Herzlichen Dank allen Antwortenden. Es gab viele empathische Beiträge, die mich zum nachdenken angeregt haben und vieles deckt sich sogar mit meinen grundsätzlichen Gedanken und Reaktionen.
Und auch das ordnen und schreiben meiner Gedanken hier im Forum hilft mir ein ganzes Stück weiter, Klarheit über die Situation und meinen Standpunkt zu finden.
Hab jetzt wieder einen Roman geschrieben ;-)
Und nur der interessierte Leser wird sich meine Gedanken antun.
Da ich mich aber zur Zeit niemandem persönlich anvertrauen kann, ermöglicht mir das Schreiben eine gewisse Erleichterung.
So kann ich heute Nacht vielleicht wieder etwas besser schlafen *g*
Ich zweifele nicht an ihrer Liebe und unterstelle auch keine Berechnung.
Der zentrale Aspekt ist die Angst.
Ich habe Angst verlassen zu werden und wieder dieses Gefühl ertragen zu müssen, einer Situation hilflos ausgeliefert zu sein.
Auch sie hat Angst, von mir verlassen zu werden, wünscht sich emotionale Sicherheit und verbindet dies offensichtlich mit der Heirat.
Grundsätzlich haben wir also die gleiche Richtung: wir lieben uns, wir wollen zusammen sein, wir wollen eine gemeinsame Familie und wir haben Angst verlassen zu werden und wieder mal in einer Beziehung auf die Schnauze zu fallen.
Sie hat Angst mich zu verlieren, aber durch ihre Kompromisslosigkeit wird sie mich definitiv verlieren. Und ich habe eben auch Angst sie zu verlieren, aber weil ich erst später heiraten will, werde ich sie verlieren. Das ist so paradox !!! Es klingt schon fast bizarr, finde ich.
Weiterhin hat sie Angst, keine Kinder mehr bekommen zu können, weil es irgendwann eben zu spät ist. Auch hier haben wir eine Gemeinsamkeit, denn ich möchte auch gerne Vater sein und habe Angst, dass wir das nicht rechtzeitig schaffen. Es wird alles so verdammt knapp !!
Doch dafür kann weder sie etwas noch ich. Es ist einfach unsere Lebenssituation. Und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass am Ende doch alles gut wird.
Fakt ist, dass sie von Glück sagen kann, endlich diese Ausbildungsstelle erhalten zu haben. Auch hier wollte sie keinen Kompromiss machen, weil es ihr Traumberuf ist. Eine andere Ausbildung kam für sie nie in die Auswahl, weil es ihr Traumberuf ist. Deswegen hat sie mindestens 1 Jahr verloren. Ich habe das akzeptiert, nichts gesagt, nur darauf aufmerksam gemacht, dass wir beide nicht jünger werden. Denn ich liebe sie und will, dass sie auch im Beruf glücklich wird.
Diese Ausbildung ist nun ihre Chance, endlich hier in Deutschland beruflich Fuß zu fassen.
Die Ausbildung und ein Kind schließen sich zumindest jetzt aus. Anders sieht es da schon in 2 Jahren aus, weil die 3-jährige Ausbildung dann mehr Freiräume bietet und sie ggf. zeitlich gestreckt werden kann. Dann wäre sie 39. Auch das ist nicht optimal, aber irgendwie realisierbar.
Verdammt nochmal, welche vernünftigen (!) Alternativen hätten wir denn sonst noch ?
Klar, sie könnte mich abservieren und lässt sich von einem anderen Mann ganz schnell ein Kind zeugen, ohne Rücksicht auf alles. No risk no fun ! Scheiss auf die Ausbildung ! Ist das klug ?? Alleine schon des Kindes wegen ?
Doch wie realistisch ist diese Option, einen vernünftigen Mann zu finden, der hier mitmacht und sie genauso liebt wie ich (und den sie liebt) und mit ihr sein Leben verbringt ?
Sie denkt wahrscheinlich, nur weil ich sie jetzt nicht heiraten will, bin ich mir ihr nicht sicher.
Aber das stimmt nicht, ich bin mir sicher, dass ich sie liebe ! Ich habe nichts gegen das Heiraten an sich, aber: ich fühle mich durch die Rechtsfolgen total ausgeliefert.
Ich kann sie noch so sehr lieben und mein Leben mit ihr verbringen wollen....wenn sie plötzlich feststellt, dass der Alltag mit mir doch nicht so toll ist und sie mich nicht mehr will, dann hab ich schon wieder verloren und bin gleichzeitig noch ihrem Wohlwollen machtlos ausgeliefert, mich nicht abzuzocken. Sie hat nur meine Liebe zu verlieren. Ich hingegen ihre Liebe und meine Existenz.
Unser Problem ist, dass wir nicht in kurzer Zeit zusammen ziehen können.
Ich muß einen neuen Job finden der meine Existenz sichert und davon ist sie auch ein Stück weit abhängig. Und dann gibt es noch die Kündigungsfrist in meinem derzeitigen Job. Weiterhin suche ich bereits viele Monate und es kann realistisch betrachtet noch ein ganzes Jahr dauern, bis wir zusammen wohnen. Ich gebe mir wirklich die größte Mühe, aber ich bin doch letztlich auch von der Arbeitsmarktsituation abhängig.
Und soll ich meinen sicheren Job für den nächstbesten unsicheren, schlecht bezahlten, perspektivlosen Würstchenbundenjob aufgeben ? Dafür habe ich nicht studiert und ich kann es mir auch nicht erlauben. Schließlich habe ich auch eine Verantwortung für mich selbst und für mein ganz persönliches Lebensglück.
Ich hatte mal vor vielen Jahren ein extrem geniales Jobangebot, dass ich soooo gerne angenommen hätte. Ein echter Traumjob ! Doch das wäre mit einem Wohnortwechsel oder einer Wochenendbeziehung verbunden gewesen. Meine damalige Freundin (ich wollte sie heiraten), war sich nicht sicher, ob unter diesem Umständen unsere Beziehung hält. Ich hätte so traumhaft gut verdient, ich hätte ihr Gehalt noch mitbezahlen können und hätte das auch gemacht, wenn sie in der neuen Stadt nicht gleich einen anderen Job gefunden hätte.
Ich hätte sie in jedem Fall aufgefangen.
Aber Schlussendlich habe ich der Liebe wegen das Angebot abgesagt, weil mir die Beziehung wichtiger war und sie einfach nicht mitziehen wollte, vielleicht auch wegen der Freunde und der Familie vor Ort. Das war auch okay und dann für mich kein Thema mehr. Ein halbes Jahr später hat sie mich wegen eines anderen sitzen lassen.... .
Das prägt !! Und u.a. auch aus diesem Grund will ich keine existenziellen Risiken eingehen. Denn schlimmstenfalls kann ich mich doch wieder nur auf mich selbst verlassen.... .
Ich bin mit der derzeitigen Situation genauso unglücklich wie meine Freundin. Aber soll ich deswegen existenzielles Roulette spielen ???
Ich bemühe mich wirklich nach Kräften um einen neuen Job, das einzige was ich mir von ihr wünsche ist ein wenig mehr Verständnis und Zeit.
Ich versuche aktiv mein Leben auf sie einzustellen, bin bereit das Risiko (aber natürlich auch die Chance) eines Jobwechsels einzugehen.
Ich bin bereit umzuziehen, mein soziales Umfeld aufzugeben und erwarte es umgekehrt nicht von ihr. Wohlwissend, dass sie in meiner Gegend noch viel schlechtere Jobchancen hat als ich und sie nun endlich ihre Ausbildungsstelle gefunden hat.
Klar habe ich Angst, weil ich mir nicht sicher sein kann, ob sich das alles lohnt und es mir nicht schon wieder so geht wie mit meiner damaligen Ex. Dann hätte ich alles aufgegeben und würde wieder von vorne anfangen müssen. In einer anderen Stadt, weg von Freunden und Familie. Doch dieses Risiko gehe ich ein, weil ich weiß, dass alles im Leben seinen Preis hat und ich meine Freundin von ganzem Herzen liebe.
Das einzige was ich mir wünsche, ist etwas mehr Zeit und Kompromissbereitschaft.
Auch wenn mir die Institution Ehe wenig bedeutet und ich fest davon überzeugt bin, dass es zum Glücklichsein nicht auf einen Trauschein ankommt, sondern auf die gegenseitige Arbeit an der Beziehung. So bin ich sogar bereit auch dieses Wagnis einzugehen. Weil ich sie von ganzen Herzen liebe und ich weiß, dass es ihr viel bedeutet.
Aber ich wünsche mir den Kompromiss, dass wir zuerst eine gewisse Zeit zusammen leben und den Alltag spüren, uns aneinander reiben, Konflikte austragen mit den gegenseitigen Macken lernen klar zu kommen.
Ich kann und ich will nicht anders !
Ich kann nur auf sie zugehen, ihr meine Hand reichen und sie um Entgegenkommen bitten.
Vielleicht durch eine Verlobung, die ich ohnehin schon vor ihrem Ultimatum zum 2-Jahrestag geplant habe. Aber irgendwie hat selbst diese Verlobung jetzt für mich ein Geschmäckle, weil ich sie nun nicht mehr ausschließlich mit unserer Liebe, sondern mit ihrem Ultimatum und dem hierdurch ausgelösten Kummer verbinde. Es ist, als ob langsam etwas in mir stirbt, ich kann es nicht präziser formulieren.
Ich kann nicht die ganze Strecke auf sie zugehen ohne dass sie sich auf mich zu bewegt.
Ich habe auch eine Verantwortung für mein Leben und ein Recht auf Erfüllung meiner Bedürfnisse und auf Verständnis für meine Ängste. Auch ich habe das Recht zum Glücklichsein.... .
Warum setzt sich mich so sehr unter Druck ?
Warum gerade jetzt, wo sie genau weiß, dass ich neben dem beruflichen Streß auch noch in einigen Wochen eine Weiterbildungsprüfung habe und eigentlich darauf meine Aufmerksamkeit richten müßte.
Doch ich habe das Gefühl, ihr ist das noch nicht einmal bewußt.....