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Schwul, einsam, kein Selbstbewußtsein

Sven1974

Mitglied
Ich bin 42 Jahre, schwul und sehe so langsam keinen Sinn mehr in meinem Leben.
Ich bin die gesamte Schulzeit über nur gehänselt und ausgelacht worden, wahrscheilich, weil man mir sofort anmerkt, daß ich schwul bin. Dadurch bin ich zu einem sehr schüchternen Menschen geworden. Ich habe mich jahrelang kaum auf die Straße getraut und wollte möglichst wenig auffallen.
Erst als ich mit 25 eine neue Ausbildung begann, änderte sich das etwas, weil ich bei den Kollegen plötzlich beliebt war. Eine ganz neue Erfahrung für mich.
Dadurch ermutigt war ich auch in Chats unterwegs und habe Leute kennengelernt, mit denen ich in die sogenannte "Szene" gegangen bin. Erst später wurde mir bewußt, daß sich mich wohl hauptsächlich deshalb so gerne dabei hatten, weil ich eine günstige Mitfahrgelegenheit geboten habe.
Jedenfalls habe ich dann nach einiger Zeit meinen ersten Freund kennengelernt. Er hatte einem aus meiner "Clique" seine Nummer gegeben, welcher aber kein Interesse an ihm hatte und sie mir überlassen hat. Wir waren knapp 2 Jahre zusammen, in denen er mich nach Strich und Faden ausgenutzt, belogen und betrogen hat. Das war mir zwar bewußt, aber ich habe es so lange mitgemacht, weil ich froh war, endlich einen gefunden zu haben und dachte, ich finde so leicht keinen neuen. Irgendwann habe ich die Beziehung dann aber beendet, weil es einfach nicht mehr ging. Trotzdem trauere ich ihm heute noch nach, weil ich in den 2 Jahren mehr erlebt habe, auch viel positives, als in den restlichen 40 Jahren zusammen.
Danach hatte ich noch eine kurze Beziehung von 1/2 Jahr, ein Bekannter hatte ihn für mich angesprochen und wir sind nach einiger Zeit zusammengekommen. Auch dieser Mann hat mich ausgenutzt und betrogen.
Das ist jetzt 15 Jahre her und ich habe innerlich schon seit Jahren die Hoffnung aufgegeben, jemals wieder einen Partner zu finden. Zuerst dachte ich noch, es hat jetzt zweimal hintereiander geklappt, und wenn ich die enttäuschenden Erfahrungen erstmal verarbeitet habe, finde ich schon wieder einen. Aber es sollte einfach nicht sein. Zuerst habe ich sehr darunter gelitten, aber mitlerweile denke ich nicht mehr so oft darüber nach.
Mein Leben besteht nur aus arbeiten gehen und danach am PC zocken bis es endlich Zeit ist zu schlafen.

Bisher hatte mich immer aufgebaut, daß ich wenigstens auf der Arbeit beliebt bin, dachte ich. Aber in letzter Zeit wird mir immer wieder klar, daß ich da auch nicht richtig ernst genommen werde. Ich bin auf der Arbeit ein sehr lustiger Mensch, lache viel, mache Späßchen, manchmal auch etwas fiese und nebenbei mache ich meine Arbeit auch gut. Trotzdem will keiner näheren Kontakt zu mir haben.
Z.B. die kleinen Geheimnisse im Kollegium erfahre ich grundsätzlich immer als letzter, es wurde sogar schon gesagt, daß insbesondere ich dieses oder jenes auf keinen Fall erfahren soll. Wenn ich auf Besprechungen Anregungen mache, wird meistens darüber hinweggegangen, weil davon ausgegangen wird, daß ich es nicht erst gemeint habe.
Viele Kollegen treffen sich auch privat, nur ich werde immer vergessen. Ich werde nie gefragt, ob ich zum Betriebsfest, zur Weihnachtsfeier etc. komme, es sei denn jemand sucht eine Mitfahrgelegenheit. Ich werde höchstens mal gefragt, ob ich eine Schicht tauschen kann, damit andere sich treffen können. Fast alle sind bei FB befreundet, nur mir schickt keiner eine Anfrage....
Auf der Arbeit bin ich die lustige Schwuchtel, eine Witzfigur und privat bin ich die graue Maus, die in der Ecke sitzt und Schweißausbrüche bekommt, wenn fremde mich ansprechen....wenn ich denn mal weggehe, was nicht sehr oft vorkommt.
Wer will schon so ein Leben?
 
Du hast das Problem doch sehr gut erkannt - würdest du mit "einer Witzfigur, einer lustigen Schwuchtel" befreundet sein wollen?
Lege diese unwürdige Rolle ab und verhalte dich wie ein Mensch, den man ernst nehmen soll.

Hast du dich bei GayRomeo mal umgeschaut? Um das Privatleben ein bisschen aufzuhübschen?
 
Das ist leichter gesagt als getan. Es ist mir nicht bewusst, wenn ich mich gerade mal wieder "schwul" verhalte. Das ist so tief verwurzelt, ich habe mich schon so verhalten, bevor ich selber wußte, daß ich schwul bin. Als ich die ersten Kontakte in Chats geknüpft habe, habe ich aus vollster Überzeugung heraus behauptet, daß man es mir nicht anmerkt.

Und daß meine Hemmschwelle, über alles mögliche zu lachen bzw. ins lächerliche zu ziehen, ziemlich gering ist, liegt wahrscheinlich daran, daß ich früher selber so behandelt wurde und teilweise noch werde. Es ist für mich normal. Aber ich meine es nicht böse, ich denke immer, was ich lustig finde ist für andere auch lustig.
Wenn ich mal schlecht drauf bin oder bewußt versuche, ernster zu bleiben, werde ich gefragt, warum ich so ernst bin.

Ich bin nach der letzten Beziehung noch längere Zeit regelmäßig weggegangen und war auch regelmäßig bei GR, aber da hat sich nie mehr was ergeben, weil ich privat sehr schüchtern bin und eher abweisend wirke. Außerdem falle ich mittlerweile bei den meisten haushoch durch das Altersraster.
 
Aus deinen Worten lese ich heraus, dass Deine Selbstwahrnehmung sehr stark auf Deiner Eigenschaft des Schwulseins basiert. So als ob es von Dir nichts weiter zu erzählen und zu wissen gäbe, als dass Du schwul bist.

Meiner Erfahrung nach spielt die sexuelle Orientierung aber im Leben zwar eine wichtige, aber nicht die einzige Rolle. Wie sieht es denn mit privaten Interessen aus, Hobbys, Leidenschaften? Was für ein Mensch bist du denn, wenn du mal den Aspekt des Schwulseins nicht weiter bewertest? Bei mir ist es beispielsweise so, dass ich relativ viele Interessen habe, mit denen ich mich neben der Arbeit beschäftige, sodass mir eigentlich nach Feierabend oder am Wochenende nie langweilig wird. Und über solche Interessen (oder beispielsweise auch über ein ehrenamtliches Engagement) lernt man auch neue Leute kennen, mit denen man sich vielleicht besser versteht als mit seinen Kollegen.

Du schreibst, du gibst den witzigen Spaßvogel. Das ist eine Rolle, die auch zugegebenermaßen etwas "unecht" wirken kann. Solche Menschen gibt es übrigens bei weitem nicht nur bei Schwulen, ich kenne auch Heteros, die sich die Maske ständiger Spaßhaftigkeit aufgesetzt haben. Für den Anfang ist es vielleicht ganz amüsant, aber die Außenwirkung bleibt letztlich dann oberflächlich. Wie wäre es, wenn du mal versuchen würdest, die Witzigkeit nach und nach gegen mehr Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit zu tauschen? Ich könnte mir vorstellen, dass das nach einiger Zeit gut ankommt.
 
Außerdem falle ich mittlerweile bei den meisten haushoch durch das Altersraster.

Also, da kann ich dir versichern, dass das nicht stimmt. Für viele bist du mit 42 noch geradezu jung. Was soll ich da sagen, ich bin fast 10 Jahre älter als du. Kommt allerdings ein wenig darauf an, welche Alterskategorie du selbst als passend findest, aber wenn man mit seinem eigenen Altersbereich gut klar kommt, gibt es eigentlich immer genügend Menschen, denen es ähnlich ergeht.
 
Bei GayRoyal gibt es viele user 50+.

Zum Verhalten: Du kannst jederzeit an deinem Verhalten drehen. Wenn du meinst, eine überdrehte Schwuchtelhaftigkeit, gepaart mit "fiesen Späßen" sorge für deine Kontaktschwierigkeiten, dann arbeite gezielt daran, diese Verhaltensmuster durch passendere zu ersetzen.
 
Ich weiß zwar aus eigener Erfahrung, dass es eine Zeit braucht, bis man eingefahrene Verhaltensmuster ändert, weil man gewohnheitsmäßig eine zeitlang immer wieder "rückfällig" wird. Dazu kommt, dass auf anderes Verhalten auch die Menschen anders reagieren, woran man sich erst gewöhnen muss. Die erhoffte Wirkung wird also erst nach und nach eintreten, bis dahin muss man möglicherweise eine Durststrecke überwinden.

Wobei ich nicht sage, dass du dir dein "schwules" Verhalten abtrainieren sollst (wenn es zu dir passt und du dich damit wohl fühlst, ist es doch völlig in Ordnung), sondern ich würde vielleicht versuchen, die übertriebene Spaßhaftigkeit etwas abzulegen und vielleicht in Zukunft mit "fiesen Späßchen" etwas sparsamer umzugehen, denn damit kannst du vielleicht schon unbeabsichtigt andere Menschen gekränkt haben. Das sieht man denen nicht immer gleich an und vielleicht haben sie oberflächlich gesehen sogar mitgelacht, aber in Wirklichkeit waren sie verletzt.
 
Ich habe früher immer gedacht, andere würden sich für meine Interessen nicht interessieren und habe auf der Arbeit nie ungefragt irgendwas über mich erzählt, bis mir vorgeworfen wurde, ich würde mich nicht ins Team integrieren. Das hat sich heute etwas gelockert, aber es sind wenn dann nur belanglose Dinge, die ich preisgebe. Es ist mir immer noch sehr unangenehm, wenn ich etwas privates gefragt werde.
Neben der Arbeit beschäftige ich mich fast nur noch mit meinem Online-Computerspiel. Alle anderen Interessen sind mittlerweile eingeschlafen oder laufen nur noch halbherzig nebenbei, weil es alleine irgendwie keinen Spass macht.

Ich habe kein Problem mit meinem Altersbereich, aber es ist doch nun mal so, daß alle, egal in welchem Altersbereich, erstmal nur Sex wollen. Und mich mit einer fremden Person zum Sex treffen kommt für mich nicht in Frage.
 
Ich habe kein Problem mit meinem Altersbereich, aber es ist doch nun mal so, daß alle, egal in welchem Altersbereich, erstmal nur Sex wollen. Und mich mit einer fremden Person zum Sex treffen kommt für mich nicht in Frage.

Naja, es kommt auch darauf an, wie Du selbst dein Profil gestaltest. Wenn Du es ernsthaft gestaltest und als Profiltext ausdrücklich schreibst, dass du dir Freundschaften und keine Sexdates wünscht, dann wirst du vermutlich auch entsprechende Antworten bekommen. Denn da bist du garantiert nicht der einzige, dem es so geht wie dir.

Du schreibst, du hättest früher andere Interessen gehabt, die nach und nach eingeschlafen sind. Könntest du sie denn reaktivieren? Ich persönlich finde Hobbys und Interessen einen guten Schlüssel zu anderen Menschen. Je mehr Interessen man hat, umso interessanter wird man auch für andere Menschen. Ein Profil liest sich spannender, wenn jemand von seinen Hobbys erzählt und sich als Mensch mit verschiedenen Facetten darstellt.

Um von mir zu erzählen: ich habe meine Interessen und Hobbys immer gepflegt, unabhängig davon, ob ich sie allein oder gemeinsam mit anderen ausübe. Das hat für mich den Vorteil, dass ich einerseits nicht so stark von anderen abhängig bin (ich kann auch mit mir allein einen zufriedenen Tag erleben), und dass es mir innere Stabilität verleiht. Klar kannst du das nicht von heute auf morgen alles aktivieren, aber vielleicht kannst du kleine Schritte machen?
 
Hallo Sven,

ich habe gerade deine Beiträge gelesen.
Tut mir leid, dass du so oft ausgenutzt worden bist. :wein:
Auch das es auf der Arbeit nicht wirklich gut läuft. Ich denke auch wie die anderen zuvor bereits geschrieben haben, dass es vielleicht mit an den Witzen liegen könnte, aber das ist eher ein kleiner Aspekt, viel mehr kommt es darauf an, was man selbst ausstrahlt denke ich und da du schon viele negative Erfahrungen in deinem Leben gemacht hast wirkst du vielleicht auch nicht sonderlich selbstbewusst? Und so etwas nutzen sehr viele Menschen leider sehr schnell aus. 🙁
Ist zumindest mein Eindruck.

Wenn du in Chats aktiv gewesen warst, wie genau war es dort? Habt ihr euch dort erst einmal längere Zeit "normal" unterhalten sowie kennengelernt?

Viele Grüße
Jana
 

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