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Unterfordert?

S

Santino

Gast
Hallo, Ich bin in 10. Klasse auf einem Gymnasium in Brandenburg. Ich versuche mich mal etwas kurz zu fassen.

Mein Klasse ist die "sprachlich begabte" Klasse, wobei "sprachlich begabt" für "ich bin zu faul für Naturwissenschaften steht". Ich möchte auf gar keinen Fall überheblich klingen, aber ich fühle mich echt unterfordert. Ich bin ein Mensch, der sich vielleicht eine Erklärung, ein Beispiel und eine Übungsaufgabe angucken muss und spätestens dann habe ich so ziemlich alles verstanden. Allerdings bin ich, fürchte ich, der einzige aus meiner Klasse der so tickt. Bevor jemand fragt, nein, ich habe mir diese Klasse nicht ausgesucht. ich wurde von meine Erst-Wunsch abgelehnt und einfach in diese Klasse geschoben.

Das ganze läuft auf alltäglicher Basis so ab:
1. Der Lehrer erklärt ein neues Thema
2. Ich schaue es mir in oben genannter Reihenfolge an und habe es verstanden
3. Der Lehrer gibt Übungsaufgaben - Langweilig, mache ich aber trotzdem
4. Fast jeder Schüler fragt mitten in der Stunde nach irgendetwas das schon vor 30 Minuten erklärt wurde, was dazu führt dass der Lehrer alles 3 - 5 mal erklärt...
5. Die nächsten 2 oder 3 Stunden genau die selbe Prozedur

So langsam halte ich das nicht mehr aus, ich stehe am Rand der Verzweiflung. Ich habe mir ein Klasse 11 und 12 Mathe Buch gekauft um den Mathe Unterricht irgendwie interessanter zu gestalten. Wegen der Sprachlichen Verstärkung in der Klasse ist ein Klassenwechsel nicht denkbar. Ich kann mir nicht mehr helfen, vielleicht kann es einer von euch ja :).

Vielen Dank im Voraus!
Wie sind deine benoteten Leistungen? Ggf. könntest du ein Schuljahr überspringen, je nachdem. Bei mir gab es damals ausserdem die Möglichkeit, den Unterricht in bestimmten Fächern in höheren Stufen zu besuchen. Ich würde mich dahingehend an den Schulpsychologen wenden - heutzutage gibt es so etwas ja und der scheint mir der richtige Ansprechpartner zu sein - oder an einen Vertrauenslehrer. Ich denke, du kannst dir Hoffnungen machen, dass man für das Problem eine adäquate Lösung findet. Heute gibt es viele Möglichkeiten. Bei mir damals (bin ü40) war das noch ein riesiger Aufwand, hier irgendeine Sonderbehandlung zu bekommen und stellenweise schlichtweg unmöglich.

Ich kann gut verstehen, was du beschreibst und ich finde das nicht arrogant. Es ist einfach mega frustrierend und nervt. Mir ging es meine gesamte Schulzeit über genauso. Erst im Studium lief es besser, weil ich da mein eigenes Tempo und meistens selbst die Tiefe dessen bestimmen konnte, was ich bearbeitet habe.

Noch heute kriege ich häufig die Krise, weil viele Menschen kognitiv so unglaublich langsam sind. Das geht so weit, dass ich im Beruf bspw. in Meetings einen Vorschlag gemacht habe, auf den keiner reagiert hat oder der sogar abgelehnt worden ist. Nach langer, ausufernder Diskussion sind die Arbeitskollegen schliesslich bei genau dem Vorschlag (oder einem sehr ähnlichen Vorschlag) angekommen. Oft stellt sich bei solchen Geschichten heraus, dass meine Begründung nicht verstanden wurde und dass die Leute diese Zwischenschritte in der Diskussion brauchen, um gedanklich dort anzukommen, wo ich anfangs schon angekommen war...

Oder in zwischenmenschlichen Beziehungen, wenn die Leute einfach nicht auf dem Level reflektieren können, auf dem ich (kognitiv) reflektieren kann; insbesondere wenn es ums Thema "Schuld" in Konflikten und den eigenen Umgang damit geht. Wenn ich jemandem bspw. meine Defizite schildere und wie diese in bestimmten Situationen zu Konflikten führen, aber das letztlich nicht verstanden und trotzdem als Bösartigkeit angeprangert wird. Oder andersrum: wenn jemand nicht versteht, dass bestimmte Konflikte auf mehreren Ebenen und in mehreren Dimensionen eigendynamisch entstehen und nicht durch die "Schuld" einzelner Personen. Und wenn dann Konfliktsituationen so unterkomplex behandelt werden, indem einzelnen Personen stigmatisiert und abgestraft werden, was die ungute Eigendynamik solcher Geschichten häufig stabilsiiert...

Oder bei Gesellschaftsthemen wie aktuell SARS-Cov-2, als sich letztens hier im Forum herausgestellt hat, dass jemand einfach nicht wusste, wie wissenschaftliche Arbeiten aufgebaut sind. Das allein wär ja nicht schlimm, aber schlimm finde ich dann, wenn selbst nach korrigierender Information die Leute weiterhin auf ihrem Standpunkt beharren, dass sie Bescheid wüssten, und schlichtweg nicht merken, dass sie eben nicht genau Bescheid wissen und das so vielleicht auch gar nicht wissen können (im Beispiel: wer nicht studiert hat, woher soll er's dann auch wissen?).

Also, damit wir uns nicht falsch verstehen: es ist nicht schlimm, wenn jemand etwas nicht weiss oder nicht kann. Ich weiss auch so vieles nicht. Wenn man etwas nie angeschaut, nie gelernt, nie gemacht hat, woher soll man es denn auch wissen und können? Das ist absolut nicht schlimm. Schlimm find ich es erst, wenn jemand trotzdem felsenfest davon überzeugt ist, er wüsste und verstünde alles und gar nicht in Betracht zieht, dass er da Defizite haben könnte... Und dass es noch etwas zu lernen gibt...

Wie dem auch sei. Ich weiss, dass jetzt hier auch wieder jemand "Menschenverachtung" und "Arroganz" schreien wird, an mich gerichtet. Aber so ist es letztlich nicht gemeint: die Leute sind doch als Menschen nicht weniger wert, nur weil sie etwas länger brauchen (was für ein Schwachsinn) und das heisst auch nicht, dass die Menschen nicht nett und liebenswert wären. Es macht mich auch nicht zu einem "besseren" Menschen. Hat damit nichts zu tun.

Ja, jedenfalls verstehe ich dich und würde dir empfehlen, dich an eine Vertrauensperson in der Schule zu wenden. Es gibt heute mehr Möglichkeiten, deine Langeweile aufzufangen. Mit dem Studium wird es besser. Danach würde ich mir einen Beruf mit möglichst komplexen, vielseitigen Arbeitsaufgaben suchen. Viele Jobs sind (für mich damals sehr überrschend) monoton und wenig komplex.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöscht 115107

Gast
Hallo Rexy, bist Du direkt in Brandenburg auf dem Gym oder Land Brandenburg, rein mein persönliches Interesse, ich kenne die Gegend ganz gut.
Was sagen Deine Eltern dazu? Können Sie Dich unterstützen, wenn nicht die Eltern, so gibt es vielleicht eine andere Person, die Dir zur Seite steht. Jetzt ist es wahrscheinlich zu spät, aber du hättest evtl. auch deinen Besuch in der Wunschklasse einklagen können. Auf alle Fälle solltest Du aktiv werden, vielleicht ein wenig schwierig , auch im Umgang mit deinen Schulfreunden, aber es belastet Dich und das jetzt schon am Anfang des Schuljahres. Vor Dir liegen noch einige Jahre des Lernens und Dein ganzes Leben überhaupt, wenn Du ein Ziel hast, stelle Weichen, auch wenn sie ruckeln.
 

Rosy80

Mitglied
Ich verstehe dich. Ging mir in den Sprachfächern so. Ich kenne das deutsche Schulsystem nicht und kann deshalb nicht beurteilen, ob du etwas dagegen tun könntest, also Klassenwechsel oder so. Wenn nichts geht, musst du wohl ausharren. Nach dem Abi kannst du dir ein Studienfach wählen, das dich stärker herausfordert.

Kannst du in der Freizeit Kurse besuchen, zB an der Volkshochschule?
 

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