Hallo,
zuerst habe ich es bereut, hier geschrieben zu haben. Aber nach einer Nacht, in der ich nicht geschlafen und nur nachgedacht habe, bin ich erleichtert und irgendwie auch dankbar für die Schelte und die verbalen Prügel, die ich bezogen habe. Mir wurden die Augen geöffnet und mir ist klar geworden, dass sich einiges oder sogar alles ändern muss.
Es war und ist nicht meine Absicht, Lukas wie ein Kleinkind zu behandeln, zu demütigen oder gar zu bestrafen, weil er noch nicht trocken ist. Ich liebe meinen Sohn sehr und er liebt mich auch. Ich dachte, ich mache alles richtig. Ich wollte immer nur das Beste für meinen Sohn. Ich weiß nicht, warum alles so gekommen ist, vielleicht weil wir sehr alleine und nicht besonders kontaktfreudig sind. Da gerät man auf ein falsches Gleis und merkt es gar nicht oder will es nicht wahr haben. Auf jeden Fall will ich ganz viel ändern, versprochen!
Ich habe schon damit angefangen und Lukas heutemorgen keine Windeln angezogen. Er war mehr als erstaunt. Ich bin richtig nervös, aber wie so viele hier geschrieben haben, muss ich meinem Sohn wohl einfach mehr zutrauen und eigene Erfahrungen machen lassen. Ich habe es ihm auch selbst überlassen, was er anziehen möchte. Er hat sich trotzdem für Angorastrumpfhose und -pulli entschieden, weil es ziemlich kalt ist, weil Ferien sind und weil die Sachen so schön kuschelig sind. Hat er selbst gesagt. Außerdem will ich es zukünftig ihm überlassen, ob er sich selbst Windeln anzieht oder nicht oder doch von mir gewickelt werden will.
Dass andere Kinder in seinem Alter viel selbstständiger sind und nicht mehr ständig bemuttert werden müssen und keine Windeln mehr tragen, sehe ich schon auch. Ich dachte nur, dass mein Sohn das alles eben noch braucht. Dass ich das irgendwie gebraucht habe und möglicherweise noch brauche, ist mir jetzt erst durch die Reaktionen hier klar geworden. Weil ich Angst habe, mich nicht alleine ändern zu können, werde ich dazu professionelle Hilfe suchen, auch wenn es Überwindung kostet.
Ich bin gerade ziemlich aufgewühlt und verunsichert, aber auch dankbar. Es ist sehr schwer, zu schreiben, was in mir vorgeht, die Schuldgefühle, die Scham und eine Art Erleichterung. Ich hoffe, Ihr nehmt es mir ab, dass ich wirklich den Wunsch habe, alles zu ändern.
Ganz herzlichen Dank! Vielleicht finde ich den Mut, mich hier wieder zu melden und hoffentlich von Erfolgen zu berichten.