Hallo, ich habe das Problem, dass ich mich immer nicht überwinden kann, unangenehme dinge zu erledigen. Meine Todo Liste wird länger und länger, und ich bekomme es einfach nicht in den Griff. Irgendwelche Ideen? Ich schiebe einfach alles ewig vor mir her. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen und ärgere mich, dass ich es nicht erledige. Aber ich schaffe es trotzdem nicht.
Z.B.: Hier liegen ungeöffnete Briefe und ich schaffe es einfach nicht,die zu öffnen, weil ich schon weiß, es wird mir alles zu viel.
Z.B. hier ist Schimmel in der Wohnung (bzw ich weiß nicht, ob es Schimmel ist) und ich schaffe es nicht, beim Vermieter das zu melden.
Geht es noch jemandem so?
Kenne ich sehr gut von mir und kanns dir deshalb nachfühlen. Ist nicht schön, wenn die "To-Do-Liste" immer länger wird und der Antrieb o.ä. fehlt um sie abzuarbeiten (aber einen das Ganze trotzdem ständig gedanklich beschäftigt).
Ist die Aufschieberei bei dir immer gleich oder unterscheidet sich das gefühlsmäßig manchmal? Ich frag nur, weil bei mir machts zB einen Unterschied ob die Depri gerade zu Besuch ist, ob ich Angst vor der Aufgabe habe oder ob meinem Dopaminzentrum gerade zig spannendere Tätigkeiten einfallen.
Übertriebene Disziplin und Pläne haben mir (wenn überhaupt) nur kurzfristig geholfen, wobei ich beides deswegen nicht aburteilen will (sondern einfach nur verdeutlichen möchte, dass es für mich nicht passt).
Mir hat bspw. die Erkenntnis geholfen, dass so eine "scheinbar simple" Aufgabe (wie zum Beispiel sich um die Post zu kümmern) für mich aus ganz vielen Aufgaben besteht. Das mag nicht für alle Menschen so sein, für mich ist es aber eben so. Wenn ich mir also an einem Tag "nur" vornehme die Post aus dem Briefkasten zu holen, an einem anderen Tag "nur" alle Briefe öffne (ohne sie zu lesen) ... und mir dadurch kleine (für mich passende) Mini-Etappen setze, dann hab ich persönlich eine höhere Erfolgsquote (
keine Erfolgsgarantie!) - besonders wenn Depri und/oder Angst gerade zu Besuch sind.
Dem Vermieter einen Wohnungsschaden mitzuteilen (um bei deinen Beispielen zu bleiben), kann sich bei mir phasenweise zum Beispiel als Mammutaufgabe herausstellen. Man stelle sich vor, man muss hierbei erst einmal die gesamte Depri-Wohnung aufräumen und putzen bevor überhaupt daran gedacht werden kann den Schaden zu melden (weil wenn die Meldung draußen ist, müssen Vermieter/Gutachter/Handwerker in die Wohnung). Und so hat jeder Mensch wahrscheinlich seine ganz eigenen Aufgaben-in-Aufgaben-in-Aufgaben für die er nach Lösungen sucht.
Mir hilft es manchmal zum Beispiel auch yt-Videos anzusehen, wo Menschen gerade dieselbe Aufgabe erledigen wie ich ( zB aufräumen) ... ist dann quasi meine Form des "Body-Doubling" und mag vielleicht auf manche befremdlich wirken (für mich funktionierts trotzdem).
Wenn die Aufgabe allerdings "einfach nur" zu langweilig ist, dann schau ich dass ich währenddessen etwas mache was das Dopamin kickt (und ich mich aufgrunddessen tlw. dann sogar auf die Aufgabe freue). Ich liebe zum Beispiel Horror-Hörbücher und höre mir die aber nur während dem Wohnungsputz an. Sowas eben.
Generell ist und bleibt es aber mM nach ein ständiges Ausprobieren und Nachjustieren, was für einen selber funktioniert wenn es um das Erledigen der "To-Do's" geht. Und ein wertschätzender Umgang mit sich selber wenn gerade (gefühlt) garnichts geht (ich weiß, dass es gerade dann schwer ist nett zu sich zu sein - aber deshalb ist es nicht weniger wichtig imo)
In diesem Sinne wünsche ich dir, dass du einen guten Weg für dich findest und drück dir dabei fest die Daumen.
🙂