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Müde vom Leben

Lithidin

Neues Mitglied
Hallo!
Ich versuchs kurz zu machen.
Ich bin 19 Jahre alt und Studiere derzeit Biologie und Politikwissenschaften. Politikwissenschaften finde ich sehr spannend und sonst gibt es auch sehr viele andere Themen die mich interessieren. Ich zeichne gerne und lese gerne Bücher und mache gerne etwas mit meinen wenigen Freunden.. jedoch in letzter Zeit nicht mehr.
Ich verbrachte die letzten Tage zum größten Teil in meinem Zimmer und meinen Bett. Ich seh mir sinnlose Serien an und spiele dumme Handyspiele.. Tag für Tag. Ich bin einfach so müde und fertig - einfach weil ich nichts mache und mir auch jede Motivation fehlt etwas zu machen. Ich habe das Gefühl, dass ich derzeit eh nur eine Belastung für meine Mitmenschen bin und habe deshalb auch nicht das Bedürfnis mich zu versuchen aufzuraffen, weil es eh niemanden freud mit einer etwas zu unternehmen der man anmerkt, dass sie keinen Bock drauf hat.
Ich hab meine Blutwerte letztens gecheckt, weil mir meine ständige Müdigkeit schon sehr pathogen vorkam. Blutwerte sind in Ordnung - ich habe trotzdem Vitamin D-Tropfen und Vitamin B Pillen genommen.... kaum verbesserung.
Ich habe mir vorgenommen, statt den Vorlesungen zuhause oder in der Bibliothek zu lernen, da ich bei Vorlesungen sowieso nicht aufpasse. Jedoch bekomme ich es nicht hin mich zum lernen zu überwinden - nicht einmal in die Bibliothek kann ich mich schleifen. Das heißt: Kein geregelter Tagesablauf. Ich denke, dass das eine mögliche Ursache für meine Schlappheit ist, jedoch schaffe ich es einfach nicht mehr einen geregelten Tagesablauf zu etablieren.
Überhaupt fehlt mir auch der Lebenssinn - ich weiß nicht, auf was ich hinarbeiten, hinleben will..

Ich bin gerade etwas am verzweifeln. In mir kommen Gedanken hoch, die mich fragen, wofür ich mir dieses ganze Leid überhaupt antuh, wenn sowieso nichts besser wird...

Es würde mich wirklich freuen, wenn jemand Tipps für mich hätte - wie ich mich wieder etwas pushen kann .. ich bin echt schon ziemlich am Ende.

Danke auch fürs lesen.
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Lithidin,

bekannterweise gibt es Menschen, denen es schlecht geht, die aber trotzdem Lebensfreude haben und sogar versprühen. Und dann gibt es Menschen, denen es eigentlich gut geht, die jedoch ohne Lebensfreude sind.

Woran liegt das?

Das ist doch Deine Frage, oder?

Meine vorläufigen Antworten:
1) Fehlende Freude hat ganz viel mit fehlender Dankbarkeit zu tun.
2) Fehlende Freude hat ganz viel mit Sinnlosigkeit zu tun, also dem Nicht-Erkennen Deines Lebens Sinnes.
3) Fehlende Freude hat auch oft etwas zu tun mit: geringem Durchhaltevermögen, mangelnder Selbstdisziplin

LG, Nordrheiner
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Ergänzung zum Stichwort: "Sinn des Lebens"

Es stellt sich mir die Frage, ob Du nach Deinem Sinn Deines Lebens nur fragst - oder ob Du auch suchst?
Wenn Du nicht wirklich suchst, nicht bereit bist, Dich aufzumachen, dann suchst Du nicht wirklich. Und Deine Frage nach dem Sinn des Lebens ist rein rethorisch, unpraktisch, unnütz, wenn Du Dich nicht auch wirklich auf die Suche begibst.

Aber wenn Du bisher nur fragst aber nicht wirklich suchst, dann wäre aus meiner Sicht zu fragen:
Wie stellst Du Dir Deine erstrebenswerte Situation in z.B. 5 Jahren vor?

Mögliche Antwort 1) Würde Dir gefallen, dann glücklich verheiratet zu sein und 1 oder 2 Kinder zu haben?
Mögliche Antwort 2) .....Dein Text....

LG, Nordrheiner
 

Wandel

Aktives Mitglied
Hey Lithidin,

Vielen Leuten geht es heutzutage so wie dir. Sie leben den reaktiven Lebensstil. Statt das Leben aktiv zu gestalten reagieren sie auf die Umwelt. Sie stehen am Morgen auf und gleiten nach ihrer Morgenroutine in ihre Tagesroutine hinüber. Und danach in die Abendroutine. Jeder Tag ist wie der andere und alle Tage sind gleichgültig.

Aufschieben, bzw. wie man im englischen sagt: "Procrastination" ist die logische Konsequenz eines reaktiven Lebensstils. Die Lebensrichtung wird davon bestimmt, was jeweils am bequemsten und am naheliegendsten erscheint. Statt einer bewussten Linie im Leben zu folgen hüpft man vom einen Vergnügungspool in den nächsten. Wenn du keine rote Linie im Leben hast, wirst du Prokrastinieren. Dein ganzes Leben lang. Und man kennt die Beispiele von Menschen, die sich auf dem Sterbebett zum ersten Mal bewusst werden, dass sie in ihrem Leben nichts richtiges getan haben. Sie haben ihr ganzes Leben lang aufgeschoben, prokrastiniert.

Es war nötig, dass du nun gecrasht bist. Eigentlich war es unvermeidbar. Und wenn du es geschafft hättest, mit viel Disziplin eine Tagesroutine aufrechtzuerhalten hättest du die Krise nur herausgezögert. Du kriegst jetzt die Chance, dein Leben ab jetzt bewusst zu führen!

Weisst du was dein Problem ist? Du hast keine Motivation. Das ist dein Problem. Aber ich glaube das weisst du schon. Dennoch: Es hat nichts damit zu tun, dass du keinen geregelten Tagesablauf hast. Warum willst du einen geregelten Tagesablauf wenn du eh keinen Bock hast? Warum willst du studieren wenn es dir keine Freude macht? Motivation ist alles. Motivation ist Lebensenergie.

Aber jetzt kommt ein wichtiger Punkt: Ein Kraftwerk hat nicht einfach Energie. Es erzeugt Energie. Du bist ein Kraftwerk. Du musst deine Motivation selbst erzeugen!

Es würde mich wirklich freuen, wenn jemand Tipps für mich hätte - wie ich mich wieder etwas pushen kann .. ich bin echt schon ziemlich am Ende.
Wenn du von anderen abhängst um motiviert zu sein dann ist das Leben für dich gelaufen. Du musst dich selber motivieren können. Ein proaktiver Lebensstil beginnt damit, dass man sich selbst pusht. Aber es ist eine Fähigkeit, die nicht viele beherrschen. Es gibt genug Leute im Internet die behaupten, dass Disziplin viel wichtiger sei als Motivation. Dabei übersehen sie die Tatsache, dass Disziplin einfach heisst, dass man motiviert ist, diszipliniert zu sein. Alles beginnt mit Motivation.

Ich will den Text nicht allzu lang machen. Aber ich muss hier noch ein Konzept loswerden, dass du verstehen musst. Dieses Konzept ist quasi das psychologische Äquivalent zur heisenberg'schen Unschärferelation in der Quantemechanik (k.A. ob du dich damit auskennst). Die psychologische Version davon ist allerdings nicht schwierig zu verstehen:

Nehmen wir an, es gibt eine unterbewusste Ebene und eine bewusste Ebene. Die bewusste Ebene ist die Ebene in der du denkst, die Unterbewusste ist deine Gefühlsebene. Das Prinzip besagt, dass du auf unterbewusster Ebene nicht gleichzeitig gerichtet und frei sein kannst. In einer Formel würde das ganze etwa so aussehen: p*x=const. Je mehr dein Gehirn also auf eine bestimmte Richtung (p) eingeschossen ist desto weniger Spielraum bleibt für die gefühlte Freiheit (x). Stell dazu vor, du stehst an einem Ort. Nun hast du die volle Freiheit in alle Richtungen zu gehen. Wenn du dich aber für eine Richtung entschieden hast und losmarschierst, dann ist es schwieriger, plötzlich eine scharfe Richtungsänderung zu machen.

Genauso marschiert oder steht dein Gehirn. Wenn du z.B. am Morgen aufwachst, dann weisst du bereits, dass du irgendwann aufstehen musst. Dein Gehirn ist darauf ausgerichtet. Das muss nicht heissen, dass du schlussendlich aufstehst. Aber es stresst dich, wenn du es nicht tust. Es nagt an dir. Das gleiche gilt fürs Lernen. Du weisst das du lernen musst, aber du hast immer noch die bewusste Wahl, dich für alles andere zu entscheiden... was du vermutlich tust.

Das Problem ist, dass du auf unterbewusster Ebene zu fest eingeschossen bist. Du weisst immer was du zu tun hättest, aber genau deshalb hast du nie das Gefühl richtig frei zu sein. Das Gefühl, ausgerichtet zu sein geht also immer auf Kosten des Gefühls von Freiheit.

Warum ist das wichtig? Weil Freiheit die grösste Motivation des Menschen ist. Freiheit ist die Voraussetzung für alle anderen Motivationen. Wenn du dich nicht frei fühlst, dann wirst du alles unternehmen, um frei zu werden.

Lithidin meinte:
Ich habe mir vorgenommen, statt den Vorlesungen zuhause oder in der Bibliothek zu lernen, da ich bei Vorlesungen sowieso nicht aufpasse. Jedoch bekomme ich es nicht hin mich zum lernen zu überwinden - nicht einmal in die Bibliothek kann ich mich schleifen. Das heißt: Kein geregelter Tagesablauf.
Hast du wirklich die Vorlesungen ausgesetzt um Zuhause zu lernen, oder weil du dich Zuhause freier fühlst? Und könnte es sein, dass du den Tagesablauf gebrochen hast, weil du dich sonst eingeengt fühlst?

Bei mir wars jedenfalls so, denn ich war in etwa genau der gleichen Position wie du. Sobald ich etwas tun musste löschte es mir ab. Jegliche Art von "Voraussetzungen" waren mir zuwider. Ausserdem hatte ich auch keine Lust auf der Disziplinschiene zu fahren. Da wurde ich immer ganz schnell depressiv, weil ich mir "leben" nicht so vorgestellt habe.

Als ich gemerkt habe, dass es so nicht weitergeht habe ich mich dazu entschlossen, micht über Motivation schlau zu machen. Ich habe mich dann etwa über 3 Monate hinweg intensiv mit Motivation beschäftig und etwa jeden Artikel im Internet gelesen den ich finden konnte. Es sind ja immer gute Tipps darunter und ich habe auch vieles ausprobiert. Aber vieles war nur bedingt motivierend und anderes war einfach nur Blödsinn. Ich kann dir hier eine Übung vorstellen, die ich bei mir mit Erfolg angewendet habe. Diese Übung ist sozusagen eine angewandte Zusammenfassung von dem, was ich gelernt habe.

Die Übung besteht aus drei Schritten die alle essentiell sind. Es ist notwendig, diese Schritte zu verstehen bevor man sie erfolgreich ausführen kann. Bitte mach dir selber Gedanken darüber, denn ich weiss nicht ob ich mit Worten die richtigen Schalter im Gehirn des Leser treffen kann :)

Schritt 1: Alle Verpflichtungen vernichten.
Wie ich oben gezeigt habe, kann man Freiheit nur fühlen, wenn das Gehirn nicht bereits auf etwas eingeschossen ist. Der erste Schritt ist deshalb, dass man alles geplante über den Haufen wirft. Jegliche gefühlte Verpflichtung muss gestoppt und abgebrochen werden in diesem Moment, das Gehirn muss in einen Zustand der Schwebe befördert werden, in der keine Richtung gegeben ist und alle Richtungen gleichwertig erscheinen. Dies geschieht durch die Frage: "Was wäre, wenn ich an diesem Tage gar nichts von dem machen würde was mir vorgenommen habe?"
Was wäre wenn ich nicht studieren würde? Nicht Zähneputzen würde? Was wäre wenn ich nicht essen würde? Nicht schlafen würde? Was wäre wenn ich absolut gar keine Verpflichtungen hätte und nichts tun müsste an diesem Tag und der Tag offener nicht sein könnte.. Was würde ich dann tun? Diese Überlegung versetzt das Gehirn in den Modus absoluter Freiheit.

Schritt 2: Öffne dich der Welt.
Erkenne nun, wie weit die Welt ist. (Ich führe die Übung jeweils an einen Ort mit frischer Luft aus und sehe weit in Ferne. Das erzeugt Sehnsucht). Erkenne jede Möglichkeit, die sich dir anbietet. Stell deinem Gehirn die Frage: "Was würde gerne tun?". Versuche möglichst viele Facetten der Welt um dich zu erkennen. Versuche, ein bisschen verrückt zu sein und dich nicht an gesellschaftliche Normen oder irgendwas zu halten. Erkenne die kleinen wie auch die grossen Möglichkeiten. Du könntest eine Blume pflücken gehen. Oder zur besten Sopranistin der Welt aufsteigen. In dieser Phase geht es darum dich auszutoben in einer Welt, in der du nicht durch dich selbst, also durch deine Ängste, eingeschränkt bist. Das ist die Essenz. Was würdest du tun, wenn dein Körper der Charakter in einem Rollenspiel wäre, wie würdest du diesen Charakter ab jetzt lenken? Versuche deine Neugierde zu stillen indem du neue Möglichkeiten siehst, neue Pfade, die du verfolgen könntest. Sobald du angeregt bist, versuch deinen Fokus auf das zu lenken, was du an diesem Tag ursprünglich tun wolltest und entdecke diese alten Pfade mit einem neuen Geist. In dieser Phase kommt für mich oftmals das Verständnis dafür zurück, warum ich studiere, warum ich Sport mache und die Gründe für alles andere, was ich tue.

Schritt 3: Triff eine Auswahl.
Sobald deine Auswahl von verrückten Möglichkeiten steht triffst du die bewusste Entscheidung, was du an diesem Tag machen willst (ich schliesse dazu jeweils meine Augen). Wie willst du den Tag gestalten? Welche Möglichkeiten nimmst du in dein Tagesprogramm auf. Diese Phase fühlt sich an als würde man eine Mauer aus vielen Blöcken zusammensetzen. Doch jeder Block ist nun geladen mit Energie, mit Motivation. Auch die Blöcke zum studieren, zum essen und zum schlafen erstrahlen in neuem glanz und können in die Mauer eingebaut werden. Und sobald du die Mauer vollständig zusammengebaut hast, ist dein Tag geplant und energetisiert. Du kannst deine Augen wieder öffnen. Dein Gehirn ist nun auf einen erfolgreichen Tag eingestellt der dich voller Freude erwartet :)

Noch vier Tipps: 1) Versuche auch ab und zu eine deiner verrückten Fantasien einzuplanen und umzusetzen. Wenn du etwas verrücktes machst wird sich deine Fantasiewelt beim nächsten Mal realer anfühlen und die Motivation wird noch intensiver fliessen. 2) Wenn du die Übung am darauffolgenden Tag wiederholst dann werden dir oft Möglichkeiten vom Vortag wieder einfallen. Versuche aber neue Möglichkeiten zu erkennen, denn das Gehirn ist auf die Suche nach neuem eingestellt (neurologisch ist das der "novelty seeking"-Mechanismus). Oft reicht es, wenn man nur ein klitzekleines Detail einer Möglichkeit ändert und das Gehirn wird diese schon als neue Möglichkeit akzeptieren. 3) Schritt 1 ist der wichtigste Schritt. Jegliche Richtung die dein Leben hat muss in diesem Schritt unterbrochen werden. Die Mauer, die vom Vortag noch steht muss wieder völlig abgerissen werden damit alle Blöcke "aufgeladen" werden können. 4) Auch diese Übung braucht Übung...

Die ganze Übung dauert nicht lange. Vielleicht 5min. Ich mache sie deshalb täglich jeden Morgen nach dem Frühstück und start so immer bewusst in den Tag. Ich finde Motivation muss man wie Körperpflege betrachten. Man putzt sich auch jeden Morgen die Zähne.

So nun bin ich aber fertig. Ich hoffe du konntest meinem Text hier etwas abgewinnen. Ich kann dich nur ermuntern, die Übung wenigstens zu versuchen. Hat bei mir jedenfalls ausgesprochen gut funktioniert (bin heute zum Spass um 7 Uhr aufgestanden, obwohl ich keinerlei Verpflichtungen hatte, einfach aus Freude am Leben!) :)
 
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