Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Seht Ihr Selbstmord als Flucht ?

Ist Selbstmord eine Flucht ?

  • Ja

    Teilnahmen: 16 34,8%
  • Nein

    Teilnahmen: 30 65,2%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    46
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Hajooo

Sehr aktives Mitglied
Hallo,

die Tage kam es in einem Gespräch zum Thema Selbstmord.

Hier meinte jemand, daß Selbstmord eine Flucht sei.
Der Mensch würde von sich selbst flüchten, sich aus der Verantwortung ziehen, egoistisch sein, sich den Aufgaben nicht stellen oder es sich einfach machen.

Ich habe darüber nachgedacht, wer sich in meinem Umfeld selbst getötet hat und was die Gründe gewesen könnten.

In meiner Jugend war das R. ein Jahr jünger als ich, ich ware damals kurz vor 18 und im selben Verein. Er war auch ein Außenseiter, hatte einen sehr strengen Vater, was der von seinem Umfeld gehänselt wurde, konnte ich seine tat verstehen. Ca. 25 Jahre später hat sich sein Vater an der gleichen Stelle erhängt.
K. von seiner Tat war ich überrascht, im nachhinein wurde mir aber seine Depression bewusst.
Anfang 20 war es R. der war echt nett :) ich habe mich immer gut mit Ihm verstanden, er war immer hilfsbereit und optimistisch. Ob es hier ein Kurzschluß war... Im Nachsagen hieß es, er wollte eine Beziehung zu einer Frau, die aber einen anderen wollte.
Sehr überrascht war ich über den Selbstmord meiner Schwesters Nachbar.
Seine Frau war die Kindergartenleiterin im selben Haus, wo sie auch wohnten, auf Geburtstagen hat der Mann immer voller Ideen, hat sehr viel für die Kinder gebastelt...

Für mich selbst ist Selbstmord keine Flucht, wenn ich im Leben vermeintlich mein Bestes gebe, mich ausprobiere, zu Aufgaben von mehreren Seiten eine Lösung suche, immer wieder neues probiere, scheinbar alles dabei falsch ist, kann ich so eine Entscheidung verstehen.
Ich finde es eher eine mutige Entscheidung, denn sie kostet das Leben.

Gruß Hajooo

PS: Die Umfrage muß nicht beantwortet werden ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Tine

Sehr aktives Mitglied
Eine Flucht schon irgendwie eine Flucht vorm Leben eine Flucht vor Schmerzen aber egoistisch das ist es nicht.

Ich habe zweimal versucht mich umzubringen aber weil ich nicht wollte das sich meine Mum immer wegen mir Sorgen machen muss sie sollte endlich glücklich sein und das würde aus meiner damaligen Sicht nur ohne mich möglich sein und auch weil ich Angst hatte andere Menschen ernsthaft zu verletzen ich war so gewalttätig hatte mich nicht unter Kontrolle für mich war es damals nur eine Frage der Zeit bis ich jemanden schwer verletzen oder vielleicht sogar töte und dann meine Mum wäre doch nie wieder glücklich geworden deswegen wollte ich sterben damit sie glücklich sein kann.

Ich finde das nicht egoistisch und auch nicht feige es war für mich die gute seite in mir die schlimmeres verhindern wollte.

Heute bin ich aber froh das es nicht geklappt hat es war viel Arbeit aber ich habe mich verändert und den Rest schaffe ich auch noch hoffe ich.
 

Rose

Urgestein
Für mich ist Selbstmord keine Flucht und alle Leute, die so verzweifelten Menschen, die sich zu sowas gezwungen sehen, auch noch an den Kopf werfen sie wären feige oder egoistisch sind für mich großkotzig, empathielos [...].
Ich hätte es nicht besser sagen können.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Hajoo,

ich denke, dass Suizid Flucht sein kann. Flucht vor Verantwortung, Flucht vor dem Leben. Es gilt die Regel: Flüchten oder Standhalten. Und Menschen, die nicht standhalten möchten, flüchten. Es gibt Menschen, die z.B. in den Alkohol oder in Drogen flüchten, Selbstmord auf Raten, andere noch extremer direkt in den Suizid.

Suizid kann auch Ausdruck dafür sein, nicht mehr leiden zu wollen. Bei Schwerkranken, die unter Dauerschmerzen leiden, liegt dies nahe.

Suizid kann auch aus Protest erfolgen oder als ein politisch/religiös motiviertes Druckmittel.

Und dann kommt auch Suizid vor, der aus Krankheitsgründen erfolgt, z.B. auf Grund einer genetisch bedingten Depression.

Ich bin dagegen, ohne tiefe Kenntnis der betroffenen Person von vorneherein "flüchten" zu unterstellen.

LG, Nordrheiner
 
L

Lebensdeserteurin

Gast
Der Mensch würde von sich selbst flüchten, sich aus der Verantwortung ziehen, egoistisch sein, sich den Aufgaben nicht stellen oder es sich einfach machen.
Boah, wie kann man sich denn anmaßen, so über Menschen zu urteilen, die aus lauter Verzweiflung sogar den Tod dem Leben vorziehen? Und, ja klar, eine solche Entscheidung ist bestimmt auch super einfach und so. :rolleyes: Nein, einfach, sehr einfach machen es sich nur jene, die immer nur über andere Menschen urteilen und sie verurteilen, anstatt mal zu versuchen, sie zu verstehen.
 

Burbacher

Aktives Mitglied
Diese These habe ich schon oft gehört, muss aber sagen, dass sie nicht der inneren Auseinandersetzung gerecht wird, die ein Mensch mit sich austrägt, bevor er zu dieser Entscheidung kommt.
Aus eigener Erfahrung mit den Zeiten eigener hoher Suizidalität weiß ich um die Ausweglosigkeit, die ein Betroffener in einer solchen Situation erlebt. Bei mir gab es dieses Bewusstsein absoluter Ohnmacht, der Verlassenheit, kurzum der Ausweglosigkeit, die ich für mich, so mein Schluss, nur durch Suizid lösen könne.
Die Fixierung auf diese (scheinbare) Ausweglosigkeit war so stark, dass sich mein Blick auf mögliche Lösungen gar nicht öffnen konnte. Insofern erschien mir die finale Lösung geradezu zwangsläufig, ja von innerer Plausibilität.
In der letzten Phase empfand ich dann eine unbeschreibliche Erleichterung.
Als ich dann in der Klinik gelandet war, sie mit mir meine Situation betrachteten, sich Lösungen anboten, änderte sich meine Blickrichtung wieder auf Lösungen, die ich lange nicht mehr gesehen hatte.
Nein, eine Flucht ist Suizid aus meiner Sicht nicht, eher eine Antwort auf eine selbst empfundene Ausweglosigkeit, der man sich durch Suizid zu entziehen glaubt. Darin liegt zugleich auch etwas zutiefst Paradoxes.

Burbacher
 
G

Gelöscht 32652

Gast
Auch ich habe einen Suizidversuch hinter mir.
Wenn du nichts und niemanden mehr hast und auch keine Lösung oder Besserung in Sicht ist dann kommen einem diese Gedanken.
Heute bin ich froh das es nicht geklappt hat, ich hätte nie erfahren wie schön das Leben doch noch werden kann.

Der Suizident will ja nicht wirklich sterben er sieht darin nur das Ende all seiner Probleme, Probleme von denen er denkt sie seinen nur durch diesen Schritt lösbar, dabei sind sie aber ja nicht durch den Tod gelöst sie sind lediglich beendet.
Einen Suizidenten aber als feige zu bezeichnen finde ich doch sehr anmaßend denn es gehört eine Menge Mut dazu etwas zu tun welches den eigenen Tod herbeiführt.

Wenn ich zurückblicke denke ich das sie und auch ich einfach ihre Ruhe haben wollen, keine Probleme, Sorgen mehr, keine Gewalt, kein was auch immer.
Ich hatte nichts mehr, nichts zu essen, kein Geld, kein Obdach, keine Familie einfach nichts wer so weit unten ist dem darf man diesen Gedanken nicht verübeln und auch die Tat nicht.

Sie sind nicht feige, sie sind müde unsäglich müde.
 
D

Dr. Rock

Gast
Hier meinte jemand, daß Selbstmord eine Flucht sei.
Der Mensch würde von sich selbst flüchten, sich aus der Verantwortung ziehen, egoistisch sein, sich den Aufgaben nicht stellen oder es sich einfach machen.
Für mich ist Selbstmord keine Flucht, oft wird Selbstmord als etwas dargestellt - oder von Außenstehenden als etwas empfunden - was der Betroffene aus einer Laune heraus verübt oder weil er sich mal kurz bzw. vorübergehend in einem Tief befindet. Meistens ist es aber doch so dass der Entschluss zum Selbstmord ein Prozess ist, die Probleme (psychisch, existenziell, emotional, etc.) nehmen überhand, die Rettungsanker (sofern überhaupt je vorhanden) lösen sich nach und nach, die Kraft schwindet und man verliert den Boden unter den Füßen...dann stellt sich irgendwann die Frage, wozu und mit welcher Kraft man noch weitermachen soll und wie tief man noch fallen, wie viel man noch leiden soll?

So war es bei mir damals und ich hatte nichts mehr was ich noch hätte ergreifen können und wer nie in so einer dauerhaften Situation war, wer nie sein Leben so vor die Hunde hat gehen sehen und nicht nachempfinden kann wie unendlich lange man sich unendlich verloren und voller Schmerz fühlen kann, sollte sich div. Urteile a lá "feige" oder "Flucht" besser sparen.
 

Anrori

Mitglied
So viele Antworten und so viele Aspekte die angesprochen werden.
Ich freue mich wirklich sehr, dass das hier so umfassend von Euch beleuchtet wird.

Was mich nur ein ganz klein wenig stört, ist dass der Begriff "Flucht" wohl nur negativ betrachtet wird.
Gerade so als sei es etwas unendlich Verachtenswertes.

Ich bin selbst auch der Meinung, dass wenn jemand wirklich so verzweifelt ist, dass ihm nur noch der Weg in den Suizid als Lösung erscheint, man dies nicht verurteilen sollte. Das wurde hier schon oft genannt.
Das ist nicht feige, sondern erfordert tatsächlich sehr viel Kraft. Jemand der seinen Selbsterhaltungstrieb tatsächlich überwindet, ist nicht schwach, sondern in dem Moment sehr stark.
Der Suizident ist auch nicht gleichgültig. Im Gegenteil. Er will ja sogar etwas an seiner Lage ändern. Er kann nur den Blick nicht auf "bessere" Lösungen richten. Seine Wahrnehmung ist da nicht mehr objektiv. Trotzdem kämpft er, um aus seiner aktuellen Lage heraus zu kommen.
Das liest sich manchmal so, als nehmen die Kritiker an, man nehme sich einfach mal so zwischen Mittag und Kaffee das Leben; so ganz nebenbei. Als sei das etwas, was demjenigen in dem Moment sogar noch Spaß macht. Denkt lieber nochmal darüber nach.

Trotzdem denke ich auch, dass der Suizid eine Art Flucht ist oder zumindest sein kann. Flucht aus der tiefsten Verzweiflung, die man sich nur vorstellen kann. Flucht aus dem Leid, dass man bereits so lange mit sich herum getragen hat. Aber es ist wohl eher eine Flucht nach vorne in die Erlösung. In einen Zustand, der um ein Vielfaches besser ist, als das Weiterleben in der akut gefühlten Folter. Keine Feigheit.
Flucht ist ja wie gesagt nichts, per Definition, Negatives. Auf dem Begriff liegt eher eine neutrale Wertung, die je nach Situation ins Positive oder Negative ausgelegt werden kann. In der hier diskutierten Situation zeugt dann die negative Auslegung eher von Unverständnis. Finde ich zumindest.
 

Sparkling Emerald

Aktives Mitglied
Für mich ist Selbstmord keine Flucht, weil ich an Wiedergeburt glaube. Ich glaube auch daran, dass wir uns vor unserer Geburt eine Aufgabe für das Leben ausgesucht haben. Beende ich mein Leben vor seinem natürlichen Ende, habe ich meine Aufgabe nicht erfüllt bzw. geschafft und werde daher nicht ins Nivana eingehen können, sondern muss wiedergeboren werden.

In diesem neuen Leben werde ich wieder mit genau derselben Aufgabe konfroniert werden, sodass ich durch Selbstmord nicht wirklich vor dieser fliehen kann. Es ist nur ein Aufschieben und daher ist es für mich keinesfalls eine Flucht, sondern ein Ausdruck tiefer Verzweiflung.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben