Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

missbrauch vergessen?

Liebe Mamori,

ich denke, der Körper bildet sich das nicht nur einfach so ein. Er sendet Signale in Form von Backflashs. Mir ging es auch so. Als ich mit meinem Partner Sex hatte, tauchte auf einmal vor meinem geistigen Auge soetwas auf. Ich konnte es nicht zuordnen. Es war so unglaublich, dass ich es erstmal verdrängt habe. Aber es hat mich aufgewühlt. Ich habe danach im Bett gelegen und geweint.

In der nachfolgenden Zeit hat sich das ganze wiederholt. Momentan erarbeite ich mit meinem Therapeuten, was da genau in mir drin ist. Ich nehme in den Sitzungen mit meinem tieferen ICH Kontakt auf. Er versetzt mich in die Zeit von damals zurück. Das geschieht in Gesprächen. Meist wird mir sehr schwindelig. Daran merke ich, wie mein Körper sich wehrt. Es ist keine leichte Aufgabe. Aber ich tue es für mich. Aber auf einmal klären sich offene Fragen, die immer in mir waren, Vermutungen bestätigen sich. Das erzeugt eine unglaubliche Ruhe in mir. Und genau das treibt mich an, weiterzumachen.

Ich habe dabei erfahren, dass ich von meinem Stiefvater missbraucht wurde. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich bin seit dem total neben mir. Es ist schon ein Fortschritt es hier niederzuschreiben. Aussprechen kann ich noch nicht. Bin durch Zufall auf Hilferuf.de gestoßen und stelle fest, dass es hier viele Menschen gibt, die Flashbacks haben und es nicht zuordnen können. Es macht mir Angst. Manchmal weiß ich nicht, ob ich das alles überhaupt wissen möchte.

Ich bin 30 Jahre alt, habe 2 Kinder, und schon einiges im Leben erreicht. Aber all die Jahre ist diese Unruhe in mir, dieses Gefühl, dass da etwas ist. Es gab Zeiten, da kam das nicht so stark in mein Bewusstsein und dann wieder stärker. Ich vermute, dass der Körper nicht mehr mit dem "Verdrängten" klarkommt und mir Zeichen sendet, endlich etwas für mich zu tun.

Ich bin gespannt...🙂

Seid lieb gegrüßt.. Lea
 
Liebe Lea,

danke für deine schnelle Antwort, sie hat dich sicher viel Kraft gekostet! 🙂
Es ist schwierig, sich das einzugestehen und es "zu tragen". Ich denke aber, dass das Unterbewusstsein und der Körper diese Sachen auch erst dann rauslassen, wenn man bereit dazu ist. Und das ist ja eigentlich eine ganz wunderbare Sache. Andrerseits zwingt es einen ja regelrecht dazu zu warten, bis wieder mal was rauskommt und sich mehr Klarheit ergibt... Wenn man das so sehen kann ...

Für dich ist es sehr hart, aber es ist wirklich bewunderswert, dass du alles so in Angriff nimmst. Du kannst sehr stolz auf dich sein!

Darf ich dich fragen, wie es abläuft, wenn du zu deinem tieferen Ich Kontakt aufnimmst? Ich kann mir das so schlecht vorstellen. Ist das wie mit dem inneren Kind?

Ich hab vor ein paar Jahren auch traumatische Erfahrungen gemacht und bin jetzt seit insgesamt fast zwei Jahren in Therapie. Die erste ging nur ein halbes Jahr, weil ich danach umgezogen bin, die zweite wollte ich nach einem halben Jahr abbrechen. Daraufhin meinte der Thera, ich solle wenigstens noch einmal wiederkommen und in der Stunde dann war alles total komisch. Ich hab von meinem Vater erzählt, aber halt so die Gefühle beschrieben und so und plötzlich saß ich da und alles glitt mir aus den Händen. Ich konnte irgendwann gar nichts mehr sagen. Danach war ich total verwirrt und seitdem ist das so ein Hin und Her. Es spricht so vieles dafür, aber ich möchte natürlich auch sicher sein, dass ich mir das nicht einbilde oder das Trauma da projiziere oder irgendwas anderes. Ich fühle mich natürlich schlecht dabei, weil ich mir denke, dass das irgendwie unfair ist, weil andere wirklich so etwas erlebt haben und ich denke darüber nach oder so. Keine Ahnung. Mit meinem Thera kann ich darüber auch nicht vernünftig reden; wenn er damit anfängt, werd ich total bockig und wütend auf ihn (nicht extra) und wenn ich damit anfang, kann ich nach einem Satz gar nichts mehr sagen. Ich möchte es einfach gerne wieder zurückdrängen und sagen: "Du bildest dir das ein und Punkt", aber irgendwie funktioniert das nicht.

Ganz liebe Grüße,
Mamori
 
Über die Frage zerbreche ich mir auch schon lange den Kopf, was mich dabei geschockt hat war die Reaktion meiner Mutter, als ich sie mit meinen Überlegungen konfrontiert hab, meinte sie bloß, das könnte schon sein, sie hätte ja nicht ständig auf uns aufpassen können, aber sie hätte da schon länger meinen Bruder in Verdacht... Ist das normal, dass Mütter darauf so reagieren???
Ich habe sehr merkwürdige erinnerungen an meinen Onkel und seine ständig wechselnden Freundinnen, aber das ist im Ansatz nicht genug um irgendwas sicher sagen zu können...😕

Ich denk manchmal ich suche krampfhaft nach solchen erinnerungen weil ich immer noch verzweifelt nach erklärungen suche...😕
 
Darf ich dich fragen, wie es abläuft, wenn du zu deinem tieferen Ich Kontakt aufnimmst? Ich kann mir das so schlecht vorstellen. Ist das wie mit dem inneren Kind?

Ich schließe die Augen und höre nur seine Stimme und konzentriere mich darauf. Er geht mit mir in Gedanken an einen bestimmten Ort oder ich sehe mir Fotos in einem Album an. Dort treffe ich mein ICH. Ich bin dort ca. 12 Jahre alt. Anfangs ist das Bild unklar. Er bittet mich mein ICH bestimmte Dinge zu fragen, ihr zu sagen, dass ich da für sie da bin. In diesem Momenten hält er, der Therapeut, meine Hand zur Stärkung. Und das brauche ich wirklich. Alles dreht sich anfangs, so schnell wie ein Karussell. Und dann antwortet mein ICH auf die Fragen und der Thera fragt mich danach und ich berichte es ihm, was sie sagt, wie sie aussieht (Gefühlszustand). Er geht dabei sehr vorsichtig um. Am Schluss verabschiede ich mich und sage ihr, dass wir uns bald wiedersehen werden.

So ungefähr läuft es ab. Es ist nicht leicht, das zu beschreiben. Ich denke, jeder Therapeut arbeitet auch anders.

Danach war ich total verwirrt und seitdem ist das so ein Hin und Her. Es spricht so vieles dafür, aber ich möchte natürlich auch sicher sein, dass ich mir das nicht einbilde oder das Trauma da projiziere oder irgendwas anderes. Ich fühle mich natürlich schlecht dabei, weil ich mir denke, dass das irgendwie unfair ist, weil andere wirklich so etwas erlebt haben und ich denke darüber nach oder so. Keine Ahnung. Mit meinem Thera kann ich darüber auch nicht vernünftig reden; wenn er damit anfängt, werd ich total bockig und wütend auf ihn (nicht extra) und wenn ich damit anfang, kann ich nach einem Satz gar nichts mehr sagen. Ich möchte es einfach gerne wieder zurückdrängen und sagen: "Du bildest dir das ein und Punkt", aber irgendwie funktioniert das nicht.

Diesen Gefühlszustand kenne ich nur zu gut. Mein Therapeut hat mich im Anschluss an die Sitzung gefragt, ob ich es glaube. Ich habe ja gesagt. Dennoch überlege ich momentan auch hin und her, ob man sich so etwas ausdenken kann. Doch viele Dinge ergeben dadurch einen Sinn. Spätere Partnerwahl, erneuter Missbrauch/Grenzüberschreitung und nicht vorhandener Selbstschutz. In den letzten Jahren habe ich immer gearbeitet bis zum umfallen, mein Körper an seine Grenzen getrieben. Niemals Ruhe. Jetzt fange ich an zu hinterfragen. Ich bin gespannt, aber auch ängstlich, noch mehr zu erfahren. Ich spüre es förmlich, das da noch mehr ist. Ich habe das Thema Vergewaltigung/Missbrauch bisher nur so gesehen: "...das passiert dem Mädchen aus der Zeitung, aber doch nicht mir". Aber wie sollte ich mich jetzt verhalten/fühlen, mit dem wissen darum? Traurig? Ich kann nicht weinen.. noch nicht. Ich habe weiterhin Sex mit meinem Partner und spreche über alles mit ihm. Er ist im Bilde. Ich fühle mich müde, verwirrt, kaputt, auf Arbeit finde ich keine Motivation, bin nachdenklich, lese meine Tagebücher von früher, um einen Hinweis zu erhaschen, etwas anzustoßen. Und das passiert auch. Ich schreibe alles auf, was vor meinem geistigen Auge aufblitzt. Und werde es in meiner nächsten Sitzung ansprechen.

Ja, so geht es mir gerade. Ich musste das einfach mal niederschreiben. Das tut mir gut.

Schön, dass Ihr da seid. Lange Umarmung... Lea
 
...was mich dabei geschockt hat war die Reaktion meiner Mutter, als ich sie mit meinen Überlegungen konfrontiert hab, meinte sie bloß, das könnte schon sein, sie hätte ja nicht ständig auf uns aufpassen können, aber sie hätte da schon länger meinen Bruder in Verdacht... Ist das normal, dass Mütter darauf so reagieren???

Hallo Flashlight,

ich habe mir auch die Frage gestellt, warum meine Mutter nichts gemerkt hat. Sie muss es doch gemerkt haben. Und da schließt sich der Kreis. Sie war irgendwann total abweisend zu meinem Stiefvater. Hat mir vorgeworfen, er würde nur mich vergöttern. Sehr boshaft konnte sie sein. Ja, fast eifersüchtig. Als sie sich trennten, sagte sie: "Er hat immer nur Dich geliebt". Hab ich damals nicht verstanden (16J).

Ich finde die Reaktion Deiner Mutter aber schon krass. Vielleicht wusste sie einfach nicht damit umzugehen. Wie war sie gefühlsmäßig drauf? Total mutig von Dir, das überhaupt anzusprechen. Daran mag ich gar nicht denken.

LG, Lea
 
Naja, meiner Mutter ist glaub alles egal solange dabei niemand sie beschuldigt... Meine Mutter gönnt mir nicht mal meine Oberweite, geschweigedenn meine Jugend, meine Wohnung, meine freunde...
Sie freut sich auch immer einen ab, wenn sie irgendeinen Makel an mir entdeckt... Aber dass ich meinen Körper als allgemein Gut als Resource betrachte.. das kapier ich einfach nicht... kann natürlich sein dass es dafür andere Gründe als sexuellen Missbrauch gibt, möglich das der emotionale Missbrauch da ausgereicht hat...
Aber meine eigene Einstellung dazu macht mir Angst...😕
 
Ich glaube Deine Mutter hat ein echtes Problem mit sich selbst. Aber das geht vielen Müttern so. 🙂 Die Betrachtungsweise Deines Körpers als Allgemeingut ist schon heftig. Eines habe ich in meiner Therapie gelernt. "Mein Körper gehört mir. Ich bin mir wichtig. Ich tue es für mich." Steht an meinem Spiegel im Bad. Zur Erinnerung. Mein Selbstwert ist nämlich auch ganz schön im Keller. Aber ich arbeite dran. Denke schon, dass das alles eine Folge von solchen Erlebnissen, wie seelischer Gewalt, körperlicher Gewalt, Missbrauch im Allgemeinen. Es ist egal, wie man es nennt. Deine persönliche Geschichte hat einen Einfluss auf Deine Persönlichkeit. Und die Art und Weise, wie Deine Mutter mit Dir umgeht, ist einfach respektlos und nicht sehr liebevoll, bestärkend, wie es eigentlich sein sollte.
 
Tja, das war richtiges Mobbing und das über Jahre und ich hab das nie in Frage gestellt... Ich hab so viele Erinnerungen bei denen ich mir nix denke, bis ich irgendwann erfahre wie abnormal das teilweise ist... 😕
Aber für einen Verdacht auf sexuellen Missbrauch reicht das irgendwie alles nicht... naja, es scheint so schon mehr als genug passiert zu sein... weil ich mich an kaum was erinnern kann...🙁
 
Hallo ihr Lieben 🙂

Ich denke darüber nach, was du, Flashlight geschrieben hast, dass du verkrampft nach Erinnerungen suchst, weil du Erklärungen möchtest. Ist es falsch, nach Erinnerungen zu suchen, weil man sich dadurch vlt auch was einbildet? (Flashlight, damit meine ich auf keinen Fall dich, es ist nur, dass ich es für mich wissen muss!)
Es ist furchtbar, wie deine Mutter mit dir umgegangen ist und noch schlimmer sind die Auswirkungen. Nebenbei, woher soll man wissen, was normal ist und was nicht? Ich mein, klar, man sieht, wie das Leben bei anderen so verläuft, aber auf die wirklich negativen Sachen bei sich selbst, kommt man trotzdem irgendwie nicht.
Ich bin halt echt zwiegespalten, weil ich mir denke, über andere Störungen und so denke ich ja auch nicht so nach. Ich kann das grad ganz schlecht erklären, deswegen hoffe ich einfach mal, dass ihr versteht, was ich damit sagen möchte 😱
Die Dinge, die du schreibst, Lea, erlebe ich genau so. Also Partnerwahl, erneuter MB + Grenzüberschreitung, kein Selbstschutz, ...
Und viele Dinge, die Sinn ergeben würden, wenn früher wirklich was gewesen ist. Und gleichzeitig denke ich aber auch, vielleicht projiziere ich nur den erneuten Vorfall irgendwie oder so.
Und gleichzeitig sage auch ich mir: Das passiert doch nur den anderen. (Obwohl dieser Satz schon immer quatsch gewesen ist.)

Danke, dass du mir erklärt hast, wie das in deinen Sitzungen abläuft 🙂 Das ist sehr lieb von dir!

Ich bin unglaublich erleichtert, dass Leute diese Zweifel kennen. Ich habe bisher mit keinen Freunden oder so drüber geredet, weil ich mir immer denke, dass sie denken, ich spinne doch, ich suche doch nur, ich bilde mir das ein. Oder so in der Art.
Es gibt mir grade unheimlich viel Kraft und dafür bin ich sehr dankbar!!!

Alles Gute und viele Grüße
Mamori [FONT=&quot][/FONT]
[FONT=&quot][/FONT]
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
S Emotionaler Missbrauch? Gewalt 18
L Missbrauch und emotionale Gewalt Gewalt 6
D Missbrauch durch meinem Partner Gewalt 69

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 1) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben