Leider darf man in Deutschland nicht die Selbstständigkeit aufgeben, das wird als gescheiterte Existenz angesehen.
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Einige meiner Bewerbungen wurden mir mit dem freundlichen Kommentar beantwortet, keinen (Ex-)Selbstständigen einzustellen, da diese ja alle nicht mehr teamfähig seien und sich nicht mehr in das Firmenbild einfügen könnten.
Außerdem kann ich keine Arbeitszeugnisse nachweisen, da ja selbstständig.
Das kommt mir sehr bekannt vor. Meine Frau und ich waren 10 Jahre lang im Handwerk selbstständig und waren *sehr* gut ausgelastet. Wir haben etliche feste Kunden, aber produzierten in erster Linie für einen bestimmten Kunden in Übersee. Und da kommt man dann schnell mit dem Gesetz in Konflikt. In D gibts nämlich etwas, was sich "5/6-Regel" nennt (damals waren es aber noch 4/5). D.h. wenn man mehr als einen gewissen Anteil seiner Gesamtzeit für einen einzelnen Auftraggeber arbeitet, steht schnell der Verdacht der Scheinselbstständigkeit im Raum und das findet das Finanzamt gar nicht witzig. Ergebnis: Wir haben die Firma dicht gemacht und meine Frau arbeitet nun direkt bei unserem damaligen Kunden. Wenn ich in Vorstellungsgesprächen darauf angesprochen werde (geht ja aus dem Firmennamen hervor, dass uns die Firma gehörte) und ich das erkläre, dass wir die Firma im Grunde schließen mussten, weil wir ZU VIEL zu tun hatten, dann erntet man zynischerweise sehr viel Unverständnis. Es ist halt noch in viel zu vielen Köpfen das Bild verankert "Wer seine Firma schließen muss, der hat offenbar nix getaugt und den wollen wir deswegen auch nicht!". Dass man offenbar irgendwas richtig gemacht hat, wenn man derart viel zu tun hat, denkt kein Aas.
Die Nummer,dass sich die Ex-Selbstständigen nicht mehr in ein Team einzufügen vermögen, halte ich übrigens für eine Alibi-Begründung. Ich vermute eher, dass die Entscheidungsträger in so einer Firma Angst haben, sich jemanden in die Firma zu holen, der aus eigener Erfahrung genug Fachwissen hat, um bestimmte Entscheidungen der Firma richtig beurteilen zu können. Mit anderen Worten: die Entscheidungsträger haben einfach nur Angst, dass man selbst mehr auf dem Kasten haben könnte als sie.
Das mit dem Arbeitszeugnis aus der Zeit der Selbstständigkeit habe ich auch mal erlebt. Nun, eine Firma will aus so einem Arbeitszeugnis ersehen, ob der Bewerber wirklich so ein toller Mitarbeiter wäre, wie er vorgibt zu sein. Aber was bitte erwarten die, dass in einem Arbeitszeugnis drin steht, dass man sich selbst (oder zumindest nahe Verwandte) ausgestellt hat ? Will sagen: So ein Arbeitszeugnis wäre quasi ein "Gefälligkeits-Arbeitszeugnis", in dem gewiss nichts drinsteht, was einem auf die Füße fallen könnte, womit es sinnlos ist. Genau so hab ich das dem Personaler auch erklärt, der es unbedingt sehen sollte....und plötzlich war es auch nicht mehr wichtig.