Teilweise ist das wohl normal, es hat jeder seine kritischen Themen.
Ich war früher ganz genauso, wenn der Lehrer mit mir schimpfte, kämpfte ich mit den Tränen. Gespräche mit meinen Eltern, wo es um mich ging, ich heulte wie ein Schlosshund, und generell in Situationen wo ich mit etwas konfrontiert wurde, was mir gar nicht gefiel.
Hab mich immer schrecklich geschämt dafür und diverse Strategien entwickelt, nicht zu weinen. Z.B. kann man auch genauso gut den Drang nutzen, laut loszulachen. Heute ärgere ich mich drüber, heute fällt es mir sehr schwer, zu weinen und vor anderen geht es gar nicht. Bin in der Hinsicht extrem blockiert und wünschte, ich wäre etwas offener.
Hab früher auch Gespräche mit meinem Vater gemieden z.B., heute seh ich das nicht mehr ein. Wenn ich heute heulen muss dabei, dann heule ich halt. Dann rede ich trotzdem weiter. Irgendwie ist dadurch das Bedürfnis zu weinen bei solchen Dingen schon zurückgegangen und ich kann ruhig und sachlich über persönliche Dinge sprechen. Aber hat sich da auf normale Art und Weise geregelt, nicht durch Unterdrücken.
Heute muss einiges passieren, damit ich weine, jemand muss mich massiv beleidigen und verletzen, ein Autounfall, ein Wutanfall nach mehreren Nächten ohne Schlaf, sowas halt, wenn die Nerven blank liegen.
Der Hinweis aufs Selbstbewußtsein stimmt schon, schätze ich. Ich hatte früher vor allen einen Heidenrespekt und maß ihren Worten zuviel Bedeutung bei. Wahrscheinlich gibt sich das eh mit der Zeit. Früher dachte ich: Oh der Herr Lehrer, der redet schlecht über mich, der hat Recht, ich kann nichts, ich bin eine Versagerin.
Heute denk ich: Woah der Lehrer, der hat wohl schlecht gepennt, der soll seinen Frust doch woanders auslassen.
Weißte, nicht alles auf einen selber beziehen oder gar denken, andere könnten sich ein Urteil erlauben oder hätten damit auch noch Recht. Wenn andere dich kritisieren, schau dir die Kritik an und überleg, ob du sie annimmst oder nicht, aber erstmal kann dir die Tatsache, dass da jemand was sagt, am Hintern vorbeigehen. Die anderen kochen auch nur mit Wasser und haben keine größere Berechtigung für irgendwas als du.
Viele haben so einen Mechanismus, andere automatisch über sich zu stellen, sobald andere sie kritisieren...davon muss man runterkommen. Lasse reden. Und wenn sie dir wirklich mal was Nützliches sagen, dann nimm es an, aber davon fühlt man sich dann auch kaum persönlich angegriffen.
Oder beim nächsten Mal, wenn Du kurz vorm Weinen bist, denk Dir: "Nur die Harten kommen durch"
Lass das bloß sein. Ich kenn genug Männer die einen Vater der Marke "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" hatten. Allesamt blockiert und gestört, alle krampfhaft männlich und Gefühle bis zum geht nicht mehr in sich reinfressend.
Überleg dir lieber, warum du genau heulen musst und versuch, das da anzugehen. Warum misst du dem, was andere sagen, so großen Wert bei? Wie fühlst du dich dann?
Aber einfach alles unterdrücken....glaubs mir, irgendwann kommt es eh wieder hoch. Wenn man schlechte Gefühle unterdrückt, unterdrückt man seine Lebendigkeit. Du brauchst beides, positive und negative Gefühle, um lebendig zu sein. Es bringt dir nix, äußerlich tot zu sein. Das beschneidet deine eigene Lebensqualität und macht dich nicht sympathisch.