Hallo
Bunnyinthepit,
ich kann dich durchaus verstehen.
Ich hatte damals die FOS Technik besucht um das Fachabi zu erlangen mit einem Jahr lang Praktikas in verschiedenen Betrieben (Elektriker, Metallbauer, Energiekonzern, Planungsbüro, Radio-Fernsehtechniker, usw)... Nie hat irgendetwas so richtig gepasst für mich. Hobbymäßig (vielleicht auch, weil das gerade 'Trend' war, hab ich mich aber z.B. mit WebDesign beschäftigt). Dadurch konnte ich irgendwann (eigentlich durch Zufall, weil ein Bewerber abgesprungen ist) eine Ausbildung zum Fachinformatiker, Fachrichtung Anwendungsentwicklung in einer Tochterfirma eines deutschen Konzerns machen. Ich muss dazu sagen: Schon damals kam ich mit dem Thema 'Softwaretesing' in Berührung, was auch das Thema meiner Abschlussarbeit war.
Ich wollte dann weiter machen, noch "mehr erreichen oder noch was anderes sehen im Leben außer Softwaretesting". Deshalb hab ich (weil ich ja duch die FOS Etechnik mein Fachabi und Ausbildung IT hatte) - naiv wie ich war - mich für ein FH-Studium der Ingenieurinformatik entschieden. Das hat mich dann 3 Semester gekostet um festzustellen, dass das rein gar nicht passt. Bin durch die Klausuren gerasselt, kam irgendwie nicht klar - so ganz alleine in meiner Studentenbude in der dortigen Stadt eine Stunde von meiner Heimat entfernt, konnte auch keine richtigen Kontakte knüpfen usw.. Ich war mir leider auch gar nicht bewußt, wie mein späteres Leben verlaufen sollten. Wollte ich 'heimatnah' arbeiten und wohnen? Wollte ich ins Ausland? Wollte ich Erfahrungen in anderen Orten sammeln? Wollte ich eine Familie? Wollte ich Kinder? Wollte ich Wohneigentum? usw.
Hab dann entschieden, es doch nochmal zu versuchen mit dem Studium und hab mich dann an der örtlichen FH für den Bachelor in Angewandter Informatik eingeschrieben. Das hat dann geklappt, auch wenn ich hier länger gebraucht habe als erwartet. Wie gesagt: Ich wollte in meinem Fachbereich "IT" bleiben - aber vielleicht doch raus aus dem 'Softwaretesting', vielleicht Entwickler werden, vielleicht was anderes - ich wußte es eigentlich nicht wirklich was genau.
Letztendlich konnte ich mit aufgrund des Studiums als Student nebenher einem Werkstudentenjob ausüben, und so in einem großen Konzern in meiner Heimat anfangen und zwar in meinem alten Fachbereich: 'Softwaretesting'. Und dort bin ich noch immer unterwegs in der selben Firma (seit nun 12 Jahren), allerdings natürlich nicht mehr als Werkstudent.
Es hat in meinem Leben bisher also nicht geklappt, irgendwann mal etwas anderes machen zu können. Ich bin noch auf der Suche und werde auch bis zur Rente nicht aufgeben
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Aber: Durch meine vielen Praktikas und mein damaliges Hobby 'Webdesign' kam ich an einen Ausbildungsplatz (wenn auch nur zufällig). Aufgrund des Fachabis konnte ich studieren. Aufgrund des Studiums kam ich an einen Werkstudentenjob. Aufgrund des Werkstudentenjobs kam ich an meinen Vollzeitjob. Aufgrund dieses sicheren Jobs als "Tester" konnte ich mir nun alles aufbauen: Ich habe nun Familie, ein Haus und eben auch einen sicheren Job mit der Flexibilität von HomeOffice und einigen 'Benefits', was in meinem Leben wesentlich mehr Wert hat.
Und 'Softwaretesting' als Beispiel ist auch ein typischer Bereich in dem viele Quereinsteiger arbeiten. Das ist nicht nur was für ausgebildete/studierte IT-Ler. Z.B. arbeiten bei uns viele 'Tester', die vorher 'Fachanwender' unserer Software waren, die wir entwickeln, oder aber Leute mit abgeschlossenem 'Physikstudium', 'Mathematiker' (und nein: die haben nicht promoviert), oder welche die vorher im fachlichen Umfeld (eHealth, also Krankenpfleger, KH-Personal der Verwaltung, etc.) unserer Software sonst irgendwie beschäftigt waren.
Will damit sagen: Man muss nicht unbedingt in dem Bereich später arbeiten, in dem man studiert hat. Mein Rat an dich wäre: Du bist noch jung genug, um noch mehr auszuprobieren. Irgendwann wirst du ganz bestimmt 'dein Ding' finden. Und wir alle gehen immer später in Rente. Deshalb finde ich inzwischen, das Alter sollte hier nicht unbedingt ein Problem sein.
Ich bin auch der Meinung aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, dass man nicht unbedingt bis zur Promotion studieren muss oder sich 'weiterbilden muss' immer nach den von der Gesellschaft vorgegebenen Schemata (Bachelor - Master - Promotion, oder Geselle - Meister - Betriebswirt) um sein Leben zu gestalten, wenn man als Quereinsteiger irgendwo einsteigen kann. Und Quereinsteigerjobs sind ja nicht unbedingt "schlechte" Jobs.
Was dir fehlt, ist scheinbar wirklich so ein Bereich, wo du dir vorstellen kannst in der Richtung "Fuß zu fassen". So etwas kannst du auch 'zufällig' finden, wenn du einfach noch weitere Dinge ausprobierst und nicht aufgibst mit suchen und auszuprobieren.