sie sind reine subjektive Interpretationen, im Endeffekt nur Vorurteile anhand oberflächlicher Bewertung.
Niemand kann etwas für seine Merkmale. Wenn anderen etwas an mir nicht gefällt, so macht mich das nicht falsch, es ist nicht mein Problem, sondern der Urteilende hat ein Problem.
Dann aber das Urteil als Wahrheit geltend machen zu wollen, ist für mein Empfinden eine Anmaßung und Stigmatisierung, insbesondere wenn es um nicht messbare Eigenschaften geht.
Was also ist "negativ"? Für viele (Dauer-)Singles scheint es so zu sein, dass allein schon die sachliche/faktische Wahrheit über die eigene Person bzw. Vergangenheit als "negativ" bewertet wird und letztlich die Forderung besteht, der Betroffene solle besser darüber lügen.
Meiner Meinung nach das Letzte, womit man in eine Beziehung finden sollte. Jede Frau die das betreit sollte sich nie beklagen, wenn sie an einen Faker geraten ist. Es war ihr einfach lieber als etwas Wahres.
Das man über die Vorurteile nicht positiv, erfreut und höflich reagiert versteht sich von selbst.
Für mich durchzieht diese ungerechtfertigte Abwertung mit allen Folgen mein ganzes Leben.
- Im KiGa wurde ich von Jungs ausgegrenzt und gemobbt wegen meiner langen Haare und bunten Kleidung. Sie hielten mich für ein Mädchen. Ich habe in diesem Alter das erstem Mal meine Mutter gesagt, das ich lieber sterben will, wie sie später erzählte. Mein Vater war Säufer, er ist tot und ich kenne ihn nicht.
- In der Schule wurde ich ausgegrenzt, gemobbt & geprügelt, weil ich kein Mädchen war aber mit ihnen spielte, jetzt nannte man mich "schwul". Da ich alleine gelassen der Gewalt nicht gewachsen war, flüchtete ich, und musste mit mir alleine auskommen. Wehrte ich mich, wurde ich oft hart bestraft.
- Ich habe erfahren, das viele Lügner die Wahrheit verdrehen, und Hilfe zu suchen bestraft wird.
- Ich hatte auch andere Sorgen/Ängste, z.B. saß mein Großvater im Knast und die Familie entging nur knapp der Privatinsolvenz. Es gab kein Geld und ein alternatives Elternhaus. Auch gab es immer wieder körperliche Gewalt durch Erwachsene (Lehrer etc.). Ich wurde als "Alien" gehandelt seit ich denken kann.
- Es passiert einiges, was mir Angstörungen verursachte. Angst lief immer mit mir wie ein Hund.
- Mädchen waren ab 10 jetzt keine Spielkameraden mehr, sondern fanden ihre Wege sich lustig über mich zu machen.
- Das hat sich so weiter fortgesetzt. Ich hatte dann andere Sorgen/Ängste z.B. eine suizidale Mutter, das Ende meiner Kindheit. Später einen verhassten Stiefvater. Irgendwo bis hier war sowas wie "Urvertrauen" wohl restlos zerstört, ich wurde zunehmend psychisch krank. Ich vermute, alle Traumata stammen aus meiner Kindheit.
- Mit 14 kann ich sagen, hatte ich bereits ausgewachsene soziale Ängte. Ich hatte viele Begabungen, keine wurde gefördert, stattdessen schien es niemand etwas wert zu sein. Ich begann zu verstecken und zu leugnen, was ich konnte.
- Auf der Realschule wurde es besser, aber das Mobbing hielt an. Jetzt war ich nicht "cool" genug, hatte kein TV, Handy, Markensachen, ich wurde ausgegrenzt weil ich nicht mitreden konnte bei dem, was andere so "cool" fanden.
- Ich fand dafür Alkohol und Drogen nicht cool, also wurde ich zu Partys nicht eingeladen. Ich wäre auch nicht hingegangen um ehrlich zu sein. Mädchen fanden mich jetzt "komisch", "witzig" "nett" "creepy" oder "zu gut für diese Welt".
- Ich integrierte mich, indem ich mit Zigaretten anfing, Rauchen wurde über die nächsten 10 Jahre eine Last.
Wenn ich heute meine Fotos von damals ansehe finde ich, sah ich überdurchschnittlich gut aus. Besser als heute...
- Ich hatte trotzdem einige gute Freundschaften, aber ich vereinsamte innerlich stark. Meine Mutter war fertig mit sich selbst, und konnte mich nicht aufs Leben vorbereiten. Ich begann mich einzugraben, das Umfeld war toxisch.
- Ich versuchte Vater für meinen Bruder zu sein, mehr schlecht als recht. Es verletzte mich, das er meine Erfahrungen wiederholen musste. Ich sah in seinen Augen mein eigenes Leid, Spiegel der Seelen.
- Ich versaute meinen Schulabschluss, widerholte die 10. und fiel durch, währendessen ich den Psychoterror meiner Mutter aushalten musste. Spätstens hier hatte ich erste Suizidgedanken und SVV. Meine Gegenwart bestand aus Depression und meine Zukunft aus Fantasieflucht. Ich hatte bereits eine Zwangserkrankung, Kontrollverlust.
- mit ~18 musste ich feststellen, das ich keinen Zugang zur Arbeitswelt fand und den Anforderungen nicht gewachsen war. Ich widerholte ein BGJ, war das erste mal in einer Klinik zur Reha. Die Tiefe des Problems wurde trotzdem verkannt.
- Ich machte meinen Realabschluss nach, viel zu schlecht. Ich glaubte, es ginge auch irgendwie so.
- Später fand ich eine Ausbildung die ich abbrach: Ich konnt den Erwartungen des Chefs nicht gerecht werden, die meine Werkstücke geweckt hatten. Ich war mit der Konfliklösung und mit mir selbst überfordert.
- Ich konnte mich mühen wie ich wollte, ich wurde sozial nicht akzeptiert. Ich war fürs Handwerk "zu klein", zu schmächtig", "zu langsam" usw. Die Arbeitswelt spuckte mich aus wie eine unreife Frucht. Ich trank kein Bier, schaute kein Fußball, laß keine BILD und ging nicht in den Puff. Ich war den Kumpels auf Arbeit suspekt, "kein echter Kerl". In irgendeinem Büro oder Handel zu arbeiten konnte ich mir damals nicht vorstellen. Mit Kunden wollte ich nichts zu tun haben.
- Für höhere Bildungswege/Studium fehlten die Mittel, vllt auch die Befähigung der Umstände wegen, mit meinen Noten jedenfalls nicht. Ich glaubte damals, das ich nichts könnte, wusste nicht, wohin ich sollte.
- Für die Frauen war ich spätestens ab da auch "kein echter Kerl" mehr, ich war in vielem abgehängt.
- Ich versacke beim Arbeitsamt, Maßnahmen und Praktika. Eine rechtliche Betreuung scheiterte an meiner Mutter.
- Ich versuchte lange Zeit, im Handwerk Fuß zu fassen. Grund war, das ich eine Qualifikation wollte, mit der ich ohne Studium z.B. Bauzeichner werden konnte. Ich war aber immer auch mit mir, der Familie und der Gesellschaft überfordert.
- Mit 23 dann der erste Suizidversuch, weitere sollten folgen. Meine Eltern zogen ins neue Haus, der Stiefvater sagte: Ohne Job ohne Dich. Mir drohte die Obdach. Das gleiche Versagen wie mein Vater? kam nicht in Frage. Dazu kamen Gefühle für eine Frau, die Psychospiele mit mir trieb. Ich war wie so oft davor und danach, seelisch am Ende.
- Es misslang, ich wurde in die Psychiatrie gebracht. Mehr als einmal. Ich kam später in Wohnheime, auch in Verbindung mit ARGE-Maßnahmen. Ich erhielt ein illustres Bündel an Diagnosen die mir bis heute kaum nützten, auch den Therapeuten nicht.
- Durch die Psychiatrie hatte ich erste Erfahrungen mit Frauen. Alle sehr verschieden, jede davon verzichtbar. Ich lernte eine Frau kennen, die ich bis heute noch wie ein Schatten im Herz trage. Ich habe es akzeptiert. Von einer anderen Frau akzeptierte ich quasi Selbstvergewaltigung. Ich war innerlich nicht bei mir, ich wusste nicht das ich Nein sagen darf. Meine einzige sexuelle Erfahrung bisher.
- Niemals habe ich so eine Entmündigung und Ohnmacht erlebt wie im Sozialstaat und in der Psychiatrie, hier bist du nichts mehr, hier bist du Verfügungsmasse. Hier kann und will dich niemand verstehen. Es war das Gegenteil von allen, was ich brauchte. Meinem Lebensschiff brach in diesem inneren und äußeren Sturm der Kiel. Ich denke heute, der echte Absturz begann erst in der Psychiatrie. Ich erlebte dort auch Misshandungen wie seit der Kindheit nicht mehr. Das andere Menschen Gewalt über mich übten, fachte meinen Todeswunsch lediglich an.
- 2013 hatte ich einen Zusammenstoß mit dem Stiefvater. Er wollte mich zur Obdach bringen mit Gewalt. Ich wehrte seinen Angriff mit einem Messer ab, die Polizei löste es auf. Nichts passierte, aber ich sollte noch jahrelang Alpträume haben, wie er in der Wut meine Zimmertür herausriss.
- 2014 kehrte ich ins Elternhaus zurück. Ich war gebrochen, sowas wie Hoffung und Vertrauen gab es nicht mehr. Ich vegetierte dahin wie ein Geist. Ich ging nicht ans Telefon, nicht an die Tür, nicht ans Fenster. Ich hörte auf zu existieren. Ich hörte auch auf zu Rauchen, zwangsläufig.
- Ich glaube, ich weinte ein Jahr lang ununterbrochen. Nachdem es endete, kann ich bis heute nicht mehr weinen, auch wenn ich mich danach fühle. Nicht eine Träne will mich verlassen. Das ist schlimmer als zu weinen.
- Ich beantragte eine rechtliche Betreuung, diese dann Sozialhilfe. Mein Stiefvater akzeptierte dies, weil er feststellte, das er damit mehr Verdienst hatte. Für ihn geht alles nur ums Geld.
- Dann bekam ich eine ambulante Betreuung. Diese bremste jede Initiative aus, die ich entwickelte. Es war ihr zuviel Arbeit und Umstand, und ich glaubte, mich nicht über sie hinwegsetzen zu dürfen. Ich defragmentiete, irgendwas in mir war zerbrochen.
Ich konnt mich nichtmal mehr selbst pflegen. Es beschämt mich, ja, ich wusch mich ein Jahr lang nicht.
- Dann musste ich alles mühsam lernen, bis heute. Zähne putzen, Nägel schneiden, Waschen, Duschen, Rasieren. Realisieren und Akzeptieren, das ich einen Körper besitze, das es richtig ist, das er Fürsorge braucht. Das ich eine Existenzberchtigung besitze. Das ich Selbstwirksamkeit besitze. Es dauerte 5 Jahre. Eine Ewigkeit in sich.
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