Hallo,
In diesem Thread soll es um die Vertreibung und Flucht Deutscher aus Ost- und Mitteleuropa gehen. Ich habe vor ein paar Monaten ein Buch gelesen, dass diese Vetreibung und Flucht ausführlich behandelt und ich war betroffen von dem Inhalt. Ich habe auch ein bisschen über die Vetreibung recherchiert. Seit dem beschäftige ich mich auch sehr damit. Ich bin sehr verwundert, wie wenig dieses Thema in der deutschen Geselschaft eigentlich behandelt wird. Ich frage mich auch, warum es so wenig behandelt wird. Dieser Thread kann dabei durchaus ein Austausch von Nachfahren der Flüchtlinge und Vertriebenen sein.
Das Thema ist gesamtgesellschaftlich tabuisiert und vor allem aus der rechten Ecke besetzt. Erika Steinbach ist inzwischen ja zur AfD abgewandert. Innerhalb der jeweiligen Gruppierungen wird traditionell viel Volkstum erhalten. Da geht es nicht selten bis hin zum Geschichtsrevisionismus.
Die Familie meiner Mutter ist aus Oberschlesien geflüchtet, wo die Stadtgrenze in etwa auch Reichsgrenze war. Auschwitz war 5 km entfernt, sie konnten den Rauch der Gaskammern sehen, haben aber nix gewusst und nur vor Angst geschlottert, wenn das Thema aufkam. Darüber durfte nicht gesprochen werde. Ausführlicher waren dann die Erlebnisse auf der Flucht, die An- und Unterkunft auf bayerischen Bauernhöfen, und wie sie damals als Pöbel behandelt wurden von den Einheimischen.
Ansonsten wurde und wird das Thema doch immer wieder in den Medien gründlich behandelt. Ich denke da nur an die Filme über den Untergang der Gustloff, oder den Fernsehfilm mit Veronica Ferres oder die Reihe History. Es gibt Dokumentationen und Fernsehfilme jeglicher Couleur. Muss man sich halt auch ansehen...
Ansonsten wird bei uns eben vorwiegend die Vertreibung der Juden, der Künstler, Wissenschaftler und Intellektuellen behandelt. Zudem sind wir mit der aktuellen Politik mehr als gefordert. Die damaligen Flüchtlinge wurden zum Teil jedenfalls nicht besser behandelt als die Neuankömmlinge von 2015, und das im eigenen Land. Es gab ja nix mehr zum Teilen, und schon gar keine Welcome Refugees-Kultur. Die Besitzlosen waren nur mit ihrer Kleidung am Leib geflüchtet, mussten auf den Bauernhöfen erstmal Messer, Gabel und Teller erbetteln. Es gab ja keinen Staat mehr, keine Verwaltung ausser derjenigen der Besatzungsmächte im jeweiligen Sektor.
Und viele Ostdeutsche, die geblieben waren, wurden von den Russen später zu Reparationsleistungen herangezogen. In Rumänien und Tschechien wurden die verbliebenen Deutschen zwangsumgesiedelt. Und noch heute kommen Spätaussiedler bei uns an, vornehmlich aus Kasachstan, aber auch aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken, wo sie eigenen Gemeinschaften gebildet hatten. Auf dem Land sprach man dann auch noch Deutsch, in der Stadt war nur Russisch erlaubt.
Wer will kann sich in den Medien ausgiebig mit dem Thema beschäftigen. Manche aktuellen Ereignisse versteht man besser vor diesem Hintergrund. Ansonsten sind wir aber mit der aktuellen Tagesrealität mehr als gefordert.