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Papa plötzlich gestorben

zahnfee97

Mitglied
Hallo, ich bin neu hier. Eine Zeit lang war ich stille Mitleserin, doch nun ist in meinem Leben etwas passiert, was ich nie so erwartet hätte und wo ich eventuell ein paar aufmunternde Worte brauchen könnte.

Entschuldigt schon mal den langen Text! Das muss mal alles raus.

Mein lieber Papa ist vor 2 Tagen im Alter von 57 Jahren verstorben. In 2 Wochen wäre er 58 geworden. Der Tod selber kam sehr plötzlich, aber auch er hat wie so viele in dieser Situation eine längere Leidensgeschichte hinter sich. Ich bin werde ich 2 Wochen grade erst 22 Jahre alt und bin mitten im Studium.
Die Grundsteine des Übels sind bei meinem Vater wohl schon vor vielen Jahren gelegt worden. Er war einige Jahre lang Alkoholiker (allerdings seit 25 Jahren trocken) und hatte auch Zeit seines Lebens immer mit Depressionen zu kämpfen gehabt. Er hat immer nach Frieden gesucht, ihn aber irgendwie nie gefunden.
Alles begann nun vor einigen Monaten. Mein Vater hatte schon lange starke Nacken/- Rückenschmerzen. Nachdem er deswegen fast nicht mehr schlafen konnte, haben sie ihn im KH behalten, um ein paar Untersuchungen zu machen. Dabei fanden sie neben einem Bandscheibenvorfall und Arthrose auch einige verengte Herzkranzgefäße und Darmkrebs in einem sehr frühen Stadium. Er bekam mehrere Stents gesetzt und der Krebs konnte glücklicherweise operiert werden. Er hatte nicht gestreut. Glück im Unglück. Leider folgten auf die OP noch einige Komplikationen (Wasser im Bauch, Wundheilungsstörung, Darmverschluss, Blinddarmentzündung), sodass er noch mehrfach notoperiert wurde. Aber irgendwie hat er alles überstanden (zumindest körperlich). Er kam in die Reha und schaffte es seinen physischen Zustand wieder fast in den Ausgangszustand zu versetzen. Er fing wieder an arbeiten zu gehen. Es war zwar hart, aber er kämpfte weiter.
Tja und dann kam der Anruf von meiner Mutter. Mein Vater kam wohl mitten in der Nacht mit starken Schmerzen zu ihr, dann ist er ohnmächtig geworden. Die Sanitäter haben ihn noch mit ins KH genommen, ihn sehr lange versucht wiederzubeleben. Doch er kam nicht mehr wieder. Und selbst wenn- sein Gehirn war zu diesem Zeitpunkt schon seit lange nicht mehr mit Sauerstoff versorgt gewesen, sodass er wohl zu einem Schwerst- Pflegefall/ Wachkoma oder so geworden wäre.
Bis jetzt wissen wir noch nicht was nun letztendlich zu seinem Tod geführt hat. Die Obduktion steht noch aus.
Wir sind als Familie der Meinung, dass der psychische und der physische Stress einfach zu viel für meinen Papa waren und sein Körper einfach aufgegeben hat. Wie schon gesagt- er war in beiden Hinsichten bereits stark angegriffen. Außerdem hab ich jetzt nach seinem Tod noch erfahren, dass er wohl in den letzten Tagen wieder viele und starke Schmerzmittel nahm und außerdem unter schlimmer Schlaf- Apnoe litt, sodass er auf Arbeit an seinem Schreibtisch immer wieder eingeschlafen ist. Außerdem ist nicht klar, ob er nicht vielleicht doch schon wieder Metastasen gehabt hat und eventuell sehr hätte leiden müssen in Zukunft. So ging es schnell und vergleichsweise schmerzlos.
Da ich seit fast 3 Jahren 600km weit weg wohne treffen mich die unmittelbaren Auswirkungen nicht so wahnsinnig schwer. Früher war mein Papa meine absolute Bezugsperson. Er hat mit mir gespielt und gelernt. Je älter ich wurde, desto mehr übernahm meine Mama diese Aufgabe. Vor allem in diesen letzten 3 Jahren hab ich ganz viel mit Mama gesprochen. Sie ist meine Bezugsperson, mit der ich alle wichtigen Themen bespreche. Sie ist zusammen mit meinem Freund der wichtigste Mensch in meinem Leben. Meinen Papa habe ich sehr geliebt, dennoch waren es „nur“ noch recht kurze und nicht sehr tiefgehende Gespräche, was auch daran lag, dass er zunächst sehr unter meinem Auszug gelitten hat, aber seine Gefühle nicht gut rüber bringen konnte. Deswegen hat er sich auch die letzten Monate während seiner Krankheit sehr von mir zurückgezogen. Erst die letzten Wochen schien er wieder an Kraft zu gewinnen.
Dieser unmittelbare akute Verlust wird mit der Zeit vorüber gehen. Da bin ich sicher. Ich habe meinen Freund und auch sonst viele Freunde, die bei allem helfen. Ich telefoniere viel mit meiner Mama und habe das Glück auch noch beide Großeltern und eine sehr liebe Schwiegerfamilie zu haben, die viel helfen können.
Auch die ganzen organisatorischen/ finanziellen Geschichten werden geklärt werden. Meine Mutter ist rechtliche Betreuerin (wem das was sagt), dh. es ist ihr Job in Fällen wie diesen das weitere Leben zu regeln. Also auch unter der größten Trauer jetzt weiß meine Mutter was sie wo beantragen muss und wo sie Hilfe bekommt. Dafür bin ich unendlich dankbar, vor allem, da ich durch mein Studium nicht einfach so alle Zelte abreißen und zu ihr fahren kann.
Was für mich aber so unendlich schwer zu begreifen ist, sind diese langfristigen Sachen: mein Vater hatte nie Chance mich zum Altar zu führen. Er durfte nie Opa werden und meine Kinder werden ihn auch nie als Opa haben, dabei bin ich aber sicher, dass er sich sehr über Enkelkinder gefreut hätte. Er wird mir nicht zu meinem Uni- Abschluss in 2 Jahren gratulieren können. Ich bin mir zwar sehr sicher, dass er trotzdem noch irgendwo da ist und über meine Mama und mich wacht und uns beobachtet, dennoch ist das im Moment nur ein schwacher Trost.

Neben diesen Dingen mache ich mir auch unheimliche Sorgen um meine Mama- langfristig gesehen. Sie wird von nun an alleine sein (heute ist ihr Geburtstag) und ich weiß nicht, ob ich jedes Mal zu ihr fahren kann und sie wird nie mit meinem Papa alt werden können. Sie werden keine Rente zusammen genießen können. Nicht mehr zusammen verreisen können. Und auch ihre Eltern (also meine Großeltern), die uns jetzt glücklicherweise noch zur Seite stehen, sind bereits über 80 und werden daher auch nicht mehr ewig da sein. Ich habe einfach unglaubliche Angst, dass meine Mutter die nächsten 30 Jahre alleine bleiben wird. Dass sie vereinsamen wird (habe das bei einer Nachbarin und guten Freundin meiner Eltern erlebt). Dass sie spätestens wenn sie in Rente geht nicht mehr aus der Wohnung kommt und niemanden hat, der ihr im Alter hilft! Sie war mit meinem Papa 25 Jahre lang verheiratet- da ist es doch utopisch zu glauben, dass sie jetzt mit 55 Jahren noch mal einen neuen Mann kennen- und lieben lernen wird (auch wenn ich es ihr wünsche). Andererseits- ich habe eine Stiefuroma, die ihren Mann (meinen richtigen Uropa) auch schon recht früh an Krebs verloren hatte (vor 22 Jahren) und sie lebt nun auch glücklich und zufrieden alleine in einer kleinen Wohnung. So etwas wünsche ich mir für meine Mama. Dass sie einfach wieder glücklich wird.

Für mich ist es auch schwer mir vorzustellen, dass meine Mama nicht mehr in derselben Wohnung leben wird wie vorher. Ich bin in dieser Wohnung aufgewachsen (bin kein einziges Mal umgezogen). Ich kenne nichts anderes. Mein ganzes Leben, meine ganze Kindheit und alle Erinnerungen hängen in dieser Wohnung. Auch meine geliebte Katze mit ihren bald 14 Jahren. Das ist zwar keine unmittelbare Entscheidung, aber auf lange Sicht wird meine Mutter in dieser Wohnung nicht bleiben können. Für eine Person ist sie einfach zu teuer und zu groß, zumal sämtliche Erinnerungen darin hängen. Meiner Mutter kann schon jetzt kaum die Wohnung verlassen, weil die Erinnerung so weh tut. Das heißt auf lange Sicht wird sie die Wohnung dort verlassen müssen, das kleine Gärtchen, dass sie so liebt, meine Katze wird sie höchstwahrscheinlich nicht mitnehmen können… alle Erinnerungen sind dann weg. Ich habe das Gefühl, dass mit Papa nun auch meine ganze Kindheit stirbt. Verrückt, ich weiß. Schließlich behalte ich ja alle Erinnerungen in meinem Herzen. Aber es ist dennoch etwas anderes.

Habt ihr Erfahrungen mit all dem? Ein paar Geschichten von Leidensgenossen helfen vielleicht.:( Denkt ihr meine Mutter kann wieder glücklich werden?
 
A

Angua

Gast
Ich war auch 22, als mein Dad gestorben ist. Für mich ist die Welt stillgestanden damals.
Aber das blieb nicht immer so.
Meine Mam war damals gerade mal über 40.
Sie IST wieder glücklich geworden. Nur nicht gleich. Sie fand auch wieder einen Partner. Das war nicht dieselbe Art von Partnerschaft wie mit meinem Dad, es war halt anders. Und ich, ich bin auch wieder glücklich geworden. Es gibt zwar keinen Tag, an dem ich nicht an meine Eltern denke, aber ich "kann das gut ab".
Das wirst Du auch, denke ich.

Du bist noch völlig in der Trancephase, Zahnfee. Du hast das, was geschehen ist, noch gar nicht wirklich realisiert. Du bist ungefähr so, wie ich damals war, und es hat mir nicht gut getan, wie ich damals war.

Solche Gedanken solltest Du Dir gar nicht machen. Dein Pa ist tot jetzt tot...geh in den Garten oder nimm einen Eimer oder tu sonstwas, aber brüll dort, wenn Dir das hilft. Nimm eine Decke, zieh sie Dir über den Kopf und heule. Ob Deine Mam wieder glücklich wird, ist echt jetzt nicht die erste Priorität.
 

zahnfee97

Mitglied
Danke für eure Antworten.
@Angua: es ist sehr schön zu hören, dass ihr wieder glücklich geworden seid. Dass das möglich ist. Ich spreche momentan sehr viel darüber. Das hilft. Ich hab schon sooo viel geweint... und du hast natürlich recht. Ich sollte mir über meine Mama keine Gedanken machen. Sie hat Hilfe. Es ist nur so schwer diese Gedanken abzustellen...

@Wolkenstaub: das ist leider so gut wie unmöglich. Meinen Studiengang (Zahnmedizin) gibt es in meiner Heimatstadt nicht und selbst wenn wäre ein Wechsel sehr ungewiss. Einfach neu einschreiben funktioniert da leider nicht. Und selbst wenn das ginge- ich lebe hier mit meinem Freund zusammen in unserer Wohnung und er studiert auch hier. Ohne ihn gehe ich nicht. Wie gesagt- ich kann nicht die Zelte alle abbrechen. 2 Jahre hab ich noch vor mir, dann komme wieder in die Heimat zurück und kann auch meiner Mutter helfen. Bis dahin muss viel über Telefon geschehen.

Meine Mutter hat schon eine Grabstelle für ihn gefunden und am Montag in 1 Woche wenn ich für ein paar Tage in die Heimat komme suchen wir gemeinsam seinen Grabstein aus..
 
A

Angua

Gast
Danke für eure Antworten.
@Angua: es ist sehr schön zu hören, dass ihr wieder glücklich geworden seid. Dass das möglich ist. Ich spreche momentan sehr viel darüber. Das hilft. Ich hab schon sooo viel geweint... und du hast natürlich recht. Ich sollte mir über meine Mama keine Gedanken machen. Sie hat Hilfe. Es ist nur so schwer diese Gedanken abzustellen...
Es ist eine andere Art von Glück und nicht dieselbe, als wenn er noch hier wäre. Natürlich sollst Du Dir auch Gedanken um Deine Mama machen, nur nicht jetzt gleich in dem Umfang, wie Du es tust.
Es geht jetzt erst einmal darum, den Schock zu verarbeiten. Zu trauern. Weine ruhig, es tut so gut zu weinen, sprich darüber, soviel Du kannst. Jetzt, da alles noch frisch ist und die Betroffenheit groß.
Du wirst aber feststellen, daß nach einiger Zeit der Rückhalt von Partner und Freunden abnimmt, das ist ganz normal. Für die dreht sich die Welt normal weiter, während die Deine bestenfalls ruckelt. Du hast ein sehr anstrengendes Studium. Mach ja nicht den gleichen Fehler, den ich gemacht habe!

Ich bin damals in die Magersucht gefallen. 22, gerade selbständig gemacht, gebaut und (Mit)Verantwortung für Mitarbeiter und hohe Kredite. Ich habe funktionieren müssen. Als Einzelkind war ich für meine Mama da (sie für mich natürlich genauso, wenn nicht mehr). Ich war in einer derartigen Gefühlsstarre...irgendwie habe ich geglaubt, ich habe die Kontrolle verloren. Deshalb habe ich wenigstens das kontrolliert, was ich konnte: meine Nahrungsaufnahme. Das aber dann gründlich. Es begann langsam und schleichend.
Welche Mechanismen da eintraten, habe ich erst durch Therapie herausgefunden. Richtig damit abschließen konnte ich erst sehr viel später.
Was für mich aber so unendlich schwer zu begreifen ist, sind diese langfristigen Sachen: mein Vater hatte nie Chance mich zum Altar zu führen. Er durfte nie Opa werden und meine Kinder werden ihn auch nie als Opa haben, dabei bin ich aber sicher, dass er sich sehr über Enkelkinder gefreut hätte. Er wird mir nicht zu meinem Uni- Abschluss in 2 Jahren gratulieren können.
Das wird auch so sein. Er wird so sehr fehlen, es ist eine Lücke da (wir wollten damals kirchlich heiraten, haben die Hochzeit abgesagt und sind immer noch nicht kirchlich verheiratet, ich konnte nicht). Freudige Ereignisse werden nicht so freudig, wie sie sein sollten. Aber das hier
Ich bin mir zwar sehr sicher, dass er trotzdem noch irgendwo da ist und über meine Mama und mich wacht und uns beobachtet, dennoch ist das im Moment nur ein schwacher Trost.
darfst du meiner Meinung nach beruhigt glauben, denn ich bin mir in nichts so sehr sicher (außer daß morgens die Sonne aufgeht und kochendes Wasser verbrüht usw.) wie: Mein Dad passt auf mich auf und hilft mir. Ich könnte Dir da Geschichten erzählen, die sind unglaublich bis bizarr.
Ich habe einfach unglaubliche Angst, dass meine Mutter die nächsten 30 Jahre alleine bleiben wird. Dass sie vereinsamen wird (habe das bei einer Nachbarin und guten Freundin meiner Eltern erlebt). Dass sie spätestens wenn sie in Rente geht nicht mehr aus der Wohnung kommt und niemanden hat, der ihr im Alter hilft! Sie war mit meinem Papa 25 Jahre lang verheiratet- da ist es doch utopisch zu glauben, dass sie jetzt mit 55 Jahren noch mal einen neuen Mann kennen- und lieben lernen wird (auch wenn ich es ihr wünsche).
Sie hat ihren Mann verloren vor der Zeit, Du hast Deinen Vater verloren vor der Zeit. Der gleiche Verlust, zwei unterschiedliche Ebenen. Meine Mama hat sich damals meinen kleinen Hund erbeten, damit (Zitat) "wenigstens etwas Lebendiges in der Wohnung ist".
Es ist aber nicht utopisch, in dem Alter nochmal einen Partner zu finden. Die Partnerschaft läuft anders, ist anders als eine Beziehung in Deinem Alter.
vorzustellen, dass meine Mama nicht mehr in derselben Wohnung leben wird wie vorher.
Schau erst mal, was kommt. Bis das relevant wird, rinnt noch viel Wasser die Donau hinunter.

Ich mag öffentlich nicht so viel dazu schreiben. Du kannst mir gerne eine PN schicken, wenn Du magst.
 

zahnfee97

Mitglied
Angua: Es tut mir leid das mit der Magersucht zu hören. Auch ich merke, dass ich mich mehr oder weniger zum Essen zwingen muss. Ich hab einfach überhaupt keinen Hunger...

Du hast recht, mein Studium ist sehr anstrengend. Und mehr als 2 Tage kann ich nicht wegbleiben, sonst schaff ich meine Arbeiten nicht und falle durch den Kurs. Ein Semester frei nehmen geht nicht. Die Kurse werden nur einmal in Jahr angeboten. Leider muss ich wie du damals funktionieren. Nachher muss ich das erste mal wieder in die Uni. Mal sehen wie das läuft.

Ich habe auch schon bizarre Geschichten erlebt. Fernseher geht plötzlich an o hängt sich auf, Musik geht aus, mein Handy ruckelt... Dinge, die vorher nie passiert sind. Ich muss dann immer sofort an Papa denken.

Bei meiner Mama ist es die Katze, die ihr hilft. Mit dem selben Satz "wenigstens etwas Lebendiges in der Wohnung". Die hat sich verändert. Sie sitzt manchmal einfach nur ruhig da und schaut einem in die Augen, ohne zu blinzeln. Schaut durch einen hindurch. Katzen haben einen 7. Sinn. Vlt sieht sie Papa ja...

Zum Psychologen möchte ich sehr gerne gehen. Ich war wegen ganz anderer Probleme schon mal bei einem. Da ruf ich einfach so bald wie möglich an.

Private Nachricht schicken geht iwie nicht... bin ja neu hier. Glaube das wird erst später frei geschaltet.
 

zahnfee97

Mitglied
Mhm ja das kann sein..

Gestern war meine Mama das erste mal wieder arbeiten (die stürzt sich da richtig rein) und als ich sie abenfs angerufen hab sagte sie, dass sie sich gar nicht nach Hause traut, weil "da ja niemand mehr auf sie wartet". Das hat mir fast das Herz zerrissen so was zu hören..
 
G

Gelöscht

Gast
Liebe Zahnfee97,

zuerst möchte ich Dir mein herzlichstes Beileid zum Ausdruck bringen.

Bei mir war die Situation etwas ähnlich.

Mein Vater war Auslandskorrespondent bei einer bekannten Nachrichtenagentur. Ich weiß noch, wie er während des Urlaubs am Freitag sagte, Mist am Montag muss ich wieder nach London in den Dienst.

Samstags morgens fingen die Symptome wie bei einem Schlaganfall an. Der Notarzt kam und er meinte ein schnellwachsender Tumor. Rettungswagen und Klinik.

Am Abend dieses Samstag waren die Hirnfunktionen auf Null heruntergefahren. Die letzten Worte was er noch sagte, waren No keys, no car. Dann lag er für 4 Monate im Koma bis er im Dezember einige Tage vor Weihnachten starb. Er war gerade 58 Jahre alt und ich gerade 25. Er hatte eine Virusinfektion im Stammhirn. Wer weiß, wo er die sich eingefangen hat. Afrika, Vietnam, egal wo.

Im Jahr 2011 ist dann meine Mutter gestorben. Ich weiß noch wie mich die Klinik anrief und sagte, sie liegt gerade im Sterben. Der Arzt ist bei ihr. Sie können gerne vorbei kommen. Ich bin auch gleich hin und war die ganze Zeit bei ihr. Aber sie hatte immer schon einen eigenen Willen. Sie ist nicht gestorben. Sie wartet bis auf den nächsten Tag, den 14. Dezember. Das war der gleiche Todestag wie bei meinem Vater.

Am Nachmittag stand ich vor dem Haus und rauchte eine Zigarette, es war ganz leicht bewölkt und ansonsten blauer Himmel. Und plötzlich gab es einen Donnerschlag wie bei einem Gewitter. Ich dachte mir, jetzt haben sie sich da oben getroffen.

Heute sage ich auch nicht mehr mein alter Herr über meinen Vater, sondern es ist der junge Herr, da ich mittlerweile einige Jahre älter bin, wie er geworden ist. Ich bin der erste in der dritten Generation väterlicherseits, der so alt ist wie ich bin und der Opa ist.

Bei aller Trauer, die richtig und gut ist, das Leben geht weiter.
 

zahnfee97

Mitglied
Lieber Galaus,
Vielen lieben Dank für deinen Beitrag. Ich hoffe, dass auch ich bald an den Punkt komme, wo ich sagen kann "es ist richtig so". Genauso wie meine Mama. Sie leidet so sehr... Schätze ich muss lernen auf ihre Kraft zu vertrauen und in die Zukunft zu blicken. Aber ist ja grade mal 4 Tage her. Ich sehe meinen Papa ständig vor mir. In seinen typischen Klamotten, mit einem leichten Lächeln und seiner wunderschönen neuen Brille (Er hatte sich vor 3 Monaten das erste mal seit 30 Jahren eine neue Brille anfertigen lassen, die ihm so gut stand...).
 

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