Hallo,
danke für deine Antworten und weiteren Erklärungen.
Zum Thema Verdrängen kann ich noch anfügen: Wer nur verdrängt und somit keine positiven Erinnerungen aus seiner Kindheit hat hat an sich gar nie eine schöne Kindheit gehabt..aber auch wenn schon! Dann ist es besonders wichtig sich ein schönes Erwachsenenleben aufzubauen!
Ich hatte in Bezug auf meine Eltern auch keine schöne Kindheit, habe mich selber jedoch immer dazu gebracht, ALLES ganz genau zu betrachten und nichts zu verdrängen...grad die unschönen Dinge nicht, da man nur durch die Erinnerung auch an Gefahren und schlechte Erlebnisse lernen und sich entwickeln kann! Und als zweites Standbein habe ich mich von meinen für meine Persönlichkeitsentwicklung eher schädlichen Eltern abgewandt und mir bereits in der Pubertät ab 12, 13 Jahren, Schritt für Schritt ein schöneres Leben aufgebaut. Dieses sich zu gewissen Härten zwingen, also nicht zu viel zu verdrängen, sondern genau hinzuschauen und sich möglichst genau zu erinnern sehe ich so: wenn man sich selber ggü nicht ein wenig hart genug ist, dann holen einen die Härten des Lebens oft ein...man muss sich da entscheiden was es denn nun sein soll. Und sich manchmal selber nen Tritt in den Hintern geben, damit man lernt denselben effektiv und nachhaltig zu schützen, damit sich nicht andere ständig wieder an demselben vergreifen 😉 Ich hoffe das war jetzt nicht zu zotig....oft hilft ein wenig Galgen-Humor jedoch die Dinge, auch unschöne Dinge einfach schlicht beim Namen zu nennen.
Dieses Verdrängen ist ein zweischneidiges Schwert..es schützt, aber wenn man zu lange und zu vieles verdrängt kippt der Schutz und wird zu einer ernsthaften Gefährdung! Grad bei erlebtem Gewalttrauma ist genügend Erinnerung überlebenswichtig und zu starke Verdrängung stellt hier eine große Gefahr dar..daher würde ich in Bezug auf Erinnerung nicht zimperlich sein, auch wenn das alles sehr schmerzt...lieber einmal heftig an den Erinnerungen leiden, als lebenslang immer wieder in der Hölle landen, (postraumatischen Stress, ungezügelten flashbackst etc.) wäre da das bessere Motto glaube ich. In einer guten Therapie lernt man an sich recht schnell wie man gut auch mit extrem belastenden Erinnerungen umgehen kann ohne dass sie einen jedesmal umhauen oder schmerzen...man muss da halt gewisse Techniken der Analyse und inneren Distanz erlernen.
Mag jetzt provokant klingen: ein wenig berechtigt waren deine Vorwürfe dir selber ggü schon in Bezug auf die ständig wiederholten Reinfälle und erneuten Missbrauchserlebnisse. Natürlich sind allein die Täter schuldig, aber durch deine Verdrängerei und mangelhafte Verarbeitung bist du da schon ein wenig mitverantwortlich. Du hast da zu sehr in Sachen Arbeit an dir selber und Aufbau eines guten Selbstschutzes gepennt...bisher!!..das kannste ja ab heute direkt nachholen, indem du dich in Kampfsportkursen anmeldest, schön brav und engagiert Therapie machst, zusätzlich ggf. noch Selbsthilfegruppen etc. etc.
Vom Umfeld müssen natürlich nicht alle Bescheid wissen...wichtig wäre jedoch dass du gute Freunde hast, die Bescheid wissen...und du auf jeden Fall rechtzeitig vor Ablauf gewisser Verjährungsfristen die Täter anzeigst...auch wenn das unbequem für dich wird. Die Vergewaltigungen und Mißbräuche waren ja auch kein Zuckerschlecken du wurdest angegriffen, deiner Person wurde sozusagen der Krieg erklärt und diese Dinge müssen halt geregelt werden und zwar am besten zu deinen Gunsten und so, dass die Täter sich ihrer Schuld bewusst werden, damit du nicht auf belastenden Schuldgefühlen sitzenbleibst und die sich nach wie vor im Recht fühlen, du leidest und die tralala munter weiterleben und ggf. erneut zuschlagen..wenn nicht bei dir, dann nach dem bisherigen Erfolgserlebnis mit dir dann ggf. bei anderen. So was geht einfach irgendwo nicht, oder?
Ganz lassen sich Belastungen im Leben nie vermeiden, und du kannst Belastungen während der Anzeige ja gut verkleinern, indem du halt Leute, die Bescheid wissen (Freunde, Anwalt, Therapeut), zu dir halten und dich begleiten an deiner Seite hast. Ist alles ne Sache der Organisation.
Meine Ansicht ist: wenn du an größeren und nachhaltigen Fortschritten interessiert bist solltest du entsprechend mehr Investment zeigen...da reicht ggf. die Gesprächstherapie allein nicht aus, sondern du solltest baldmöglichst radikalere und umfassendere Maßnahmen (die Strafanzeigen, Kampfsport, zusätzlich noch Verhaltenstherapie od. Selbsthilfegruppe etc.) einleiten. Freunde dich mit diesem Gedanken oder dieser Zielsetzung ein wenig an und überlege es dir.
Du musst halt entscheiden was dir dein Leben wert ist. Ich würde dahingehend nicht kleckern sondern klotzen, damit es mal richtig deutlich voran geht.
Was das Netz angeht: am besten Finger weg davon, jedenfalls nicht zu viel im Internet rumhängen...du hast nämlich Recht, auch dort treiben sich Täter rum, die auf Beutefang sind!! Du solltest dir zum richtigen Umgang mit dem Internet und Internetbekanntschaften auf jeden Fall mal Grundregeln aufstellen...nie Privatdaten rausgeben z.B!! Und meiner Ansicht nach reicht es vorerst, wenn du lernst erstmal da draußen im realen Leben klarzukommen, dort Engangement in Sachen Aufbau eines funktionierenden Selbstschutzes zeigst und so viel Zeit wie möglich darauf verwendest, als dich im Internet zu verstecken. Sozialverhalten erlernt man nur indem man es im Alltag praktiziert.
Hast du noch Kontakt zu den Tätern? Und wie sieht dein Umfeld aus? Arbeitest du und wohnst du in eigener Wohnung?
Tyra