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Meine Mutter

  • Starter*in Starter*in Gelöscht 126263
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Gelöscht 126263

Gast
Ich wende mich heute an alle, die wie ich eine sehr alte Mutter (oder vielleicht auch einen Vater, eine Oma oder einen Opa) haben, weil ich ihr Verhalten oft nicht verstehe.

Meine Mutter ist fast 94 Jahre alt, geistig vollkommen klar und auch körperlich noch ziemlich fit. Nur die Knochen wollen nicht mehr, sie kann ganz schlecht laufen, mit dem Rollator geht es allerdings einigermaßen.

Sie lebt in einem Heim mit betreutem Wohnen und kommt da auch noch sehr gut zurecht.

Meine Mutter war schon immer schwierig im Umgang. Ich will jetzt absichtlich nicht das Wort "narzisstische Persönlichkeit" benutzen, weil mir das viel zu inflationär benutzt wird, aber es beschreibt das Wesen meiner Mutter in vielen Bereichen ganz gut.

Das Problem, das ich seit geraumer Zeit mit ihr habe, ist, dass ich nicht mehr weiß, was sie eigentlich will. Sie klagt öfter mal (in letzter Zeit allerdings weniger) über Einsamkeit, obwohl sie in ihrem Heim enorm viele Kontakte hat und auch sonst mit sehr vielen Leute Telefonate führt oder sich brieflich austauscht. Ich wohne eine Fahrstunde entfernt und bemühe mich, sie regelmäßig zu besuchen oder zu uns nach Hause zu holen. Relativ oft holen wir sie auch zu unserem Sohn, damit sie ihre Urenkel sieht.

In letzter Zeit habe ich allerdings das Gefühl, sie hat gar kein Interesse an meinen Besuchen. Inzwischen hat sie schon dreimal mein Angebot, zu ihr zu fahren, abgelehnt, weil sie "so viel zu tun hat", weil das Wetter nicht gut ist (ich muss doch fahren, nicht sie!), oder es kommen andere merkwürdige Ausreden.

Im Winter war es ganz besonders krass. Ich mag nicht mehr im Dunkeln Auto fahren, weil ich da schlecht sehe. Also habe ich ihr angeboten, schon mittags zu kommen, gemeinsam mit ihr zu essen und dann halt im Hellen wieder nach Hause zu fahren. Das hat sie mir rundweg abgeschlagen, weil sie am Vormittag soooo beschäftigt ist. Womit, das ist mir nicht klar, denn sie muss sich ja eigentlich nur anziehen und einen Kaffee trinken, und das könnte sie ja durchaus auch im Beisein ihrer Tochter. Und wieso man das nicht bis 12 Uhr schaffen kann, ist mir ein Rätsel.

Ich habe versucht, mit ihr darüber zu reden, da ist sie richtig böse geworden. Verstanden habe ich ihre Argumente bis heute nicht, zumal mein Sohn bzw. die Enkelkinder sie durchaus am Vormittag aufsuchen dürfen. Für die hat sie immer Zeit.

Auf der einen Seite erzählt sie mir ständig, wie wichtig ich ihr bin (sie hat ja außer mir niemand mehr, mein Vater und mein Bruder sind schon lange tot), auf der anderen Seite scheint ihr der Kontakt nicht besonders wichtig zu sein. Wenn ich mich aber ein paar Tage lang telefonisch nicht melde, passt es auch wieder nicht.

Meine Frage an Euch: Hat jemand ähnliche Erfahrung mit sehr alten Eltern? Hat jemand eine Erklärung für das seltsame Verhalten?
 

Hallo Gelöscht 126263,

schau mal hier: Meine Mutter. Hier findest du vielleicht was du suchst.

Meine Mutter ist auch sehr alt und will viel ihre Ruhe haben.
Andere Menschen überfordern sie schnell.
Meine Besuchsangebote (und von anderen Leuten) sagt sie auch oft ab.

Besuche sie nur dann, wenn sie es tatsächlich möchte.
 
Meine Mutter ist auch sehr alt und will viel ihre Ruhe haben.
Menschen überfordern sie schnell.
Das könnte ich gut verstehen, wenn es bei anderen auch so wäre. Aber wie gesagt, mein Sohn mit seiner Familie ist immer willkommen, und da will sie auch immer hin.
 
Wenn Menschen alt werden, die Funktionen nachlassen, dann kann sich die Persönlichkeit verändern. Es können zum Beispiel Depressionen oder andere Verhaltensunstimmigkeiten entstehen. Es kann zu Problemen mit der Entscheidungsfindung kommen. Es kann passieren, dass nicht mehr klar verbalisiert wird, was man eigentlich will. Es kann auch zu einem als rücksichtslos empfundenen Verhalten kommen.

Depression bedeutet nicht, dass ein Mensch traurig oder sichtbar niedergeschlagen ist. Depression bedeutet, dass ein Mensch in einem permanent abgeflachten Zustand ist, der sich dann kognitiv auswirkt.

Das sind leider alles Dinge, die zum alt werden dazu gehören. Auch, dass Funktionen abbauen.

Du versuchst natürlich empathisch zu reagieren und Deiner Mutter insbesondere in der letzten Lebensphase das Leben so gut wie möglich zu gestalten. Dir sollte aber auch klar sein, dass sich in dieser Phase ihr Verhalten stark verändern wird und Du manches nicht mehr verstehen oder nachvollziehen können wirst. Du musst jetzt für Dich selbst aufpassen, dass Du nicht selbst in eine Verwirrtheit gerätst in der Du Dich aufreibst, weil Du anfängst selbst inkonsistent zu werden und Schuld zu empfinden, weil Du glaubst es läge an Dir und diesen Prozess anfängst persönlich zu nehmen.

Deine Mutter ist gut aufgehoben. Sie hat Menschen und Pfleger um sich und auch andere Leute, die sie besuchen. Gegen das Verhalten kannst Du leider nichts tun.
 
Und es kann im Übrigen durchaus sein, dass deine Mutter sich einsam fühlt, obwohl sie von vielen Menschen umgeben ist und viele Kontakte und Aktivitäten hat.
Wenn entweder nur ein (oder einige) bestimmter Mensch ihre Einsamkeit vertreiben kann - oder eben auch gar keiner mehr.
 
Meine Mutter war schon immer schwierig im Umgang. Ich will jetzt absichtlich nicht das Wort "narzisstische Persönlichkeit" benutzen, weil mir das viel zu inflationär benutzt wird, aber es beschreibt das Wesen meiner Mutter in vielen Bereichen ganz gut.
Wie war denn euer Mutter-Kind-Verhältnis früher? Was meinst du mit, schwierig im Umgang?
Vielleicht möchte sie dich mit der Fahrerei nicht belasten?

Mein Vater geht stramm auf die 100 Jahre zu (wir hatten über 40 Jahre keinen Kontakt), lebt auch im Betreuten Wohnen und ich habe festgestellt, dass sein Charakter (jähzornig, cholerisch usw) sich nicht verändert hat. Ich glaube, dass bei manchen sehr alten Menschen ein gewisser Altersstarrsinn dazu kommt. Sie machen ihr Ding und das dürfen sie auch, solange sie sich damit selbst nicht schaden.

Was ich herauslese, dass sie bestimmen möchte, über ihre Zeiteinteilung und über deine Besuche.
Das würde ich tatsächlich so akzeptieren, es könnte auch andersherum sein, dass sie dich täglich mehrmals anruft und deinen Besuch täglich wünscht. Das kann sehr belastend sein!

Ich habe mit vielen sehr alten Menschen gesprochen, insgesamt fühlen sie sich alle einsam, obwohl viele Familie und ein gutes Umfeld haben.
 
Vielen Dank Euch allen.

@Meinung282 , das ist sehr hilfreich für mich. Da meine Mutter geistig noch so vollkommen klar ist (und sie ist eine sehr intelligente Frau), kann es gut sein, dass ich ihren Alterungsprozess und die damit verbundenen psychischen Veränderungen nicht so richtig einschätzen konnte.

An depressive Verstimmungen glaube ich eher nicht, meine Mutter war schon immer eine durchweg positiv gestimmte und starke Frau, und auch jetzt wirkt sie fast immer durchaus aufgeschlossen und fröhlich. Ausschließen kann ich es natürlich trotzdem nicht. Ich erlebe sie ja nicht jeden Tag.
 
Wie war denn euer Mutter-Kind-Verhältnis früher? Was meinst du mit, schwierig im Umgang?
Autoritär, rechthaberisch, bestimmend, keinerlei Widerspruch oder Kritik duldend, ständiger Druck durch Beleidigtsein und Liebesentzug im Wechsel mit sehr liebevollen Phasen.

Mein Vater geht stramm auf die 100 Jahre zu (wir hatten über 40 Jahre keinen Kontakt), lebt auch im Betreuten Wohnen und ich habe festgestellt, dass sein Charakter (jähzornig, cholerisch usw) sich nicht verändert hat.

Der Charakter meiner Mutter hat sich auch nicht wirklich verändert, sie ist nur insgesamt milder und ruhiger geworden.

Vielleicht möchte sie dich mit der Fahrerei nicht belasten?
Es geht ihr da nicht um mich. Sie hat so einen merkwürdigen Stolz, dass sie von niemand etwas annehmen will. Wenn ich z.B. ein Shampoo mitbringen soll, weil sie nicht mehr in den Drogeriemarkt kommt, dann will sie mir das unbedingt zahlen... Ich könnte mich da jedesmal aufregen, aber so ist sie nun mal.

Auf der anderen Seite erwartet sie wie selbstverständlich, dass ich sie zu unserem Sohn kutschiere und auch wieder heimfahre, obwohl ich da insgesamt ca. 3 Stunden im Auto hocke.
 
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