Liebe Lilli,
es ist schön, dass Du dich nochmal gemeldest hast.
Ich hoffe, dass Du und Deine Familie, besonders auch Deine Kinder diese schweren Wochen einigermaßen überstanden habt.
Meine Mama hat uns vor einem Jahr und zehn Monaten für immer verlassen.
In den ersten Tagen, Wochen und Monaten konnte ich es fast nicht ertragen, dass sie für den Rest meines Lebens nicht mehr bei mir sein wird. Ich habe sehr sehr um sie getrauert, und tue das immer noch. Es ging mir sehr schlecht, und ich konnte mir in dieser Zeit überhaupt nicht vorstellen, dass sich das je ändern könnte. Aber inzwischen geht es mir ein bisschen besser.
Einige Menschen, die vielleicht ähnliches erlebt und gefühlt haben wie ich, haben mir geraten, ich soll mir die Zeit für meine Trauer nehmen, die ich dafür brauche. Ich denke das ist mehr, vielleicht sogar viel mehr als andere Menschen brauchen. Aber ich habe diesen Rat versucht zu befolgen, und ich möchte diesen Rat gerne auch an Dich weiter geben. Für mich war es ein wichtiger, guter und richtiger Rat.
Und inzwischen habe ich auch nicht mehr nur Traurigkeit in mir, sondern auch Dankbarkeit für vieles. Zum Beispiel dafür, dass ich Eltern hatte, die mich so sehr geliebt haben, und die ich so sehr geliebt habe.
In der schwersten Zeit habe ich Gebete und Gedichte für meine Mama gesammelt und aufgeschrieben, die etwas tröstliches für mich hatten. Ich habe drei für Dich aufgeschrieben, vielleicht tun sie Dir auch gut, das wäre schön.
Viele liebe Grüße sendet Dir Annette
Trauer ist das Heimweh unseres Herzens
nach dem Menschen den wir lieben.
Sie ist etwas so Tiefgreifendes,
dass sie uns und unser weiteres Leben prägen wird.
Und sie braucht Zeit, viel Zeit.
Liebe ist der Zuwachs an menschlicher Bindung,
Trauer das Gefühl des Verlustes.
Trauer kann nur dadurch empfunden werden,
wo Liebe zuvor verbunden hat.
In jedem endgültigen Amen
spricht Gott das Liebevollste,
das er uns Menschen sagen kann:
„Ich hole dich heim.“