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Problem mit einem Chef mit Borderline-Syndrom

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Meerfan

Gast
😕 Hallo zusammen,
nun beschäftige ich mich schon seit Stunden mit dem Thema Borderline-Syndrom unter einem ganz bestimmten Gesichtspunkt - es gibt unglaublich viele Hilfsangebote für betroffene Angehörige etc., aber welche Möglichkeiten hat man, wenn man als Angestellter einen Borderline-Chef hat? Zwar habe ich schon wirklich viele Vorgänger aufd meiner Stelle (man hält das einfach nicht lange aus), aber ich denke, dass nun einmal klar gemacht werden sollte, dass dieser Mensch zur Führung abhängiger Mitarbeiter denkbar ungeeignet ist. Er beherrscht die komplette Palette: massive Kontrollzwänge, ständiges Anzetteln von Ärger und Streit, unglaubliche Kontrollverluste und Wutausbrüche mit Beleidigungen, die man niemals wirklich wird verzeihen können...und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Ich habe bisher nicht wirklich guten Rat gefunden, wie ich mich ganz persönlich in Krisensituationen verhalten soll (immer mit dem Hintergedanken, dass es sich um das Verhältnis Chef/Untergebener handelt) und ich möchte außerdem gern wissen, wie ich übergeordneten Stellen glaubhaft klarmachen kann, dass diese Zustände einfach nicht mehr tragbar sind und dieser Mesch nicht nur cholerisch, sondern wirklichh krank ist.
Für Hilfe und Rat bin ich sehr dankbar, denn es geht mir inzwischen denkbar schlecht und meine Nerven sind mehr als dünn. Meerfan
 
Hallo Meerfan,

da schilderst Du ja ein wirklich dickes Problem.

Ich weiß aus eigener Erfahrung (allerdings mit einer Kollegin) wie ausserordentlich die Verletzungen sind, die diese Menschen verursachen können, eben weil sie Grenzen (Borderline) überschreiten.

Wenn ich mir nun vorstelle, dass mein Vorgesetzer so wäre - schrecklich!

Besagte Kollegin musste letztendlich gehen. Aber dies war nur über Fakten möglich. Dies ist niemals über eine Krankheits-Vermutung zu machen (Vorsicht auch vor dem Vorwurf der üblen Nachrede, dieser Vorwurf würde Dich nur unnötig weiter schwächen). Und eine Vermutung bleibt es, wenn diese von Laien ausgesprochen wird. Ich nehme mal an, dass Du kein Psychologe oder Psychiater bist. Zudem ist die Begrifflichkeit "Borderline-Syndrom" ein weites Feld. (siehe auch psychosoziale-gesundheit.net, wenn Du diese Site nicht sowieso schon bei Deiner Recherche gefunden hast.)

Ich habe mich damals coachen lassen. Hatte also einige Gesprächs-Termine bei einer Psychologin. Das war richtig gut und hat mich wieder gestärkt. Du gibst an, dass Du erschöpft bist. Das kann ich bestens nachvollziehen. Diese Situation zieht unendlich viel Energie ab. Darum ist es umso wichtiger, dass Du zu aller erst für Dich sorgst. Es ist sehr wichtig, dass Du wieder zu Kräften kommst.

Und es ist sehr wichtig, dass Du die Dinge, die dort vorkommen, sortieren und einordnen kannst. Ich meine damit, dass Du Dich als erste Maßnahme auch coachen lassen solltest.

Wie stellt sich denn die Situation genau dar? Hast Du noch Kollegen/Kolleginnen? Hat er es nur auf Dich abgesehen? Bei mir war das damals nämlich so; sie hatte es hauptsächlich mit mir. Habt Ihr einen Betriebsrat? Ist es richtig, dass Dein Vorgesetzer nicht der Firmeninhaber ist, sondern es darüber eine weitere Leitungs-Ebene gibt? Alleine kannst Du das wahrscheinlich nicht bewerkstelligen, das wäre u.U. zu gefährlich. Dazu brauchst Du "Verbündete".

Im Grunde brauchst Du/braucht Ihr eine Strategie. Aber zu aller erst solltest Du Dir wirklich ein Coaching holen. Du brauchst wieder Kraft und Energie; glaube mir, das ist außerordentlich wichtig. Beim Coaching solltest Du auch Hilfestellung für das Parieren konkreter Situation bekommen.

Also, lieber Meerfan, schreib wieder.

Alles Gute für Dich

Farinella
 
:mad:
Hallo Farinella, Hallo dark-side,

habt vielen Dank für Eure Nachrichten/Tips, Ihr werdet es verstehen, wenn ich meine berufliche konkrete Lage nur so allgemein wie möglich schildern kann, damit keinerlei Rückschlüsse möglich sind ... ich arbeite in einer großen Verwaltung, davon habe ich Ahnung, aber leider bin ich mit psychischen Problemen absolut nicht bewandert, auf diese Borderline-Geschichte bin ich durch Zufall geraten. Auf meinen Chef passt unter dem Krankheitsbild Emotional instabile Persönlichkeitsstörung der Impulsive Typ zu 99%.

Ich werde mich mehr als hüten, diese Vermutung auszusprechen, aber einen Tip kann man ja geben. Wir haben einen Betriebsrat, der sich aber kaum rührt und vom Personalamt kann ich nur vermuten, dass jemand an höherer Stelle dort meinen Chef protegiert, anders ist es relativ schwer zu erklären, dass die jedes Jahr für meinen Chef neues Personal/Frischfutter organisieren und das seit nun ungelogen 10 Jahren (der Aufwand, der da betrieben wird, ist aus wirtschaftlicher Sicht ganz sicher auch absolut nicht mehr vertretbar, ganz abgesehen von der Krankheitsrate, liebe/r darkside_now). Aber die haben auch wieder eine vorgesetze Stelle und ich denke, dass ich mich an die wenden muss. Sonst komme ich nicht weiter.

Ich teile mir die Stelle mit einem Kollegen, der aber auch schon wieder gekündigt hat (der vierte, den ich nun eingearbeitet habe), von daher liegt die Hauptlast bei mir, ehemalige Kollegen sind aber ganz sicher bereit, von ihren Erfahrungen mit meinem Chef zu berichten.

Für meine Stelle bin ich mehr als überqualifiziert und würde das mit links schmeissen, wenn ich nur endlich mal so könnte, wie ich wollte. Im normalen Arbeitsleben gibt es oft mehr oder weniger lange Phasen, in denen ich meine Ruhe habe, mein Chef ist interessiert und charmant und jedesmal meint man, nun würde alles gut werden. Die kleinen Bosheiten und Stänkereien übersieht man eben. Aber irgendwann früher oder später kommt dann wegen einer unglaublich lächerlichen Kleinigkeit der nächste Tobsuchtsanfall und für mich ist nun Schluss (bei aller Loyalität und In-Schutz-Nahme meines Vorgesetzten).

Andere innerhalb der Verwaltung wissen davon natürlich auch und so wird es immer schwerer, neues Personal für diese Stelle zu bekommen, da will keiner mehr hin. Aber mir macht die Arbeit an sich so viel Freude, ich will nicht wie die vielen anderen vorher kampflos das Feld räumen, ich sehe das nicht ein.

Was ich ganz konkret gern wüßte: wie verhalte ich mich während eines solchen Tobsuchtsanfalls? Bei einem kleinen Kind würde ich sagen: stehenlassen und warten, bis es sich abgeregt hat - aber wie mache ich das mit einer erwachsenen Person??? Zumal während meiner Arbeitszeit?

Liebe/r Farninella, es tut mir so gut, wenn Du mir so einfach sagst, wie schlimm das sein muß, denn das ist es wirklich. Man gibt immer sich die Schuld und ist irgendwann nicht mehr in der Lage, 1+1 zu rechnen und macht auch tatsächlich vermeidbare Fehler! Und ein Außenstehender, selbst die eigene Familie, kann sich ein solches Verhalten meines Chefs einfach nicht vorstellen und meint, das würde doch alles schon nicht so schlimm sein...es ist mehr als das, es ist die Hölle!

Danke für Deinen Rat, vielleicht fällt Dir ja noch etwas ein?!

Viele Grüße, Meerfan (darf auch ein See sein...)
 
Hallo Meerfan,

Du schreibst: Und ein Außenstehender, selbst die eigene Familie, kann sich ein solches Verhalten meines Chefs einfach nicht vorstellen und meint, das würde doch alles schon nicht so schlimm sein...es ist mehr als das, es ist die Hölle!

Genau, ganz genau! Dieses Verhalten ist so dermassen daneben und dermassen grenzüberschreitend, dass sich das eigentlich so gut wie keiner vorstellen kann. Man erzählt und erzählt und das Gegenüber bekommt einen leicht unverständlichen Gesichtsausdruck. Und man merkt, Mensch, die können mir das gar nicht glauben! Ich kenne das. Kann mich sehr gut daran erinnern. Und dann ist man noch mehr alleine. Es ist fürchterlich. Ich weiß. Ich glaube, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, ich hätte es u.U. auch nicht geglaubt. Vielleicht hätte ich dann gedacht, na ja, es gehören immer zwei dazu. Ja, es ist die Hölle! Das stimmt! (Irgendwann kam ich dahinter, dass meine Kollegin so clever war, immer dann besonders gemein zu werden, wenn sie mit mir alleine war. Es war also auch eine ganze Portion Berechnung dabei.)

Drum, DU musst handeln, in der konkreten Situation handeln. Höflich bleiben und korrekt. Damit er Dir nichts kann!

Du schreibst: (Sorry, ich kapiere den Zitieren-Button nicht) Was ich ganz konkret gern wüßte: wie verhalte ich mich während eines solchen Tobsuchtsanfalls? Bei einem kleinen Kind würde ich sagen: stehenlassen und warten, bis es sich abgeregt hat - aber wie mache ich das mit einer erwachsenen Person??? Zumal während meiner Arbeitszeit?

Genau. Das meine ich mit konkreter Hilfe zum Parieren solcher Übergriffe (Stichwort Coaching). Was würdest Du tun, wenn es Dein Nachbar wäre? Das gleiche tust Du bei Deinem Chef. Du hast die gleichen Persönlichkeitsrechte, Grundrechte, was weiß ich für Rechte. Jedenfalls hat Dein Chef absolut kein Recht Dich anzubrüllen. Du sagst (höflich): Herr Soundso, ich möchte nicht, dass Sie mich anschreien. Bitte sprechen Sie in gemäßigtem Ton mit mir. - So würdest Du eine Grenze setzen. Das musst Du tun! Bis hierher und nicht weiter. Wenn er darauf eingeht, super. Wenn nicht, wiederhole noch mal (ruhig und höflich). Wenn immer noch nicht, dann kündige an, dass Du jetzt rausgehst. Und das musst Du dann auch tun. Kannst Du das? Hab keine Angst. Wenn Du doch Angst hast (ich hatte sehr viel Angst), dann tue es mit der Angst. Puhhh, das ist schwer. Denk mal drüber nach und spiele es in Gedanken durch. Spiele in Gedanken auch worst case durch, also dass er weiter schreit und Du dann raus gehst.

Du schreibst: Für meine Stelle bin ich mehr als überqualifiziert

Hast Du schon mal darüber nachgedacht, dass er Dich als Bedrohung empfinden könnte? Dass Du ihm sozusagen auf die Schliche kommen könntest, dass er dies oder das nicht gut genug macht, bzw. er Dir unterlegen sein könnte? Das fällt mir nämlich spontan dazu ein. Weißt Du, meine Erfahrung ist, gute Mitarbeiter sind meistens auch etwas unbequem. Weil sie halt viel wissen und viel sehen, was nicht gut läuft, bzw. besser laufen könnte. Weil sie eingefahrene Strukturen in Frage stellen. Das ist super, aber ... es ist halt unbequem und stellt schon hohe Anforderungen in der Sozialkompetenz an einen Vorgesetzten.

Du schreibst: Man gibt immer sich die Schuld und ist irgendwann nicht mehr in der Lage, 1+1 zu rechnen und macht auch tatsächlich vermeidbare Fehler!

Bingo. Genau. Nein, Du bist nicht schuld. Aber Du bist das Opfer. Und da musst Du wieder raus. Du hast noch lange nicht alle Deiner Ressourcen ausgeschöpft. Und die gilt es zu finden, bzw. zu aktivieren. Eine deiner Ressourcen hast Du schon selbst erwähnt: Du kämpfst und gibst so schnell nicht aus. Klasse. So bin ich auch. Und heute bin ich froh, dass ich durchgehalten habe, wenn ich auch zwischendurch manchmal gemeint habe, ich bin total daneben und eben "schuld" an dieser fürchterlichen Situation. Nein, nein, nein. War ich nicht. Nur hat mir das richtige Handwerkszeug (aufgrund meiner Geschichte) gefehlt, angemessen und richtig und bestimmt genug in den entscheidenden Situationen zu handeln. Vielleicht hat sie (meine damalige Kollegin) mich auch deshalb "ausgesucht", weils mit mir gut funktioniert hat.

Hol Dir Hilfe, es kostet nicht viel und es kostet auch nicht viel Zeit und der Effekt ist verblüffend und es bringt Dich weiter.

Liebe/r Meerfan, ich versteh Dich so gut. Schreib wieder und lass Dich nicht unterkriegen. Für morgen einen ganz arg guten Arbeitsstart.

Liebe Grüße

Farinella
 
:mad:
Liebe/r Farinella,

habe vielen Dank für Deine Hilfe, Deine Ratschläge und Dein Verständnis, ich danke Dir wirklich von ganzem Herzen dafür!

Weißt Du, ich bin am Montag nicht arbeiten gegangen (das Personalamt hatte mir das sogar schwerstens ans Herz gelegt) und nun kann ich zu Hause ein bißchen zur Ruhe kommen.

Du schreibst:
"Irgendwann kam ich dahinter, dass meine Kollegin so clever war, immer dann besonders gemein zu werden, wenn sie mit mir alleine war. Es war also auch eine ganze Portion Berechnung dabei." Das ist bei meinem Chef ganz genau dasselbe und deshalb gibt es in unserem Betrieb auch so viele Leute, die diese Geschichte (ja auch meiner vielen Vorgänger und meines Kollegen, der nun gekündigt hat, nicht nur meine) für Hetze und Stimmungsmache halten, denn das kann ja einfach gar nicht sein bei so einer charmanten und netten Person. Vorgänger von mir, die dann intern gewechselt haben, werden zum Teil nicht mal mehr gegrüßt! Mein Chef weiß sich dann doch so gut zu beherrschen den entsprechenden Leuten gegenüber, das ist nicht zu fassen. Jekyll und Hyde.

Ich habe nun meine ehemalige Kollegen informiert (die werden an die alten Zeiten gar nicht gern erinnert, sind aber mehr als gern bereit, mir zu helfen, wenn das nötig sein sollte).

Mit dem Personalamt habe ich mehrmals gesprochen - die stecken auch in einer gewissen Zwickmühle. Zum einen ist mein Chef aufgrund seiner langen Dienstzeit praktisch unkündbar. Zum anderen hat es aber diese ganzen Labergespräche schon gegeben, er ist ermahnt worden und hat auch Besserung in seinem Verhalten gelobt (also die Mißstände auch zugegeben), aber das verlief alles im Sande. Das Personalamt sieht es auch so, dass die Daumenschrauben ganz dringend angezogen werden müssen, zumal wir vorm Beginn des größten Projektes stehen, das mein Chef jemals mit durchziehen mußte und ich meine Bedenken geäußert habe, ob das gut gehen wird. Ich traue es ihm im Leben nicht zu.

Sein direkter Chef ist noch nicht so lange da, in seiner Position noch nicht so sicher, aber der wird jetzt von dem Personalamt auch informiert.

Von daher fühle ich mich etwas bestärkt, auch verstanden und habe wieder Hoffnung. An dem smiley siehst Du auch, dass ich wütend werde. Mir macht meine Arbeit so viel Spaß, ich will da nicht weg!

Der Fakt meiner Überqualifikation war mir deshalb wichtig, weil sich so wohl schwer behaupten läßt, ich wäre unfähig oder hätte keine Ahnung. Dasselbe gilt auch für meinen Kollegen, der nun gehen wird, absolut Perlen vor die Säue werfen eigentlich.

Weißt Du, die Probleme hatte ja früher oder jeder meiner Vorgänger und ich habe so das Gefühl, dass man u.a. als Ventil für Streß und Ärger herhalten muss.

Mit dem Personalamt ist geklärt, dass ich gehen darf, wenn die Situation eskaliert und ich werde das immer wieder mental trainieren, dass ich es auch wirklich schaffe. Ist doch alles nicht so schlimm, was der schon wieder hat! Nun geht der so einfach, so eine Memme, der kann aber auch nichts ab!

Wo ist Deine Kollegin denn heute, wen schikaniert sie derzeit???

Ich danke Dir nochmals von ganzem Herzen, Meerfan
 
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