Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Studium - Zeit der Einsamkeit?

C

Cammy

Gast
Hallo da draußen!

Das Thema ist sicher bekannt, aber manchmal hilft es einem ja schon, wenn man sich Dinge von der Seele schreiben kann. Daher schreibe ich hier.

Ich bin 24 Jahre alt und studiere. Ich hab mitten im Studium den Studienort gewechselt und seitdem fühle ich mich sehr einsam. Am ersten Ort hatte ich recht viele Kontakte und Freunde, aber mit denen hab ich auch angefangen, zu studieren. So etwas verbindet ja irgendwie. Das war im neuen Studienort bei den anderen sicher auch so und nun kennen sich irgendwie alle, es gibt Gruppen und ich gehöre zu keiner dazu. Und komme auch in keine herein. Ich halte mich eigentlich für einen offenen, freundlichen Menschen, der normalerweise durchaus keine Probleme hat, Kontakte zu knüpfen. Kontakte habe ich auch durchaus. Nur keine Freunde. Es ist so, als würde ein gewisser Grad der Bekanntschaft einfach nicht überschritten werden. Die Initiative muss immer von mir ausgehen. Wenn ich mich melde, dann treffe ich mich auch ab und an mit Leuten, aber nie meldet sich jemand bei mir.
Ich war sogar in einer christlichen Hochschul-Gruppe engagiert, aber auch da kannten sich irgendwie alle schon und haben Freunde. Es scheint, als ob alle einfach Freunde haben und nicht noch mehr Freunde brauchen. Ich scheine überflüssig zu sein. Bekanntschaften hab ich zahlreiche dort. Aber keiner kommt mal auf die Idee, sich bei mir zu melden oder mit mir was zu unternehmen. Ich selbst hab schon zahlreiche Versuche gemacht, aber gehört es zu einer Freundschaft nicht dazu, dass auch der andere sie pflegen möchte? Ich möchte niemandem hinterher rennen (müssen).

Mittlerweile lebe ich in dem Glauben, dass es nun doch offenbar an mir liegen muss. Ich scheine die Sache entweder falsch anzugehen oder mich falsch zu verhalten, denn man kann die Schuld ja nicht immer bei anderen suchen oder?
Meine Mutter meint zu mir, dass das viel mit der heutigen Gesellschaft und Mentalität zu tun hat. Man hat halt fast nur Kontakte über Facebook und Co. und keiner greift mehr zum Telefon oder schaut einfach mal vorbei. Die Leute haben 300 Facebookfreunde, aber keine echten mehr. Ich habe eher den Eindruck, die Leute haben sehr wohl Freunde, bei denen sie sich melden, nur eben nicht bei mir.

Wie sind eure Erfahrungen da draußen? Geht es euch ähnlich, wie mir oder liegt das Problem tatsächlich bei mir?
Was auch immer es ist, es macht mir zu schaffen. Ich wünsche mir einfach jemanden zum Reden, zum Sachen Unternehmen, zum da Sein. Momentan sind Ferien und ich hänge allein in meiner Wohnung rum. Total traurig!
Ich freue mich auf eure Antworten!
 
G

Gast

Gast
Hey, lustig, dass ich über Google gerade auf dieses Thema gestoßen bin.

Also um das wichtigste gleich vorweg zu nehmen: es liegt definitiv NICHT an dir.

Mit dem Studium hast du grundsätzlich recht, wobei ich das nicht aufs Studium fixieren würde. Die Gesellschaft ist heute generell sehr anonym geworden. Allerdings gibt es auch zahlreiche Möglichkeiten, mit anderen in Kontakt zu treten (du machst es ja schon --> Vereine, Uni-Kurse, andere Freizeitaktivitäten etc.).

Ansonsten heißt es einfach am Ball bleiben. Sowas entwickelt sich ja nicht von heute auf morgen. Ich war letztes Jahr auch in einem neuen Verein eingetreten und kannte keinen. Alle anderen kannten sich. Mittlerweile hat sich das geändert, sodass ich auch fester drin stecke. Sowas braucht halt etwas Zeit. Das Problem ist leider, wenn sich alles ergeben hast und die Strukturen stehen ist entweder das Semester oder das Studium zu Ende und alles geht von vorne los. Das ist eben leider der Effekt der ewigen Mobilität... Die Leute können heute überall hin und sind überall vernetzt...

Also versuche möglichst viele Aktivitäten an der Uni mitzumachen (Sportkurse, Ferienkurse [gibt ja meist solche Soft-Skill-Kurse] etc.). Du wirst dadurch mit anderen in Kontakt treten und hast eine Verbindung und dann werden sie sich auch irgendwann bei dir melden ;-)
 
C

Cammy

Gast
Danke Gast für deine aufmunternden Worte!
Vielleicht sollte ich allerdings noch erwähnen, dass ich bereits über zwei Jahre in der neuen Stadt bin...
Ein nerviges Problem hast du aber noch angesprochen. Selbst wenn man in einem Semester in nem Seminar jemand Neues kennen lernt und sich gut mit ihm oder ihr versteht, dann hat man im nächsten Semester keinen einzigen Kurs mit der Person. Nur reicht ein Semester leider nicht aus, um eine Freundschaft anzufangen. Also ist man irgendwie aus den Augen, aus dem Sinn. So ergeht es mir fast jedes Semester und leider scheine ich nie mal zwei Semester mit einer Person in Seminaren zu sein. Irgendwie treffe ich nur neue Leute und keine "alten Gesichter".

Zu erwähnen sei auch noch, dass es meinem Verlobten (den ich Gott sei Dank als Unterstützung habe) ebenso ergeht.
Sport haben wir auch schon ausprobiert. Wir sind regelmäßig zum Unisport gegangen, aber auch da waren immer andere Leute und keine konstante Gruppe.

Momentan sind Semesterferien und mein Verlobter ist im Praktikum. Ich sitze also alleine entweder daheim oder in der Bibliothek und kein Menschen interessiert sich für mich. Eine Bekannte wollte sich melden, um mit mir zu frühstücken. Ich hab sie sogar in der Bib getroffen, aber da war das nicht mehr Thema. Ob ich sie hätte fragen sollen? Nun, das hab ich schon während des Semesters viermal gemacht und ich möchte mich nicht noch weiter aufdrängen. Man hat ja auch seinen Stolz und mit mir muss sich ja keiner aus Mitleid treffen.

Wir hatten auch mal einen Hauskreis. Der war auch echt nett, ich mochte die Leute. Und wie gesagt, wenn ich mich gemeldet habe, kam es auch teilweise zu Treffen. Wenngleich auch nicht immer, denn die meisten hatten immer irgendwas vor (mit anderen Leuten, da klappt das komischerweise) und keine Zeit für mich. Wir haben sie sogar mal alle zu uns eingeladen, aber nur nen Bruchteil kam. Dann hab ich sie zu meinem Geburtstag eingeladen und da haben auf einmal fast alle abgesagt, sodass es zu keiner Feier kam. Weil sie offenbar dann ein schlechtes Gewissen hatten, wollten sie ne nachträgliche Feier organisieren, aber davon hab ich dann nie wieder was gehört. Es scheint einfach alles unterzugehen. Man hat schon genug Freunde und durch die Uni so viel zu tun, da kann man sich nicht bei noch mehr Leuten melden. Offenbar. Oder aber es liegt doch an meiner Art. Ein bisschen unscheinbar bin ich wohl wirklich.

Tja, ich weiß echt nicht weiter. Wird das nach dem Studium besser? Es macht mir momentan (man hat ja unterschiedliche Phasen) grad sehr zu schaffen. :(
 

Yukmaus

Aktives Mitglied
Tja da hast du recht. An einer Uni ist es ziemlich anonym. Ich studier jetzt kein Massenfach, wir sind nur in etwa so viele wie eine Schulklasse (Rest-Diplomler), aber trotzdem bilden sich keine näheren Kontakte. Oftmals hab ich einen Kurs mit Leuten (Nebenfächler oder Bätschelors), mit denen ich zusammenarbeite und mich gut verstehe, im nächsten Semester rennen sie schon an mir vorbei ohne zu grüßen.

Mich stört das allerdings nicht unbedingt, bin eher kein Gruppentyp und deutlich älter als die anderen, daher gibts auch keine großartigen gemeinsamen Interessen. Die andern sind 10-15 Jahre jünger und interessieren sich fürs Abfeiern, ich bin mehr in der "Häuslebau-Phase" und verheiratet.

Kontakte bilden sich dann doch eher außerhalb der Uni in konstanten kleineren Interessengruppen. Beispielsweise geh ich zum Ballett (kleine feste Gruppe) und bin in einem Verein, wo ich auch über mein Ehrenamt Kontakte aufbaue und öfter mit den Leuten zu tun habe, auch wenns dann eher über die Tätigkeit ist als über private Verabredungen. Das reicht mir aber.
Ich könnte mir aber gut vorstellen, daß jemand, der Freundschaften sucht, das am besten in solchen kleineren, festen Interessengruppen macht, die sich regelmäßig (oder auch unregelmäßig) treffen ohne daß einer dafür dem anderen hinterherrennen muß.
Und irgendwann ergibt sich dann auch eine Freundschaft, wenn man sich besser kennt.

Übrigens: spätestens wenn wieder ein Neuer dazukommt ist man nicht mehr "der Neue" und gehört auch irgendwann zum Inventar.
 

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 0) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben