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Unglaublicher Selbsthass

Ryu

Mitglied
Wo fängt man da an?

Ich habe mich seit Ewigkeiten mal wieder dazu überwunden in eine stationäre Therapie zu gehen. 24 und leide seit vielen Jahren an einer Mischung aus Borderline und Angst-Vermeidende Persönlichkeitsstörung. Bisschen Essstörung gibs noch oben drauf. Schwer Kindheit mit wenig Zuneigung und schlechte sexuelle Erfahrungen, um es seicht auszudrücken gibts auch. Dort hin zu gehen allein war für mich als Jemand mit Sozialphobie und wirklich starken Minderwertigkeitskomplexen echt ne Überwindung.

Und hey, Anfangs wirkte das alles gar nicht mal so schlecht. Dank Corona nur 10 Patienten auf der Station, je zwei fünfer Gruppen, jeder hat ein Einzelzimmer mit Bad. Cool. Mit den Mitpatienten habe ich mich auch gut verstanden. Anfangs zumindest. Ich habe sogar ein Mädchen kennen gelernt, nennen wir sie E., mit der ich mich UNGLAUBLICH gut verstanden habe. Kurz um, ich hatte in den 4 Wochen die ich jetzt dort war viele schöne Momente mit ihr, sogar Kuschel- und Knuddelheinheiten. Ich konnte mich zuvor nicht mal mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal sowas wie Zuneigung bekommen habe. Würde sogar so weit gehen und sagen, es gibt explizit einen Moment, den würde ich in meine Top 5 schönste Momente meines Lebens bezeichnen.
Könnt gar nicht besser laufen. Aber da habe ich meine Rechnung ohne mein anderes Ich gemacht. Mein Borderline "Ich."

So mehr Zeit verstrich, des so mehr hatte ich mit diesen "Ich" zu kämpfen. Ich wollte immer mehr Aufmerksamkeit von E. Wenn sie nicht da war habe ich mich leer gefühlt, wenn sie Zeit mit anderen verbracht an anstatt mit mir wurde ich Eifersüchtig. Ich wurde immer angespannter, die Spannen zwischen SSV immer kürzer. Ja selbst Schnipsgummis und Igelbälle musste man mir weg nehmen, weil ich es irgendwie geschafft habe, mich damit blutig zu verletzen. Und wenn ich das nicht zur Hand hatte, fing ich an mich blutig zu kratzen. Ich merk das nicht mal wenn ich damit anfange, erst (und meist war das E. durch anstupsen, Hand halten oder Umarmungen) wenn man mich darauf aufmerksam macht, und dann ist es meist schon zu spät.
Aber auch abseits von E. hatte ich mit den Gruppentherapien starke Schwierigkeiten. (E und ich waren Gott sei dank zumindest nicht in der gleichen Gruppe. Ich konnte mich kaum bis gar nicht konzentrieren, wenn es ihr mal nicht gut ging. ) Mir fällt es extrem schwer, mich zu den Therapeuten oder den anderen in der Gruppe mich zu öffnen. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich einfach selbst nicht weiß, was zum f*** bei mir im Kopf nicht stimmt, und ich es einfach nicht in Worte fassen kann. Ich habs ihnen extrem schwer gemacht, überhaupt was aus mir raus zu bekommen. Meist endeten die Gruppentherapie Stunden mit einem kurz vorm weinenden, blutig umklammernden Igelball wippenden Ryu (Nickname btw), und keiner hat was davon gewonnen. Die Therapeuten waren genervt, die Patienten mit den Nerven amEnde und einige wollten sogar aktiv die Therapie meinetwegen beenden. Man hat mir immer wieder versichert, dass das nicht meinetwegen, sondern wegen meiner Krankheit ist, und man mich nicht hasse. Ich glaubte trotzdem, dass mich dort alle hassen. Das nagte extrem an mir. Ich wollte am liebsten sofort damit aufhören, konnte aber nicht. Habe auch mit dem Gedanken gespielt die Therapie zum Gunsten der anderen abzubrechen, damit ich nicht mehr ärger mache. Gab zwar auch Patienten (darunter auch E.), die für mich einstanden, das hat aber am Ende nur dafür gesorgt, dass ich Unruhe und Zwist in die Gruppe gebracht habe. Man, dass wollte ich doch überhaupt nicht.

Ich hab in dem Monat in dem ich jetzt dort war so oft gehört, was für ein lustiger, sympatischer, freundlicher und lieber, ja selbst das Wort attraktiv ist gefallen, Mensch ich sei. Aber mal davon abgesehen, dass sowas bei mir im Hirn einfach nicht ankommt, und mein erster Gedanke immer ist "Ihr verarscht mich doch. Das kann nicht sein. Never." habe ich es am Ende mit meinen extremen Stimmungsschwankungen, SSV und unerbittlichen Drang nach Zuneigung und Bestätigung geschafft, dass mir am Ende alle Patienten aus dem Weg gegangen sind. Selbst E. Auch wenn sie bis zum Ende ihr bestes versucht hat, damit umzugehen. Ich hasse meine Borderline-Ich. Es macht mir alles kaputt. Immer. Es endet immer darin, dass mich alle wieder allein zurück lassen, weil sie überfordert mit mir sind. Das Ende des Liedes ist, dass ich an einem morgen Kopf gegen die Wand schlagend und bitterlich weinend auf dem Flur zusammengebrochen bin, auf die geschlossene für 3 Tage gewechselt bin und jetzt wieder allein zuhause sitze. Super.

Da lerne ich endlich mal Jemanden kennen, der mich wirklich zu mögen scheint, und ich, bzw. mein Borderline "Ich" verkackt es so unglaublich hart auf allen Lienen und es frustriert mich so, dass Ich dagegen einfach nichts tun kann. E. meinte, dass sie erst mal keinen Kontakt mehr zu mir möchte, bzw. die Therapeuten es ihr so unterbreitet haben, damit sie sich auf ihre Therapie konzentrieren kann und soll. Und das ist auch richtig so. Ich verstehe das. Immerhin hat auch Sie Probleme und Erkrankungen. So wie alle anderen Patienten dort auch. Sie hat sich eh viel zu sehr um mich gekümmert, als um sich selbst. Ich habe mich deswegen oft schlecht gefühlt, mein B-Ich konnte davon nicht genug bekommen. Mein Borderline-Ich wiederum bringt mich fast um vor Sehnsucht und auch der panischen Angst, dass sie nach der Therapie gar keinen Kontakt mehr zu mir haben will. Muss man dazu sagen, dass, bevor ich auf die geschlossene gewechselt bin, sie mir unter Tränen versprochen hat, den Kontakt zu halten, mich nicht allein zurück zu lassen und das wir Pläne haben, die sie unbedingt umsetzen möchte. Momentan ignoriert sie aber alle meine Kontaktversuche. Richtig so. Soll sich auf ihre Therapie konzentrieren, nicht auf mich. Auf der anderen Seite ertrag ich das kaum.

Puh.
Ich erwarte hier eigentlich keine Hilfe. Das wird hier auch keiner können. Eigentlich schreibe ich das hier nur um mich abzulenken, weil ich sonst nur wieder mich selbst verletze oder in der Ecke sitze, weine und versuche irgendwie diese unerträgliche Leere und Schmerz in meinen Herzen... Naja, zu ertragen.
Wenn dennoch irgendwer hier was zu dem Thema beizutragen hat, wäre ich höchst interessiert und dankbar. Nein, ich bin schon dankbar, wenn sich irgendwer hier das allen erstes bis hier hin durchgelesen hat (Oder du hast bis hier hin geskippt. Du böser Fuchs!)
Der Ganze Kram hat auch null Struktur. Manche Sachen weiter oben habe ich z.B als letztes geschrieben, manche weiter unten als erstes. Mir liegt Sachverhalte darlegen einfach so null.
Im schlimmsten Fall habe ich zumindest ne Stunde tot geschlagen.

Vielen dank für das Interesse und ich wünsche noch einen angenehmen Abend (Morgen oder Mittag oder Nacht, je nach dem wann man das hier liest) :3
 

Werwiewas

Aktives Mitglied
Der Ganze Kram hat auch null Struktur.
Find ich nicht. Ich hab keine Erfahrungen mit Borderlinern, aber so, wie du es beschreibst, kann ich mir zumindest vorstellen, was in dir vorgeht. Du bist ja auch recht reflektiert, denk ich, aber kommst gegen die Erkrankung halt oft einfach nicht an.

Ich hoffe, du kriegst Rat von Leuten, die sich besser damit auskennen.
 

Ryu

Mitglied
Find ich nicht. Ich hab keine Erfahrungen mit Borderlinern, aber so, wie du es beschreibst, kann ich mir zumindest vorstellen, was in dir vorgeht. Du bist ja auch recht reflektiert, denk ich, aber kommst gegen die Erkrankung halt oft einfach nicht an.

Ich hoffe, du kriegst Rat von Leuten, die sich besser damit auskennen.
Ich denke, ich bin ein recht reflektierter Mensch, nur nicht in den Gott verdammten Momenten wo es drauf ankommt. Leider.


Erhoffst du dir hier Rat ? Eventuell von anderen Borderlinern, die es irgendwie hingekriegt haben?
Rat wäre immer schön, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwer kann.
In erster Linie wollte ich mich wohl einfach nur für ein paar Minuten ablenken, schätze ich. Vielleicht auch einfach nur gerade ein wenig sozialen Kontakt auf irgendeine Art und weise.
 

Ryu

Mitglied
Hi Ryu,
Rat habe ich leider keinen für dich. Musste nur spontan mit dir mitfühlen, als ich deinen Text gelesen habe.
Ich drücke dir die Daumen, dass dir die stationäre Therapie was bringt, auch wenn es vielleicht nur ein kleiner Anreiz ist, den du da mitnehmen kannst.
Danke, das ist lieb von dir. Das sich Leute das wirklich bis zum Schluss durchlesen und Feedback zurück geben allein ist schon was positives.
 

Alieschen

Mitglied
Ich denke, ich bin ein recht reflektierter Mensch, nur nicht in den Gott verdammten Momenten wo es drauf ankommt. Leider.



Rat wäre immer schön, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwer kann.
In erster Linie wollte ich mich wohl einfach nur für ein paar Minuten ablenken, schätze ich. Vielleicht auch einfach nur gerade ein wenig sozialen Kontakt auf irgendeine Art und weise.
Na, der soziale Kontakt ist dir ja wohl gelungen :) , neben Mitgefühl und offensitchlicher Aufwertung/Annahme bezüglich deiner Schilderung.
Für Rat ist das hier zu unspezifisch, keine Ahnung, wo man da suchen könnte.
 
G

Gelöscht 114884

Gast
Sehr schwierig bei der Lebensgeschichte passende Wörter zu finden. Eigentlich habe ich dabei zu großen Respekt davor, dass ich gar nichts Neunmalkluges dazu schreiben möchte... aber da du ja darum bittest, versuche ich zumindest mal meine Gedanken zu teilen, die mir bei deiner Geschichte kamen.

Was mir die ganze Zeit nicht gefiel war die Trennung von den "Ich's". Ich persönliche versuche gezielte Krankheitsbilder zu vermeiden und die ganzen Lebensverläufe aus der rationalen Sicht zu sehen. Denn für mich sind die Handlungen oft nur Folgen von den Ursachen und nicht, weil ein unkorrigierbarer Fehler im Kopf sitzt. Zum Beispiel ist deine Vergangenheit sehr Schwarz, schmerzend... die Erinnerungen bauen die Hölle auf. Dann lernst du "E" kennen, die dir in der Gegenwart dagegen den Himmel schenkt - ganz neue Erfahrungen, die dich eigentlich schon immer täglich umgeben müssten, aber du nur ganz selten oder sogar das erste Mal machst und spürst. Das ist das Glück, dass man ganz fest halten und nie wieder loslassen möchte. Daher kann man die Situation gar nicht anders erleben als, dass sich jede Sekunde wieder leer und schwarz ohne E anfühlt. Dafür sind diese bis dahin unerlebten Gefühle zu neu, zu selten.. und überschreiben alles andere als alte Erfahrungen in der kurzen Zeit. Die Folge ist, dass du E umso mehr, intensiver und länger um dich haben möchtest... und gleichzeitig steigt der Wert so sehr, dass die Angst es wieder verlieren zu können umso mehr steigt. Denn von den vielen Jahren der Vergangenheit kannte man es nicht und kann daher auch gar nicht glauben, dass dieses Glück einem auch länger gegönnt ist, umso größer nochmals die Angst es wieder viel zu schnell zu verlieren. Somit kommt die Eifersucht.. die dann wie immer genau das Gegenteil bewirkt.. und weil man selbst sieht, dass man wegen der fehlende Kontrolle doch viel falsch macht der Selbsthass.

Für mich ist es also ein ganz normaler Vorgang... der halt umso extremer auf der einen Seite wird, umso extremer die andere Seite in der Vergangenheit war. Wenn man jetzt aber in einem abgesonderten "Ich" das Problem sieht.. als wäre es eigenständig.. dann kann man meiner Meinung nicht viel gewinnen. Ein Kampf gegen sich selbst, den verliert man immer... mit jedem Schlag haut man sich selbst ins Gesicht. Daher würde an deiner Stelle wieder ein gesamtes Ich sehen oder zumindest keinen Feind in deinem getrennten Ich, welches für dich die Sachen macht, die du weniger selbst mit Verstand unter Kontrolle hast und dich dann ebend zu dieser Sicht kommen lässt. Im Beispiel mit "E" möchte in dir eigentlich etwas nur helfen. Aufzeigen, wie wertvoll und wichtig die Person ist.... eigentlich Freund sein und dich davor schützen sie zu verlieren und dir deswegen das mit Angst aufzeigen. Würde man Angst jetzt auch mal als eine getrennte reale Person sehen, dann wäre die Angst eigentlich einer der Freunde, die es am ernsten mit einem meint. Jeder Ratschlag ist gut gemeint, aber leider gleichzeitig so naiv und falsch, weil der Freund nicht gerade der Schlauste über die heutigen Welt ist. Die Angst ist aber so treu, dass sie als Freund immer da sein wird, egal wie sehr du ihn selbst hasst - er sieht seine Fehler wegen der Dummheit nicht.

Mit der Ansicht möchte ich nichts anderes sagen als dass man die Angst nicht verbieten und auf keinem Fall versuchen sollte zu verdrängen. Wie fast alles andere zu verdrängen, werden damit die Probleme größer. Man sollte lieber die Angst aus einem anderen Blickwinkel sehen... dankbar sein, sehen das sie irgendwo nützlich ist, aber gleichzeitig mit ihr reden, dass sie in der Größe nicht angemessen ist.

Bei der Therapie hast du eine wichtige aber leider oft übersehbare Lektion gemacht. Allein dort zu sein ist eine große Lebensveränderung. Egal wie erfolgreich eine Therapie ist, es ist leider nicht selten, dass es nach einer Zeit Zuhause wieder Rückfälle gibt, weil man dann wieder die alten Lebensweisen und -Ritualen lebt, da das alte Leben - Ort, Wohnung, Kontakte und all damit verbundenen Probleme nicht so schnell veränderbar sind, als wie der kurze neue Lebensplatz in einer Klinik usw. ... Man nimmt zu wenig die Erfahrungen mit oder kann oder vergisst sie Zuhause umzusetzen.

Die Lektion ist, dass du nur erstmal auf andere Kontakte stoßen musst, und auf einmal doch einen für dich lieben Menschen gefunden hast. Sowas passiert nicht nur in einem Therapieplatz... genau das ist es, was in dem Leben Zuhause fehlt. Mehrere solche Erfahrungen, weil man sich dort nicht weiter traut sich zu überwinden, wie zum Therapieplat selbst zu gehen. Und deswegen befindet man sich auch wieder oft in einem Kreislauf - denn man findet daher nur diese eine lebensrettende Person... und weil es nur diese eine gibt, steigt wieder der Wert ins unendlich und somit wieder die Angst umso höher diese Person wieder zu verlieren. Eine Sicht mit einem kleinen Höffnungslichtchen wäre, dass all die Personen, die die hier antworten, dir auch draußen auf der Straße begegnen könnten.. sie dir dort zuhören würden... nur man würde keinen davon erkennen - nicht mal annähernd vom Optischen her.
 

Ryu

Mitglied
Sehr schwierig bei der Lebensgeschichte passende Wörter zu finden. Eigentlich habe ich dabei zu großen Respekt davor, dass ich gar nichts Neunmalkluges dazu schreiben möchte... aber da du ja darum bittest, versuche ich zumindest mal meine Gedanken zu teilen, die mir bei deiner Geschichte kamen.

Was mir die ganze Zeit nicht gefiel war die Trennung von den "Ich's". Ich persönliche versuche gezielte Krankheitsbilder zu vermeiden und die ganzen Lebensverläufe aus der rationalen Sicht zu sehen. Denn für mich sind die Handlungen oft nur Folgen von den Ursachen und nicht, weil ein unkorrigierbarer Fehler im Kopf sitzt. Zum Beispiel ist deine Vergangenheit sehr Schwarz, schmerzend... die Erinnerungen bauen die Hölle auf. Dann lernst du "E" kennen, die dir in der Gegenwart dagegen den Himmel schenkt - ganz neue Erfahrungen, die dich eigentlich schon immer täglich umgeben müssten, aber du nur ganz selten oder sogar das erste Mal machst und spürst. Das ist das Glück, dass man ganz fest halten und nie wieder loslassen möchte. Daher kann man die Situation gar nicht anders erleben als, dass sich jede Sekunde wieder leer und schwarz ohne E anfühlt. Dafür sind diese bis dahin unerlebten Gefühle zu neu, zu selten.. und überschreiben alles andere als alte Erfahrungen in der kurzen Zeit. Die Folge ist, dass du E umso mehr, intensiver und länger um dich haben möchtest... und gleichzeitig steigt der Wert so sehr, dass die Angst es wieder verlieren zu können umso mehr steigt. Denn von den vielen Jahren der Vergangenheit kannte man es nicht und kann daher auch gar nicht glauben, dass dieses Glück einem auch länger gegönnt ist, umso größer nochmals die Angst es wieder viel zu schnell zu verlieren. Somit kommt die Eifersucht.. die dann wie immer genau das Gegenteil bewirkt.. und weil man selbst sieht, dass man wegen der fehlende Kontrolle doch viel falsch macht der Selbsthass.

Für mich ist es also ein ganz normaler Vorgang... der halt umso extremer auf der einen Seite wird, umso extremer die andere Seite in der Vergangenheit war. Wenn man jetzt aber in einem abgesonderten "Ich" das Problem sieht.. als wäre es eigenständig.. dann kann man meiner Meinung nicht viel gewinnen. Ein Kampf gegen sich selbst, den verliert man immer... mit jedem Schlag haut man sich selbst ins Gesicht. Daher würde an deiner Stelle wieder ein gesamtes Ich sehen oder zumindest keinen Feind in deinem getrennten Ich, welches für dich die Sachen macht, die du weniger selbst mit Verstand unter Kontrolle hast und dich dann ebend zu dieser Sicht kommen lässt. Im Beispiel mit "E" möchte in dir eigentlich etwas nur helfen. Aufzeigen, wie wertvoll und wichtig die Person ist.... eigentlich Freund sein und dich davor schützen sie zu verlieren und dir deswegen das mit Angst aufzeigen. Würde man Angst jetzt auch mal als eine getrennte reale Person sehen, dann wäre die Angst eigentlich einer der Freunde, die es am ernsten mit einem meint. Jeder Ratschlag ist gut gemeint, aber leider gleichzeitig so naiv und falsch, weil der Freund nicht gerade der Schlauste über die heutigen Welt ist. Die Angst ist aber so treu, dass sie als Freund immer da sein wird, egal wie sehr du ihn selbst hasst - er sieht seine Fehler wegen der Dummheit nicht.

Mit der Ansicht möchte ich nichts anderes sagen als dass man die Angst nicht verbieten und auf keinem Fall versuchen sollte zu verdrängen. Wie fast alles andere zu verdrängen, werden damit die Probleme größer. Man sollte lieber die Angst aus einem anderen Blickwinkel sehen... dankbar sein, sehen das sie irgendwo nützlich ist, aber gleichzeitig mit ihr reden, dass sie in der Größe nicht angemessen ist.

Bei der Therapie hast du eine wichtige aber leider oft übersehbare Lektion gemacht. Allein dort zu sein ist eine große Lebensveränderung. Egal wie erfolgreich eine Therapie ist, es ist leider nicht selten, dass es nach einer Zeit Zuhause wieder Rückfälle gibt, weil man dann wieder die alten Lebensweisen und -Ritualen lebt, da das alte Leben - Ort, Wohnung, Kontakte und all damit verbundenen Probleme nicht so schnell veränderbar sind, als wie der kurze neue Lebensplatz in einer Klinik usw. ... Man nimmt zu wenig die Erfahrungen mit oder kann oder vergisst sie Zuhause umzusetzen.

Die Lektion ist, dass du nur erstmal auf andere Kontakte stoßen musst, und auf einmal doch einen für dich lieben Menschen gefunden hast. Sowas passiert nicht nur in einem Therapieplatz... genau das ist es, was in dem Leben Zuhause fehlt. Mehrere solche Erfahrungen, weil man sich dort nicht weiter traut sich zu überwinden, wie zum Therapieplat selbst zu gehen. Und deswegen befindet man sich auch wieder oft in einem Kreislauf - denn man findet daher nur diese eine lebensrettende Person... und weil es nur diese eine gibt, steigt wieder der Wert ins unendlich und somit wieder die Angst umso höher diese Person wieder zu verlieren. Eine Sicht mit einem kleinen Höffnungslichtchen wäre, dass all die Personen, die die hier antworten, dir auch draußen auf der Straße begegnen könnten.. sie dir dort zuhören würden... nur man würde keinen davon erkennen - nicht mal annähernd vom Optischen her.
Ich konnte einiges aus deinem Text raus lesen. Danke dafür. Vor allem die Einstellung, dass man solche Menschen halt nur kennen lernt, wenn man sich solche Dinge traut. Von zuhause rumsitzen passiert halt nichts. Und ich kann zumindest noch die kleine Hoffnung haben, dass E sich wieder bei mir meldet, sobald ihre Therapie dort vorbei ist.

Was das trennen angeht: Es fühlt sich leider wirklich so an, als säßen zwei Grund verschiedene Personen in meinem Kopf, ich es fällt mir extrem schwer, den einen Teil als Teil meiner Persönlichkeit zu akzeptieren. Ich möchte so nicht sein. Es ist ein Tauziehen, immer, zu jeder Sekunde meines Lebens. Und das ermüdet.
 

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