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Selbstbefriedigung - Trauma in der Jugend nie überwunden?

  • Starter*in Starter*in toddel
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lieber torsten,

ich kann gut nachempfinden wie es dir geht. ich bin anscheinend in einem sehr ähnlichen umfeld aufgewachsen. das fernsehbeispiel mit dem kuss erzähl ich in der exakt gleichen form, wenn ich jemandem verdeutlichen will, wie prüde es bei uns daheim zuging. und bei mir war es kein dreidrad, das kaputt gemacht wurde, es war mein schlitten, den ich dem rabiaten nachbarsjungen leihen "musste", weil niemand mir den rücken gestärkt und mir gesagt hat, dass ich auch nein sagen darf. schuld an dem kaputten teil war ich natürlich selber.

zwar ist dein auslöser, die selbstbefriedigung, ein anderer, aber auch ich hatte in meiner kindheit unzählige erlebnisse, die mir verdeutlichten, wie schlecht und falsch ich bin. diese überzeugung verfestigte sich in mir so sehr, dass kein mensch mehr in der lage gewesen wäre, mich vom gegenteil zu überzeugen - obwohl es das war, was ich mir am sehnlichsten wünschte. 🙁 ich denke, diese "sache" ist bei dir also möglicherweise nur ein platzhalter, oder besser, die spitze des eisberges.

ich habe mittlerweile namen für das gefunden, was mit mir los war - ja, ich traue mich zu sagen war, denn ich konnte bereits einen großen teil davon hinter mir lassen. ich würd dir auch gerne mehr dazu schreiben, allerdings ist mir das hier zu öffentlich. falls du dich dazu durchringen kannst dich hier anzumelden, kannst du mir gerne eine pn schreiben, dann kann ich dir gerne mehr erzählen.

was das sich selbst spüren lernen betrifft, hab ich eine für mich sichere strategie gefunden. sport oder das häufig bemühte heiße bad haben auch bei mir lange nicht mehr geholfen (und selbst dafür hab ich mir vorwürfe gemacht). begonnen hab ich damit, dass ich - obwohl ganz bestimmt nicht religiös weil ebenfalls ex-katholisch - dafür gebetet hab. 😱 oder anders formuliert hab ich den tiefen wunsch danach, mich selbst zu finden, beim universum deponiert.
den ersten richtigen durchbruch erlebte ich, als ich beschloss, mir ganz egoistisch einen riesigen herzenswunsch zu erfüllen. dass mir überhaupt bewusst wurde, dass ich diesen wunsch hegte, ja sogar schon jahrelang uneingestanden mit mir herumgetragen hatte, kann ich bis heute nur als gnade bezeichnen, die mir widerfuhr.
seitdem gehe ich regelmäßig in mich, um mir klarzumachen, was mein herz sich wünscht. wenn ich merke, dass es mir an phantasie fehlt, besorge ich mir bücher. überhaupt waren es immer bücher, die mir den weg gewiesen haben. und dann beginne ich, an der umsetzung eines wunsches zu arbeiten. dabei komme ich mir mit jedem erfüllten wunsch, jeder gelebten vision, jedem umgesetzten traum ein stück näher. mittlerweile merke ich mit jedem tag mehr wie ich es lerne, meiner wahrnehmung und meinen gefühlen zu trauen, und dass genau das richtige ist, was sie mir sagen, auch wenn meine konditionierten emotionen mir noch oft das gegenteil weismachen wollen.

ich glaube fest daran, dass du diese sache überwinden kannst, wenn du es tief in dir drinnen wünschst und auch daran glaubst, dass es möglich sein wird.

alles liebe!
 
Lieber Torsten, liebe Elisabeth Bennet,

ich kann es gerade kaum glauben - da sind doch tatsächlich 2 weitere Menschen auf dieser Welt, denen es genau so geht, wie mir. Die die gleichen Erfahrungen in der Kindheit hatten. Die gleichen Umstände, die gleiche Erziehung.

Wahnsinn. Bis eben hab ich gedacht, nur ich bin und fühle so. Ihr glaubt gar nicht, wie gut es mir tut, dass dem nicht so ist. 🙂
 
Auch wenn ich dir nicht damit helfen kann, so will ich mich hier dazugesellen. :wein:

Bei mir war es einerseits das gleiche unerträgliche Schweigen (Beispiel leideschaftlicher Kuss im Fernsehen)
als auch das krasse Gegenteil seitens der Eltern.
Keinerlei Aufklärung, Gefühle, offenes Reden mit den Eltern möglich.
Wie solll das einer verstehen? Wie soll ein Kind damit klarkommen?

Wennich mich beschwert habe, dann hies es blos "Was hast du denn schonwieder?"

Meine Gefühle wurden nie ernstgenommen, und sei es blos gewesen, dass mir kalt war und ich nen Pulli anhatte.
"Zieh den sofort wieder aus, jetzt ist nicht Winter!"
Hallo? Mir war doch nur kalt... :wein: Ich war 7 oder so.
[...]
"Gib uns blos nicht die Schuld an deinem verkorksten Leben!"

Ständig wurde ich kontrolliert, was ich mache, was denke sollte ich sagen.
"Bring uns mal deine Freunde mit damit wir die kennenlernen können"
Ich hatte keine, was mir wieder negativ ausgelegt wurde.
"Wer will mit so einer schon befreundet sein"

"Heh, tolles Hobby, das machen wir jetzt auch!"
Ich hatte nie etwas eigenes. Wenn ich Interesse an etwas hatte wurde es sofort von den Eltern vereinnahmt.

Einen Freund hatte ich auch erst mit 21.
Davor war ich jahrelang in einen älteren Typen heimlich verliebt, er hatte keine Freundin.
Ich konnte ihm aber nie sagen "Ich hab dich gern" ... irgendwie trauere ich ihm noch heute hinterher.
Schon allein aus Angst vor meinen Eltern heraus.
Mich konnte doch keiner liebhaben...
 
Bei uns gab's auch keine Gefühle. Keine Umarmung. Alles, was in die Gefühlsrichtung ging, war peinlich und unangenehm; haargenau wie Toddel schon sagte. Zur Begrüßung, auch heute noch, die Hand geben.

Und immer ja und Amen sagen. Niemals nein. Was sollen bloß die andern Leute denken? Die "Andern" waren irgendwie wichtiger, als wir selber. Es wurde bei uns auch nie über irgend was gesprochen oder besprochen. Es gab keine eigene Meinung.

Schuld an allem Möglichen war auch ich. Wenn was kaputt ging, ich war's.

Ganz entsetzlich war auch eine Sache: Immer, wenn meine Eltern Besuch hatten, MUSSTE ich ins Wohnzimmer gehen und guten Tag sagen.Und natürlich allen die Hand geben. Die Tür zum Wohnzimmer war natürlich zu. Nicht mal eben um die Ecke gucken, hallo rufen und wieder weg. Nein. Das war für mich ganz ganz grauenvoll.

Vor Kurzem erst fiel mir auf, warum ich immer schon gerne gelesen habe. Ich wollte wohl aus der Realität in eine andere Welt flüchten.

Ich weiß es noch genau: Als wir im Urlaub an der Ostsee waren (noch vor meiner Schulzeit) saßen alle im Aufenthaltsraum vorm Fernseher. Als eine Kussszene kam, hat mir irgend jemand von denen die Augen zugehalten.

Sexualität oder Verlieben o. ä. mal ganz außen vor.

Ich freue mich, wenn mich jemand mag. Andrerseits kann ich das dann aber auch nicht annehmen. Ich denke dann, ich hab's nicht verdient.

Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht. Man muss damit klarkommen. Oder auch nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

wow, das ist mal eine Überraschung nach dem Wochenende!

Tja, Gefühle sind wohl das A und O bei der Sache. Ich muss sagen, dass ich solche (wirklich heftigen!) Dinge, wie sie z.B. Tinka erlebt hat, nicht erleben musste. Vielleicht ist aber auch gerade das das Heimtückische daran... vordergründig ist alles okay, nach außen stimmt das Bild und sogar man selbst sieht nichts. Und nimmt so alles für bare Münze, was man über sich selbst "mitbekommt".

Momentan verzieht sich bei mir gerade eine ganze Menge an Nebel... als Wirkung meiner Therapie, aber jüngst auch dank diesem Forum. Mir wird (schmerzlich!!!) bewusst, wie falsch das Selbstbild ist, dass ich mitbekommen habe - und wie schwer ich mir tue, da wieder herauszukommen. Schließlich hat es mein ganzes bisheriges Leben geprägt und meine heutige Situation verursacht. Viele Kontakte sind in diesen Jahren abgebrochen, viele noch bevor sie richtig geschlossen waren. Schule, Ausbildung, Verein... ich war und bin immer irgendwie außen vor, hatte und habe das Gefühl, dass ich irgendwie nicht gemocht werde.

Und jetzt merke ich, dass ich mich selbst nicht mag. Dass ich vor lauter "nach den anderen gucken" und "es den anderen Recht machen" überhaupt kein Gefühl für mich selbst entwickelt habe. Mein Bewusstsein fühlt sich, wenn ich unter Menschen bin, immer an wie "auf dem Sprung". Jederzeit bereit, bei Gefahr abzuhauen und mich selbst im Stich zu lassen. Frei nach dem Motto: "Hey, ich hab mit dem Typen nix zu tun, den ihr hier seht. Ich find den selber Scheiße!". Kann doch nicht sein....... 😕

Könnt Ihr das so auch nachfühlen?

@Elizabeth: Würde mich sehr über eine PN freuen!!


Viele Grüße

Torsten
 
Ich habe bis vor einiger Zeit gedacht, es läge (auch) an meiner Arbeit im weitesten Sinn.

Dann war ich an einem Punkt angekommen, wo sich unweigerlich irgend etwas (auch ich mich) ändern musste. Sonst hätte ich bis zu meinem Tod ein absolut unzufriedenes Leben gehabt. Beruflich und privat. Von anderen Menschen mal ganz abgesehen.

Es ist ein sehr langer Weg, mit dem, was in einem steckt, einigermaßen klarzukommen.

Die Kindheit ist eine Sache. ICH bin heute so. ICH bin heute für mein So-Sein und Tun verantwortlich.

Es hilft mir, Sachen zu machen, die mich erfreuen; an denen ich Freude habe.

Und es hilft ungemein, zu erfahren, dass es Menschen gibt(EUCH), denen es auch so geht 🙂!

Es hilft auch, dies mal relativ öffentlich, wenn auch inkognito, aufzuschreiben.
 
Ja, so wirr momentan alles in meinem Kopf ist, so beruhigt es mich doch zumindest ein bißchen, dass manche Menschen mein Geschreibe hier verstehen und nachfühlen können...

Mich würde mal Eure Lebenssituation interessieren. Partner, Freunde, Familie. Ich habe in den letzten Tagen sehr dran zu knabbern, dass ich von den letzten beiden so gut wie nichts habe, was ich auch auf ersteres auswirkt. Möchte das jetzt hier auch (erstmal?) nicht vertiefen, sonst denkt Ihr noch, dass ich ja über alles und jeden jammere. 🙁
 
ich finde das wirklich schön, wie sich dieser faden entwickelt. 🙂 und ich finds auch schön, wenn ihr eure erfahrungen und erlebnisse beitragt. also @ torsten, wenn dir nach jammern ist, dann jammere gerne! außerdem ist mein eigenes leben ein solcher scherbenhaufen (mittlerweile allerdings mit steiler aufwärtstendenz 😉 ), dass ich mich nicht in der position sehe, über die lebensführung anderer zu urteilen.

ich selbst hab momentan ziemlich viel um die ohren und hab leider nicht die zeit, mich hier reinzustürzen und alles aufzuschreiben, was ich zum thema gerne loswerden würde. werd es aber machen sobald ich dazu komm und würd mich freuen, wenn der thread am leben bleibt.
alles liebe euch! 🙂
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mir gerade noch einfällt: ich habe mal ein Zeit lang die Werke von Hermann Hesse gelesen, weil ich mich mit dessen Erzählungen teils stark identifizieren konnte. Ein Absatz aus dem "Steppenwolf" ist mir bis heute im Kopf geblieben. Vielleicht könnt Ihr Euch ja auch damit identifizieren:

Statt seine Persönlichkeit zu vernichten war es nur gelungen, ihn sich selbst hassen zu lehren. Gegen sich selber, gegen dieses unschuldige und edle Objekt richtete er nun zeitlebens die ganze Genialität seiner Phantasie, die ganze Stärke seines Denkvermögens. Denn darin war er, trotz allem, durch und durch Christ und durch und durch Märtyrer, dass er jede Schärfe, jede Kritik, jede Bosheit, jeden Hass, dessen er fähig war, vor allem und zuerst auf sich selbst losließ. Was die anderen, was die Umwelt betraf, so machte er beständig die heldenhaftesten und ernstesten Versuche, sie zu lieben, ihnen gerecht zu werden, ihnen nicht weh zu tun, denn das "Liebe deinen Nächsten" war ihm ebenso tief eingebläut wie das Hassen seiner selbst, und so war sein ganzes Leben ein Beispiel dafür, dass ohne Liebe zu sich selbst auch die Nächstenliebe unmöglich ist, dass der Selbsthass genau dasselbe ist und am Ende genau dieselbe grausige Isoliertheit und Verzweiflung erzeugt wie der grelle Egoismus.

Ein bißchen Pathos am Mittag...


Viele Grüße

Torsten
 
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