Belleau
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Mal vorweg: Ich muss dieses Thema wohl in zwei Teile splitten da hier nicht mehr als 10000 Zeichen erlaubt sind. Den zweiten Teil werde ich als Kommentar unter dem Beitrag schreiben.
Vor acht Monaten, im Juni, ist meine Mama gestorben. Ich kann das gar nicht glauben, dass es nun schon acht Monate her ist.
Es fühlt sich immer noch so an als wäre es erst letzte Woche passiert.
Ich habe Probleme damit mich anderen anzuvertrauen, gerade was die Trauer über meine Mama betrifft. Heute morgen hat es mich wieder so plötzlich überrollt, dass ich mich dazu entschlossen habe, diese Geschichte in ein Forum zu schreiben - vielleicht hilft mir das begleitend.
Meine Mama war schon immer eine sehr starke, temperamentvolle Frau, immer unterwegs, immer schick gekleidet: Sie war, wenn man sie so betrachtete, eine sehr stilvolle Frau. So war sie immer. Mit diesem Bild von meiner starken, selbstbewussten Mutter bin ich aufgewachsen. Nun bekam sie vor ca. 6 Jahren die Diagnose COPD.
Ich wusste damals nicht was das ist und war der festen Überzeugung, dass sie das überwinden wird. Meine Mama hat nie gejammert, nie geweint und hat mir versichert, dass alles wieder gut wird. Sie hat mir immer Sicherheit gegeben was sie anbelangt... Was die ganze Welt anbelangt. Ab da an folgten etliche Besuche beim Arzt, Therapien, Reha, das volle Programm. Sie hat sogar versucht mit dem Rauchen aufzuhören und hat es auch geschafft eine Weile.
Drei Jahre vergingen. Sie fing wieder voll an zu Rauchen und es schien ihr egal zu sein. Damals war ich sehr wütend und gleichzeitig besorgt darüber - später habe ich allerdings erfahren, dass die Ärzte ihr gesagt haben, dass es nun keinen Unterschied mehr macht. Es ging bergab. Sehr schnell. Ich erinnere mich als ich mit meiner Mama noch Kaffee getrunken habe, mit ihr geredet und gelacht habe, wie sie noch Auto gefahren ist und Wochen später war sie wie ausgewechselt. Sie saß im Rollstuhl, konnte sich an guten Tagen nur noch mit Rollator von A nach B bewegen und hatte ständig ihr Sauerstoffgerät dabei. Durch die Medikamente ging sie auch sehr stark auseinander. Äußerlich hatte sie nun nichts mehr mit der Frau zu tun die sie so gerne war. Das hat sie mitunter schwer belastet. Sie hat sich isoliert, keine Freunde durften sie sehen und wir - meine Schwester und ich - haben diese Freunde immer vertröstet.
Durch das Kortison wurde ihre Haut immer dünner, sie hatte überall blaue Flecken am Körper, die Haare fielen aus, das Gesicht war aufgeschwemmt. Irgendwann bekam sie dann Morphium. Da war´s dann richtig schlimm. Nicht nur, dass dieses Morphium ihren ganzen Körper schneller verfallen ließ - sie wurde auch noch abhängig davon. Sie kann nichts dafür, es ist nicht ihre Schuld. Was will man tun wenn man nur noch Schmerzen hat die nur mit Morphium abklingen? Die Sucht war dann eine Begleiterscheinung. Am Anfang war ich wütend, dass die Ärzte ihr so viel von dem Zeug gegeben haben, aber für sie war das ab da an das einzige was ihr Leben noch erträglich machte. Manchmal wenn wir dasaßen ist sie einfach weggekippt durch das Morphium. Sie war oft nur noch "zugedröhnt" - aber sie konnte nichts dafür. Immer wieder hat sie betont, Zitat: "Das wird schon wieder!". Ehrlich, ich habe noch nie so viele Fentanyl-Pflaster auf einen Haufen gesehen.
Dann eines Tages kam der Tag der Tage. Sie musste wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ich habe noch kurz mit ihr telefoniert aber während des Telefonats ist sie wieder weggetreten. Ich habe ihr noch gesagt wie lieb ich sie habe und bin ein paar Stunden später mit meiner Schwester zu ihr ins Krankenhaus gefahren. Wir wussten nicht was uns erwartet, ehrlich gesagt dachten wir beide es ist ein "üblicher" Krankenhausaufenthalt für unsere Mutter (sie lag oft im Krankenhaus, kam dann aber wieder raus. Immer).
Wir kamen ins Zimmer und diesen Anblick werde ich niemals wieder vergessen.
Meine Mama sah schlimm aus. Ihr ganzer Körper war aufgequollen. Ihre Augen waren so unter Druck, dass es aussah als würden sie gar nicht mehr richtig "halten". Ihr ganzer Körper war voller Wasser. Diese Haut... Ich hatte Angst sie anzufassen, ich hatte Angst, dass die Haut reisst.
Sie hing zu dem Zeitpunkt an der Schmerzpumpe. Morphium. Ihre Nieren arbeiteten nicht mehr und die Ärzte sagten, dass es nicht gut aussieht. Nicht nur das Aussehen meiner Mutter war ein traumatischer Anblick für uns, sondern auch die Geräusche die sie machte. Es hörte sich an als würde sie ersticken, sie hat nach Luft gerungen und das atmen fiel ihr ganz, ganz schwer. Trotz Allem war sie bei vollem Bewusstsein, auch wenn der Arzt meinte sie bekommt nicht mehr viel mit.
Ich weiß - und meine Schwester weiß das auch - dass dem nicht so war. Sie konnte noch einige Sätze sagen wenn sie all ihre Kraft zusammen nahm und hat uns tief in die Augen gesehen wenn wir ihr gesagt haben wie sehr wir sie lieben und wie stolz wir auf sie sind.
Stunden vergingen. Wir saßen die ganze Zeit bei ihr. Ihre Nieren wurden immer träger, ihr Körper bekam immer mehr Volumen, noch mehr als er ohnehin schon hatte. Sie war voller Wasser. Ich habe meine Schwester gebeten, dass sie nicht weinen soll, sie soll sich zusammenreissen. Wie fühlt man sich denn in so einem Moment wenn die eigenen Kinder am Bett sitzen und weinen? Sie sollte das nicht sehen. Das sollte sie nicht zusätzliche belasten. So haben wir dann nach einer Zeit angefangen ihr noch mehr Mut zuzureden, ihr zu sagen, dass wir das gemeinsam durchstehen und das alles wieder gut wird. Mittlerweile waren schon 8 Stunden vergangen. Acht Stunden in denen sie nach Luft ringt. Acht Stunden in denen sie gekämpft hat. Nach dieser Zeit haben meine Schwester und ich beschlossen, kurz eine "Pause" zu machen. Wir holten uns einen Kaffee und gingen kurz raus, einmal kurz durchatmen. Als wir wieder kamen (und das kann ich mir bis heute nicht verzeihen) hat meine Mama wohl ihre ganze Kraft zusammengenommen und ihren Arm gegen die Notfallklingel "geworfen". Sie hatte Schmerzen während wir weg waren, sie wollte sich mitteilen und wir waren nicht da. Sofort haben wir aber wieder eine Krankenschwester geholt damit sie ihr einen "Bonus" gibt (Bonus haben die es genannt, wenn sie zusätzlich zur Morphium-Pumpe nochmal Morphium nachgelegt haben). Dann ist sie zum Glück kurz eingeschlafen. Kurz. Sie wachte wieder auf und ihre vorletzten Worte waren "Das wird schon wieder...". Mittlerweile war es gegen zwei Uhr Nachts und der Arzt meinte wir sollen einen Pfarrer rufen. Wir waren beide so verwirrt und haben einfach "Ja" gesagt. Das hätten wir nicht tun sollen.
(Kleine Erklärung: Meine Mutter war zwar nie sonderlich gläubig aber da wo wir großgeworden sind ist das üblich, dass man einen Pfarrer kommen lässt bei Sterbenden. Es ist ein sehr christliches Gebiet)
Meine Mama dachte bis zu dem Zeitpunkt tatsächlich noch, dass es wieder wird irgendwie, dass sie das überlebt. Kurz bevor der Pfarrer kam hat sie nochmal all ihre Kraft zusammengenommen und wollte die wenige Luft die sie noch hatte zu einem Satz formen, ihre Lippen haben sich schon bewegt und genau in dieser Sekunde hat der Pfarrer uns unterbrochen. Bis heute wissen wir nicht was sie uns sagen wollte, es schien ihr wichtig zu sein. Vielleicht wollte sie uns noch sagen dass sie uns liebt? Ich weiß es nicht.
Der Pfarrer kam und was nun passierte bricht mir das Herz heute noch. Plötzlich war sie wieder voll da. Wacher Blick, Sie hat uns in die Augen gesehen (mir und meiner Schwester). Ein fragender Blick: "Was passiert hier? Sterbe ich? Habt ihr mich aufgegeben?". Sie hatte so viel Angst in dem Moment, dass sie nochmal gepinkelt hat. Aus Angst. Der Pfarrer war weg und ihre letzten Worte waren: "ich kann nicht mehr" - danach kam kein Wort mehr. Insgesamt waren nun schon 17 Stunden vergangen. 17 Stunden in denen sie kämpfte, nach Luft rang, Schmerz-Intervalle ertragen musste und die Ärzte und Pfleger waren immer noch der Meinung sie spürt nichts. Natürlich war sie da. Wie oben gesagt, konnte sie anfänglich ja noch mit uns kommunizieren und uns sagen, dass sie Schmerzen hat. In den letzten Stunden wurde es dann ganz arg. Ihre Augen haben sich aufgelöst. Sie hatte Wochen zuvor noch eine Augen-OP und hat sich Linsen einsetzen lassen damit sie besser sieht. Sie hat sich damals so gefreut darüber, dass sie wieder richtig lesen kann - und nun mussten wir zusehen wie sich ihre Augen auflösen und ihre Linsen rausschwemmen. Ein ganz furchtbarer Anblick. Sie sah von oben bis unten nicht mehr aus wie ein Mensch, sie ist einfach vor unseren Augen zerfallen. Dann am nächsten Vormittag haben meine Schwester und ich gesagt wir fahren schnell nach Hause und holen uns kurz Klamotten weil wir dachten wir bleiben die nächste Nacht auch noch bei ihr. Tatsächlich hatten wir immer noch Hoffnung. Wir sind noch so jung meine Schwester und ich. Da darf Mama nicht sterben...
Vor acht Monaten, im Juni, ist meine Mama gestorben. Ich kann das gar nicht glauben, dass es nun schon acht Monate her ist.
Es fühlt sich immer noch so an als wäre es erst letzte Woche passiert.
Ich habe Probleme damit mich anderen anzuvertrauen, gerade was die Trauer über meine Mama betrifft. Heute morgen hat es mich wieder so plötzlich überrollt, dass ich mich dazu entschlossen habe, diese Geschichte in ein Forum zu schreiben - vielleicht hilft mir das begleitend.
Meine Mama war schon immer eine sehr starke, temperamentvolle Frau, immer unterwegs, immer schick gekleidet: Sie war, wenn man sie so betrachtete, eine sehr stilvolle Frau. So war sie immer. Mit diesem Bild von meiner starken, selbstbewussten Mutter bin ich aufgewachsen. Nun bekam sie vor ca. 6 Jahren die Diagnose COPD.
Ich wusste damals nicht was das ist und war der festen Überzeugung, dass sie das überwinden wird. Meine Mama hat nie gejammert, nie geweint und hat mir versichert, dass alles wieder gut wird. Sie hat mir immer Sicherheit gegeben was sie anbelangt... Was die ganze Welt anbelangt. Ab da an folgten etliche Besuche beim Arzt, Therapien, Reha, das volle Programm. Sie hat sogar versucht mit dem Rauchen aufzuhören und hat es auch geschafft eine Weile.
Drei Jahre vergingen. Sie fing wieder voll an zu Rauchen und es schien ihr egal zu sein. Damals war ich sehr wütend und gleichzeitig besorgt darüber - später habe ich allerdings erfahren, dass die Ärzte ihr gesagt haben, dass es nun keinen Unterschied mehr macht. Es ging bergab. Sehr schnell. Ich erinnere mich als ich mit meiner Mama noch Kaffee getrunken habe, mit ihr geredet und gelacht habe, wie sie noch Auto gefahren ist und Wochen später war sie wie ausgewechselt. Sie saß im Rollstuhl, konnte sich an guten Tagen nur noch mit Rollator von A nach B bewegen und hatte ständig ihr Sauerstoffgerät dabei. Durch die Medikamente ging sie auch sehr stark auseinander. Äußerlich hatte sie nun nichts mehr mit der Frau zu tun die sie so gerne war. Das hat sie mitunter schwer belastet. Sie hat sich isoliert, keine Freunde durften sie sehen und wir - meine Schwester und ich - haben diese Freunde immer vertröstet.
Durch das Kortison wurde ihre Haut immer dünner, sie hatte überall blaue Flecken am Körper, die Haare fielen aus, das Gesicht war aufgeschwemmt. Irgendwann bekam sie dann Morphium. Da war´s dann richtig schlimm. Nicht nur, dass dieses Morphium ihren ganzen Körper schneller verfallen ließ - sie wurde auch noch abhängig davon. Sie kann nichts dafür, es ist nicht ihre Schuld. Was will man tun wenn man nur noch Schmerzen hat die nur mit Morphium abklingen? Die Sucht war dann eine Begleiterscheinung. Am Anfang war ich wütend, dass die Ärzte ihr so viel von dem Zeug gegeben haben, aber für sie war das ab da an das einzige was ihr Leben noch erträglich machte. Manchmal wenn wir dasaßen ist sie einfach weggekippt durch das Morphium. Sie war oft nur noch "zugedröhnt" - aber sie konnte nichts dafür. Immer wieder hat sie betont, Zitat: "Das wird schon wieder!". Ehrlich, ich habe noch nie so viele Fentanyl-Pflaster auf einen Haufen gesehen.
Dann eines Tages kam der Tag der Tage. Sie musste wieder ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ich habe noch kurz mit ihr telefoniert aber während des Telefonats ist sie wieder weggetreten. Ich habe ihr noch gesagt wie lieb ich sie habe und bin ein paar Stunden später mit meiner Schwester zu ihr ins Krankenhaus gefahren. Wir wussten nicht was uns erwartet, ehrlich gesagt dachten wir beide es ist ein "üblicher" Krankenhausaufenthalt für unsere Mutter (sie lag oft im Krankenhaus, kam dann aber wieder raus. Immer).
Wir kamen ins Zimmer und diesen Anblick werde ich niemals wieder vergessen.
Meine Mama sah schlimm aus. Ihr ganzer Körper war aufgequollen. Ihre Augen waren so unter Druck, dass es aussah als würden sie gar nicht mehr richtig "halten". Ihr ganzer Körper war voller Wasser. Diese Haut... Ich hatte Angst sie anzufassen, ich hatte Angst, dass die Haut reisst.
Sie hing zu dem Zeitpunkt an der Schmerzpumpe. Morphium. Ihre Nieren arbeiteten nicht mehr und die Ärzte sagten, dass es nicht gut aussieht. Nicht nur das Aussehen meiner Mutter war ein traumatischer Anblick für uns, sondern auch die Geräusche die sie machte. Es hörte sich an als würde sie ersticken, sie hat nach Luft gerungen und das atmen fiel ihr ganz, ganz schwer. Trotz Allem war sie bei vollem Bewusstsein, auch wenn der Arzt meinte sie bekommt nicht mehr viel mit.
Ich weiß - und meine Schwester weiß das auch - dass dem nicht so war. Sie konnte noch einige Sätze sagen wenn sie all ihre Kraft zusammen nahm und hat uns tief in die Augen gesehen wenn wir ihr gesagt haben wie sehr wir sie lieben und wie stolz wir auf sie sind.
Stunden vergingen. Wir saßen die ganze Zeit bei ihr. Ihre Nieren wurden immer träger, ihr Körper bekam immer mehr Volumen, noch mehr als er ohnehin schon hatte. Sie war voller Wasser. Ich habe meine Schwester gebeten, dass sie nicht weinen soll, sie soll sich zusammenreissen. Wie fühlt man sich denn in so einem Moment wenn die eigenen Kinder am Bett sitzen und weinen? Sie sollte das nicht sehen. Das sollte sie nicht zusätzliche belasten. So haben wir dann nach einer Zeit angefangen ihr noch mehr Mut zuzureden, ihr zu sagen, dass wir das gemeinsam durchstehen und das alles wieder gut wird. Mittlerweile waren schon 8 Stunden vergangen. Acht Stunden in denen sie nach Luft ringt. Acht Stunden in denen sie gekämpft hat. Nach dieser Zeit haben meine Schwester und ich beschlossen, kurz eine "Pause" zu machen. Wir holten uns einen Kaffee und gingen kurz raus, einmal kurz durchatmen. Als wir wieder kamen (und das kann ich mir bis heute nicht verzeihen) hat meine Mama wohl ihre ganze Kraft zusammengenommen und ihren Arm gegen die Notfallklingel "geworfen". Sie hatte Schmerzen während wir weg waren, sie wollte sich mitteilen und wir waren nicht da. Sofort haben wir aber wieder eine Krankenschwester geholt damit sie ihr einen "Bonus" gibt (Bonus haben die es genannt, wenn sie zusätzlich zur Morphium-Pumpe nochmal Morphium nachgelegt haben). Dann ist sie zum Glück kurz eingeschlafen. Kurz. Sie wachte wieder auf und ihre vorletzten Worte waren "Das wird schon wieder...". Mittlerweile war es gegen zwei Uhr Nachts und der Arzt meinte wir sollen einen Pfarrer rufen. Wir waren beide so verwirrt und haben einfach "Ja" gesagt. Das hätten wir nicht tun sollen.
(Kleine Erklärung: Meine Mutter war zwar nie sonderlich gläubig aber da wo wir großgeworden sind ist das üblich, dass man einen Pfarrer kommen lässt bei Sterbenden. Es ist ein sehr christliches Gebiet)
Meine Mama dachte bis zu dem Zeitpunkt tatsächlich noch, dass es wieder wird irgendwie, dass sie das überlebt. Kurz bevor der Pfarrer kam hat sie nochmal all ihre Kraft zusammengenommen und wollte die wenige Luft die sie noch hatte zu einem Satz formen, ihre Lippen haben sich schon bewegt und genau in dieser Sekunde hat der Pfarrer uns unterbrochen. Bis heute wissen wir nicht was sie uns sagen wollte, es schien ihr wichtig zu sein. Vielleicht wollte sie uns noch sagen dass sie uns liebt? Ich weiß es nicht.
Der Pfarrer kam und was nun passierte bricht mir das Herz heute noch. Plötzlich war sie wieder voll da. Wacher Blick, Sie hat uns in die Augen gesehen (mir und meiner Schwester). Ein fragender Blick: "Was passiert hier? Sterbe ich? Habt ihr mich aufgegeben?". Sie hatte so viel Angst in dem Moment, dass sie nochmal gepinkelt hat. Aus Angst. Der Pfarrer war weg und ihre letzten Worte waren: "ich kann nicht mehr" - danach kam kein Wort mehr. Insgesamt waren nun schon 17 Stunden vergangen. 17 Stunden in denen sie kämpfte, nach Luft rang, Schmerz-Intervalle ertragen musste und die Ärzte und Pfleger waren immer noch der Meinung sie spürt nichts. Natürlich war sie da. Wie oben gesagt, konnte sie anfänglich ja noch mit uns kommunizieren und uns sagen, dass sie Schmerzen hat. In den letzten Stunden wurde es dann ganz arg. Ihre Augen haben sich aufgelöst. Sie hatte Wochen zuvor noch eine Augen-OP und hat sich Linsen einsetzen lassen damit sie besser sieht. Sie hat sich damals so gefreut darüber, dass sie wieder richtig lesen kann - und nun mussten wir zusehen wie sich ihre Augen auflösen und ihre Linsen rausschwemmen. Ein ganz furchtbarer Anblick. Sie sah von oben bis unten nicht mehr aus wie ein Mensch, sie ist einfach vor unseren Augen zerfallen. Dann am nächsten Vormittag haben meine Schwester und ich gesagt wir fahren schnell nach Hause und holen uns kurz Klamotten weil wir dachten wir bleiben die nächste Nacht auch noch bei ihr. Tatsächlich hatten wir immer noch Hoffnung. Wir sind noch so jung meine Schwester und ich. Da darf Mama nicht sterben...