Dein Sohn sollte seine Narben unbedingt verdecken. Ich hab es selbst erlebt wie Menschen auf einen reagieren, wenn sie sehen dass du dich ritzt.
Darauf sollte man nicht stolz sein. Seine Fehler soll man nicht jedem aufbinden, da schwache Menschen oftmals die ersten Opfer sind. Grade was Mobbing angeht, werden Mobber nicht damit aufhören, nur weil sich das Opfer ritzt. Ganz im Gegenteil, sie haben den neuen wunden Punkt gefunden.
Was das Tattoo angeht. Über vernarbtes Gewebe macht das dir kein Tattoostudio. Es ist riskant und funktioniert einfach nicht gut. Klar, man kanns versuchen, aber es gibt kein Garant. Selbst wenn es klappt wird die Narbe durchblitzen.
Bitte Narben verdecken. Es wird sonst umsoschwerer seine Vergangenheit loszulassen, wenn das ganze Umfeld es weiß und hinter deinem Rücken darüber spricht. Sonst wird ihm nur ein kompletter Umfelds-Wechsel helfen. Narben erzählen keine Geschichte, sie sind nur ein jämmerliches Zeichen von Feigheit und Schwäche. Und ich weiß wovon Ich rede. War im selben Alter wie dein Sohn. 17-18 rum. Bin seit 4-5 Jahren frei davon, und habe auch kein weiteres Verlangen danach, ist sowas wie eine Jugendsünde, und je weniger davon wissen, desto besser!
Es hat nichts mit stolz zu tun. Er steht dazu. Ist gewesen. Er möchte von dem, was ihm passiert ist, nicht eingeängt werden. Frei sein. Möchte anziehen was er möchte. Und sein Ritzen hatte nichts mit Feigheit und Schwäche zu tun. Bei dir vielleicht, da du es so ausdrückst, kenne aber deine Geschchte nicht. Du die von meinem Sohn auch nicht. Er sieht sich nicht mehr als Opfer. Das ist ein enormer Schritt.
(Übrigends, es war kein Mobbing)
Er geht offen mit dem, was ihm angetan wurde, um, seine Kumpels, alte wie neue, gehen mit ihm ganz normal um. Sie unterstützen ihn auf seinen Weg, der noch vor ihm liegt. Das finde ich Klasse. Es wird nicht tabuisiert, nicht versteckt. Keiner tut so, als wenn nichts gewesen wär. Ganz im Gegenteil, sie stärken ihn. Hat nichts mit Mitleid erhaschen zu tun o.ä.
Leider leben wir in einer Gesellschaft, in dem viele Dinge tabuisiert werden, über die man nicht spricht und viele das Gefühl haben, allein mit ihrem Erlebten zu sein. Man wird schnell verurteilt, anstatt verstanden zu werden. Mitleid anstatt Mitgefühl. Hilflosigkeit anstatt Hilfe. Verurteilt anstatt Anteilnahme.
Und mit dem Tätoo: Wichtig ist ein Studio, die Erfahrungen damit haben und einschätzen können, ob die Art der Narben tätowierbar ist.
Und ich denke, dass man aufpassen muss, nicht von sich auf andere zu schließen.