Hallo,
ich komme aus einer ähnlichen Problematik wie du. Mein Vater war gewalttätig und meine Mutter hatte es ebenfalls unterlassen uns Kids zu schützen..im Gegenteil..sie hat die Gewalt unseres Vaters als "Erziehungsmittel" benutzt. Und als wir sie anflehten sich zu trennen damit wir gehen konnten uns 3 Kinder/Jugendliche mit Selbstmorddrohung zum Bleiben gezwungen.
Ich habe diesen Konflikt dann zum Glück im Alter von 13.14 Jahren ein wenig entschärfen können indem ich meinen Vater angriff und ihn dazu zwang keine Gewalt mehr an zu wenden.
Ich habe mein Elternhaus früh verlassen an sich bereits innerlich direkt ab der Pubertät...Es ist total wichtig sich innerlich zu lösen. Du haftest noch an...hast die (unrealistische) Hoffnung dass deine Mutter Einsicht zeigt und sich für das was sie dir antat bei dir entschuldigt. Das wird leider nicht funktionieren. Weil Menschen anders funktionieren. Ich denke deine Mutter hat sicherlich Schuldgefühle, nur kann sie diese nicht zeigen, da damit ihre Lebenslüge ans Licht käme, ihre Mitschuld und Verantwortungslosigkeit und das könnte sie ggf. nicht ertragen und daher leugnet sie vehement..wie meine Mutter bis heute. Allerdings erkennt man dennoch dass sie im Grunde um ihr Versagen weiss...ihr schlechtes Gewissen ist deutlich aus ihrer ganzen Haltung erkennbar.
Ich habe heute kaum noch Kontakt zu meinen Eltern, und wenn dann nur zu geschäftlichen Angelegenheiten. Meine Eltern haben auf gewisse Weise Buße getan durch großzügige Geldgeschenke oder Überschreibung von Immobilien etc. Damit ist die Angelegenheit für mich an sich erledigt.
Sie war bereits damals schon ab der Pubertät für mich erledigt, da ich erkannte: bei meinen Eltern ist nicht viel zu erwarten in Hinsicht auf Liebe, Achtung, Anerkennung..also guck ich mich mal lieber woanders um...und das tat ich...erfolgreich. Ich hatte meinen Job als Reitlehrerin, meinen kleinen Reitstall, Freunde und Freundinnen mit denen ich viel unterwegs war und Spass hatte. Meinen Sport, meine Kunst...Irgendwo muss man anfangen los zu lassen und sich auf sein Leben zu konzentrieren. Wenn man Eltern hatte die nicht so dolle sind auf ein Leben ohne Eltern...Seine Eltern kann man sich ja leider nicht aussuchen.
Es war natürlich schmerzlich erkennen zu müssen dass die Eltern scheisse drauf waren, der Vater ein ungerechter Terrordespot, die Mutter eine hysterische egoistische Kuh die die nur an sich und nicht an die Kinder denkt und sie nicht schützt. Aber so ist es nun einmal, damit muss man sich abfinden. Du solltest also eines auf gar keinen Fall tun: versuchen deine Mutter zu erziehen oder Einsicht zu erzwingen versuchen. Sie lebt in ihrer eigenen Welt und Realität und da hast du an sich nix verloren, denn in ihrer Welt wirst du immer zu kurz kommen und dich das nur weiter unnötig frustrieren.
Abgrenzung ist wichtig, also zu erkennen dass du nicht deine Eltern bist und du nur eines machen musst in deinem Leben: einfach besser...das reicht an sich. Damit beschämst du deine Mutter am meisten.
Meine mittlere Schwester hatte vor einigen Jahren einen psychischen Zusammenbruch, sie erzählte dass sie ebenfalls sehr viel Angst hatte...ich hatte die zwar auch manchmal aber offenbar durch mein frühes Loslassen (und meine Beschäftigungstherapie, Reiten, Freunde, etc.) mehr Selbstbewusstsein und Abstand was die Angst weitgehend nahm.
Ich kann dir nur raten los zu lassen und dich voll und ganz auf deine Zukunft zu konzentrieren. Kein Mensch - auch deine Mutter nicht hat die Macht zu verhindern dass du mal glücklich wirst und eine viel bessere Zukunft hast. Es liegt ganz bei dir.
Deine Mutter hat in Hinsicht auf ihre Verantwortung sich gut um dich zu kümmern versagt....du solltest das nicht nachmachen und dich selbst gut um dich kümmern. Das habe ich ebenfalls stets getan...damals ab der Pubertät wo ich erkannte dass meine Mutter es nicht bringt...ich jedoch schon
Selbst ist die Frau und der Grundstein eines erfolgreichen Lebens ist Selbstvertrauen, dass man sich stets als unerschütterlichen Fels in der Brandung hat auf den man zählen kann.
Dazu ist natürlich harte Arbeit an sich selbst erforderlich. Durch Gewalt erleidet das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl einigen Schaden und man muss Ausgleichen...Kampfsport ist gut, Sport allgemein oder auch Therapie, Verhaltenstherapie. Du machst ja bereits was in der Hinsicht, aber ich weiss aus eigener Erfahrung dass Therapie allein nicht ausreicht. Dazu sollte kommen viele Sozialkontakte zu pflegen, Freunde, Vertraute haben, Beruf, sinnvolle Beschäftigungen..irgendwas was, was du kannst (jeder hat irgendwo Talente und kann diese ausbauen..auch du!) dir ständig Anerkennung, Lob und Achtung einbringt. Sowas ist wichtig zum Ausgleich für die Demütigungen die man durch Gewalt erlebt hat.
Also kontinuierliche Aufbauarbeit bis deine Mitte wieder einigermaßen im Lot ist.
Wie auch im Vorbeitrag bereits angesprochen stimme ich zu dass die Denkweise wichtig ist..die Erwartungshaltung. Du haftest da immer noch zu sehr an unrealistischen und daher frustrierenden Erwartungen an...Las also deine Mutter los...du brauchst sie im Grunde nicht mehr....also weg damit!
Hass ist Anhaften...damit hat deine Mutter viel zu viel Macht über dich..weil du sie ihr durch deinen anhaftenden Hass giebst.
Ich hatte damals in der Ablösungsphase auch Wutphasen und ansatzweise sowas wie Hass gespürt...mir jedoch verboten..da ich erkannte dass meine Eltern damit zu viel Macht über mich hatten, Macht die ich ihnen nicht gönnen wollte und die ich lieber für mich selbst haben wollte. Meine Wut, meinen Ärger habe ich per Kunst und Sport gut abbauen können...das hat mich ruhig und gelassen gemacht und so wurde sehr schnell eher Verachtung und Mitleid aus der Wut ggü meinen Eltern. Irgendwann steht man über sowas und sagt sich: das also sind meine Eltern im leiblichen Sinne, weil sie mich gezeugt haben, aber ansonsten sind sie eher Fremde mit denen ich nicht mehr viel am Hut habe.
Ich hoffe du kommst irgendwann auch an diesen Punkt. Ich bin ja nun schon über 40 Jahre (verdammt...wo ist die Zeit geblieben??
) alt aber ich erinnere mich wenn ich an meine Kindheit/Jugend zurückdenke v.a. an die schönen Momente. Da ich in meiner Jugend kaum noch zu Hause war (nur zum Essen, Hausaufgaben machen schlafen) waren auch hauptsächlich andere Erlebnisse, die Action in Wald und Wiesen und mit den Pferden etc. irgendwo prägender. Ich denke um Zeit blendet man auch viele Negativereignisse aus..ich kann mich jedoch sehr gut an sehr ängstigende schlimme Situationen erinnern..allerdings ohne Angst oder Schmerz und so wie man auf einen Film guckt. Über solche Ereignisse oft mit Freunden oder Vertrauten (oder auch einem Therapeuten) reden ist da glaube ich sehr wichtig...denn damit gewinnt man immer mehr inneren Abstand dazu...Es berührt einen zwar immer noch, haut einen aber nicht mehr um...soweit muss man glaube ich kommen und zwar relativ rasch wenn möglich...sonst versaut einem das nachhaltig die Lebensqualität.
Ich bin ein Genussmensch und habe daher keine Mühen gescheut diese Verarbeitung radikal durch zu führen.....damit die Lust aufs Leben stets den Vorrang hatte.
Ich hoffe sehr für dich, dass du ebenfalls deine Lebenslust niemals verlierst und falls zwischenzeitlich doch ein wenig ins Hintertreffen geraten bald wieder findest.
Tyra
was mir auch noch ein wenig geholfen hat war mein Analysetick..womit ich geborene Wissenschaftlerin bin auch beruflich geworden bin...ich habe mir die Dinge immer unerschrocken sachlich angeguckt...und seziert und dahinter geguckt...auch mein Leben...damit hatte ich dann Erklärungen nach dem Wie und Warum....sowas bringt auch Ruhe in die Seele..man gewinnt auch damit Abstand. In deiner Therapie läuft ja gerade sowas ab...eine Reflexion und Analyse...nutze die gut für dich, mach da mit denn da kannst du viel Nutzen für dich raus ziehen.