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Schweigen

  • Starter*in Starter*in Gast
  • Datum Start Datum Start
Hallo,

ich kann es nachvollziehen, dass du dich bedrängt fühlst, aufeinmal bekommt man von allen Seiten gesagt, was man machen soll, als wüssten alle die richtige Lösung.
Besser ist es immer, man steht selbst hinter dieser Lösung und hat selbst darüber nachgedacht und das Beste daraus gezogen.

Ich hoffe für dich, dass du das tun kannst, egal wie deine Lösung am Ende aussehen wird.

Alles Gute
Meereskind
 

Hallo Meereskind,

schau mal hier: Schweigen. Hier findest du vielleicht was du suchst.

Hallo,

da scheinst du etwas missverstanden zu haben mit den Beiträgen. Natürlich ist es vollkommen in Ordnung, dass du nach deinem Tempo vorgehst und ich finde es prima, dass du bereits in Behandlung bist und professionelle Hilfe erhältst.

Ich persönlich bin ja auch Gewaltopfer gewesen und meine Grundeinstellung ist: so viel wie möglich das Leben genießen und so wenig und so kurz wie möglich leiden. Daher wirken meine Beiträge immer ein wenig forsch und nach vorne preschend....denn es würde mir sehr leid für dich tun, wenn du zu lange an diesem blöden Trauma leiden würdest und v.a. immer wieder neue Traumata erleben würdest. Damit würde/n der/die Täter gewinnen und du verlieren! Und im Leben geht es irgendwo immer auch darum zu gewinnen oder zu verlieren. Ein Schattendasein unter einem unverarbeiteten Trauma halte ich für einen enormen Verlust an Lebensqualität, der meiner Ansicht nach nicht sein muss oder zu lange da sein sollte. Aus Brast ggü den Tätern und aus Mitleid mit den Opfern geht dann manchmal mein Temperament mit mir durch und ich schreibe oft von "solltest" und "müsstest". Generell stehe ich dazu, aber natürlich kann und muss ich akzeptieren, dass man die Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen kann und jeder selber sein Tempo geht
Ich habe es leider oft erlebt, dass Gewaltopfer aus einer Leidensgewohnheit heraus das Leid oft geradezu weiter suchen und sich gegen Änderung sperren und selber blockieren indem sie tausend Ausreden finden ihr Trauma nicht zu bearbeiten. Versuchen zu verdrängen und damit oft vom Regen in die Traufe kommen. Das muss ja nicht auf dich bezogen sein, ich bin mir sicher, dass du es auf jeden Fall schaffen kannst es besser zu machen!

Wie ich bereits betont habe bist du allein Herrin deines Lebens und du entscheidest was du tust und wie schnell. Dennoch rate ich dir einige Dinge schnell und ggf. radikaler als bisher zu erledigen, denn die Lebenszeit ist kurz und kostbar und zu kostbar um sie zu lange mit Leidensthemen zu verbringen!

Und noch was zum Thema Druck: da hilft an sich nur Abgrenzungsvermögen aufbauen, du scheinst das ja bereits getan zu haben...denn du hast deine Meinung dazu kundgetan und das ist super...so kann eine Diskussion geführt werden und so kommt man weiter. So kommt dann gegenseitiges Verstehen zustande...zunächst Missverständnis, dann Erklärungen, dann ggf. Verständnis? Das Leben selber baut ja auch ständig immer wieder Druck auf, dem man irgendwo standhalten muss, gegendrücken muss, sonst geht man unter. So ganz ohne Druck kommt man oft nicht weiter und sehr gut ist es wenn man in der Lage ist sich selber wenn es notwendig ist unter Druck setzen kann um auchmal unangenehme Dinge zu erledigen. Sehr viele weichen dem Druck jedoch zu sehr aus und geraten dadurch in noch größere Drucksituationen.
Im Leben ist es oft notwendig Entscheidungen zu treffen...z.B die Entscheidung den Kontakt zu Gewalttätern konsequent abzubrechen. So eine Entscheidung halte ich für enorm wichtig. Genausowichtig wie sich Alternativen zu schaffen...also Menschen zu suchen, die einen fair und achtsam behandeln...dazu muss man natürlich an den richtigen Orten suchen....auweia..schon wieder ein "muss"...aber leider ist das Leben oft hart und voller Muss's und manchmal muss man auch in gewissen Situationen schnell handeln...z.B wenn unmittelbare Gefahr erneuten Missbrauchs oder Vergewaltigung droht...Manchmal muss man, wenn sich plötzlich der Boden vor einem auftut einen großen beherzten Sprung nach vorne wagen...ein zu kleiner Schritt würde einen nur dem Abgrund näher bringen....schon wieder ein muss....aber du weisst ja nun, wie das gemeint ist, oder?
Also eine Beobachtung, die ich so gemacht habe ist die: wenn man sich selber keine Muss's setzt (z.B: ich muss jetzt dies oder das machen um voranzukommen)kommen oft andere daher die einem ein Muss vor die Nase setzen und die Frage ist dann natürlich ob das immer gut für einen ist und der Muss-setzer es gut mit einem meint. Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Muss's und Solltest...gutgemeint sind....aber was ist mit den Muss's der Täter? Die dir eingetrichtert haben du musst schweigen? Hast du dieses Muss ausreichend überwunden?

Manche Kontakte sollte man nicht nur auf ein Minimum reduzieren, sondern total abbrechen...und seine kostbare Lebenszeit besser dafür nutzen bessere Ersatzkontakte zu suchen, aufzubauen und zu pflegen...Ist meine Meinung...bleibt dir überlassen, wenn du weiterhin Kontakt zu Menschen hast, die schlecht oder ggf. gefährlich für für dich sind, aber du solltest dich dann fragen warum du dennoch den Kontakt wieder suchst? Und immer wieder diese ungute Spannung die du in deren Gegenwart verspürst aushalten musst als ein von dir gewähltes MUSS? Hast du darüber mal nachgedacht?

Und noch einige Fragen, wenn du erlaubst: wer genau waren die Täter, du redest von so vielen Tätern?
Und: wie alt bist du jetzt und welche Art der Hilfe hast du, welche Art von Therapie machst du gerade? Hast du Freunde oder Freundinnen, die Bescheid wissen und zu dir stehen?

Gruß
Tyra

P.S. Und nochmals: niemand verurteilt dich, niemand macht dir Vorwürfe!! ich habe nur sachlich und analytisch auf mögliche Folgen eines unverarbeiteten Missbrauchstraumas oder weiteren Kontakts zu Tätern hingewiesen. Du solltest schon aufgeklärt sein finde ich, denn Aufklärung ist wichtig, ohne Aufklärung ist kein Fortschritt oder Änderung möglich. Man rennt oft mit ungünstigen Verhaltensweisen in Sackgassen, ich wollte nur transparent machen wie man Sackgassen vermeidet und wie es funktionieren kann und wo man ansetzen kann um die Opferhaltung ein für allemale abzulegen. Ich habe das geschafft, sehr viele andere haben es geschafft und es würde mich total freuen wenn du es auch schaffen würdest und mal nachaltig in den Genuß der Gewinnerseiten des Lebens kommen würdest.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Tyra

Danke für deine Antwort. Nein, ich gehöre nicht zu den Menschen, die weiterverdrängen wollen und somit auch stehenbleiben. Ich kämpfe, ansonsten wäre ich heute nicht mehr am Leben.
Da ich jahrelang verdrängt hatte, hatte ich im Grunde eine "schöne" Kindheit, weil ich mich an nichts erinnern konnte. Ich hab sehr früh gelernt zu dissozieren, wegzugehen und zu vergessen. War vermutlich ein Schutz damals, das ich es so überleben konnte.
Heute ist dieser Schutz nicht mehr wirklich hilfreich, doch er ist halt nach wie vor vorhanden.
Daran arbeite ich.

Ja, insofern hast du auch recht, das Leben zu geniessen. Das versuche ich auch indem ich schöne Dinge, schöne Momente am Tag viel mehr geniesse und auch intensiver erlebe....das sind Kraftquellen.

Druck abzubauen sehe ich im Grunde genauso wie du. Druck abbauen heisst mehr Selbstvertrauen aufbauen.
Dann kann einem niemand mehr diesen Druck machen. Jetzt wo ich es noch nicht verarbeitet habe, geht es eben noch relativ gut, mir in gewissen Situationen ganz viel Druck zu machen, die Gefahr vor einem erneuten Missbrauch sehe ich dahinter auch. Doch ich setze alles daran, dass mir das niemals mehr geschieht. Ich denke da bin ich auch durchs Internet ein bisschen vorsichtiger geworden, weil ich schon imens schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Auch im Netz gibt es Täter. Hab ich zu spüren bekommen. Daher weiss ich nun auch wo ich ganz genau stehe und wo ich noch sehr viel an mir arbeiten muss, damit ich mich schützen kann.

Zu deinen Fragen:
Ja, es waren verschiedene Täter (insgesamt 7) es waren sowohl welche aus der Familie, als auch Bekannte wie ein flüchtiger Bekannter. EIn Muster halt, wo ich mir lange Vorwürfe gemacht habe, das immer wieder das gleiche passieren konnte. Doch hmm dissozieren ist nicht immer gut, es kann sehr gut von entsprechenden Menschen ausgenutzt werden.
Ich bin jetzt 27 und ich mache Gesprächstherapie. (wobei eben das Sprechen arg schwer ist.....)
Nein, in meinem Umfeld weiss niemand bescheid, ich will auch nicht belastend oder anders behandelt werden, daher denke ich ist das auch ganz gut so.

liebe Grüsse
Gast
 
Hallo,

danke für deine Antworten und weiteren Erklärungen.
Zum Thema Verdrängen kann ich noch anfügen: Wer nur verdrängt und somit keine positiven Erinnerungen aus seiner Kindheit hat hat an sich gar nie eine schöne Kindheit gehabt..aber auch wenn schon! Dann ist es besonders wichtig sich ein schönes Erwachsenenleben aufzubauen!
Ich hatte in Bezug auf meine Eltern auch keine schöne Kindheit, habe mich selber jedoch immer dazu gebracht, ALLES ganz genau zu betrachten und nichts zu verdrängen...grad die unschönen Dinge nicht, da man nur durch die Erinnerung auch an Gefahren und schlechte Erlebnisse lernen und sich entwickeln kann! Und als zweites Standbein habe ich mich von meinen für meine Persönlichkeitsentwicklung eher schädlichen Eltern abgewandt und mir bereits in der Pubertät ab 12, 13 Jahren, Schritt für Schritt ein schöneres Leben aufgebaut. Dieses sich zu gewissen Härten zwingen, also nicht zu viel zu verdrängen, sondern genau hinzuschauen und sich möglichst genau zu erinnern sehe ich so: wenn man sich selber ggü nicht ein wenig hart genug ist, dann holen einen die Härten des Lebens oft ein...man muss sich da entscheiden was es denn nun sein soll. Und sich manchmal selber nen Tritt in den Hintern geben, damit man lernt denselben effektiv und nachhaltig zu schützen, damit sich nicht andere ständig wieder an demselben vergreifen 😉 Ich hoffe das war jetzt nicht zu zotig....oft hilft ein wenig Galgen-Humor jedoch die Dinge, auch unschöne Dinge einfach schlicht beim Namen zu nennen.

Dieses Verdrängen ist ein zweischneidiges Schwert..es schützt, aber wenn man zu lange und zu vieles verdrängt kippt der Schutz und wird zu einer ernsthaften Gefährdung! Grad bei erlebtem Gewalttrauma ist genügend Erinnerung überlebenswichtig und zu starke Verdrängung stellt hier eine große Gefahr dar..daher würde ich in Bezug auf Erinnerung nicht zimperlich sein, auch wenn das alles sehr schmerzt...lieber einmal heftig an den Erinnerungen leiden, als lebenslang immer wieder in der Hölle landen, (postraumatischen Stress, ungezügelten flashbackst etc.) wäre da das bessere Motto glaube ich. In einer guten Therapie lernt man an sich recht schnell wie man gut auch mit extrem belastenden Erinnerungen umgehen kann ohne dass sie einen jedesmal umhauen oder schmerzen...man muss da halt gewisse Techniken der Analyse und inneren Distanz erlernen.

Mag jetzt provokant klingen: ein wenig berechtigt waren deine Vorwürfe dir selber ggü schon in Bezug auf die ständig wiederholten Reinfälle und erneuten Missbrauchserlebnisse. Natürlich sind allein die Täter schuldig, aber durch deine Verdrängerei und mangelhafte Verarbeitung bist du da schon ein wenig mitverantwortlich. Du hast da zu sehr in Sachen Arbeit an dir selber und Aufbau eines guten Selbstschutzes gepennt...bisher!!..das kannste ja ab heute direkt nachholen, indem du dich in Kampfsportkursen anmeldest, schön brav und engagiert Therapie machst, zusätzlich ggf. noch Selbsthilfegruppen etc. etc.

Vom Umfeld müssen natürlich nicht alle Bescheid wissen...wichtig wäre jedoch dass du gute Freunde hast, die Bescheid wissen...und du auf jeden Fall rechtzeitig vor Ablauf gewisser Verjährungsfristen die Täter anzeigst...auch wenn das unbequem für dich wird. Die Vergewaltigungen und Mißbräuche waren ja auch kein Zuckerschlecken du wurdest angegriffen, deiner Person wurde sozusagen der Krieg erklärt und diese Dinge müssen halt geregelt werden und zwar am besten zu deinen Gunsten und so, dass die Täter sich ihrer Schuld bewusst werden, damit du nicht auf belastenden Schuldgefühlen sitzenbleibst und die sich nach wie vor im Recht fühlen, du leidest und die tralala munter weiterleben und ggf. erneut zuschlagen..wenn nicht bei dir, dann nach dem bisherigen Erfolgserlebnis mit dir dann ggf. bei anderen. So was geht einfach irgendwo nicht, oder?

Ganz lassen sich Belastungen im Leben nie vermeiden, und du kannst Belastungen während der Anzeige ja gut verkleinern, indem du halt Leute, die Bescheid wissen (Freunde, Anwalt, Therapeut), zu dir halten und dich begleiten an deiner Seite hast. Ist alles ne Sache der Organisation.

Meine Ansicht ist: wenn du an größeren und nachhaltigen Fortschritten interessiert bist solltest du entsprechend mehr Investment zeigen...da reicht ggf. die Gesprächstherapie allein nicht aus, sondern du solltest baldmöglichst radikalere und umfassendere Maßnahmen (die Strafanzeigen, Kampfsport, zusätzlich noch Verhaltenstherapie od. Selbsthilfegruppe etc.) einleiten. Freunde dich mit diesem Gedanken oder dieser Zielsetzung ein wenig an und überlege es dir.
Du musst halt entscheiden was dir dein Leben wert ist. Ich würde dahingehend nicht kleckern sondern klotzen, damit es mal richtig deutlich voran geht.

Was das Netz angeht: am besten Finger weg davon, jedenfalls nicht zu viel im Internet rumhängen...du hast nämlich Recht, auch dort treiben sich Täter rum, die auf Beutefang sind!! Du solltest dir zum richtigen Umgang mit dem Internet und Internetbekanntschaften auf jeden Fall mal Grundregeln aufstellen...nie Privatdaten rausgeben z.B!! Und meiner Ansicht nach reicht es vorerst, wenn du lernst erstmal da draußen im realen Leben klarzukommen, dort Engangement in Sachen Aufbau eines funktionierenden Selbstschutzes zeigst und so viel Zeit wie möglich darauf verwendest, als dich im Internet zu verstecken. Sozialverhalten erlernt man nur indem man es im Alltag praktiziert.

Hast du noch Kontakt zu den Tätern? Und wie sieht dein Umfeld aus? Arbeitest du und wohnst du in eigener Wohnung?

Tyra
 
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