Ich halte Menschen, wie Bill Gates, Steve Jobs & Co. nicht gerade für repräsentative Beispiele, die im Übrigen alle zumindestens angefangen haben zu studieren. Ein Fall von "Survivorship bias". Wir sehen nur, was aus ihnen geworden ist, nicht, was aus den anderen tausenden Bill Gates geworden ist, die ebenfalls ihr Studium/Schule geschmissen haben, um ihren Ideen nachzugehen, die dann letztlich nicht zum Erfolg geführt haben.
Und auch der tatsächliche Bill Gates oder Steve Jobs haben sich nicht durchgesetzt als Folge von Zwangsläufigkeit aufgrund ihrer Brillanz, sondern weitestgehend durch Glück. Das heißt nicht, dass sie unfähig waren/sind, sondern einfach, dass sie nicht brillanter oder kreativer sind als andere brillante und kreative Menschen, die nie den Durchbruch hatten.
Das nur mal so nebenbei.
Zum Threadstarter Oliver:
Es gibt hier keine richtige oder falsche Entscheidung. Für alle Optionen lassen sich Pros und Contras finden. Ihr wisst heute schlichtweg nicht, welche Entscheidung morgen besser gewesen wäre. Das liegt nun einmal leider in der Natur des Lebens.
Meine Eltern standen einmal vor einer ähnlichen Entscheidung. Ich war damals jedoch noch beträchtlich jünger, 7 oder 8. Es ging damals darum, ob ich auf eine besondere Förderschule wechseln sollte, da die Lehrer vermuteten, dass ich evtl. 'hochbegabt' sei; zumindestens störte ich den Unterricht. Meine Eltern waren verunsichert und so richtig glaubten sie den Lehrern, denke ich, auch nicht. Ich hatte Schwierigkeiten mich in neue soziale Gruppierungen einzugliedern. Sie ließen mich entscheiden. Ich wählte das, was jeder kleine Junge gewählt hätte, seine Freunde und blieb an der Schule.
Heute bereuen meine Eltern das sehr, da ich eine relativ schwierige Beziehung zum deutschen Schulsystem hatte und später dann auch einige Male der Schule verwiesen wurde. Ich musste das alles dann als junger Erwachsener mühsam nachholen.
Im Gegensatz zu meinen Eltern bedauere ich meinen Werdegang nicht, auch wenn er sicherlich stringenter hätte sein können und es tut mir irgendwie leid, dass sie so sehr mit einer Entscheidung (mich entscheiden zu lassen) hadern, von der sie nicht hätten wissen können, wie sich dich Dinge im Anschluss entwickeln und ebenso heute nicht wissen können, wie sie sich entwickelt hätten, hätten sie anders entschieden.
Es gibt keine richtigen und falschen Entscheidungen in einer Umgebung geringer Vorhersagevalidität. Wir bewerten Entscheidungen immer erst in der Rückschau, wenn wir das Ergebnis bereits kennen. Die Qualität einer Entscheidung beruht aber nicht auf ihrem Ergebnis, sondern auf den Gründen, die zur Entscheidung führten.
In diesem Sinne kann ich dir, Oliver, nur raten, zusammen mit deinem Sohn und seiner Mutter die Optionen durchzugehen und einfach danach zu entscheiden, was IHR glaubt, dass das Beste für euren Sohn ist. Und im Anschluss quält euch bitte nicht mit der Frage, ob ihr richtig gehandelt habt oder ob es wirklich das Richtige für ihn sei. Es ist dann, wie es ist.
Wir kennen deinen Sohn nicht und wissen nicht, worin genau seine schulischen Schwierigkeiten liegen (Kommt er einfach nicht mit der Geschwindigkeit mit? Verstädnisschwierigkeiten? etc.). ADS ist auch ein ziemlich lahme und pauschale Begründung, um ehrlich zu sein. Es ist eine anerkannte Krankheit, aber eine eher schwer exakt zu diagnostizierende, dessen Behandlung auch nicht unbedingt unumstritten ist.
Auch ein erfahrener Lehrer kann dir, ohne dein Kind zu kennen, nur eine Pauschalantwort geben, die weitestgehend auf gewonnenen Vorurteilen beruht.
Ich wünsche dir und deinem Sohn auf jeden Fall alles Gute!