F
FrauAbhängig
Gast
Hallo, ich würde mich total freuen, wenn Ihr mir einen Rat geben könntet, wie ich den ersten Schritt aus meiner vertrackten Situation heraus machen könnte.
Dazu muss ich (w, 38) ein wenig ausholen. Ich hoffe, ich langweile Euch dabei nicht. Vielleicht sagt der eine oder andere auch, dass für mich jeder Zug abgefahren ist und ich als alte Jungfer unter den Pantoffeln meiner Mutter enden werde.
Nach meinem Abitur, für das ich extra auf ein Internat geschickt wurde, weil ich das „normale“ Gymnasium nicht packte, arbeitete ich im Rahmen eines Sozialen Jahres ein Jahr lang auf einer Station für Innere Medizin in einem Krankenhaus. Danach wollte ich in der Pflege bleiben, doch meinen Eltern, war das nicht gut genug. Da ich aus einem „Akademikerhaushalt“ kam, stand es außer Frage, dass ich studieren würde. Zwei Jahre lang konnte ich mich meinen Eltern gegenüber durchsetzen und jobbte in der Pflege.
Mit 24 Jahren gab ich meinen ehrgeizigen Eltern nach und begann ein geisteswissenschaftliches Studium, was besser lief ich erwartet hatte (-vor allem, wenn ich daran dachte, dass ich mein Abi erst mit zwei Jahren Verspätung geschafft hatte). Da ich in meinem Studium schnell die Scheine schaffte und gute Noten bekam, drängten mich meine Eltern dazu es im Ausland fortzusetzen.
Das Ende der Geschichte: ich erlangte meinen Master in Kulturwissenschaften mit 29 an einer amerikanischen Uni.
Da das mein einziger Studienabschluss ist, könnte sich diese Angelegenheit vielleicht im Hinblick auf Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) als hilfreich erweisen.
Bis jetzt habe ich dazu vier Leute befragt und die unterschiedlichsten Antworten bekommen: von „Du bist zu alt“ bis hin zu „für Deine Wunschausbildung Krankenschwester gibt es das nicht.“ Vielleicht weiß hier ja jemand mehr? Oder zu einer meiner anderen Fragen. Das sind nämlich recht viele.
Ihr fragt Euch nun vielleicht, was ich im Alter von 29 bis heute getan habe. Nun…ich war krank. Schwerkrank sogar. Mit 34 wurde ich endlich wieder gesund, doch mit meinem Master Degree, der einige Jahre zurück lag und noch dazu in einem geisteswissenschaftlichen Fach erworben worden war, war ich für den Arbeitsmarkt praktisch unsichtbar.
Ich schrieb mindestens 200 Bewerbungen und erhielt genauso viele Absagen, wenn man mal von Jobs als Leiharbeiterin in der Produktion oder auch Pflege absieht. Letzteres ist für mich gar nicht so uninteressant, doch davon leben kann man nicht. Also zumindest nicht dauerhaft ohne Bandscheibenvorfall...
Ich muss erkennen, dass ich auf dem Arbeitsmarkt den Status einer Ungelernten habe. Finanziell hält mich meine (mittlerweile verwitwete) Mutter über Wasser, die partout nicht will, dass ich in unserer Heimatgemeinde Hartz IV beantrage.
Sie hat jahrelang mit ihrer „hochbegabten Tochter“ (ja, guter Witz 🙂 haha) angegeben, die ihr „Studium mit Bravour“ im Ausland, "in einer Fremdsprache meistert". Da wir in einer Kleinstadt leben, hat sie Angst, dass es sich zwischen den Sachbearbeitern im JobCenter und der restlichen Bevölkerung herum sprechen könnte, wenn ich Hartz IV beantragen würde.
Die Kleinstadt, oder vielmehr das Dorf, in dem wir leben, liegt an der Nordsee. Nicht einmal an 400 Euro-Jobs als Saisonkraft im Sommer (im Tourismus) komme ich heran, da ich noch nie im Leben gekellnert habe oder je an einem Tresen stand.
Wie Ihr meinem Text vielleicht entnehmen könnt, lebe ich seit meiner Rückkehr aus Amerika wieder zuhause 'bei Mama'.
Noch immer bin ich über sie krankenversichert, privat versteht sich; und ich schäme mich immer mehr. 🙁 Ich hatte noch nie einen Freund (obwohl ich nicht aussehe wie der Glöckner von Notre Damme); und meine Freunde, die ich Gott sei dank habe, sind in der Republik verstreut. Denn sie haben Jobs und ein Leben. Genau das, also einen Job und ein Leben, wünsche ich mir auch sehnlicher als alles andere auf dieser Welt.
Der neueste Clou meiner Mutter war es mich dazu zu überreden es mit der Schriftstellerei zu versuchen. Eher aus Verzweiflung (sprich düsterer Arbeitsmarkt) als Passion und Spaß am Schreiben befolgte ich den Rat meiner Mutter für ungefähr sechs Monate in der wirren Hoffnung mich mit einem Bestseller aus meiner (finanziellen) Misere heraus zu katapultieren.
Doch mittlerweile habe ich erkannt, dass es den Weg in die Freiheit mit Netz und doppeltem Boden nicht gibt. Das Schreiben bereitet mir eher Angst als Freude, weil zu viel davon abhängt. Zwar habe ich viele Ideen, was Charaktere als auch den Plot anbelangt, doch wenn es an die Ausarbeitung geht, mangelt es mir an Konzentration. Der langen Worte kurzer Sinn: Schreiben ist nichts für mich.
Ich muss aus dem „Nest“ meiner Mutter, die mich bereits als zukünftige Nobelpreisträgerin sieht (ja, wirklich!), ausziehen. Doch wie soll ich das mit den paar Euros, die sich auf meinem Bankkonto verirrt haben, machen? Dort ist fast nichts!
Man hat in Deutschland zwar freie Wohnungswahl, auch ohne Job, doch wie finde ich eine Wohnung ohne Geld und festes Einkommen?
Könnte mir der JobCenter dabei helfen? Im Moment bin ich ja nicht einmal beim Arbeitsamt gemeldet.
In dem Touristenort, in dem ich lebe, ist job-mäßig leider der Hund vergraben, wenn man mal von 400 Euro-Jobs in den Sommermonaten absieht.
Mein Plan ist es also in einer größeren Stadt ein kleines Apartment zu finden. Und dann?
Tja, nach 200 erfolglosen Bewerbungen hat man keine große Hoffnung mehr einen Job zu finden. Eine neue Ausbildung könnte nicht schaden.
Mein Traumberuf wäre Krankenschwester, wobei ich nicht weiß, wie ich eine solche Ausbildung finanziell händeln soll.
Würde ich eine Diplomaten-Karriere, eine Professorenlaufbahn oder den Nobelpreis anstreben, würde meine relativ wohlhabende Mutter mich finanziell unterstützen. Doch als ich ihr erzählt habe, dass ich darüber nachdenke Krankenschwester zu werden, begann sie zu weinen („welch ein gesellschaftlicher Abstieg“,….). Lange war ich von den Meinungen meiner Mutter abhängig und wollte von ihr geliebt werden (bis Mitte 30 war ich noch sehr unreif 🙁). Doch jetzt hat es Klick gemacht: ich werde bei meiner Mutter versauern, wenn nicht bald etwas geschieht.
Gibt es eine Chance für mich von „zuhause“ auszuziehen, obwohl ich nicht einmal beim Arbeitsamt gemeldet bin und kaum einen Cent auf meinem Konto habe?
Was würdet Ihr an meiner Stelle tun?
Liebe Grüße! 🙂
Dazu muss ich (w, 38) ein wenig ausholen. Ich hoffe, ich langweile Euch dabei nicht. Vielleicht sagt der eine oder andere auch, dass für mich jeder Zug abgefahren ist und ich als alte Jungfer unter den Pantoffeln meiner Mutter enden werde.
Nach meinem Abitur, für das ich extra auf ein Internat geschickt wurde, weil ich das „normale“ Gymnasium nicht packte, arbeitete ich im Rahmen eines Sozialen Jahres ein Jahr lang auf einer Station für Innere Medizin in einem Krankenhaus. Danach wollte ich in der Pflege bleiben, doch meinen Eltern, war das nicht gut genug. Da ich aus einem „Akademikerhaushalt“ kam, stand es außer Frage, dass ich studieren würde. Zwei Jahre lang konnte ich mich meinen Eltern gegenüber durchsetzen und jobbte in der Pflege.
Mit 24 Jahren gab ich meinen ehrgeizigen Eltern nach und begann ein geisteswissenschaftliches Studium, was besser lief ich erwartet hatte (-vor allem, wenn ich daran dachte, dass ich mein Abi erst mit zwei Jahren Verspätung geschafft hatte). Da ich in meinem Studium schnell die Scheine schaffte und gute Noten bekam, drängten mich meine Eltern dazu es im Ausland fortzusetzen.
Das Ende der Geschichte: ich erlangte meinen Master in Kulturwissenschaften mit 29 an einer amerikanischen Uni.
Da das mein einziger Studienabschluss ist, könnte sich diese Angelegenheit vielleicht im Hinblick auf Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) als hilfreich erweisen.
Bis jetzt habe ich dazu vier Leute befragt und die unterschiedlichsten Antworten bekommen: von „Du bist zu alt“ bis hin zu „für Deine Wunschausbildung Krankenschwester gibt es das nicht.“ Vielleicht weiß hier ja jemand mehr? Oder zu einer meiner anderen Fragen. Das sind nämlich recht viele.
Ihr fragt Euch nun vielleicht, was ich im Alter von 29 bis heute getan habe. Nun…ich war krank. Schwerkrank sogar. Mit 34 wurde ich endlich wieder gesund, doch mit meinem Master Degree, der einige Jahre zurück lag und noch dazu in einem geisteswissenschaftlichen Fach erworben worden war, war ich für den Arbeitsmarkt praktisch unsichtbar.
Ich schrieb mindestens 200 Bewerbungen und erhielt genauso viele Absagen, wenn man mal von Jobs als Leiharbeiterin in der Produktion oder auch Pflege absieht. Letzteres ist für mich gar nicht so uninteressant, doch davon leben kann man nicht. Also zumindest nicht dauerhaft ohne Bandscheibenvorfall...
Ich muss erkennen, dass ich auf dem Arbeitsmarkt den Status einer Ungelernten habe. Finanziell hält mich meine (mittlerweile verwitwete) Mutter über Wasser, die partout nicht will, dass ich in unserer Heimatgemeinde Hartz IV beantrage.
Sie hat jahrelang mit ihrer „hochbegabten Tochter“ (ja, guter Witz 🙂 haha) angegeben, die ihr „Studium mit Bravour“ im Ausland, "in einer Fremdsprache meistert". Da wir in einer Kleinstadt leben, hat sie Angst, dass es sich zwischen den Sachbearbeitern im JobCenter und der restlichen Bevölkerung herum sprechen könnte, wenn ich Hartz IV beantragen würde.
Die Kleinstadt, oder vielmehr das Dorf, in dem wir leben, liegt an der Nordsee. Nicht einmal an 400 Euro-Jobs als Saisonkraft im Sommer (im Tourismus) komme ich heran, da ich noch nie im Leben gekellnert habe oder je an einem Tresen stand.
Wie Ihr meinem Text vielleicht entnehmen könnt, lebe ich seit meiner Rückkehr aus Amerika wieder zuhause 'bei Mama'.
Noch immer bin ich über sie krankenversichert, privat versteht sich; und ich schäme mich immer mehr. 🙁 Ich hatte noch nie einen Freund (obwohl ich nicht aussehe wie der Glöckner von Notre Damme); und meine Freunde, die ich Gott sei dank habe, sind in der Republik verstreut. Denn sie haben Jobs und ein Leben. Genau das, also einen Job und ein Leben, wünsche ich mir auch sehnlicher als alles andere auf dieser Welt.
Der neueste Clou meiner Mutter war es mich dazu zu überreden es mit der Schriftstellerei zu versuchen. Eher aus Verzweiflung (sprich düsterer Arbeitsmarkt) als Passion und Spaß am Schreiben befolgte ich den Rat meiner Mutter für ungefähr sechs Monate in der wirren Hoffnung mich mit einem Bestseller aus meiner (finanziellen) Misere heraus zu katapultieren.
Doch mittlerweile habe ich erkannt, dass es den Weg in die Freiheit mit Netz und doppeltem Boden nicht gibt. Das Schreiben bereitet mir eher Angst als Freude, weil zu viel davon abhängt. Zwar habe ich viele Ideen, was Charaktere als auch den Plot anbelangt, doch wenn es an die Ausarbeitung geht, mangelt es mir an Konzentration. Der langen Worte kurzer Sinn: Schreiben ist nichts für mich.
Ich muss aus dem „Nest“ meiner Mutter, die mich bereits als zukünftige Nobelpreisträgerin sieht (ja, wirklich!), ausziehen. Doch wie soll ich das mit den paar Euros, die sich auf meinem Bankkonto verirrt haben, machen? Dort ist fast nichts!
Man hat in Deutschland zwar freie Wohnungswahl, auch ohne Job, doch wie finde ich eine Wohnung ohne Geld und festes Einkommen?
Könnte mir der JobCenter dabei helfen? Im Moment bin ich ja nicht einmal beim Arbeitsamt gemeldet.
In dem Touristenort, in dem ich lebe, ist job-mäßig leider der Hund vergraben, wenn man mal von 400 Euro-Jobs in den Sommermonaten absieht.
Mein Plan ist es also in einer größeren Stadt ein kleines Apartment zu finden. Und dann?
Tja, nach 200 erfolglosen Bewerbungen hat man keine große Hoffnung mehr einen Job zu finden. Eine neue Ausbildung könnte nicht schaden.
Mein Traumberuf wäre Krankenschwester, wobei ich nicht weiß, wie ich eine solche Ausbildung finanziell händeln soll.
Würde ich eine Diplomaten-Karriere, eine Professorenlaufbahn oder den Nobelpreis anstreben, würde meine relativ wohlhabende Mutter mich finanziell unterstützen. Doch als ich ihr erzählt habe, dass ich darüber nachdenke Krankenschwester zu werden, begann sie zu weinen („welch ein gesellschaftlicher Abstieg“,….). Lange war ich von den Meinungen meiner Mutter abhängig und wollte von ihr geliebt werden (bis Mitte 30 war ich noch sehr unreif 🙁). Doch jetzt hat es Klick gemacht: ich werde bei meiner Mutter versauern, wenn nicht bald etwas geschieht.
Gibt es eine Chance für mich von „zuhause“ auszuziehen, obwohl ich nicht einmal beim Arbeitsamt gemeldet bin und kaum einen Cent auf meinem Konto habe?
Was würdet Ihr an meiner Stelle tun?
Liebe Grüße! 🙂