Vermutlich ist das heutige Synanon nicht mehr vergleichbar mit "meiner" Zeit in den 90ern. Es gibt sicher andere Möglichkeiten, um clean zu werden. Synanon ist eine. Für die Selbsthilfe spricht ganz klar die Möglichkeit, SOFORT Hilfe zu bekommen. Eine Selbsthilfe, die sich auch selbst verwaltet, ist natürlich nicht immer professionell. Zu meiner Zeit gab es viele Defizite. Das entscheidende Problem ist, dass es überhaupt keinen Plan gab, wie mit Aussteigern umzugehen ist. Ich denke, dieses Defizit hat einige Suchttode befördert. Auch ist die Erfolgsquote schöngeredet. ICH kenne praktisch KEINEN Ehemaligen, der nicht mindestens einmal rückfällig wurde, nachdem er Synanon verlassen hat. Gleichwohl ist es ein Fakt, dass die Erfahrungen, die man dort sammelt, im späteren drogenfreien Leben hilfreich sein können. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis allerdings ist eher schlecht. Synanon saugt wie ein Schwamm ungeheure Geldmengen auf, die effektiver in vielen kleinen Suchthilfeprojekten aufgehoben werden. Die Tendenz der - wenn auch nicht unbedingt finanziellen - Bereicherung von Altmitgliedern war klar zu erkennen. In Synanon sind privilegierte Inseln entstanden. (Wie gesagt, ich beziehen mich nur auf Erfahrungen aus den 90er Jahren) Der "Aufstieg" allein aufgrund der Zugehörigkeitsdauer und die permanente Kontrolle, die auch nach Jahren - wenn auch mit vielen Vergünstigungen - bestehen bleibt, erinnert schon an eine Sekte. Die Versuche von Schuldenregulierung waren fragmentarisch, fehlerhaft und am Ende tendenziell eigentlich immer er zum Vorteil der Synanonkasse als zum Nutzen der Betroffenen. Es stimmt auch, dass Millionen verspekuliert worden sind. Jeder halbwegs normaler freie Träger wäre aus jeder Förderung rausgeflogen. Seltsamerweise ist dieser Kelch an Synanon stets vorbei gegangen. Die Verpflechtung mit der Berliner Politik muss immens sein. Auch aus wissenschaftlicher Sicht ist die Selbsthilfe, wie sie Synanon anbot, umstritten. Mittlerweile scheint man das ja aufgeweicht zu haben (Substitution). Zusammenfassend kann man sagen. Synanon ist ein Angebot in der Suchthilfe, welches sicher beibehalten werden sollte. Ob die Größe und Form die richtige ist, kann ich aus heutiger Sicht nicht beurteilen. Früher war es definitiv nicht so., Synanon war zu groß, zu intransparent und somit eigentlich öffentlich nicht förderbar. Auch heute erscheint mir eine dauerhafte Förderung durch die Bundesagentur für Arbeit nicht korrekt. In jedem Fall müssten für die Bewohner Rücklagen geschaffen werden, die verbindlich sind.