Jetzt kommen wir der Sache langsam näher. Du schilderst hier nämlich eigentlich die Sicht der «Normis» und ihre Erwartungen: Der erheblich eingeschränkte Aspie sollte bereit sein, offen mit seinen Schwierigkeiten umzugehen etc.
Hier meine Sicht des (Teil-)Betroffenen, ganz bewusst und absichtlich sehr grob formuliert (für meine Art zumindest): Wieso sollte ich etwas als Schwierigkeit sehen, wenn ihr doch für mich ganz deutlich die «Defekten» seid? Dieses sinnlose Herumstolpern im Nebel irgendwelcher Gefühle, die kein Mensch verstehen kann - soll ich das als Gewinn sehen? Ne du, da fühle ich mich mit meinem rational orientierten Wesen dann doch besser. Ihr nennt es Autismus - ich sage dem «ganz bei der Sache sein». Ihr sagt, ihr seid gesellig - ich finde, ihr vertut Zeit mit unehrlichem Small Talk. Ihr sagt, ich kann mich nicht einfühlen - aber ich bin dann der, der die saubere, vorurteilsfreie Analyse liefert.
Ich weiss, ich bin kein schwerer Fall und habe das Glück einiger «Inselbegabungen». Aber dennoch - ich möchte nicht tauschen, ich bin sogar sehr gerne so, wie ich bin. Genau darum wollte ich nie eine Partnerin, die mir meine Macken abzugewöhnen versucht und habe darum auf die zwingende Notwendigkeit einer beidseitigen Toleranz hingewiesen. Alles andere ist - ob absichtlich oder nicht - ein Betonieren der Stigmatisierung. Es gibt nichts zu heilen, wir sind nicht krank...