Hallo!
Ich möchte mich vorab schon einmal entschuldigen, wenn mein Text etwas länger wird. Ich habe das Gefühl, mein Kopf explodiert aufgrund der Eindrücke der letzten Tage.
Meine Schwester (fast 40) hat sich vor einigen Wochen kompliziert den Fuß gebrochen. Da ich gerade in der Gegend war, hab ich mich bereit erklärt ihr gemeinsam mit meiner Familie beim Umzug zu helfen. Wenige Tage vor dem Umzug sind meine Mutter und meine Schwägerin zu ihr gefahren, um ihr beim Einpacken zu helfen. Beide kamen traumatisiert zurück – das Chaos musste anscheinend wahnsinnig machen. Aussagen wie „Es muss ja nicht aussehen wie im Möbelkatalog, aber dass man den Müll mit Schaufeln aus jedem Zimmer holen kann…“ standen im Raum. Ich glaubte zu wissen, was mich erwartet. Ich hab ihr schließlich schon vor 18 Jahren die Wohnung geputzt und entrümpelt, während sie ein Bad nahm um auf die nächste Party zu gehen. Als Teenager fand ich das noch toll eine große Schwester mit eigener Wohnung zu haben…
Also gings ein paar Tage später los mit dem Umzugsauto. Zwischenzeitlich hat sie uns immer auf dem Laufenden gehalten, welcher Schrank und welches Zimmer schon in Kisten verpackt ist. Mit dem Umzugsauto bei ihr angekommen fanden wir bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zuerst ihren älteren Sohn im Hof rumlaufen - mit kurzen Ärmeln. Als wir sie darauf angesprochen haben, antwortete sie uns ruhig, dass er halt seine Jacke nicht findet. Daraufhin wurde der Sohn zusammengeschrien, dass er gefälligst seine Jacke suchen solle.
Das Chaos in der Wohnung war überwältigend. Autoabdunklungsfolie zwischen Schuhen, verwendete Lasagneschälchen neben unbenutzten Putzmitteln im Schrank unter der Spüle – Messie-Wohnung light. In jedem Zimmer standen wir trotz versuchter Vorarbeit mindestens knöcheltief zwischen Müll und Lebensmitteln/Spielsachen/Schulsachen. Für das Kinderzimmer der beiden Jungs (8 und 10), Küche und Bad benötigten wir alleine fünfzehn 240 Liter-Müllsäcke für den Restmüll, mal ganz abgesehen vom Papiermüll. Da alles im Chaos vorlag, wie z.B. Dosenfisch für die Kinder neben den Hundeleckerlis, und ihre Erzählungen mit „verpackten Schränken“ nicht stimmten musste alles so dreckig wie es war und wie es in den Schränken oder offen rumlag eingepackt werden. Durch das Entrümpeln und Aussortieren zog sich alles in die Länge, sodass nur 2 Fahrten zur neuen Wohnung möglich waren. Meine Schwester besitzt mehr als 20 „Kleintiere“ in 5 Käfigen, sowie 2 große Hunde (und 5 Pferde, die aber Gott sei Dank in einem Stall untergebracht sind). Für die Käfige war jedoch kein Platz mehr im Auto. Also beschloss sie in der alten Wohnung zu verbleiben, da sie die Tiere nicht alleine lassen konnte. Daraufhin teilte ich ihr mit, dass wir die Kinder mit zur Oma nehmen werden, weil nichts mehr zu essen und kein Trinkglas mehr in der Wohnung verblieben war. Das war ihr egal und sie schmuste weiter mit ihrem Kleingetier. Das Bild hat sich trotzdem in meinen Kopf gebrannt, wie sie da zwischen all dem Dreck saß ohne Essen (zum Glück hat ihr die ehemalige Vermietern was gekocht und gebracht, alle Läden waren geschlossen).
Was die Kinder mir die nächsten Tage bei Oma so erzählt haben:
Ich konnte nicht anders, als die Zustände dem Jugendamt zu melden und um Hilfe für sie zu bitten. Das Jugendamt muss allerdings davon wissen, weil mindestens wöchentlich eine Familienhelferin zu ihr kommt (jedoch ist das die beste Freundin meiner Schwester und die beiden trinken halt eine Tasse Kaffee und dann geht sie wieder).
Ich hab soviel Mitleid mit den Kindern und irgendwie auch mit meiner Schwester, da sie geistig irgendwann abgebogen ist. Die Tiere haben bei ihr oberste Priorität. Als ihr vom Amt nahegelegt wurde, die Anzahl der Tiere zu reduzieren drohte sie mit Selbstmord. Die Kinder sind Selbstläufer und Mittel zum Zweck, da sie das Geld ja für die Tiere und den Wohnraum benötigt. Dies würde sie jedoch niemals zu einem Amt sagen, nur innerhalb der Familie spricht sie so offen. Sie hat sich ein wunderbares Lügenkonstrukt gebildet, in dem sie lebt. Mit ihr zu sprechen bringt nichts. Dem Jugendamt hat sie eine Lügengeschichte aufgetischt von einer schweren Kindheit usw. Und auch wenn ich weiß, dass Erinnerungen immer subjektiv sind, so muss ich doch sagen, dass das einfach nicht stimmt: Wir sind in einem normalen, sauberen Haushalt einer durchschnittlichen Arbeiterfamilie aufgewachsen. Ein Beispiel ihres Lügenkonstrukts: Sie erzählte meiner Schwägerin, dass ihr Dr. X einen Brief geschickt hat in dem er ihr bestätigt, dass sie zu 80 % an Multipler Sklerose erkrankt ist. Da mein Bruder letztes Jahr damit diagnostiziert wurde kannte meine Schwägerin den Ablauf bestens und entgegnete ihr, dass Dr. X keinen solchen Brief verschickt. Darauf fragte meine Schwester nur mehr „Nicht?“. Jeder psychisch gesunde Mensch ist froh, wenn eine Diagnose negativ ausfällt, meine Schwester würde am liebsten sämtliche Krankheiten haben. In ihrem Arztbrief steht nichts von MS, jedoch dass sie in einer „festen Partnerschaft lebt“ – sie hat seit 7 Jahren keinen Partner mehr…
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Sie braucht so dringend psychiatrische Hilfe, sieht es aber selbst nicht ein und versaut das Leben der Kinder. Wie kann ich ihr helfen? Kann man sie für unzurechnungsfähig erklären? Wie kann man den Kindern sonst noch helfen? All die Umstände belasten meine Familie sehr, meine Mutter hatte am Tag des Umzugs einen Nervenzusammenbruch wegen dem ganzen Chaos, Müll und den Kindern dazwischen und fragt sich seit Jahr(zehnt)en was sie falsch gemacht hat…
Danke schon mal für eure Antworten!
Emerell[HR][/HR]
Ich möchte mich vorab schon einmal entschuldigen, wenn mein Text etwas länger wird. Ich habe das Gefühl, mein Kopf explodiert aufgrund der Eindrücke der letzten Tage.
Meine Schwester (fast 40) hat sich vor einigen Wochen kompliziert den Fuß gebrochen. Da ich gerade in der Gegend war, hab ich mich bereit erklärt ihr gemeinsam mit meiner Familie beim Umzug zu helfen. Wenige Tage vor dem Umzug sind meine Mutter und meine Schwägerin zu ihr gefahren, um ihr beim Einpacken zu helfen. Beide kamen traumatisiert zurück – das Chaos musste anscheinend wahnsinnig machen. Aussagen wie „Es muss ja nicht aussehen wie im Möbelkatalog, aber dass man den Müll mit Schaufeln aus jedem Zimmer holen kann…“ standen im Raum. Ich glaubte zu wissen, was mich erwartet. Ich hab ihr schließlich schon vor 18 Jahren die Wohnung geputzt und entrümpelt, während sie ein Bad nahm um auf die nächste Party zu gehen. Als Teenager fand ich das noch toll eine große Schwester mit eigener Wohnung zu haben…
Also gings ein paar Tage später los mit dem Umzugsauto. Zwischenzeitlich hat sie uns immer auf dem Laufenden gehalten, welcher Schrank und welches Zimmer schon in Kisten verpackt ist. Mit dem Umzugsauto bei ihr angekommen fanden wir bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zuerst ihren älteren Sohn im Hof rumlaufen - mit kurzen Ärmeln. Als wir sie darauf angesprochen haben, antwortete sie uns ruhig, dass er halt seine Jacke nicht findet. Daraufhin wurde der Sohn zusammengeschrien, dass er gefälligst seine Jacke suchen solle.
Das Chaos in der Wohnung war überwältigend. Autoabdunklungsfolie zwischen Schuhen, verwendete Lasagneschälchen neben unbenutzten Putzmitteln im Schrank unter der Spüle – Messie-Wohnung light. In jedem Zimmer standen wir trotz versuchter Vorarbeit mindestens knöcheltief zwischen Müll und Lebensmitteln/Spielsachen/Schulsachen. Für das Kinderzimmer der beiden Jungs (8 und 10), Küche und Bad benötigten wir alleine fünfzehn 240 Liter-Müllsäcke für den Restmüll, mal ganz abgesehen vom Papiermüll. Da alles im Chaos vorlag, wie z.B. Dosenfisch für die Kinder neben den Hundeleckerlis, und ihre Erzählungen mit „verpackten Schränken“ nicht stimmten musste alles so dreckig wie es war und wie es in den Schränken oder offen rumlag eingepackt werden. Durch das Entrümpeln und Aussortieren zog sich alles in die Länge, sodass nur 2 Fahrten zur neuen Wohnung möglich waren. Meine Schwester besitzt mehr als 20 „Kleintiere“ in 5 Käfigen, sowie 2 große Hunde (und 5 Pferde, die aber Gott sei Dank in einem Stall untergebracht sind). Für die Käfige war jedoch kein Platz mehr im Auto. Also beschloss sie in der alten Wohnung zu verbleiben, da sie die Tiere nicht alleine lassen konnte. Daraufhin teilte ich ihr mit, dass wir die Kinder mit zur Oma nehmen werden, weil nichts mehr zu essen und kein Trinkglas mehr in der Wohnung verblieben war. Das war ihr egal und sie schmuste weiter mit ihrem Kleingetier. Das Bild hat sich trotzdem in meinen Kopf gebrannt, wie sie da zwischen all dem Dreck saß ohne Essen (zum Glück hat ihr die ehemalige Vermietern was gekocht und gebracht, alle Läden waren geschlossen).
Was die Kinder mir die nächsten Tage bei Oma so erzählt haben:
- Sie putzten Zähne bei der Nachbarin und wurden auch von dieser mit deren fast gleichaltrigen Kindern gebadet (wundert mich auch nicht, da keine Waschmöglichkeit mehr benutzbar war)
- Hunger: Sie müssen hungern, weil es außer am Sonntag kein Frühstück gibt. Das kleine Pausenbrot unter der Woche ist beiden meist zu wenig, Essen nach der Schule gibt es erst am Abend (auch am Umzugstag war eine vom Nachbarn organisierte Wurstsemmel gegen 14 Uhr da erste, was sie zu essen bekamen)
- Rumschreien: Der Kleinere hatte was ausgefressen und war ganz verwundert, dass ich ihn nicht angeschrien hab – das ist leider die einzige Art der Kommunikation mit seiner Mutter die er kennt
Ich konnte nicht anders, als die Zustände dem Jugendamt zu melden und um Hilfe für sie zu bitten. Das Jugendamt muss allerdings davon wissen, weil mindestens wöchentlich eine Familienhelferin zu ihr kommt (jedoch ist das die beste Freundin meiner Schwester und die beiden trinken halt eine Tasse Kaffee und dann geht sie wieder).
Ich hab soviel Mitleid mit den Kindern und irgendwie auch mit meiner Schwester, da sie geistig irgendwann abgebogen ist. Die Tiere haben bei ihr oberste Priorität. Als ihr vom Amt nahegelegt wurde, die Anzahl der Tiere zu reduzieren drohte sie mit Selbstmord. Die Kinder sind Selbstläufer und Mittel zum Zweck, da sie das Geld ja für die Tiere und den Wohnraum benötigt. Dies würde sie jedoch niemals zu einem Amt sagen, nur innerhalb der Familie spricht sie so offen. Sie hat sich ein wunderbares Lügenkonstrukt gebildet, in dem sie lebt. Mit ihr zu sprechen bringt nichts. Dem Jugendamt hat sie eine Lügengeschichte aufgetischt von einer schweren Kindheit usw. Und auch wenn ich weiß, dass Erinnerungen immer subjektiv sind, so muss ich doch sagen, dass das einfach nicht stimmt: Wir sind in einem normalen, sauberen Haushalt einer durchschnittlichen Arbeiterfamilie aufgewachsen. Ein Beispiel ihres Lügenkonstrukts: Sie erzählte meiner Schwägerin, dass ihr Dr. X einen Brief geschickt hat in dem er ihr bestätigt, dass sie zu 80 % an Multipler Sklerose erkrankt ist. Da mein Bruder letztes Jahr damit diagnostiziert wurde kannte meine Schwägerin den Ablauf bestens und entgegnete ihr, dass Dr. X keinen solchen Brief verschickt. Darauf fragte meine Schwester nur mehr „Nicht?“. Jeder psychisch gesunde Mensch ist froh, wenn eine Diagnose negativ ausfällt, meine Schwester würde am liebsten sämtliche Krankheiten haben. In ihrem Arztbrief steht nichts von MS, jedoch dass sie in einer „festen Partnerschaft lebt“ – sie hat seit 7 Jahren keinen Partner mehr…
Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Sie braucht so dringend psychiatrische Hilfe, sieht es aber selbst nicht ein und versaut das Leben der Kinder. Wie kann ich ihr helfen? Kann man sie für unzurechnungsfähig erklären? Wie kann man den Kindern sonst noch helfen? All die Umstände belasten meine Familie sehr, meine Mutter hatte am Tag des Umzugs einen Nervenzusammenbruch wegen dem ganzen Chaos, Müll und den Kindern dazwischen und fragt sich seit Jahr(zehnt)en was sie falsch gemacht hat…
Danke schon mal für eure Antworten!
Emerell[HR][/HR]