Im sozialen Bereich hat man es oft mit einer Kundschaft zu tun, die eben selber nicht durchblickt und sich nicht wehren kann. Das nimmt Leistungsdruck raus, weil man eben nicht so schnell auffällt, wenn man die Leistung nicht bringt. Oder sich daneben benimmt. Natürlich wirkt sich das nicht bei jedem negativ aus, es gibt bestimmt viele engagierte Leute in dem Bereich. Aber es lockt bestimmt auch einige an, die es nicht so mit guter Leistung und guten Umgangsformen haben, und mangelnde Kontrolle kann auch dazu führen, dass manche sich etwas gehen lassen oder ihre Machtposition auskosten.
Ich denke, dass diese Überlegenheit sich auch schlichtweg darin ausdrückt, dass man im sozialen Bereich meistens mit hilfsbedürftigen, schwächeren oder beeinträchtigten Menschen zu tun hat, die man betreut und unterstützt etc. Dieses erhabene Gefühl werden wohl einige brauchen. Und wie du eben schon sagst, dass manche unter dem Deckmäntelchen der sozialen Arbeit sich gehen lassen.
Was mir besonders missfällt im sozialen Bereich ist, dass viele aus der Chefetage ihre Mitarbeiter dahingehend pushen, andere sofort hinzuhängen und zu "petzen", anstatt, dass man über Probleme redet und versucht, sie erstmal mit den Betroffenen zu klären. Das war nicht nur in meinem alten Arbeitsbereich so schlimm, sondern auch bei Freunden, die woanders gearbeitet haben. Bei mir war das dann super schrecklich, es wurde von Seiten der Kollegen herumspioniert und sofort, wenn irgendwas aufgefallen ist oder jemanden verärgert hat, ist man direkt wie im Kindergarten zur Chefetage gerannt, um das zu petzen und wurde dafür gelobt und belohnt. Und das fand ich eigentlich am schlimmsten, dass die Mitarbeiter wie kleine Marionetten dieses Spiel mitgespielt und hingehängt haben, wo es nur ging. Das ging dann soweit, dass sich manche Mitarbeiter notiert haben, wann wer welches Fehlvergehen, welche Störung oder Ungereimtheit begangen hat und wie oft. Und anstatt, dass man davor mit den Betroffenen redet und das versucht, wie Erwachsene zu klären, ging es dann hinter dem Rücken dieser Personen zur Chefetage. Sorry, sowas finde ich so dermaßen krank, dass ich das heute immer noch unfassbar finde.
Und die Chefetage hat das gefördert und gelobt, wenn Mitarbeiter wie bei der Stasi ihre eigenen Kollegen fertiggemacht und hingehängt haben. Ich finde, das lässt ganz, ganz arg tief blicken, wie manche Menschen in diesem Bereich gestrickt sind, wenn die das mitmachen. Und gerade im sozialen Bereich erwartet man ja eigentlich, dass sich die Betroffenen an einen Tisch setzen und über alles reden können und versuchen das zu klären, bevor es direkt zum Chef geht. Weil man das bei einem fairen Verhalten gegenüber Kollegen einfach so macht, meiner Meinung nach, außer es ist ein ganz krasses, schlimmes Vergehen oder der betreffende Kollege ist dafür bekannt, dass er überhaupt nicht kommunikationsfähig ist oder in den Dialog mit Kollegen treten möchte.
Und in manchen Abteilungen hatte man dann auch noch so eine "Grüppchenbildung", wo es dann so frei nach dem Motto lief "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus". Da hat man dann sehr gerne mit zweierlei Maß gemessen. Mich hat es dann in meiner Abteilung auch selbst getroffen: während meine Kolleginnen alle immer penetrant früher nach Hause sind, über eine Stunde Mittagspause gemacht haben, stundenlang privat telefoniert haben mit dem betrieblichen Anschluss und im Internet gesurft sind, hat man sich bei mir ohne Witz notiert, wie oft und wie lange ich aufs Klo gehe, hat erfunden, ich würde stundenlang privat telefonieren und das heimlich und hat "Vergehen" aufgeschrieben, die waren absoluter Pippifax und worüber ich nur den Kopf schütteln konnte. Und man hat sich auf die Minute aufgeschrieben, wie lange ich Mittagspause gemacht habe und wenn das nur eine Minute über 30 Minuten ging, hat man sich das notiert. Und ich war diejenige, die dann immer und ständig Vertretung machen musste oder länger bleiben sollte, damit die feinen Damen früher oder pünktlich gehen können.
Man ging dann hinter meinem Rücken direkt zur Chefin. Die sie gleichzeitig hintenrum versucht haben abzusägen und schlecht zu machen. Die Anführerin der Mobberinnen hat auch gesagt, dass sie die eigentliche Chefin in dieser Abteilung ist. Das war so krank. Es gab dann eine Kollegin, die hat oft blau gemacht. Bzw. kam entgegen der vertraglichen Regelungen eigenmächtig erst oft gegen Mittag. "Weil sie ausschlafen wollte" oder "weil sie keine Lust hatte". DAS wurde dann gedeckt. Da standen sie dann geschlossen dahinter. Das war auch die, die stundenlang privat auf der Arbeit während der Arbeitszeit telefoniert hat. Das war dann okay. Ich habe EINMAL wegen meinem Umzug vorher gefragt, ob ich kurz meinen alten Vermieter anrufen kann, wegen der Wohnungsübergabe. Das war total wichtig und er war nur am Nachmittag zu erreichen und hat dringend um Rückruf gebeten. Meine Kolleginnen so "Nein, alles kein Problem". Also habe ich zwei Minuten mit meinem alten Vermieter telefoniert und das mit meinem eigenen Handy, nicht mit dem dienstlichen Anschluss. Direkt danach haben sie sich dann heimlich notiert, dass ich ein weiteres Privatgespräch hatte.
Bevor ich den Saftladen verlassen habe, habe ich meiner Chefin gesagt, dass ich ihr einen wohlgemeinten Rat gebe: dass sie als nächstes dran ist, wenn sie nicht aufpasst, denn über sie wird gelästert und an ihrem Stuhl gesägt. Das hat sie mir nicht geglaubt und eher als Zickerei gedeutet von meiner Seite aus oder dass ich noch als letztes versuche, Zwietracht zu streuen. Tja. Ein oder zwei Jahre später war sie abgesägt von den gleichen Damen. Und wurde als Chefin regelrecht entsorgt.
😉
Das Beste war dann, bei meinem Arbeitsteil, den sie alle kritisiert haben, dass ich "Viel zu langsam" dabei wäre und das "Nicht gut machen würde" und das "Jeder andere in der Hälfte der Zeit schafft", haben sie dann hinterher Pingpong gespielt, weil den keiner machen wollte. Weil das dann plötzlich doch "Viel zu aufwendig" wäre und "Zu viel Arbeit ist" und "Das sehr lange dauert, bis das erledigt wäre". Die dreisteste von allen, die ständig privat telefoniert hat, meinte dann dazu, dass sie den schon machen kann, aber nur, wenn sie mehr Gehalt dafür bekommt und mehr Stunden (sie hat in Teilzeit gearbeitet), weil sie mit ihrer Arbeit sonst nicht hinkommt und zu viel zu tun hat.
😀