Selbsterfüllende Prophezeiung – Du bekommst, was Du erwartest
vielleicht hast Du schon von dem Begriff
Selbsterfüllende Prophezeiung gehört, auf Englisch
self-fulfilling prophecy. Ich persönlich finde dieses Thema sehr faszinierend und es zeigt deutlich, wie stark die eigene Erwartungshaltung und das eigene Verhalten das Umfeld beeinflusst.
Wer um die Wirkungsweisen der selbsterfüllende Prophezeiung weiß, kann dieses Wissen gezielt einsetzen um Situationen oder Menschen positiv zu beeinflussen.
Was ist eine selbsterfüllende Prophezeiung?
Eine selbsterfüllende Prophezeiung ist erst einmal eine Vorhersage bzw. Annahme von der der Vorhersagende glaubt, dass sie den Tatsachen entspricht. Das bedeutet weiterhin, dass sich der Vorhersagende aufgrund seiner Überzeugung so verhält, dass seine Vorhersage tatsächlich Wirklichkeit wird. Die Prophezeiung hat sich also erfüllt.
Mit anderen Worten: Eine Vorhersage, die als wahr angenommen wird, beeinflusst das Verhalten des Menschen soweit, dass die Vorhersage tatsächlich wahr wird. Es ist dabei egal, ob die Annahmen des Vorhersagenden richtig oder falsch sind. Beachtlicherweise erfüllt sich die Prophezeiung auch, wenn der Vorhersagende sich irrt und seine Annahmen eigentlich falsch sind – er darf nur nicht wissen, dass er von falschen Tatsachen ausgeht.
Zur Verdeutlichung ein Beispiel der selbsterfüllende Prophezeiung
Um dir die Funktionsweise der selbsterfüllende Prophezeiung zu veranschaulichen soll ein klassisches wissenschaftliches Experiment dienen. Der amerikanische Psychologe Robert Rosenthal und seine Kollegin Leonore Jacobson führten dieses Experiment bereits im Jahre 1965 durch.
Rosenthal unterzog Schüler an einer Grundschule einem Intelligenztest. Im Zuge dieses Tests wählte er 20 Schüler rein zufällig aus. Den Lehrern aber erklärte er anschließend, dass diese 20 Schüler besonders viel versprechende Talente wären. Die Lehrer nahmen also nun an, dass diese Schüler besonders intelligent waren, obwohl sie sich in Wirklichkeit nicht von den anderen Schülern unterschieden. Aufgrund der Erwartung der Lehrer, dass die Schüler durch gute Leistungen glänzen werden, verhielten sich die Lehrer entsprechend ihrer Erwartungshaltung. Sie förderten die vermeintlich intelligenteren Schüler mehr, waren ihnen gegenüber aufmerksamer und geduldiger und gaben mehr positives Feedback.
Nach einem Jahr führte Rosenthal noch einmal einen Intelligenztest mit denselben Schülern der Grundschule durch. Das Ergebnis war verblüffend: Die zuvor zufällig ausgewählten und als Talente deklarierten Schüler hatten ihren IQ gesteigert. Fast die Hälfte der Kinder hatte 20 Punkte mehr erreicht, ein Fünftel sogar 30 Punkte oder mehr. Besonders die Kinder mit den vormals schlechteren Leistungen verbesserten sich am stärksten.
Der Kreislauf der selbsterfüllende Prophezeiung
Dieses Schaubild verdeutlicht wie dein Denken über dich selbst und deine Erwartungshaltung dein Handeln beeinflussen. Dein Verhalten wiederum beeinflusst das Denken anderer gegenüber dir, die sich dann wieder entsprechend dir gegenüber verhalten. Du reagierst wiederum auf das Verhalten der anderen und siehst dich in deinem Denken bestätigt.
Die Gefahr der selbsterfüllende Prophezeiung
Was in die positive Richtung funktioniert, kann aber auch genauso gut in die andere Richtung wirken. Menschen mit einer grundsätzlich negativen Lebenseinstellung, die immer nur das Schlechte erwarten und davon überzeugt sind, dass sowieso alles schief geht, werden sich dementsprechend verhalten. Nämlich genau so, dass ihre Befürchtungen Wirklichkeit werden müssen.
Nicht nur auf das eigene Geschick können negative Gedanken und Einstellungen wirken, sondern auch auf andere Personen. Betrachten wir nur das oben beschriebene Beispiel mit der Grundschule.
Nehmen wir einmal an, Rosenthal hätte nicht gesagt, dass in den ausgewählten Schülern ungeahnte Talente schlummern, sondern hätte den Lehrern vorgegaukelt, das bei jenen Schülern einfach Hopfen und Malz verloren wäre und sie nie an die Leistung der anderen herankommen würden. Was denkst Du wäre passiert?
Genau, die Lehrer hätten den betroffenen Schüler sicherlich weniger Beachtung geschenkt und nur ein Minimum an Zeit in diese Kinder investiert. Die Lehrer wären wahrscheinlich davon ausgegangen, dass es nahezu sinnlos wäre viel Energie auf dessen Förderung zu verschwenden und ihre Bemühungen bei den anderen Schülern sehr viel besser fruchten würde.
Letzten Endes hätte sich die Prophezeiung sicherlich erfüllt und die vermeintlich schlechten Kinder wären zum Schluss dann tatsächlich schlechtere Schüler geworden als sie hätten sein müssen.
Dieses angenommene Szenario beschreibt recht anschaulich, was eine negative
selbsterfüllende Prophezeiung anrichten kann.
Selbsterfüllende Prophezeiung oder auch self-fulfilling prophecy - was das bedeutet und wie Du deine Vorhersagen und Erwartungen postiv nutzen kannst
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