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Sich als Homosexueller in Heteros verlieben?

  • Starter*in Starter*in Gelöscht 84901
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G

Gelöscht 84901

Gast
Hallo zusammen!

Ich hatte soeben eine bisher einzigartige Erfahrung. Wie man aus meinem letzten Thread erkennen kann, bin ich homosexuell.
Ich war soeben auf einer Party. Dort war ein Mann in meinem Alter, der von weiter weg kommt und auf der Party kaum Bezugspersonen hatte. Er ist der Freund eines Freundes und wir kannten uns eher flüchtig, weil wir vor einiger Zeit mal zusammen mit dem gemeinsamen Freund etwas unternommen haben.
Heute auf der Party haben wir uns nach der relativ langen Zeit mal wieder gesehen.
Wir sind dann auch ins Gespräch gekommen und haben uns bestimmt eine Stunde lang durchgehend unterhalten. Dann sind wir tanzen gegangenen. Während ich die Zeit mit ihm gemeinsam verbrachte, merkte ich, wie attraktiv ich ihn finde. Irgendwann war mein Wunsch einfach nur noch, mit ihm raus zu gehen und ihn zu küssen. Selbst jetzt denke ich noch an ihn.
Allerdings weiß ich überhaupt nicht, wie er sexuell überhaupt tickt.
Ich denke, ich rede mir das alles ohnehin nur ein, er ist sicherlich heterosexuell und meinte das Ganze nur kumpelhaft. Wie werde ich denn auch jemals etwas Gegenteiliges herausfinden ...
Die heutige Erfahrungen hat mir gezeigt, wie schwierig Homosexualität eigentlich ist. Man verguckt sich in Personen, von denen man nicht mal weiß, ob sie homo- oder heterosexuell (der Normalfall ist ja Heterosexualität) und sich an sie heranzumachen inkludiert ja bereits ein Outing und ist in den allermeisten Fällen einfach nur peinlich.
Wir haben uns während wir getanzt haben (jeder hat für sich getanzt) immer wier mal Blicke zugeworfen. Er ist dann früher gegangen und er hat sich eigentlich nur von mir wirklich verabschiedet, wir haben uns kurz umarmt. Allerdings denke ich, dass das alles nur kumpelhaft gemeint war. Ich war an dem Abend schließlich seine Hauptbezugsperson und er war sicherlich froh, dass ich mich ihm als Kumpel angenommen habe.

Die Unterhaltung, die Blicke und die Verabschiedung/Umarmung am Ende waren von seiner Seite aus sicherlich nur kumpelhaft gemeint.
Ich habe mich schon etwas eingelesen und es heißt oft, man würde einen anderen schwulen Mann direkt an seinem Blick erkennen.
Diese Fähigkeit besitze ich jedoch überhaupt nicht. Ich denke, dass er einfach nur froh war, mich an dem Abend als Bezugsperson zu haben. Und ich habe mich in ihn verguckt. Auch einen Mann, den ich von meiner Arbeit kenne, finde ich unfassbar attraktiv. Aber auch hier weiß ich überhaupt nicht, ob er homo- oder heterosexuell ist (höchstwahrscheinlich ist er heterosexuell).
Es ist doch einfach nur bitter, auf das eigene Geschlecht zu stehen und zu wissen, dass diese Gefühle niemals erwidert werden, weil die andere Person in in den allermeisten Fällen heterosexuell ist.
Das ist mir heute erst wirklich klar geworden und ich bin deswegen gerade sehr verzweifelt. 🙁

Wie würdet ihr solche Situationen handhaben?

Edit: Als ich den Beitrag geschrieben habe, war ich noch etwas betrunken. Ich habe das Thema dennoch sofort erstellt, weil es mir sehr auf der Seele brennt. Mittlerweile habe ich mich ausgeschlafen und den Beitrag nochmal durchgelesen. Mir ist aufgefallen, dass ich mich sehr oft wiederhole. Ich bitte, das zu entschuldigen.

LG Smilodon
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Smilodon,

ich selbst bin zwar nicht homosexuell, habe jedoch ein paar Freunde, die es sind. Deine Unsicherheit kann ich vollkommen verstehen. Wahrscheinlich kannst du dich nicht auf dein sogenanntes "Gaydar" (=Gay Radar, siehe hier) verlassen. Deine deine Intuition, ob ein anderer Mann schwul sein könnte oder nicht, ist noch nicht richtig ausgebildet.

Was da hilft? Ganz einfach! Nicht umsonst gibt es eigentlich in jedem Landkreis eine Schwulenszene. Dort kanst du jede Menge Gleichgesinnte treffen. Es gibt zumindest in größeren Städten auch häufig eigene Clubs/Discos/Bars, wo sich viele Homosexuelle treffen und die Heterosexuellen, oft nur als Begleitung ihrer homosexuellen Freunde/Freundinnen, die deutliche Minderheit darstellen.

Wenn du dich zunächst mit Leuten aus der Schwulenszene triffst, hast du also gleich zwei Vorteile:

1.: Du triffst dich mit Gleichgesinnten, brauchst also niemals Angst haben, dich zu blamieren. In einem Gay-Club ist es -wer hätte es gedacht- das normalste der Welt, wenn ein Mann einen anderen Mann anflirtet. Die Wahrscheinlichkeit, dass beide schwul sind, liegt bei unglaublichen 99%. Also kannst du dich in Ruhe ausprobieren, ganz ohne Zweifel oder Angst, dass du einen Hetero erwischst und deshalb abgewiesen wirst. Einen Korb kannst du natürlich trotzdem kassieren, aber das ist halt ein allgemeines Lebensrisiko, egal ob Hetero, Homo, Bi, Trans... etc.

2.: Du kannst dein "Gaydar" zuverlässig justieren. Wenn du dich mit Schwulen umgibst, trainierst du deine Sinne. Beispiel: Neulich saß ich mit einem schwulen Freund in einem ganz normalen Café (also kein Gay-Café), uns schräg gegenüber wartete ein Mann offensichtlich auf jemanden. Ich hätte ihn niemals beachtet, er war völlig unscheinbar. Mein Freund jedoch flüsterte mir unauffällig zu: "Der ist zu 100% schwul, bestimmt kommt gleich sein Date! Schau, wie aufgeregt er ist!" Ich selbst hätte ihn nie für schwul gehalten. Ich als Hetero kann einer Person nicht ansehen, ob sie Schwul oder Hetero ist. Mein schwuler Freund hingegen hat einen scharfen Blick für so etwas. Es sind wohl ganz kleine Details, die ihm intuitiv sagen: Der ist ebenfalls schwul. Er meinte, wenn man sich lange genug in der Szene bewege, lerne man das meist automatisch. So klappt es eventuell auch bei dir.

Nicht falsch verstehen! Das heißt jetzt natürlich nicht, dass du nur in Schwulen-Clubs gehen sollst! Aber es könnte dir zunächst helfen, dich mit Leuten zu umgeben, die einfach ebenfalls schwul sind, die dich verstehen und die du verstehst. Mit gestärktem Selbstvertrauen durch positive Erfahungen und Erlebnisse kannst du auch in einem Hetero-Club viel leichter einen schwulen Mann ansprechen, wenn dir dein Gefühl und deine Erfahrung sagt: "Okay, der ist bestimmt schwul! Und wenn doch nicht, dann ist es auch nicht schlimm!"

A Propos nicht so schlimm. Falls du doch mal einen Hetero erwischst und er anschließend verstört ist, sag ihm: "Oh, schade für mich! Aber betrachte es als ultimatives Kompliment. Ich spreche nur die allerhübschesten Männer im Club an, du bist also bei den Frauen bestimmt sehr begehrt!" Damit machst du ihm dennoch ein Kompliment und so muss sich keiner von euch beiden schlecht fühlen. Man darf das alles nicht so ernst nehmen.

Liebe Grüße und alles Gute,
SFX
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo SFX.

Ja es stimmt, mein Gaydar ist wirklich miserabel. Ich bin mir meiner sexuellen Orientierung auch noch nicht so lange bewusst, bzw. habe sie noch nicht so lange akzeptiert.
Es hilft bestimmt, sich in eine entsprechende Gruppe einzugliedern. Ich werde mich mal informieren, wie man sein Gaydar schärfen kann.

Das Hauptproblem ist aber, dass ich mich neuerdings in Männer vergucke und dabei weiß, dass es nie etwas werden kann.
Früher habe ich solche Gefühle gegenüber anderen Männern einfach nicht zugelassen. Durch die Akzeptanz kommt es nun zu dieser für mich völlig neue Situation, dass ich mich in einen Mann vergucke und ich dabei weiß, dass diese Gefühle nie erwidert werden werden. Das ist halt richtig bitter und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Selbst wenn ich mich in die LGBT-Szene eingliedere, kann es ja immer wieder passieren, dass ich einen Hetero dermaßen anziehend finde. Ich habe Angst, dass so was nun häufiger vorkommt.
Gerade wenn ich ein bisschen was getrunken habe, werde ich sehr anhänglich und suche dann verstärkt nach potenziellen Partnern.
Für einen Hetero ist es sicherlich sehr verstörend, wenn ein Schwuler auf ihn steht. Bisher kam es zum Glück noch nicht zu einer peinlichen Situation, weil ich (egal wie betrunken ich auch sein mag) immer weiß, dass ich diese Gefühle auf gar keinen Fall zeigen darf.
Es ist andererseits aber auch sehr zermürbend, das alles immer in sich reinzufressen und seine Gefühle verbergen zu müssen.

LG Smilodon
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja es stimmt, mein Gaydar ist wirklich miserabel. Ich bin mir meiner sexuellen Orientierung auch noch nicht so lange bewusst, bzw. habe sie noch nicht so lange akzeptiert.
Es hilft bestimmt, sich in eine entsprechende Gruppe einzugliedern. Ich werde mich mal informieren, wie man sein Gaydar schärfen kann.

Hallo Smilodon,

es heisst in dem Artikel über Gaydar, dass man es auch am Geruch merkt (Pheromone) und dass das Ganze intuitiv abläuft. Ich erinnere mich daran, dass ich sogar mal im Fernsehen einen Schwulen erkannt habe: Da war ein Mädel, das auf einem Wochenmarkt Männer angesprochen hat für ein Date. Bei einem jungen Mann habe ich sofort gespürt, dass er schwul war und mir gedacht, dass sie den gar nicht ansprechen muss. Und kurz darauf sagte der junge Mann tatsächlich "Ich bin schwul!" Das war mir sofort klar. Ich weiss jedoch selbst nicht, woran ich es erkannt habe. Es ist offensichtlich intuitiv. Und übers Fernsehen werden natürlich keine Pheromone übertragen. Es muss also an den Augen oder an kleinen Gesten liegen, die man unterbewusst wahrnimmt. Anscheinend besitze ich so ein Gaydar in gewissem Umfang. Ich glaube aber nicht, dass ich jeden schwulen Mann auf Anhieb erkennen kann.

Das Hauptproblem ist aber, dass ich mich neuerdings in Männer vergucke und dabei weiß, dass es nie etwas werden kann.
Früher habe ich solche Gefühle gegenüber anderen Männern einfach nicht zugelassen. Durch die Akzeptanz kommt es nun zu dieser für mich völlig neue Situation, dass ich mich in einen Mann vergucke und ich dabei weiß, dass diese Gefühle nie erwidert werden werden. Das ist halt richtig bitter und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Ob Deine Gefühle erwidert werden, kannst Du ja voher noch gar nicht wissen. Und es ist doch sehr schön, dass Du Deine Gefühle für Männer nun endlich zulässt! Das ist ein grosser Fortschritt! Glückwunsch!

Gerade wenn ich ein bisschen was getrunken habe, werde ich sehr anhänglich und suche dann verstärkt nach potenziellen Partnern.

Gut so!

Für einen Hetero ist es sicherlich sehr verstörend, wenn ein Schwuler auf ihn steht.

Das muss nicht so sein! Das kann auch als Kompliment aufgefasst werden!

Bisher kam es zum Glück noch nicht zu einer peinlichen Situation, weil ich (egal wie betrunken ich auch sein mag) immer weiß, dass ich diese Gefühle auf gar keinen Fall zeigen darf.

Doch, Du darfst Deine Gefühle zeigen! Es ist nur wichtig, dass Du es vorsichtig, schrittweise und tastend machst und genau auf die Reaktion Deines Gegenübers achtest! "Blicke (zum Beispiel einen Moment zu lang; wichtige Kommunikationsart beim Cruising)" (aus dem Artikel über Gaydar). So einen Blick habe ich auch mal erlebt als ich 17 war und in einem Heim lebte. Dort kam mir im Treppenhaus ein schwuler junger Mann entgegen zusammen mit einem anderen Schwulen (war ein Engländer, wie er mir mal erzählt hat). Diesen Blick vergesse ich nie. Er war sehr eindeutig: Seitlich aus dem Augenwinkel, eine Spur zu lang, fordernd, mit deutlich spürbarer unterschwelliger Geilheit. Leider war ich damals zu schüchtern und bin nicht darauf eingegangen. Hätte ein schöner Dreier werden können.

Das kannst Du ohne Weiteres machen und dann schauen, wie er reagiert. Wenn er entsprechend zurückguckt, kannst Du weitergehgen: Eine kurze, unabsichtlich erscheinende Berührung. Lässt er es geschehen, dann könntet ihr mal kurz nach draussen gehen. Du könntest ihn verliebt ansehen. Wenn er erwidert, dann nimmst Du Deinen ganzen Mut zusammen und sagst ihm, dass er Dir gefällt. Und fragst ihn, ob er auf Männer steht. Deinem Partner musst Du es schon sagen, dass Du schwul bist.

Wenn er nicht reagiert, kannst Du auf jeder Stufe aufhören und alles als zufällige Alkohollaune abtun.
Ich denke, mit dieser vorsichtig tastenden Methode kommst Du zum Ziel! Viel Glück!

LG Amatio
 
Heterosexuelle Männer sind gegenüber anderen Männern eher reserviert. Insbesondere, wenn man sich kaum kennt. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass männliche Freunde von mir jemals mit anderen Männern tanzen gegangen wären bzw. wenn, dann maximal um sich an Frauen dranzuhängen. Insofern glaube ich schon, dass dieser Mann möglicherweise Interesse an dir hatte.
 
Tatsächlich empfinde ich das auch als Fortschritt, meine Gefühle nun zulassen zu können. Es ist schön, dass ich nach all den Jahren endlich mal wieder solche Gefühle empfinden kann. Hatte zuvor ja noch
zwanghaft versucht, für Frauen etwas zu empfinden, was ja gar nicht funktionieren konnte. Ich war deshalb in einem richtigen emotionalen Loch.

Der Schritte-Plan klingt sehr vernünftig.
Wir haben uns schon immer wieder mal Blicke zugeworfen. Das kam auch irgendwie von beiden Seiten. Aber ich weiß nicht,
man bildet sich ja auch immer gerne etwas seinen Wünschen entsprechend ein.
Allerdings hatte ich so etwas noch nie, dass mir ein anderer Mann mir gegenüber steht und ich ihn dermaßen begehre. Das hatte ich bei DatingApps nicht mal bei den heißesten Bildern. Möglich, dass da tatsächlich gewisse Pheromone im Spiel waren, wir saßen ja sehr nah beieinander. Das kenne ich noch aus dem Biologie-Unterricht. Unser Biologie-Lehrer sagte immer, dass Parfüm in seinen Augen Schwachsinn ist, weil es die Pheromone überdeckt. Angeblich seien die Pheromone bei der Partnerwahl ein sehr entscheidender Faktor. Aber ob Homosexuelle tatsächlich besondere Pheromone haben, die wiederum auf andere Homosexuelle anziehend wirken, ist fraglich.
Unstrittig ist zumindest, dass Schwule auf männliche Pheromone reagieren, wohingegen die weiblichen in ihnen keine Reaktion hervorrufen.

Der Schritt zu den scheinbar zufälligen Berührungen ist dann aber schon ein ziemlich weiter. Aber klar, man wird wohl aus seiner Komfort-Zone rauskommen und etwas riskieren müssen. Allerdings fand ich keinen Anlass, ihn zu berühren, nur bei der Verabschiedung eben (die ich sehr genossen habe).
Im Nachhinein fällt mir ein: vielleicht einfach mal den Arm auf die Stuhllehne legen, seine Hand kurz streifen oder mit den Füßen kurz antipsen.

Ich befand mich in diesem Moment mal wieder in einem unglaublichen Zwiespalt. Ich wusste nicht, was ich mehr bereuen würde: Entweder ich riskiere es, mach mich richtig an ihn ran und habe im besten Fall ein wunderschönes Erlebnis oder ich lass es lieber und erspare mir im Zweifel eine sehr peinliche Situation. Habe mich dann für Letzteres entschieden. Ich hätte es nicht ertragen, wenn irgendjemand von meinen anderen Freunden (an dem Abend waren sehr viele dabei) davon Wind bekommen hätte.
Ich bereue es schon etwas, dass ich es nicht gewagt habe, schließlich muss ich auch jetzt noch die ganze Zeit daran denken. Gleichzeitig bin ich aber auch froh, das Risiko der wahrscheinlich peinlichsten Situation meines Lebens nicht eingegangen zu sein.

Jedenfalls hat mich nun die Neugier gepackt. Ich werde mal versuchen, mein Gaydar zu entwickeln und meine Erfahrungen zu sammeln. Ich denke auch, dass man sehr viel aus Gestik und Mimik ablesen kann.
Auch hierzu haben wir mal gelernt, dass die nonverbale Kommunikation einen ganz erheblichen Teil ausmacht. Und Blicke sagen ja bekanntlich mehr als 1000 Worte.
Man muss nur lernen, sie richtig zu deuten.
Falls hierzu jemand noch hilfreiches Material hat (Videos, Bücher etc.) würde ich mich über eine Empfehlung sehr freuen.

Ich sehne mich gerade mehr denn je nach einem Partner und Zärtlichkeit.
Aber es wird sich zeigen, was die Zukunft bringt. Meine Entwicklung in den letzten Wochen und Monaten gefällt mir sehr. Ich finde es gar nicht mehr so schlimm, schwul zu sein, schließlich kann es einem auch wunderschöne Momente bescheren. Es ist nur etwas blöd, dass die Partnersuche sich als noch komplizierter gestaltet als sie es ohnehin schon ist.

Was andere davon denken mögen, ist mir mittlerweile übrigens auch ziemlich egal. Es ist mein Leben, ich bin nun mal so und ich habe einfach Lust darauf. Was aber nicht bedeutet, dass ich mich outen werde. Das bleibt erst mal mein kleines, schönes Geheimnis. 🙂

Vielen Dank für alles, Amatio!

LG Smilodon
 
Tatsächlich empfinde ich das auch als Fortschritt, meine Gefühle nun zulassen zu können. Es ist schön, dass ich nach all den Jahren endlich mal wieder solche Gefühle empfinden kann. Hatte zuvor ja noch
zwanghaft versucht, für Frauen etwas zu empfinden, was ja gar nicht funktionieren konnte. Ich war deshalb in einem richtigen emotionalen Loch.

Hallo Smilodon,

es ist wirklich sehr schön, dass Du nun Deine Gefühle zulässt und aus dem emotionalen Loch herausgekommen bist. Nun fühlst Du Dich mit Sicherheit besser als vorher!

Der Schritte-Plan klingt sehr vernünftig.

Das ist die einzige Möglichkeit, wenn Du Dir nicht sicher bist, ob der von Dir begehrte Mann auch schwul ist.

Wir haben uns schon immer wieder mal Blicke zugeworfen. Das kam auch irgendwie von beiden Seiten. Aber ich weiß nicht,
man bildet sich ja auch immer gerne etwas seinen Wünschen entsprechend ein.

Zumindest ist von beiden Seiten Freundschaft vorhanden. Das steht fest!

Allerdings hatte ich so etwas noch nie, dass mir ein anderer Mann mir gegenüber steht und ich ihn dermaßen begehre.

Das ist ein wunderschönes Gefühl!

Das hatte ich bei DatingApps nicht mal bei den heißesten Bildern. Möglich, dass da tatsächlich gewisse Pheromone im Spiel waren, wir saßen ja sehr nah beieinander. Das kenne ich noch aus dem Biologie-Unterricht. Unser Biologie-Lehrer sagte immer, dass Parfüm in seinen Augen Schwachsinn ist, weil es die Pheromone überdeckt. Angeblich seien die Pheromone bei der Partnerwahl ein sehr entscheidender Faktor. Aber ob Homosexuelle tatsächlich besondere Pheromone haben, die wiederum auf andere Homosexuelle anziehend wirken, ist fraglich.
Unstrittig ist zumindest, dass Schwule auf männliche Pheromone reagieren, wohingegen die weiblichen in ihnen keine Reaktion hervorrufen.

Die männlichen Pheromone spielen bestimmt eine Rolle. Darüberhinaus sind es Blicke, Gestik und Mimik.

Der Schritt zu den scheinbar zufälligen Berührungen ist dann aber schon ein ziemlich weiter. Aber klar, man wird wohl aus seiner Komfort-Zone rauskommen und etwas riskieren müssen. Allerdings fand ich keinen Anlass, ihn zu berühren, nur bei der Verabschiedung eben (die ich sehr genossen habe).
Im Nachhinein fällt mir ein: vielleicht einfach mal den Arm auf die Stuhllehne legen, seine Hand kurz streifen oder mit den Füßen kurz antipsen.

Du musst Dir halt irgendeinen unverfänglich aussehenden Vorwand ausdenken.

Ich befand mich in diesem Moment mal wieder in einem unglaublichen Zwiespalt. Ich wusste nicht, was ich mehr bereuen würde: Entweder ich riskiere es, mach mich richtig an ihn ran und habe im besten Fall ein wunderschönes Erlebnis oder ich lass es lieber und erspare mir im Zweifel eine sehr peinliche Situation. Habe mich dann für Letzteres entschieden.

Du hättest Dich besser anders entschieden. No risk, no fun!

Ich hätte es nicht ertragen, wenn irgendjemand von meinen anderen Freunden (an dem Abend waren sehr viele dabei) davon Wind bekommen hätte.

Wäre es dann nicht besser, wenn Du Dich gegenüber Deinen Freunden outen würdest? Und wieso kannst Du es nicht ertragen, wenn Deine Freunde von Deiner sexuellen Orientierung erfahren? - Denn: Wenn es wirklich Deine Freunde sind, dann stehen sie zu Dir, egal ob Du hetero, bi oder schwul bist. Du bist ja der gleiche Mensch geblieben wie vorher auch. Und wenn Dich wirklich jemand aus Deinem Freundeskreis wegen Deiner Homosexualität ablehnt, dann war er nie Dein wirklicher Freund. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass Deine besten Freunde sowieso bedingungslos zu Dir stehen; und mit ein bisschen Glück alle Deine Freunde! Ich kann Dir also nur zu einem baldigen Outing gegenüber Deinen Freunden raten!

Ich bereue es schon etwas, dass ich es nicht gewagt habe, schließlich muss ich auch jetzt noch die ganze Zeit daran denken.

Besorg Dir die Telefonnummer von dem Mann, den Du begehrst und zeige ihm gegenüber Deine Gefühle! Kannst ja vorher mal dezent nachfragen, ob er auf Männer steht! Er wird Dich garantiert nicht blosstellen, denn zumindestens Freundschaft ist von seiner Seite aus zu Dir vorhanden! Das kann man an den Augen sehen!

Gleichzeitig bin ich aber auch froh, das Risiko der wahrscheinlich peinlichsten Situation meines Lebens nicht eingegangen zu sein.

Es hätte aber auch eine sehr glückliche Situation werden können!

Jedenfalls hat mich nun die Neugier gepackt. Ich werde mal versuchen, mein Gaydar zu entwickeln und meine Erfahrungen zu sammeln. Ich denke auch, dass man sehr viel aus Gestik und Mimik ablesen kann.
Auch hierzu haben wir mal gelernt, dass die nonverbale Kommunikation einen ganz erheblichen Teil ausmacht. Und Blicke sagen ja bekanntlich mehr als 1000 Worte.
Man muss nur lernen, sie richtig zu deuten.

Genauso ist es!

Ich sehne mich gerade mehr denn je nach einem Partner und Zärtlichkeit.

Ich weiss! Deine Sehnsucht danach ist sehr stark!

Aber es wird sich zeigen, was die Zukunft bringt. Meine Entwicklung in den letzten Wochen und Monaten gefällt mir sehr.

Ja, Du hast Dich gut entwickelt!

Ich finde es gar nicht mehr so schlimm, schwul zu sein, schließlich kann es einem auch wunderschöne Momente bescheren.

Eben! Und eines - hoffentlich nicht mehr allzu fernen - schönen Tages wirst Du sagen: Es ist wunderbar, dass ich schwul bin! Ich bin so glücklich damit!

Es ist nur etwas blöd, dass die Partnersuche sich als noch komplizierter gestaltet als sie es ohnehin schon ist.

Sie ist nur deshalb so kompliziert, weil Du Dich nicht traust, Deine Gefühle zu zeigen!

Was andere davon denken mögen, ist mir mittlerweile übrigens auch ziemlich egal.

Es wäre schön, wenn das wahr wäre. Aber es stimmt offensichtlich nicht. Hier belügst Du Dich selbst: "Ich hätte es nicht ertragen, wenn irgendjemand von meinen anderen Freunden (an dem Abend waren sehr viele dabei) davon Wind bekommen hätte." Was andere davon denken mögen ist Dir angeblich egal; aber wenn es Deine Freunde mitbekommen würden, könntest Du es nicht ertragen? - Das ist offensichtlich ein Widerspruch!

Es ist mein Leben, ich bin nun mal so und ich habe einfach Lust darauf.

Das ist schön!

Was aber nicht bedeutet, dass ich mich outen werde. Das bleibt erst mal mein kleines, schönes Geheimnis. 🙂

Ich wünsche mir sehr für Dich, dass Du glücklich wirst. Deshalb schreibe ich nun etwas, was Du vielleicht nicht gern hören wirst; aber schliesslich bist Du ja hier, um Dir helfen zu lassen:

1.) Ich rate Dir dringend dazu, Dich zumindestens gegenüber Deinen besten Freunden zu outen! Versetze Dich auch mal in ihre Lage: Wenn Du Angst hast, Deine besten Freundde könnten Dich wegen Deiner Homosexualität ablehnen, dann bringst Du ihnen Misstrauen entgegen! Deine besten Freunde verdienen stattdessen Dein Vertrauen: In dem Du ihnen sagst, dass Du schwul bist, schenkst Du ihnen Dein Vertrauen! Das werden Deine besten Freunde sehr zu schätzen wisssen! Und sie werden mit 100%-iger Sicherheit zu Dir stehen und Dir helfen! Dann hast Du jemanden, mit dem Du über Deine Situation sprechen kannst, bist nicht mehr so allein damit und erfährst emotionale Unterstützung! Das wird Dir sehr gut tun!

2.) Du triffst einen Mann, den Du sehr stark begehrst - so stark wie noch Du noch niemals zuvor jemanden begehrt hast. Du traust es Dich aber nicht, ihm Deine Gefühle zu zeigen, weil Du Angst hast, er wäre hetero und würde Dich zurückweisen. Das wird er aber auch dann nicht tun, wenn er wirklich hetero ist, denn er hat ja zumindestens Symphatie für Dich als Freund, wie du an seinen Blicken sehen konntest.

Also lautet mein dringender Rat: Ruf ihn an! Frag ihn, ob er allein ist; Du hättest etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen. Wenn er nicht allein ist, dann rufst Du später wieder an. Sag ihm, dass Dir das, was Du ihm zu sagen hast, schwerfällt; dass es aber dennoch gesagt werden muss. Sag ihm, dass Du Dir vor Kurzem eingestanden hast, schwul zu sein und dass Du ihn sehr attraktiv findest. Frag ihn, ob er das gleiche für Dich empfindet. Sag ihm, dass Du Dich sehr nach einem Partner sehnst.

Stell Dir mal vor, er ist so ähnlich wie Du: Hat sich gerade erst seine Homosexualität eingestanden und traut sich nicht, es Dir zu zeigen. Und tatsächlich begehrt er Dich genauso wie Du ihn. Dann würdet ihr aneinander vorbeilaufen, was ja sehr schade wäre. Oder er hätte erst kürzlich bei sich eine bisexuelle Neigung entdeckt (Du könntest auch mit einem bisexuellen Mann zusammen sein. Von denen gibt es erheblich mehr als schwule Männer (mindestens 50% mehr!))

Es gibt vier Möglichkeiten:

1.) Er ist heterosexuell. Da er Freundschaft für Dich empfindet, Deine Ehrlichkeit und Dein Vertrauen ihm gegenüber ihn berührt und er es als Kompliment ansiehst, dass Du ihn als sexuell attraktiv empfindest, wird er sehr freundlich und nett zu Dir sein und Dir sagen: Tut mir leid, ich stehe nicht auf Männer, lass uns Freunde bleiben!

2.) Er ist schwul oder bi; Du bist aber nicht sein Typ.

3.) Er ist schwul oder bi; er steht auf Dich und ihr kommt zusammen. Im Laufe der Zeit stellt sich jedoch heraus, dass ihr nicht sehr gut zusammenpasst und ihr trennt Euch wieder. In diesem Fall hättest Du aus Wunschdenken heraus, bald einen Partner zu finden, etwas in ihn hineinprojeziert, was er nicht ist. Das passiert manchmal.

4.) Er ist schwul oder bi; er steht auf Dich und ihr kommt zusammen. Im Laufe der Zeit festigt sich Eure Liebe immer mehr. Er ist die Liebe Deines Lebens.

Welcher der vier Möglichkeiten zutrifft, kann man vorher nicht sagen. Also finde es heraus. So machst Du auf jeden Fall wertvolle Lebenserfahrungen.

Weil ich Dir gerne helfen möchte; Dein Glück zu finden, mache ich mir viele Gedanken über Deine Situation. Deshalb meine Ratschläge (ich weiss, Ratschläge sind auch Schläge! 🙂):

Oute Dich gegenüber Deinen besten Freunden und schenke ihnen so Dein Vertrauen!

Sprich mit dem Mann, den Du begehrst und zeige ihm offen Deine Gefühle!

Du entscheidest, was Du machst. Ich habe Dir nach bestem Wissen und Gewissen Vorschläge gemacht, die Dir nach meiner festen Überzeugung helfen werden, Dich besser zu fühlen und leichter einen Partner zu finden!

Zeig endlich Deine Gefühle gegenüber anderen Menschen! Das ist der Schlüssel zu Deinem Glück!

Vielen Dank für alles, Amatio!

Gern geschehen! Melde Dich bitte wieder! Am schönsten wäre natürlich Möglichkeit drei oder vier (ob es drei oder vier ist, zeigt sich erst im Laufe der Zeit!)

LG Amatio
 
Als ich meinen Beitrag nochmal durchgelesen habe, ist mir auch aufgefallen, dass es widersprüchlich klingt. Deshalb möchte ich die Aussage präzisieren. Was ich meinte ist Folgendes: Mir ist mittlerweile egal, ob andere damit klarkommen, dass ich homosexuell bin. Wenn es jemanden stört, dann ist das sein Problem und nicht meins. Früher hätte ich mir die Schuld daran gegeben, mein Gegenüber mit einer derart ungewöhnlichen und von vielen als unangenehm empfundenen Situation zu konfrontieren und damit seine schöne heile Welt zu zerstören.
Mir ist jedoch nicht egal, wie andere mich behandeln. Ich möchte ihnen keinen Anlass geben, mich nur wegen meiner Sexualität anders zu behandeln. Aber ich befürchte, dass genau das passieren wird.

Meine Freunde möchte ich noch nicht einweihen. Zum einen ist mein Freundeskreis ziemlich groß. Und selbst, wenn ich nur die engsten Freunde einweihe, wird sich die Sache im restlichen Freundeskreis herumsprechen - und schon bald wüssten alle bescheid. Wie gesagt, ich komme aus einer ländlichen Region, wo quasi jeder jeden kennt und sich alles sehr schnell herumspricht.
Außerdem kann ich überhaupt nicht einschätzen, wie sie dazu stehen, da das Thema Homosexualität bei uns noch nie zur Sprache kam. Ich weiß nur, dass wir alle ziemlich offen, liberal und politisch mehr links als rechts eingestellt sind, was ja grundsätzlich mal für Toleranz spricht.
Das wäre jedoch eine komplett neue Situation für alle, da wirklich niemand, absolut niemand aus meinem gesamten Freundeskreis sich jemals als homosexuell geoutet hat.
Ferner habe ich mit meinen Freunden (oder mit sonst irgendjemandem) kein derart inniges Verhältnis, dass ich ihnen so etwas erzählen würde. Wir können unglaublich viel Spaß zusammen haben, die Zeit vertreiben, wir mögen uns, schätzen uns, kennen uns teilweise seit der Grundschule usw. Aber meine Gefühle habe ich schon immer für mich behalten, ich habe mich noch nie irgendjemandem anvertraut, sondern stets alles mit mir selbst ausgemacht. Mir fällt wirklich keiner ein, mit dem ich darüber reden würde.

Dein Vorschlag entspricht genau dem, was ich am allerliebsten machen würde. Ich habe aber noch nicht mal seine Nummer, die müsste ich zuerst über meinen Freund besorgen, was wiederum sehr verdächtig rüberkommen würde. Wenn ich seine Nummer hätte, würde ich ihm vielleicht mal schreiben. Aber auch das würde sehr komisch rüberkommen. Am liebsten wäre mir aber, ihn persönlich zu sehen. Dann könnte ich auf Mimik und Gestik achten.
Ich habe jedoch richtige Angst. Was ist mit Szenario Nr. 5 (Worst Case): Ich besorge mir seine Nummer, rufe ihn an und mache mich komplett lächerlich. Es würde sich überall herumsprechen und ich wäre komplett zerstört. Alle würden denken, ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Ich werde höchstwahrscheinlich nie wieder mehr so behandelt wie jetzt. Und ich möchte auf keinen Fall, dass andere mich nur wegen meiner Sexualität anders behandeln. Ich wäre der komische, eigenartige, den man mit Samthandschuhen anfassen müsse.
Ich bin einfach noch nicht dazu bereit, anderen mitzuteilen, dass ich schwul bin.

Außerdem müsste ich schon verdammtes Glück haben, dass ausgerechnet er auch schwul/bi ist und zudem noch auf mich steht.
Klar, es kann sein, dass wir uns unterbewusst Signale zugesandt haben und ich auch deswegen so auf ihn abfahre. Aber wahrscheinlich ist das alles nur Wunschdenken meinerseits.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er auch Interesse an mir hat, ist einfach viel zu gering als dass ich dazu bereit sein kann, dieses Risiko einzugehen.
Viel wahrscheinlicher ist, dass er genau so wie ca. 95 % der Leute auf das andere Geschlecht steht und an dem Abend einfach nur mit mir feiern wollte. Wenn er gerade tatsächlich in derselben Situation wie ich wäre, wäre das natürlich unfassbar schön und sogar fast schon filmreif. Aber dafür sind die Indizien viel zu dünn.
Er könnte ja auch Kontakt zu mir aufnehmen, wenn er genau so fühlen würde wie ich. Aber er würde sich genau so unsicher sein wie ich, schließlich sieht man es mir kein bisschen an, dass ich schwul bin.
So viel Glück werde ich niemals haben. 🙁

Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du dir so viel Zeit für mich nimmst und mir so viele tolle Ratschläge erteilst! Ich lese deine Beiträge immer sehr gespannt.
Aber ich kann diesen Schritt einfach nicht wagen. Ich kann mich weder outen noch Kontakt zu ihm aufnehmen. Ich bin in meinem Handeln immer sehr bedacht und denke jedes Szenario zuende. Und ich glaube, dass diese Sache nicht gut für mich ausgehen wird.

Ich dachte zunächst, das Ganze sei nur eine Alkohollaune. Aber es beschäftigt mich durchgehend und macht mich richtig verrückt. Es wird wohl etwas dauern, bis ich damit abschließen kann ...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Als ich meinen Beitrag nochmal durchgelesen habe, ist mir auch aufgefallen, dass es widersprüchlich klingt. Deshalb möchte ich die Aussage präzisieren. Was ich meinte ist Folgendes: Mir ist mittlerweile egal, ob andere damit klarkommen, dass ich homosexuell bin. Wenn es jemanden stört, dann ist das sein Problem und nicht meins. Früher hätte ich mir die Schuld daran gegeben, mein Gegenüber mit einer derart ungewöhnlichen und von vielen als unangenehm empfundenen Situation zu konfrontieren und damit seine schöne heile Welt zu zerstören.
Mir ist jedoch nicht egal, wie andere mich behandeln. Ich möchte ihnen keinen Anlass geben, mich nur wegen meiner Sexualität anders zu behandeln. Aber ich befürchte, dass genau das passieren wird.

Wirkliche Freunde halten immer zu Dir; wer nicht zu Dir hält, ist kein wirklicher Freund. Und wenn Dich einige anders behandeln würden, dann hiesse das ja nicht notwendigeweise, dass sie Dich schlechter behandeln. Sie könnten auch rücksichtsvoller zu Dir sein.

Meine Freunde möchte ich noch nicht einweihen. Zum einen ist mein Freundeskreis ziemlich groß. Und selbst, wenn ich nur die engsten Freunde einweihe, wird sich die Sache im restlichen Freundeskreis herumsprechen - und schon bald wüssten alle bescheid. Wie gesagt, ich komme aus einer ländlichen Region, wo quasi jeder jeden kennt und sich alles sehr schnell herumspricht.

Du solltest dieses wenigen Freunden natürlich das Versprechen abnehmen, es nicht weiterzuerzählen.

Außerdem kann ich überhaupt nicht einschätzen, wie sie dazu stehen, da das Thema Homosexualität bei uns noch nie zur Sprache kam. Ich weiß nur, dass wir alle ziemlich offen, liberal und politisch mehr links als rechts eingestellt sind, was ja grundsätzlich mal für Toleranz spricht.

Offen, liberal und mehr links als rechts? - Dann sind Deine Freunde auch offen für Homosexualität!

Das wäre jedoch eine komplett neue Situation für alle, da wirklich niemand, absolut niemand aus meinem gesamten Freundeskreis sich jemals als homosexuell geoutet hat.

Dann wärst Du ein Vorreiter und andere würden vielleicht nachziehen!

Ferner habe ich mit meinen Freunden (oder mit sonst irgendjemandem) kein derart inniges Verhältnis, dass ich ihnen so etwas erzählen würde. Wir können unglaublich viel Spaß zusammen haben, die Zeit vertreiben, wir mögen uns, schätzen uns, kennen uns teilweise seit der Grundschule usw. Aber meine Gefühle habe ich schon immer für mich behalten, ich habe mich noch nie irgendjemandem anvertraut, sondern stets alles mit mir selbst ausgemacht. Mir fällt wirklich keiner ein, mit dem ich darüber reden würde.

Genau das ist das Problem: Zumindestens mit den allerbesten Freunden müsstest Du auch über Deine Gefühle sprechen können.

Dein Vorschlag entspricht genau dem, was ich am allerliebsten machen würde. Ich habe aber noch nicht mal seine Nummer, die müsste ich zuerst über meinen Freund besorgen, was wiederum sehr verdächtig rüberkommen würde.

Denk Dir doch irgendeinen Grund aus. z.B. dass Du noch etwas mit ihm besprechen willst.

Wenn ich seine Nummer hätte, würde ich ihm vielleicht mal schreiben. Aber auch das würde sehr komisch rüberkommen.

Nicht schreiben. Anrufen oder persönlich treffen.

Ich habe jedoch richtige Angst. Was ist mit Szenario Nr. 5 (Worst Case): Ich besorge mir seine Nummer, rufe ihn an und mache mich komplett lächerlich. Es würde sich überall herumsprechen und ich wäre komplett zerstört. Alle würden denken, ich hätte nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Warum denkst Du immer nur an das Schlimmste? - Ein bisschen mehr Optimismus täte Dir gut!

Ich werde höchstwahrscheinlich nie wieder mehr so behandelt wie jetzt. Und ich möchte auf keinen Fall, dass andere mich nur wegen meiner Sexualität anders behandeln. Ich wäre der komische, eigenartige, den man mit Samthandschuhen anfassen müsse.

Du bist nun mal als schwuler Mann Angehöriger einer Minderheit. Da brauchst Du halt Selbstbewusstsein!

Ich bin einfach noch nicht dazu bereit, anderen mitzuteilen, dass ich schwul bin.

Du sehnst Dich doch noch einem Partner. Dem musst Du zumindestens mitteilen, dass Du schwul bist.

Außerdem müsste ich schon verdammtes Glück haben, dass ausgerechnet er auch schwul/bi ist und zudem noch auf mich steht.

Vielleicht hast Du ja mal Glück!

Klar, es kann sein, dass wir uns unterbewusst Signale zugesandt haben und ich auch deswegen so auf ihn abfahre. Aber wahrscheinlich ist das alles nur Wunschdenken meinerseits.

Du bist ein sensibler Mensch. Du kannst in einer Sekunde an den Augen ablesen, ob jemand Symphatie für Dich hat oder nicht. Und Symphatie ist eindeutig vorhanden! Daher scheidet der Worst Case aus.

Die Wahrscheinlichkeit, dass er auch Interesse an mir hat, ist einfach viel zu gering als dass ich dazu bereit sein kann, dieses Risiko einzugehen.
Viel wahrscheinlicher ist, dass er genau so wie ca. 95 % der Leute auf das andere Geschlecht steht und an dem Abend einfach nur mit mir feiern wollte.

10% der Männer haben Sex mit Männern, obwohl sich nur 5% als schwul oder bi einstufen.

Wenn er gerade tatsächlich in derselben Situation wie ich wäre, wäre das natürlich unfassbar schön und sogar fast schon filmreif. Aber dafür sind die Indizien viel zu dünn.

Du solltest ihn nochmal treffen.

Er könnte ja auch Kontakt zu mir aufnehmen, wenn er genau so fühlen würde wie ich. Aber er würde sich genau so unsicher sein wie ich, schließlich sieht man es mir kein bisschen an, dass ich schwul bin.
So viel Glück werde ich niemals haben. 🙁

Also geh Du voran!

Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass du dir so viel Zeit für mich nimmst und mir so viele tolle Ratschläge erteilst! Ich lese deine Beiträge immer sehr gespannt.

Das freut mich! Vielen Dank!

Aber ich kann diesen Schritt einfach nicht wagen. Ich kann mich weder outen noch Kontakt zu ihm aufnehmen. Ich bin in meinem Handeln immer sehr bedacht und denke jedes Szenario zuende. Und ich glaube, dass diese Sache nicht gut für mich ausgehen wird.

Du denkst Dir immer nur das schlechteste Szenario aus. Du grübelst zuviel und drehst Dich im Kreis!

Ich dachte zunächst, das Ganze sei nur eine Alkohollaune. Aber es beschäftigt mich durchgehend und macht mich richtig verrückt. Es wird wohl etwas dauern, bis ich damit abschließen kann ...

Es kann sein, dass Dich das sehr lange beschäftigt. Oder Du es jetzt verdrängst. Dann kommt es später wieder zurück.
Deshalb solltest Du einen Schritt auf ihn zu wagen.

Sonst bleibt Dir nur noch, Dir einen Partner ausserhalb Deines Freundeskreises zu suchen. Oder Du musst Dich mit Schwulenpornos gucken, Fantasien und Selbstbefriedigung abfinden (Vorteil: Alles ist möglich auch ohne Kondom und alles ist zu 100% safe. Nachteil: Es fehlt der Körperkontakt und die Geborgenheit und Wärme des Partners.)

Du brauchst also auf jeden Fall mehr Selbstvertrauen, mehr Stärke, mehr Mut, mehr Kraft, mehr Zuversicht, mehr Optimismus. Dann kannst Du auch lernen, Deine Gefühle zu offenbaren.

Du kannst auch das Leben um Hilfe bitten, in dem Du Dich entspannst, Deine Gedanken mit den Wolken ziehen lässt und darum bittest, dass Du einen Partner findest und Dein Umfeld Dich versteht. Wenn Du ganz dafür offen bist, wird alles auf Dich zukommen! Viel Glück!

LG Amatio
 
Irgendetwas tief in mir sagt, dass ich es wagen muss. Diese Ungewissheit lässt mir keine Ruhe. Außerdem möchte ich nicht wieder einen Schritt zurück zur Verdrängungstaktik machen. Da war ich lange genug und es wird Zeit, dass sich etwas ändert.

Ich habe mir gerade Bilder von ihm angeschaut und dachte mir nur: WOW! Er geht mir nicht aus dem Kopf. Ich werde ihn nicht vergessen können bis ich weiß, wie er zu mir steht und ob von seiner Seite aus nicht doch mehr als Freundschaft da ist.

Grundsätzlich bin ich schon ziemlich selbstbewusst. Nur bin ich beim Thema Liebe und Sexualität sehr unerfahren und dadurch unsicher.
Außerdem ist die Situation komplett neu für mich. Da ist ein Mann, mit dem ich den ganzen Abend lang abhing und mit dem ich mich richtig gut verstanden habe. Wir sind komplett auf einer Wellenlänge. Allerdings weiß ich nicht, ob es von ihm alles nur kumpelhaft gemeint war (wahrscheinlich schon) und ich weiß nicht, wie ich jetzt einen Schritt auf ihn zugehen soll.
Ihn direkt darauf ansprechen? Ich weiß nicht. Das kann ich nicht. Ihm zu verklickern dass ich mehr als Freundschaft möchte, fällt mir sehr sehr schwer.

Ich muss mir seine Nummer besorgen und ihn fragen, ob er sich mal mit mir treffen will.
Das kostet mich aber unglaublich viel Überwindung ... Muss ihm doch auch komisch vorkommen, wenn ich mir seine Nummer besorge und ihm dann aus heiterem Himmel schreibe oder ihn anrufe.

Ich habe mich nun 22 Jahre lang selbst belogen. Es wird endlich Zeit, dass ich das Leben lebe, das ich möchte. Und dazu gehört auch das Ausleben meiner Bedürfnisse. Ich möchte nicht mein ganzes Leben lang alleine vor mich herdümpeln. Ich sehne mich doch so sehr nach Zuneigung und körperlichem Kontakt.
Andererseits ist da die Tatsache, dass ich zu einer geächteten Minderheit gehöre und mein ganzes Leben sich auf einen Schlag ändern wird, wenn mein Umfeld von meiner Homosexualität erfährt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er hetero ist, er nur mit mir befreundet sein wollte und ich mich komplett lächerlich mache ist so unfassbar hoch.

Warum muss das alles immer so kompliziert sein 🙁
 

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