Hi Silvester,
ich denke schon, dass ich es vollkommen überwunden habe...Das merke ich insbesondere daran wie ich heute auf meinen Vater reagiere und ihm begegne...mit ruhiger Gelassenheit, Abgeklärtheit. DA sind keine starken Emotionen wie Angst oder Selbstzweifel oder so was mehr im Spiel, sondern eher Überlegenheitsgefühl und gelegentlich Mitleid (aber nur kurz denn Verantwortlichkeit sehe ich nach wie vor!) da ist rein gar nichts mehr von der alten väterlichen Macht vorhanden... Ich bin aus Zufall in dieses Forum gerutscht....und irgendwo hatte mich total geschockt, dass meine Schwester es nicht geschafft hatte, letztes Jahr an einer Psychose erkrankt ist (übrigens nach einer Familienfeier, wo Ängste ggü meinem Vater hochkrochen...jetzt muss sie per Therapie erstmal von diesem Vaterkomplex runterkommen) da hat mich echt erschreckt, wie es anders laufen kann.... und das wiederum hat wohl mein kleines Helfersyndrömchen in mir geweckt, sodass ich hier "hängengeblieben" bin, um meinen Analysetick ein wenig auszuleben
)
Ich selber habe durch Studium, Lesen, nochmals Lesen (Krimis der engl.Crime-Ladies sind übrigens echt klasse!) und insgesamt eine wache Beobachtung viel über die Menschen gelernt.. und nicht nur über die...auch über Tiere...hab mich auch oft sogenannten Problem-Hunden oder Pferden angenommen, bzw. bin da um Mithilfe gebeten worden...das Problem bei den Tieren waren dann natürlich oft die Menschen, Kommunikationsschwierigkeiten etc. Ich bin auch so ketzerisch zu sagen: Menschen und Tiere unterscheiden sich in wesentlichen Punkten kaum...es gibt allenthalben ähnliche Strukturen und Strukturschwächen, sprich Problemfelder...die an sich recht leicht zu beheben sind. Tja und warum sollte ich meine Erfahrungen und Kenntnisse nur beruflich etc. nutzen, sondern auch frei weg für Menschen, die ggf. auch davon profitieren können?
Zu deinen Fragen zur körperlichen Gewalt: man löst nix mit Verdrängung! Ich und meine jüngste Schwester haben immer mit Freunden etc. drüber geredet...und viele Freundinnen haben sich dann ebenfalls als geschlagen geoutet, oder Vater oder Mutter (z.T. auch aus High Society und so) waren Alkoholiker oder Choleriker oder sonstwie..und wer. Wir haben unser Schamgefühl in die Ecke geschmissen und immer gesagt, was Sache war, damit war dieser innere Klumpen weg...waren irgendwo ne Zeit lang richtige Anarchos, kleine Dorfpunks, die sich nicht an die Normalregeln gehalten haben, sondern gelernt haben mal eigennützig zu sein, gut zu sich selber etc KLasse Zeit das, heute sind die schwarzen Klamotten und spitzen Schuhe etc. zwar weg, aber im Herzen sind wichtige Teile: Eigenliebe, Selbstbewusstsein, Selbstwerterkenntnis etc. geblieben! Im Gegensatz zu meiner Schwester, die die Realität negiert, alles immer schön geredet hat, sich vor lauter Angst und Schamgefühlen wegen der blauen Flecke diesem Aso-Papa angepasst hatte, sich immer um die väterliche Anerkennung bemüht und bemüht und bemüht hatte, was bei einem Soziopathen mit narzisstischer Grundstörung allerdings ne aussichtslose Kiste ist und bleibt...Perlen vor die Sau...ehh den Eber sozusagen...Und ihre Anpassung an die elterliche Grundhaltung/ These: du bist nix, du schaffst nix (ohne uns--->Funktion des Konzepts: Abhängigkeit schaffen) war natürlich auch recht schädlich... nach außen mußte immer ne Lüge herhalten...auf lange Sicht kann das niemals gut gehen...
Ich glaube kaum dass eine Vergewaltigung oder ein Missbrauch unklarer in der Tat ist...ich denke aber eher, dass hier die inneren Selbsttäuschungs- und Verdrängungsprogramme viel stärker am Werke sind...ist ja auch ne Art Selbstschutz...Missbrauch ist eine total heimtückische Sache...und das feigeste Verbrechen dass es gibt, sich an einem Kind, dass abhängig von einem ist, dass einem vertraut, dass angewiesen auf einen ist..diese Abhängigkeit schamlos zur Triebbefriedigung ausnutzt. Und dem Kind wird dann oft noch ein Schuldgefühl eingetrichtert, indem der Täter sagt: ich liebe dich so sehr, ich kann nicht anders..Echt unterste Schublade!! Pustekuchen kann nicht anders...hier wird mit der unschuldigen Liebe eines Kindes gespielt und dem reinen Eigennutz unterworfen. Und das Kind wird zum Schweigen verdonnert...dieser Machtpunkt ist einer, der klar gebrochen werden sollte.
Wie sich auch hier wieder zeigt: ich bin für null Verdrängung, totale Konfrontation, der schmutzigen Realität direkt ins hässliche Angesicht schauen...und das trauen sich die allermeisten nicht...aber so ist es am allereffektivsten, um damit klar zu kommen, nur so kriegt man ne klare Abgrenzung und Verarbeitung hin. Keine halben Sachen eben...und erst recht nicht, wenn es ums eigene Wohl und Leben geht. Klar tut das weh, klar kochen da die alten Ängste und Emotionen hoch...aber so was überlebt man schon...und wie heißt es so schön: was einen nicht umbringt macht einen nur stärker! Und das Ganze sollte ja auch unter Anleitung, d.h. in einer Therapie geschehen...Wie lange so eine Therapie laufen sollte ist individuell...jeder sieht ja und merkt auch innerlich: o.k. das Thema ist abgehakt...oder eben noch nicht genug..also nochmal und ggf. ne andere Therapieform.
Übrigens denke ich, dass wenn du niemals zumindest die Phase hattest, dass da ne enorme Wut und Zorn und auch der Gedanke: dieser Ar*** , Mistkerl, der mit die unbedarfte Kindheit versaut hat, dann hast du dich noch nicht abgegrenzt....bzw. der echt schrecklichen Realität, dass dein Vater ein elender Triebtäter und Straftäter noch nicht ins Auge geblickt. Ich denke es ist wichtig diese Phase des Zorns, Selbstmitleids, einer Art Trauer über das Verlorengegangene, ein Weinen um sich und eine bewusste Abkehr vom Verursacher der Tränen, dann bewusste Gegenwehr gegen ihn etc. enorm wichtig sind...Das ist so ein Prozess von der Machtlosigkeit zur Entdeckung der eigenen Macht und auch Ausübung, indem man sich wehrt und dieses Machtspielchen der Heimlichkeiten überwindet...ich hatte diese Phase glaube ich so ab 10, 11 Jahren..und kann mich sehr gut daran erinnern...Auch hier im Forum kann ich emphatisch diese ERinnerungen wieder nachproduzieren...allerdings schon mit innerem Abstand...so ala Profiler...Psychologie ist eh mein Ding...ich finde die Oberflächen uninteressant, mich interessiert eher das Eingemachte
)Was mir damals übrigens viel geholfen hat ist zu lesen: Dostojewski, Kafka, Nietzsche, alles hervorragende Seelenmüllstocherer...das hat's echt gebracht! Auch viel geschrieben und gemalt...Schmerzsublimation sozusagen..und ne effektive Abgrenzungstherapie, denn dadurch habe ich mich selber gefunden...und ein elternunabhängiges Selbst, Stärke aufbauen können.
Hier im Forum gibt es auch ne Menge Missbrauchsfälle...und auch ne Menge Vergewaltigungen...was mich immer wieder erschreckt, aber ehrlich gesagt nicht überrascht...in Hinsicht auf Menschtum und Affinität zur Gewalt (Gewalt ist ein Anthropologikum) bin ich ja recht desillusioniert...was aber den Vorteil hat, dass man sich drauf einstellen kann. Ich denke es hängt ganz entscheidend von dem eigenen Menschenbild, das man hat ab, ob man im Leben klarkommt oder nicht...WEnn du zu naiv und vertrauensselig bist und immer nur das Beste von den Menschen glaubst..kann das gehörig schief gehen...also lieber mal genauer hinschauen und mit der natürlichen Aggression und dem Prinzip Eigennutz bewusster umgehen...ist meine Devise....Das ist mein Erbe aus der väterlichen Schläge...es schwerer zu haben Vertrauen zu fassen...was aber auch den Vorteil hat nicht leichtgläubig zu sein etc, ein eigenes Urteilsvermögen gebildet zu heben, mehr Selbstständigkeit etc. Und das finde ich immer wichtig für alle Menschen, die etwas Übles erlebt haben: nicht nur auf die Nachteile, das Leid zu schauen, sondern auch hieraus noch Kraft zu schöpfen, zu lernen, sich weiter zu entwickeln.
LG
Tyra