Hallo liebe Community,
Ich weiss nicht genau, wie ich mich am besten Ausdrücken soll. Wenn es nach der Gesellschaft geht, sollte ich glücklich sein. Ich geniesse eine gute Ausbildung mit sehr guten Zukunftsaussichten, habe eigentlich alles was mich materiell befriedigen könnte und bin vielseitig interessiert, habe viele Hobbies. Doch ich fühle mich nicht gut. Ich sollte mir die Ohren lang ziehen dafür, dass ich hier auf hohem Niveau rummotze. Aber das ist ja eine Facette des Glücks, man kann es nicht einfach heraufbeschwören!
Ich glaube ich bin unglücklich, weil alles was ich bisher gemacht habe, mir plötzlich recht sinnlos vorkommt. Bis jetzt habe ich mich selten auf die Frage eingelassen, wie mein Leben nach der Ausbildung aussehen wird. Reisen und so, das war alles an was ich dachte. Ich wollte mich nicht vom Studium ablenken lassen. Kein einziges mal spielte ich mit dem Gedanken, später vollwertig als Maschinenbauer (was ich studiere) zu arbeiten. Immer habe ich versucht, Argumente zusammenzukratzen um mich zum weitermachen zu motivieren. Diese Argumente sind die gebräuchlichen Argumente, wie z.B: Geld, mit Geld kann man sich alles kaufen. Das klingt natürlich erstmal verlockend. Mittlerweile sehe ich das ganz anders.
Natürlich wollte ich auch ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft werden. Wollte mir Respekt und Anerkennung erwirtschaften. Ich dachte mir, wenn du es schaffst zur Hälfte der wohlhaberenden Bevölkerung zu gehören würde mir automatisch Glück zuteil.
Aber warum?
Diese Frage stellte ich mir in letzter Zeit vermehrt, denn ich merkte, dass ich immer weniger Motivation für mein Studium aufbringen konnte. Obwohl mich der Stoff interessierte, wurde meine Motivation gebremst von meiner ungewissen Zukunft. Ich studiere Maschinenbau und wollte kein Maschinenbauer werden? Wie ironisch ist das denn? Ich merkte, dass alles was mich bisher "gelockt" hatte an diesem Studium, war das Wissen und das Wissen alleine. Ich wollte wissen, wie die Welt funktioniert. Wie funktionieren alle diese Geräte, mit denen wir uns tagtäglich unwissend umgeben? Natürlich habe ich mich nicht nur in Schulbüchern gewälzt sondern für diese Aufgabe das ganze Internet herbeigezogen. Das Internet ist das beste und gleichzeitig das schlimmste was mir passieren konnte. Es ermöglicht einem, in die Welt herauszugehen ohne das Haus zu verlassen. Wenn man die Kunst des Suchens beherrscht, stehen einem alle Türen sperrangelweit offen. In dieser Kunst habe ich mich tagtäglich seit ich einen Internetanschluss hatte geübt.
Und immer mehr stellte ich mir die Frage, warum ich denn tue, was ich tue. Was treibt mich an, was behindert mich? Inwiefern kann ich mein Leben durch meinen freien Willen beeinflussen? Gibt es überhaupt einen freien Willen? Dadurch interessierte ich mich immer mehr für Psychologie und Neurologie. Ich verschlang stundenweise Dokumentationen über das menschliche Gehirn und seine Funktionsweise und wälzte wissenschaftliche Artikel. Es ist spannend zu entdecken, wie sehr wir beeinflusst werden können. Man beginnt unmittelbar, sein Verhalten und das Verhalten anderer Menschen zu deuten und auf die psychologischen Hintergründe zu schliessen. Grundsätzlich ist der Mensch ein offenes Buch, das darauf wartet, gelesen zu werden. Jeder ist darin ein unbewusster Experte, sonst wäre ein soziales Zusammenleben undenkbar.
Ich hab dann beschlossen, mir ein paar Coachingvideos zum Thema Motivation und Disziplin anzusehen, um aus meinem Motivationsloch zu kommen (Kann ich nur empfehlen, ganz besonders die von Colin Hiles (englisch) (https://www.youtube.com/user/midlifemaverick) und Peter Frahm (https://www.youtube.com/user/PersonalPowerCoach) ). Dies bestätigte mich, dass ich mit meiner Vermutung richtig gelegen hatte: Um motiviert zu sein, braucht man einen Grund dazu. Das Bewusstsein und das Unterbewusstsein müssen gleichgerichtet werden. Also stellte ich mir die Schlüsselfrage: Warum?
Und jetzt bin ich in einem Loch. Alles was ich gelernt habe über Psychologie und Glücksforschung spricht gegen das was ich mache, und gegen das was die Gesellschaft macht. Und am Anfang von allem steht die eine Realisation: Fortschritt ist, wenn der der Mensch glücklicher wird. In diesem Sinne sind die Urwaldvölker die fortschrittlichsten Völker der Welt.
Dieses Statement möchte ich natürlich untermauern. Ich zählte mich auch zu denen, die solche "irren" Behauptungen ohne weiteres ignorierten mit dem Gedanken, dass es sich beim Autor eines solche Zitats um ein gestrandetes Individuum ohne sozialen Status handeln müsste. Warum sonst würde er in die Steinzeit zurück wollen? Ein näherer Blick auf die indigogene Urbevölkerung vieler Kontinente zeigt aber, dass die Einführung von moderner Technologie wenig Freude und fast nur Leid bereitet hat. Ein herausragendes Exempel ist hier Australien, wo die küstennahen Aborigines enteignet und gezwungen wurden, in modernen Häusern zu leben. Dieser Lebensstil hat das einst stolze und glückliche Volk zu fetten aggressiven Alkoholleichen verwandelt. Am meisten beeindruckt hat mich in dieser Hinsicht aber die Geschichte von Daniel Everett, der sich aufmachte um ein Volk von Indianern im Amazonasregenwald zu missionieren. Er war so beeindruckt von deren Lebensstil dass er selbst seinen Glauben aufgab und ein Buch über "Das glücklichste Volk der Welt" (wie er es nannte) schrieb (hier eine Kurzfassung: Daniel Everett - Das glücklichste Volk - DVA ).
Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir dem Glück hinterherrennen müssen. Das Geld spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn Glücklich sein kann man nur, wenn man sich keine Sorgen machen muss und zuversichtlich sein darf, so wie das die oben genannten Piraha-Indianer naturgemäss sind. Doch das ist nur möglich, wenn man genug Geld auf der Seite hat. Doch es gibt nicht genug Geld für alle! Es exisitert ein konstanter Geldmangel auf der Welt (hier nochmal schön aufgezeigt in https://www.youtube.com/watch?v=_h0ozLvUTb0)! Was das heisst ist schlicht und ergreifend, dass niemals alle Menschen glücklich sein werden.
Zunehmend empfinde ich die Gesellschaft als Gefängnis, dass wir uns aufgrund unserer Naivität gegenüber unserer Psyche selbst errichtet haben. Noch schlimmer, wir haben dieses Unheil der ganzen Welt gewaltsam aufgezwungen. Wir suchten das Glück im technologischen Fortschritt und fanden temporäres Vergnügen. In dieser Hinsicht hier mal ein viel zitierter Satz von meinen Kollegen:
"Sie sagen mit Geld kann man sich kein Glück kaufen. Aber hast du schonmal einen unglücklichen Menschen auf einem Jetski gesehen?"
Habt ihr diesen Spruch auch schonmal gehört? Er vertritt die vorherrschende Fehlannahme, dass ein momentanes Glücksgefühl mit einem langwierigen Glückszustand gleichzusetzen ist. Das ist Schwachsinn, der von unserer Ignoranz gegenüber unserer psychologischen Veranlagung zeugt! Die Menschheit ist erblindet, sie erkennt nicht, was gut und was schlecht für sie ist! Blind vom Dopamin steuern sie in jede vor ihnen ausgelegte Falle! In einer wirklich fortschrittlichen Gesellschaft wäre ab der Grundstufe Psychologie und Philosiopie ein Schwerpunktfach. Unsere Gesellschaft dagegen ist die Summe der falsch gedeuteten Signale unseres altehrwürdigen Gehirns aus der Steinzeit.
Zu dieser Gesellschaft soll ich einen Beitrag leisten. Ich als Maschinenbauer soll Maschinen entwickeln, die die Menschheit in ihrem Glauben festigen werden, dass technologische Fortschritt der Weg zum Glück ist. Ich soll Geräte herstellen, die mir unwissende Leute in der Hoffnung auf einen seeligen Glücksmoment abkaufen. Und dann wird von mir erwartet, dass ich glücklich werde mit dem Geld, für das ich mir zuerst eine oberflächliche Verwendung ausdenken muss.
Ich sehe keinen Sinn, diese Gesellschaft mit meinen ganzen Kräften zu unterstützen. Diese Gesellschaft wurde auf dem wackeligen Fundament der befristeten Glücksmomente errichtet, mit dem Ziel, diese in immer höheren Abständen auszulösen. Wie die Ratte mit dem Knopf, der ihr einen Orgasmus besorgt, sitzen wir in einem Käfig und drücken den Knopf immer und immer wieder, aber mit anderer Überschrift.
Viele Menschen müssten zu ihrem Glück gezwungen werden, weil sie nicht selber in der Lage sind zu erkennen, womit sie glücklich werden. Das hat mir die Serie "The worlds strictes parents" wenigstens teilweise bestätigt (hier eine Episode davon: https://www.youtube.com/watch?v=e0HHiaGwg_4). Jedoch wird nur noch in kleinem Rahmen gezwungen, wie z.B. wenn wir den scheuen Kollegen zu einer Party mitschleppen, wo er dann entgegen seiner eigenen Erwartung einen tollen Abend verbringt und mit einem guten Gefühl nach Hause kommt. Doch heute wird nicht mehr gezwungen, jeder Mensch wird seinem eigenen Schicksal überlassen und ist durch sein begrenztes Wissen über die Anfälligkeiten seines alten Gehirns der Reizüberflutung der modernen Welt schutzlos ausgeliefert.
Immanuel Kant sagt: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
Wir sind unmündig, weil wir unwissend sind. Nie wurde uns die wichtigste Sache der Welt erklärt: Wie man glücklich wird! Nicht ein Wort wird darüber verloren in der Schule, es ist ein Tabuthema. Es wird davon ausgegangen, dass jeder bereits die richtige Vorstellung davon hat, was ihn glücklich machen wird. Würden die Menschen endlich aufgeklärt darüber, warum sie nicht wirklich glücklich werden in dieser Gesellschaft, dann gäbe es keine Gesellschaft mehr. Denn diese Gesellschaft ist eine gescheiterte Gesellschaft. Der Pfad des technologischen Fortschritts hat uns nicht das erhoffte Glück beschert. Nur wer naiv genug ist, verfolgt einen erfolglosen Weg. Wir sind es!
Und damit beende ich meinen ellenlagen Sermon. Vielleicht hat sich ja jemand durchgekämpft! Ich bin immer noch unglücklich in meiner Situation aber das schlimme ist, dass ich keine Möglichkeit sehe, hier wirklich glücklich zu werden. In einer Gesellschaft, in der Glück ein Gut ist, das wir von anderen stehlen müssen bevor es uns wieder gestohlen wird. Darin sehe ich keinen Sinn.
Danke für alle Antworten und Meinungen!
Ich weiss nicht genau, wie ich mich am besten Ausdrücken soll. Wenn es nach der Gesellschaft geht, sollte ich glücklich sein. Ich geniesse eine gute Ausbildung mit sehr guten Zukunftsaussichten, habe eigentlich alles was mich materiell befriedigen könnte und bin vielseitig interessiert, habe viele Hobbies. Doch ich fühle mich nicht gut. Ich sollte mir die Ohren lang ziehen dafür, dass ich hier auf hohem Niveau rummotze. Aber das ist ja eine Facette des Glücks, man kann es nicht einfach heraufbeschwören!
Ich glaube ich bin unglücklich, weil alles was ich bisher gemacht habe, mir plötzlich recht sinnlos vorkommt. Bis jetzt habe ich mich selten auf die Frage eingelassen, wie mein Leben nach der Ausbildung aussehen wird. Reisen und so, das war alles an was ich dachte. Ich wollte mich nicht vom Studium ablenken lassen. Kein einziges mal spielte ich mit dem Gedanken, später vollwertig als Maschinenbauer (was ich studiere) zu arbeiten. Immer habe ich versucht, Argumente zusammenzukratzen um mich zum weitermachen zu motivieren. Diese Argumente sind die gebräuchlichen Argumente, wie z.B: Geld, mit Geld kann man sich alles kaufen. Das klingt natürlich erstmal verlockend. Mittlerweile sehe ich das ganz anders.
Natürlich wollte ich auch ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft werden. Wollte mir Respekt und Anerkennung erwirtschaften. Ich dachte mir, wenn du es schaffst zur Hälfte der wohlhaberenden Bevölkerung zu gehören würde mir automatisch Glück zuteil.
Aber warum?
Diese Frage stellte ich mir in letzter Zeit vermehrt, denn ich merkte, dass ich immer weniger Motivation für mein Studium aufbringen konnte. Obwohl mich der Stoff interessierte, wurde meine Motivation gebremst von meiner ungewissen Zukunft. Ich studiere Maschinenbau und wollte kein Maschinenbauer werden? Wie ironisch ist das denn? Ich merkte, dass alles was mich bisher "gelockt" hatte an diesem Studium, war das Wissen und das Wissen alleine. Ich wollte wissen, wie die Welt funktioniert. Wie funktionieren alle diese Geräte, mit denen wir uns tagtäglich unwissend umgeben? Natürlich habe ich mich nicht nur in Schulbüchern gewälzt sondern für diese Aufgabe das ganze Internet herbeigezogen. Das Internet ist das beste und gleichzeitig das schlimmste was mir passieren konnte. Es ermöglicht einem, in die Welt herauszugehen ohne das Haus zu verlassen. Wenn man die Kunst des Suchens beherrscht, stehen einem alle Türen sperrangelweit offen. In dieser Kunst habe ich mich tagtäglich seit ich einen Internetanschluss hatte geübt.
Und immer mehr stellte ich mir die Frage, warum ich denn tue, was ich tue. Was treibt mich an, was behindert mich? Inwiefern kann ich mein Leben durch meinen freien Willen beeinflussen? Gibt es überhaupt einen freien Willen? Dadurch interessierte ich mich immer mehr für Psychologie und Neurologie. Ich verschlang stundenweise Dokumentationen über das menschliche Gehirn und seine Funktionsweise und wälzte wissenschaftliche Artikel. Es ist spannend zu entdecken, wie sehr wir beeinflusst werden können. Man beginnt unmittelbar, sein Verhalten und das Verhalten anderer Menschen zu deuten und auf die psychologischen Hintergründe zu schliessen. Grundsätzlich ist der Mensch ein offenes Buch, das darauf wartet, gelesen zu werden. Jeder ist darin ein unbewusster Experte, sonst wäre ein soziales Zusammenleben undenkbar.
Ich hab dann beschlossen, mir ein paar Coachingvideos zum Thema Motivation und Disziplin anzusehen, um aus meinem Motivationsloch zu kommen (Kann ich nur empfehlen, ganz besonders die von Colin Hiles (englisch) (https://www.youtube.com/user/midlifemaverick) und Peter Frahm (https://www.youtube.com/user/PersonalPowerCoach) ). Dies bestätigte mich, dass ich mit meiner Vermutung richtig gelegen hatte: Um motiviert zu sein, braucht man einen Grund dazu. Das Bewusstsein und das Unterbewusstsein müssen gleichgerichtet werden. Also stellte ich mir die Schlüsselfrage: Warum?
Und jetzt bin ich in einem Loch. Alles was ich gelernt habe über Psychologie und Glücksforschung spricht gegen das was ich mache, und gegen das was die Gesellschaft macht. Und am Anfang von allem steht die eine Realisation: Fortschritt ist, wenn der der Mensch glücklicher wird. In diesem Sinne sind die Urwaldvölker die fortschrittlichsten Völker der Welt.
Dieses Statement möchte ich natürlich untermauern. Ich zählte mich auch zu denen, die solche "irren" Behauptungen ohne weiteres ignorierten mit dem Gedanken, dass es sich beim Autor eines solche Zitats um ein gestrandetes Individuum ohne sozialen Status handeln müsste. Warum sonst würde er in die Steinzeit zurück wollen? Ein näherer Blick auf die indigogene Urbevölkerung vieler Kontinente zeigt aber, dass die Einführung von moderner Technologie wenig Freude und fast nur Leid bereitet hat. Ein herausragendes Exempel ist hier Australien, wo die küstennahen Aborigines enteignet und gezwungen wurden, in modernen Häusern zu leben. Dieser Lebensstil hat das einst stolze und glückliche Volk zu fetten aggressiven Alkoholleichen verwandelt. Am meisten beeindruckt hat mich in dieser Hinsicht aber die Geschichte von Daniel Everett, der sich aufmachte um ein Volk von Indianern im Amazonasregenwald zu missionieren. Er war so beeindruckt von deren Lebensstil dass er selbst seinen Glauben aufgab und ein Buch über "Das glücklichste Volk der Welt" (wie er es nannte) schrieb (hier eine Kurzfassung: Daniel Everett - Das glücklichste Volk - DVA ).
Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir dem Glück hinterherrennen müssen. Das Geld spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn Glücklich sein kann man nur, wenn man sich keine Sorgen machen muss und zuversichtlich sein darf, so wie das die oben genannten Piraha-Indianer naturgemäss sind. Doch das ist nur möglich, wenn man genug Geld auf der Seite hat. Doch es gibt nicht genug Geld für alle! Es exisitert ein konstanter Geldmangel auf der Welt (hier nochmal schön aufgezeigt in https://www.youtube.com/watch?v=_h0ozLvUTb0)! Was das heisst ist schlicht und ergreifend, dass niemals alle Menschen glücklich sein werden.
Zunehmend empfinde ich die Gesellschaft als Gefängnis, dass wir uns aufgrund unserer Naivität gegenüber unserer Psyche selbst errichtet haben. Noch schlimmer, wir haben dieses Unheil der ganzen Welt gewaltsam aufgezwungen. Wir suchten das Glück im technologischen Fortschritt und fanden temporäres Vergnügen. In dieser Hinsicht hier mal ein viel zitierter Satz von meinen Kollegen:
"Sie sagen mit Geld kann man sich kein Glück kaufen. Aber hast du schonmal einen unglücklichen Menschen auf einem Jetski gesehen?"
Habt ihr diesen Spruch auch schonmal gehört? Er vertritt die vorherrschende Fehlannahme, dass ein momentanes Glücksgefühl mit einem langwierigen Glückszustand gleichzusetzen ist. Das ist Schwachsinn, der von unserer Ignoranz gegenüber unserer psychologischen Veranlagung zeugt! Die Menschheit ist erblindet, sie erkennt nicht, was gut und was schlecht für sie ist! Blind vom Dopamin steuern sie in jede vor ihnen ausgelegte Falle! In einer wirklich fortschrittlichen Gesellschaft wäre ab der Grundstufe Psychologie und Philosiopie ein Schwerpunktfach. Unsere Gesellschaft dagegen ist die Summe der falsch gedeuteten Signale unseres altehrwürdigen Gehirns aus der Steinzeit.
Zu dieser Gesellschaft soll ich einen Beitrag leisten. Ich als Maschinenbauer soll Maschinen entwickeln, die die Menschheit in ihrem Glauben festigen werden, dass technologische Fortschritt der Weg zum Glück ist. Ich soll Geräte herstellen, die mir unwissende Leute in der Hoffnung auf einen seeligen Glücksmoment abkaufen. Und dann wird von mir erwartet, dass ich glücklich werde mit dem Geld, für das ich mir zuerst eine oberflächliche Verwendung ausdenken muss.
Ich sehe keinen Sinn, diese Gesellschaft mit meinen ganzen Kräften zu unterstützen. Diese Gesellschaft wurde auf dem wackeligen Fundament der befristeten Glücksmomente errichtet, mit dem Ziel, diese in immer höheren Abständen auszulösen. Wie die Ratte mit dem Knopf, der ihr einen Orgasmus besorgt, sitzen wir in einem Käfig und drücken den Knopf immer und immer wieder, aber mit anderer Überschrift.
Viele Menschen müssten zu ihrem Glück gezwungen werden, weil sie nicht selber in der Lage sind zu erkennen, womit sie glücklich werden. Das hat mir die Serie "The worlds strictes parents" wenigstens teilweise bestätigt (hier eine Episode davon: https://www.youtube.com/watch?v=e0HHiaGwg_4). Jedoch wird nur noch in kleinem Rahmen gezwungen, wie z.B. wenn wir den scheuen Kollegen zu einer Party mitschleppen, wo er dann entgegen seiner eigenen Erwartung einen tollen Abend verbringt und mit einem guten Gefühl nach Hause kommt. Doch heute wird nicht mehr gezwungen, jeder Mensch wird seinem eigenen Schicksal überlassen und ist durch sein begrenztes Wissen über die Anfälligkeiten seines alten Gehirns der Reizüberflutung der modernen Welt schutzlos ausgeliefert.
Immanuel Kant sagt: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
Wir sind unmündig, weil wir unwissend sind. Nie wurde uns die wichtigste Sache der Welt erklärt: Wie man glücklich wird! Nicht ein Wort wird darüber verloren in der Schule, es ist ein Tabuthema. Es wird davon ausgegangen, dass jeder bereits die richtige Vorstellung davon hat, was ihn glücklich machen wird. Würden die Menschen endlich aufgeklärt darüber, warum sie nicht wirklich glücklich werden in dieser Gesellschaft, dann gäbe es keine Gesellschaft mehr. Denn diese Gesellschaft ist eine gescheiterte Gesellschaft. Der Pfad des technologischen Fortschritts hat uns nicht das erhoffte Glück beschert. Nur wer naiv genug ist, verfolgt einen erfolglosen Weg. Wir sind es!
Und damit beende ich meinen ellenlagen Sermon. Vielleicht hat sich ja jemand durchgekämpft! Ich bin immer noch unglücklich in meiner Situation aber das schlimme ist, dass ich keine Möglichkeit sehe, hier wirklich glücklich zu werden. In einer Gesellschaft, in der Glück ein Gut ist, das wir von anderen stehlen müssen bevor es uns wieder gestohlen wird. Darin sehe ich keinen Sinn.
Danke für alle Antworten und Meinungen!