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Recht auf Kompromisse trotz max. Abhängigkeit? - welche Argumente

Suzanne

Mitglied
Guten Abend,

meine zentrale Frage steht schon in der Titelleiste.
Es geht um ein Ehepaar in meiner Verwandtschaft. Die beiden sind ihr halbes Leben zusammen und aus damaligen Umständen entwickelte sich eine schleichende Abhängigkeit im klassischen Szenario: Sie - Hausfrau und Kindererziehung, er - voll berufstätig, damals auch über den Hauptjob hinaus, Hausbau etc. aber alles in jeweils gegenseitiger Unterstützung.

Das Abhängigkeitsverhältnis kam zustande weil die Frau ohne Vater aufwuchs und soweit man vermuten konnte, dieses einnehmende Verhalten seitens der Männer, das schon in jungen Jahren da war, weitgehend tolerierte. Es fanden Grenzüberschreitungen statt, die sich irgendwann zumindest in der roten Zone legten. Das Vereinnahmende (des Mannes) ist geblieben und hat sich durch finanzielle Abhängigkeit maximal verstärkt. Der Mann ist an sich sehr aufopferungsvoll und geht eigentlich sogar emotional auf dadurch dass er sich gebraucht fühlt, gleichzeitig hat er starke Phasen in denen seine Persönlichkeit wechselt und normale Unterhaltungen so gut wie unmöglich sind. Vorwürfe nichts zu leisten, nichts zu können, bis hin zu unschönen Titulierungen sind innerhalb dieser Phasen an der Tagesordnung. Bis kaum ein Selbstbewusstsein mehr übrig blieb.

Man war irgendwann soweit zu erkennen, dass es psychische Auslöser beim Mann vorliegen die dafür verantwortlich sein könnten, für eine Therapie wäre es aber in dieser Hinsicht zu spät und die Bereitschaft läge auch wegen des Lebensalters nicht wirklich vor. Zudem scheint der Mann sich selbst als ausgenutzt zu sehen (dies auch nur in den akuten Phasen).
Jedoch brach die Frau damals vieles seinetwegen ab und ermöglichte ihn dadurch erst berufliche Entfaltung (die aber nicht in eine große Karriere führte). Es war ein Arbeiten nur für Rechnungen wenn man so will... Sie hatte währenddessen aber keineswegs Freizeit, sondern erfüllte eben die typischen Hausfrauenpflichten, auch Putzjobs in fremden Haushalten bot sie sich an.

Die Probleme setzten sich auch bei den Kindern und deren Partnern fort. Nun ist ein Punkt erreicht an dem der Mann diese Verpflichtungen nicht mehr allein tragen kann, auch die Corona Situation hat dazu ihr letztes getan und die Frau verfügt über keine aufbauenden Qualifikationen und ist in jeglicher Hinsicht weiterhin abhängig. Durch die zusätzlichen Einschränkungen für viele Menschen in letzter Zeit brach sie noch mehr in sich zusammen :(

Der Mann wollte damals dass das Haus (das auf ihn allein läuft damit sich die Frau nicht verschulde) baldmöglichst einen neuen Lebensabschnitt beginnen und das Haus verkaufen. Ein gemeinsamer Umzug in ein neues Zuhause käme für ihn jedoch nur dann infrage wenn sie fast all ihren "Besitztum" aufgibt. Dadurch dass die Frau bis auf ihren persönlichen Besitz nichts aus diesem Leben sonst hat, klammert sie sich psychologisch natürlich gewissermaßen daran und weiß nicht was sie tun kann, da er die Miete nicht mehr für Räumlichkeiten tragen möchte die einfach bloß vollgestellt werden. Was durchaus nachvollziehbar ist.

Jedoch bin ich (Ratgeberin) der Meinung dass die Entscheidung von ihr kommen müsste und beide sich aufgrund der gemeinsamen Entwicklung und der jeweiligen Beiträge zu diesen Zustand zu 50 Prozent Mitspracherecht hätten. Mir ist klar dass dies eher aus moralischer Sicht derFall ist, sie wäre auch bereit arbeiten zu gehen und ist keineswegs bequem oder zu schade für irgendeine Tätigkeit. Aber dies wurde ihr in den Phasen der Krankheit immer genommen, sodass sie nur nach an sich zweifelt. Auch anderweitige Hilfe ist nicht möglich, da sie selbst dort nicht hinkäme und die Diskussionen alles nur verschlimmern und dies durch die gegebene Abhängigkeit eine weitere Belastung für den Mann wäre. Kontakte nach außen bestehen aber kaum, bis auf wenige Spaziergänge und ein Plausch mit den Nachbarn bei denen sie sich schon sehr unwohl fühlt da sie ihre Vorstellungen kaum leben konnte. Es wurden zwar Wünsche von ihr umgesetzt, aber oft verbunden mit Vorwürfen und Schuldgebung sodass sie sich auch nichts mehr traute wirklich anzugehen.

Meine Vermutung ist, dass die hohe Verantwortung den Zustand bei ihm einfach verstärkt und die Harmonie wieder einkehren würde wenn die Last von ihm fällt, bloß wie wäre dies umsetzbar ohne dass sie das letzte was sie hat aufgeben muss was sie womöglich noch in eine tiefergehende Krise stürzt. Es ist wirklich ein Dilemma.

Wie sind eure Ansichten, was ratet ihr insbesondere der Frau? Habt ihr vielleicht selbst Erfahrungen dieser Art oder Lösungswege die einen Kompromiss für die hier vorliegende Situation ermöglichen würden abseits einer Trennung?

Die betroffenen Personen sind Ende fünfzig.
 
Zuletzt bearbeitet:

Suzanne

Mitglied
Wozu genau benötigst du Argumente, was möchtest du damit bezwecken?
Es geht um eine Familie in deinem Verwandtenkreis, es ist ihr Leben, sie leben es wie es ihnen gefällt.
Auch wenn es ihnen zur Zeit nicht so gut geht, ist es ihre Aufgabe ihre Probleme selbst zu lösen.
Solange sie dich nicht um Hilfe gebeten haben würde ich mich dort nicht einmischen und auch keine klugen Ratschläge erteilen.
Wurde um Hilfe gebeten, deshalb ja auch der Beitrag :)
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Was bei wem schlussendlich zu welchen Entscheidungen geführt hat, ist manchmal spannender als jeder Krimi. Die von Dir beschriebene Situation ist auch heute noch nicht gerade so selten in dieser "Alterklasse". Dass ER die Abhängigkeit seiner Partnerin "gefördert" hat, mag zwar charakterlich verwerflich sein und dass sie sich in dieses "Schicksal" eingefunden hat, auch verständlich erscheinen, aber trotzdem hatten beide etwas davon. Dass sie sich nicht dagegen gestellt hat ... nun ja, auch dafür gibt es nachvollziehbare Gründe und doch waren und sind die Folgen schon damals absehbar gewesen, oder nicht?

Ich will damit niemandem einen "schwarzen Peter" zuweisen, denn das bringt nichts mehr, aber die Realitäten zu benennen hilft einem vielleicht dabei, eben NICHT MEHR auf Hoffnungen und Wünsche zu vertrauen. Sie kann ihn nicht zwingen, ihr die Hälfte des Hauses abzutreten, auch wenn sie sich noch so sehr dafür aufgeopfert hat. Wenn nun beide gerne getrennte Wege gehen möchten, lässt sich vielleicht ein Kompromiss finden, aber so wie Du die beiden geschildert hast, sehe ich dafür nicht viele Chancen.

Also muss und sollte sie für sich alleine entscheiden, ob sie in dieser Beziehungssituation verharren will und kann oder eben nicht. Nicht wenige Paare leben getrennt unter einem Dach. Dazu jemandem etwas zu raten ist wirklich nicht einfach. Den Schmerz mit ansehen zu müssen, den falsche Entscheidungen mit sich bringen können, ist schwer. Viel Kraft dazu.
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Ich würde die Chance nutzen und den Typen loswerden.
Mit Ende 50 ist sie noch jung genug, um das Leben neu zu genießen.
 
G

Gelöscht 79650

Gast
gleichzeitig hat er starke Phasen in denen seine Persönlichkeit wechselt und normale Unterhaltungen so gut wie unmöglich sind. Vorwürfe nichts zu leisten, nichts zu können, bis hin zu unschönen Titulierungen sind innerhalb dieser Phasen an der Tagesordnung. Bis kaum ein Selbstbewusstsein mehr übrig blieb.
So einen braucht keine.
 

Suzanne

Mitglied
Hallo Suzanne,

Du hast drei gleiche Threads eröffnet. Macht das Sinn? So weiß man nicht, wo man Dir antworten soll.

Viele Grüße
GrayBear
Ja das stimmt, das wurde ich gerade gefragt und habe schon darauf geantwortet: Ich habe es in drei Rubriken gepostet, da es Teile zu jeder Rubrik beinhaltet und ich mir dadurch erhoffe dass zu jedem Teil etwas gesagt werden kann. Dadurch liegen die Chancen höher jemanden zu finden der weiterhelfen kann.
 

Suzanne

Mitglied
Konnte ich leider nicht herauslesen.
Trotzdem würde ich immer sehr vorsichtig sein wenn man in der Verwandtschaft darum gebeten wird ihr Leben auf die Reihe zu bekommen.
Natürlich ich mische mich da auch defintiv nicht ein! Ich möchte ihr aber gern im nächsten Gespräch ein paar neue Perspektiven mitteilen und ich denke die beste Quelle sind oft Menschen die ähnliches durchlebt und evtl. solche Krisen schon erfolgreich gemeistert haben. In anderen Bereichen war das für sie immer eine große Hilfe, nur möchte ich nicht so gerne nur meine Meinung dazu schildern, weil ich selbst keinen Lösungsweg darin finden würde.
 

Suzanne

Mitglied
So einen braucht keine.
Danke auch an dich für deine Meinung. Naja, es ist ja nicht "ein Typ", sondern ihr Mann, der sie auch liebt. Würde es nicht an dieser Erkrankung liegen würde ich auch dazu raten und es ähnlich wie du sehen, aber wenn diese Phasen nicht sind dann ist er ein völlig anderer und sehr liebevoller fürsorglicher Mensch mit aufrichtigem Herzen. Ich wünsche beiden nur das Beste und irgendeinen Mittelweg muss es doch da geben?
 
G

Gelöscht 77808

Gast
Hallo Suzanne.
Die Frau hat sich also wegen ihrer Vergangenheit einem Mann zu gewendet, der sich - gefühlt - für sie aufgeopfert hat. Sie tat selbiges für ihn.
Wegen Corona brachen Einnahmen weg, so dass „er“ überlegt, das Haus zu verkaufen. Davon soll eine deutlich kleinere, nicht vergeblich vollgestellte Mietwohnung bezogen werden:
Jedoch betrachtet die Frau das Haus auch als verbliebenen Besitz. Rat bekommt sie mangels Kontakte eher nicht.
Zu prüfen wäre demnach, ob der Mann – auch wenn das Haus auf seinen Namen läuft, nach langjähriger Ehe über den Großteil seines Vermögens durch Verkauf verfügen darf. Ich vermute: nicht. Sodann wird die Immobilie nach Verkauf (und angesichts einer Trennung) dem Zugewinn unterliegen. Er würde auszahlungspflichtig werden.
Ihr wäre anzuraten, dass sie sich mit ihm darüber einigt, ob der Verkauf passiert oder nicht.
Die Konditionen sollten fest gehalten werden. Sie sollte Maßnahmen ergreifen, dass er sich durch Ankauf von Verbrauchsgütern nicht „entreichert“ – also dass für den Fall der Trennung ihr Anteil verdunstet ist.
Die (finanzielle?) Last würde von ihm fallen, wenn sie zu ihren Bekenntnissen steht und tatsächlich arbeiten geht, also fehlendes Einkommen aufbessert. Also nicht: "ich würde so gerne wenn ich könnte - und nichts passiert".

Kann sie das gesundheitlich nicht, so sollte sie die Arbeitsabsichten aufgeben und es auch so kommunizieren. Danach gibt es eine neue Absprache und Entscheidung untereinander.
 

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