Missbrauch?

Hi,

ich hatte als Kind einen Sandkastenfreund. Er war drei Jahre älter als ich.

Er hat mich seit ich 4, 5 Jahre alt war bis zu meinem 12. Lebensjahr immer wieder zwischen den Beinen angefasst. So ne Art Petting oder so wie Russisch hat er auch mit mir gemacht, also ohne Penetration. Ging ja auch noch nicht so wirklich. Ich musste ihn auch anfassen am Geschlecht und küssen.

Erst wollte ich das ja nicht, später dachte ich es wäre irgendwie normal, aber irgendwie auch nicht. Ich glaube, ich war noch zu jung um das zu begreifen.Damals wusste ich noch nicht, was es mit Sex und sowas auf sich hat. Folglich wusste ich gar nicht, was er da mit mir anstellte.

Er schien es schon gewusst zu haben, was er tat, auch wenn er ein Kind war. Aber er war der Ältere, hätte er wissen müssen, dass das nicht richtig war?
Es war nicht wirklich mit Gewalt, aber es war ja nicht freiwillig von mir. Er hat eher meine kindliche Unwissenheit ausgenutzt.

Ich hab mich auch nicht wirklich wohl gefühlt dabei, es war mir unangehm. Ich hab mich irgendwie immer benutzt und schmutzig gefühlt.

Ich bin jetzt verwirrt, wie ich das Geschehene einordnen muss. Ich tendiere zwischen einer Mischung aus Missbrauch und Doktorspielchen. Es ist als ob zwei Stimmen in meinem Kopf sind. Die eine sagt das, die andere sagt das.

Haltet ihr es für Missbrauch oder normale "Doktorspielchen" unter Kindern?

Hallo Gast,
ich würde sagen, du bist frei, dir eine Definition zu wählen, die für dich am besten einzuordnen ist. Bei seelischen Dingen ist es oft so, dass alleine die Benennung und Deutung von Geschehnissen den Unterschied zwischen leiden und nicht-leiden ausmacht. Hast du mal mit ihm gesprochen, wie er es damals gemeint hat?
Gruß, Werner

Hallo!

Als Kind hast Du es sicher nicht gemerkt, aber vielleicht wurde Dir jetzt bewusst, dass es Missbrauch war? Es hat Dich offensichtlich all die Jahre beschäftigt.

Ich würde ihn, wenn noch Kontakt zu diesem "Freund" bestehen sollte, auch direkt ansprechen.

Hallo,

also als Doktorspielchen geht, das was da gelaufen ist nicht mehr durch. Du wurdest ja offenbar zur Befriedigung sexueller Triebe des Jungen benutzt und das geht zu weit. Keine Frage. Das es für dich immer noch eine Frage ist zeigt mir, dass du bis heute keine vernünftige Sexualaufklärung genossen zu haben scheinst und allgemein ziemlich unsicher bist? Ich würde dir raten dass mit einem Therapeuten zu klären, da es dich ja doch ziemlich zu beschäftigen scheint und du diese Sache für dich klären solltest. Und ein zweiter Rat: an deinem SElbstbewusstsein und Abgrenzungsvermögen arbeiten. In solchen Dingen sollte man sicher sein und für den Fall der Fälle, dass du selber mal Mutter wirst genug aus deinen Erfahrungen gelernt haben damit deinen Kindern das nicht passiert, d.h. du deine Kids aufklärst und vernünftig in Richtung selbstbewusstes Abgrenzen, ein normales Körperbewusstsein (ICH allein bestimme wer mich wann und wo anfasst etc.ICH darf nicht nur, sondern muss auch manchmal laut NEIN sagen damit andere nicht zu weit gehen und was mit mir tun, was ich nicht will, klaren Willen etc.) erziehst.

Werners Vorschlag deinen damaligen Sandkastenfreund zu fragen was er damals gemeint hat ist an sich überflüssig..an sich ist klar was gemeint war! Auch Kinder sind sexuell aktiv, sollten aber klar aufgeklärt werden und es in Hinsicht auf Befriedigung bei selbstbefriedigenden Aktionen belassen, bis sie alt genug für mehr sind. An sich sollte da eine vernünftige Sexualerziehung greifen. Auch Kinder (falls vernünftig erzogen) kennen an sich die Grenzen. Auch bei Doktorspielchen..wo man mal guckt, und rumkichert, aber nicht anfasst. Ich vermute auch dass dein Freund sich entweder absichtlich oder unabsichtlich nicht mehr an das erinnern wird was damals gelaufen ist. Wer gibt schon freiwillig Missbrauch zu? Aber spasseshalber könntest du ihn schonmal fragen, erwarte jedoch nicht zu viel.

Seltsam finde ich, dass offenbar niemals ein Erwachsener gemerkt hat, was da gelaufen ist? Wardt ihr oft unbeaufsichtigt? Ich würde darin eine Pflichtverletzung der Eltern und/oder sonstigen Aufsichtspersonen sehen. Und seltsam auch, dass du nie mit deinen Eltern mal darüber geredet hast? Wieso nicht?
Du scheinst ja leider keine gute Sexualerziehung genossen zu haben...verklemmte und teilweilse blinde Eltern? Mach es auf jeden Fall besser...es gibt ne Menge gute Literatur zu dem Thema.
Und für dich persönlich ggf. in Verhaltenstherpie per Therapeut mal was dazulernen über die Natur des Menschen, Selbstbewusstsein, Abgrenzungsvermögen etc. und klären wie du deinen Willen artikulieren kannst. Denn oft ist es so, dass sich eine in der Kindheit erlebte Verunsicherung ggf. durch ein ganzes Leben ziehen kann und Opfer erneut zu Opfern werden, da durch die vergangenen Geschehnissen das Selbstwertgefühl gelitten hat....was einige Menschen geradezu wittern und ausnutzen... Es bedarf da oft Klärung und Aufbauarbeit in Hinsicht auf ein Normallevel im Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, damit das Selbstschutzsystem mal wieder in Schwung kommt oder überhaupt erst aufgebaut wird.

Achte auf dich und tu was notwendig ist. Und was notwendig ist mussst letztlich du allein entscheiden.

Tyra