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Nicht ernst genommen werden

Traumfänger21

Mitglied
Ich bin im Moment sehr niedergeschlagen und frustriert. Heute Morgen bin ich schon wieder mit Sorgenschleifen und mit einem Druck in der Magengegend aufgewacht. Ich hatte am Freitag eigentlich einen schönen Abend bei einer Freundin, aber anschließend gingen die Sorgenschleifen wieder los und das Festhalten an einzelnen Gedanken, die sich wiederholen und das Festhalten an einzelnen Sätzen, die gesagt wurden. Am stärksten ist der Gedanke und die Überzeugung, nicht ernst genommen zu werden. Gemocht, aber nicht ernst genommen. Das ist echt kein schönes Gefühl, wenn in einer Runde, alle nach einer Meinung beispielsweise gefragt werden, außer man selbst. Wenn einmal sogar ganz klar gesagt wurde, dass deine Meinung eigentlich egal ist. Zwar mit einem "spaßigen" Unterton, aber dennoch mit einem gewissen Ernst. Ebenfalls wurde zu mir gesagt, dass ich doch eh einem immer nach dem Mund rede. Das befeuert natürlich die eigene Überzeugung, nie ernst genommen zu werden und irgendwie auch unwichtig zu sein. Dann läuft die Gedankenspirale weiter, die schlimmen Gefühle nehmen zu, ich fühle mich auf eine Weise wertlos und unverstanden.
Mir ist bewusst, dass ich ungünstige Verhaltensweisen zeige, die dazu führen nicht ernst genommen zu werden. Zum einen betreibe ich teilweise People Pleasing, in denen ich Leuten durchaus nach dem Mund rede oder versuche, etwas zu schmeicheln. In dem Moment ist es mir oft nicht so bewusst, dass ich dies mache. Zum anderen traue ich mich meistens nicht meine Meinung zu sagen, weil ich Angst habe anders zu sein und aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden. Dies besonders im Arbeitskontext, bei Teamgesprächen etc. Ich muss sagen, ich verstehe mich gut mit meinen Kollegen, wir necken uns ganz oft, was ich eig auch sehr mag. Aber öfters überschreitet es schon meine persönliche Grenzen. Dann bin ich aber nicht in der Lage dies zu äußern und lache die Angelegenheit eher weg. Ich habe echt Angst, aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden, wenn ich mich wehre. Allerdings werde ich so eben auch nicht ernst genommen und brauche mich auch nicht wundern. Ich denke oft, es wäre besser, mir eine andere Arbeitsstelle zu suchen, wo ich einfach als unbeschriebenes Blatt anfangen kann. Ich habe in der jetzigen Arbeitstelle auch meine Ausbildung gemacht und habe das Gefühl, dass ich teilweise immer noch als Schülerin gesehen werde. Jedoch ist es an sich ein echt guter Arbeitgeber mit guten Arbeitszeiten und einem angenehmen Arbeitsklima. Ich bin echt zwiegespalten. Ich denke auch, dass ich wahrscheinlich eher flüchten will, da ich mich Konflikten nicht stellen möchte. Und ich weiß, dass ich vermutlich auch in einer neuen Stelle ähnliche Probleme haben werde.
Mich belasten die Gedanken so sehr, dass ich am liebsten nur noch weinen würde und ich einfach keine Lust mehr so weiterzumachen.
Hat jemand Tipps? :)
 

Enie

Aktives Mitglied
Hey
Kann dich gut verstehen. Bin auch so eine "Gedanken-Umwälzerin".
Das dich das beschäftigt, was die an dem Abend gesagt oder vermittelt haben, ist doch klar. Das ist nicht grad nett.

Auch die Situation mit den Arbeitskollegen und Sprüchen, allzu bekannt. Mir wird es irgendwann auch oft zu heftig mit den Sprüchen. Entweder du legst selbst noch einen derberen Spruch oben drauf oder du sprichst es an, wie du selbst sagst.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es nicht einfach ist an eunem Arbeitsort, wo man Schülerin war, sich zu behaupten. Ich denke, ein Wechsel könnte dir schon gut tun, sehe das nicht als Flucht.

Evtl. kannst du ein Training sozialer Kompetenz besuchen? Da lernt man u. a. in Rollenspielen sich so zu verhalten, wie es einem guttut.
 
G

Gelöscht 116409

Gast
Das geht mit einem Satz dir einen Tipp zu geben:
Lass dir Eier wachsen. Übersetzt bedeutet das:
Du solltest Rückgrat entwickeln und beginnen ohne Rücksicht auf Gruppendynamiken zu sagen welche Gedanken du dir zu einem Thema gemacht hast. Steh für dich ein. Habe eine Meinung.
 

Fenris85

Aktives Mitglied
Meine Erfahrung ist dass man bei anderen Ansichten oft nur jemanden braucht der den Anfang macht und den gruppendynamischen Prozess durchbricht. Habe schon oft erlebt wie ich mit meiner Meinung zuerst alleine dastand, und sich dann mit der Zeit immer mehr getraut haben einzuräumen, dass sie das eigentlich genau so sehen, aber dachten sie wären die einzigen. Mitunter hat sich dadurch das ganze Klima dann deutlich zum Positiven gewandelt. Stichwort: "Der Elefant imRaum"
Aber wie du selbst schreibst liegt dein Problem vermutlich eher beim Selbstwertgefühl, welches offenbar relativ stark davon abhängt nicht anzuecken.
Hier denke ich dass man sich klar machen sollte dass es Konflikte gibt die schlimmer werden, wenn man sie nicht bereinigt.

Also eine Frage der Priorisierung: Die eigene Überzeugung zu vertreten wird als weniger wichtig eingestuft als das Bedürfnis nach Harmonie. Aber ironischerweise führt dann genau das zu mehr Problemen, die man doch eigentlich vermeiden wollte.
Habe mal gelesen dies sei eine typisch weibliche Eigenschaft, euphemistisch dann als soziale oder emotionale Intelligenz umschrieben.

Aber wie du bei Leuten siehst deren Meinung ernst genommen wird, ist das Vertreten von eigenen Ansichten durchaus anerkannt. Wobei es hier meiner Meinung nach stark auf die Begründung ankommt und wie gut man argumentiert. Genau hier würde ich an deiner Stelle ansetzen, auch um das entsprechende Selbstvertrauen aufzubauen: Lernen zu argumentieren, seine Ansichten begründen, mal bei kleinen Dingen widersprechen oder einfach über eine abweichende Sicht- oder Herangehensweise mit jemandem diskutieren. Am besten für den Anfang kein kontroverses bzw. emotinales Thema, vielleicht einen Arbeitsprozess o.ä.
In gewisser Weise hast du Glück mit deinen Kollegen dass sie dich vergleichsweise gesichtswahrend darauf hinweisen. Normalerweise braucht man Feinde dafür, die einem sagen was man falsch macht. Oder sehr gute Freunde, die einem sagen was man eigentlich nicht hören möchte, aber von der Sorte gibts nicht viele.
Wer sich selbst helfen will sagt eben was die andere Person hören möchte. Also praktisch das was du jetzt offenbar tust und gut reflektiert hast, sofern ich den Eingangstext richtig verstanden habe.
Heißt, solange du diesbezüglich nicht mehr wirst wie ein reflektierender Spiegel, zumindest ein bisschen, vorzugsweise mit entsprechend diplomatischen Fähigkeiten, wird dir auch eine entsprechende Beziehung zu Freunden / Kollegen verwährt bleiben.
Die anderen haben dir ja auch einen Hinweis gegeben.
 

reisend

Aktives Mitglied
Liebe @Traumfänger21

Ich kann dir vielleicht nur aus eigener Erfahrung berichten. Je nach Umgebung ist es mir auch oft schwer gefallen, für meine Meinung einzustehen und ich habe da auch immer noch ab und an Schwierigkeiten mit. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es sein kann da rauszukommen, und es oft nicht klappt, einfach nur den starken Willen zu haben, für sich einzustehen.
Mein Weg war, herauszufinden, warum es mir so schwerfällt, für mich einzustehen, warum ich mich so anpasse. Und da auch tiefer zu gehen und zu schauen, was da für Dynamiken im Gange sind.
 
G

Gelöscht 126584

Gast
Wenn du sogar selbst sagst, dass du Leuten nach dem Mund redest und die Leute das dann auch feststellen, dann nehmen sie das, was du tust (!), offenbar sehr deutlich wahr und ernst.

Beim Meditieren gibt es die Übung, dass man sich Gedanken als Wolken vorstellen soll, vorbeiziehen. Sobald man merkt, dass man einen Gedanken verfolgt, soll man in den wolkenmodus wechseln und ihn am vorbeiziehen beobachten aber nicht bewusst folgen. Das braucht Übung, bis es wirklich klappt. Lässt sich aber auch mit Übung auf Gedankenspiralen übertagen.

Ich hab auch das Gefühl, dass du den Glaubenssatz " ich werde nicht ernst genommen" ganz schon verinnerlicht hast und entsprechend Gespräche Situationen selektiv filterst.
Hat du doch damit mal genauer befasst? Stefanie Stahls Buch "Das Kind in dir muss Heimat finden" funktioniert da ganz gut.
 

Traumfänger21

Mitglied
Hey
Kann dich gut verstehen. Bin auch so eine "Gedanken-Umwälzerin".
Das dich das beschäftigt, was die an dem Abend gesagt oder vermittelt haben, ist doch klar. Das ist nicht grad nett.

Auch die Situation mit den Arbeitskollegen und Sprüchen, allzu bekannt. Mir wird es irgendwann auch oft zu heftig mit den Sprüchen. Entweder du legst selbst noch einen derberen Spruch oben drauf oder du sprichst es an, wie du selbst sagst.

Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es nicht einfach ist an eunem Arbeitsort, wo man Schülerin war, sich zu behaupten. Ich denke, ein Wechsel könnte dir schon gut tun, sehe das nicht als Flucht.

Evtl. kannst du ein Training sozialer Kompetenz besuchen? Da lernt man u. a. in Rollenspielen sich so zu verhalten, wie es einem guttut.
Vielen Dank für die Antwort! Die Arbeitsstelle zu wechseln würde sich für mich im Moment schon wie eine Flucht anfühlen, da es mir ansonsten ja gefällt und für mich wäre es auch irgendwie eine persönliche Niederlage.
Danke für den Tipp mit dem Training zur Sozialkompetenz, vll keine schlechte Idee. Nur hab ich auch riesige Probleme mit solchen Gruppen-Settings und Rollenspielen, da ich soziale Ängste habe. Ich habe nächste Woche zum Glück ein Erstgespräch beim Psychologen, ich denke, falls die Chemie stimmen sollte, hilft es mir bestimmt dort daran zu arbeiten.
 

Traumfänger21

Mitglied
Das geht mit einem Satz dir einen Tipp zu geben:
Lass dir Eier wachsen. Übersetzt bedeutet das:
Du solltest Rückgrat entwickeln und beginnen ohne Rücksicht auf Gruppendynamiken zu sagen welche Gedanken du dir zu einem Thema gemacht hast. Steh für dich ein. Habe eine Meinung.
Danke für deine Antwort! Du hast natürlich Recht. Ich hoffe, ich schaffe das irgendwann...
 

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