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Mein Vater ist einfach nur noch schlimm

E

earlywinter

Gast
Hi,

es geht hier diesmal nicht um mich, sondern um meine Eltern bzw. um meinen Vater. Er ist in den letzten Monaten und Jahren einfach nur noch schlimm geworden.

Mein Vater ist schon immer ein ziemlich anspruchsvoller Mensch gewesen, er ist nie so der großen Masse gefolgt, sondern hat immer sein eigenes Ding durchgezogen. Durch sein handwerklich und technisches Geschick konnte er sehr gut verdienen und hat sich ein Eigenheim aufbauen können, ich bin der einzige Sohn.

Leider hat er vor 4 Jahren ungefähr seine Stelle durch wirtschaftliche Fehlentscheidungen seines Ex-Arbeitgebers verloren und arbeitet heute in seiner vor vielen Jahren gegründeten eigenen Firma.

Seitdem ist alles irgendwie nur noch schlimmer geworden. Zuvor habe ich ihn nie richtig "erleben" können, weil entweder er den ganzen Tag auf Arbeit war oder ich nie daheim war wegen Schule. Seit seiner Selbstständigkeit ist er viel öfter daheim, ich bekomme mehr von ihm mit, wenn ich Ferien habe (Studium) aber das geht so einfach nicht mehr.

Ich komme alle paar Wochen mal und habe das Gefühl, es wird immer nur schlimmer mit ihm.

Mein Vater war schon immer so ein Pascha, das ist in unserer Kultur so, dass der Mann halt etwas Höherwertiges ist als die Frau (Islam) - bis zu einem bestimmten Maße leben das die meisten Muslimen, die ich kenne, aus aber mein Vater übertreibt das total.
Im Haushalt macht er gar nichts - er macht sonst allgemein auch nichts. Ich finde sein Verhalten gegenüber meiner Mutter schon ziemlich respektlos. Meine Mutter ist halt auch nur ein Mensch, dessen Energie irgendwann erschöpft ist.
Irgendwie interessiert ihn das nicht. Sie soll im Geschäft mitarbeiten den ganzen Tag, danach soll sie sich bitte auch um den Haushalt sowie seine Extrawünsche kümmern. Ich meine, die beiden leben seit fast 30 Jahren zusammen und mein Vater redet immer noch mit ihr so, als würde er sie nicht lange kennen und müsse ihr Werte beibringen.

Er schätzt die Arbeit meiner Mutter nicht. Eine normale Frau wäre schon längst weg, ich merke das auch so bei anderen Menschen in unserem Umfeld, dass die damit nicht klarkommen. Meine Tanten haben sich schon zurückgezogen, selbst meine Onkel haben damit ein Problem, denen ist das einfach zu krass.

Dann wären wir schon beim nächsten Thema: Frauen! Ich habe das nie wirklich so mitbekommen, aber mein Vater ist richtig frauenfeindlich geworden. Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass mein Vater die nur als Objekte sieht, als potentielle Feinde, als Menschen, die man kontrollieren muss, Menschen, die man nur benutzt für eigene Zwecke. Ich dachte immer, mein Vater sei ein offenherziger Mensch und für Gleichberechtigung, aber ich habe mich ziemlich getäuscht.

Als ich mit meinem Vater zusammen einen Handyvertrag mit einer Dame aus dem Handyshop abgeschlossen habe, habe ich richtig gemerkt, wie er sich mit ihr regelrecht angelegt hat und sie so "getestet" hat. Das war mir richtig peinlich. Wahrung der Intimszone kennt er irgendwie auch nicht, so als gäbe es dies bei Frauen nicht. Im Laden tut er bei einer weiblichen Verkäuferin auch immer so, als hätte sie keine Ahnung. Als ich das mal meiner Mutter so beiläufig erzählt habe, meinte sie "Ja, wenn's 'ne Frau ist, dann kannst du das bei deinem Vater vergessen". Ich dachte erst, sie meint das ironisch, weil sie dabei auch gelacht hat. Aber die meinte das ernst. Das habe ich dann so richtig gemerkt, als ich mit ihm mehr unternommen habe.

Vorgestern haben wir über das Thema "Freundin" gesprochen. Dann kam es zu einer Diskussion, wo mein Vater meinte "Ja, von Karrierefrauen halte ich nichts, die gehen dann fremd". Daraufhin war ich ziemlich perplex und meinte dann: "Wie? Frauen gehen fremd, weil sie arbeiten?" Und mein Vater meinte dann "Ja!"

Man merkt einfach diese Angst vor Frauen. Das ist in unserer Kultur eben so! Männer wollen nicht, dass sich Frauen empanzipieren, nicht weil sie höherwertig sind, sondern weil sie Angst haben, die Frauen könnten ihnen überlegen sein (was sie im Endeffekt auch sind). Ja, meine Mutter ist meinem Vater überlegen, nur er will das nicht wahrhaben, glaube ich.

Wenn man im Fernsehen eine Frau sieht, die einen technischen Beruf hat, fängt mein Vater an die zu beleidigen à la "Komm, halt dei Gosch und geh nach Hause" sowas in der Richtung. Irgendwie ziemlich zurückgeblieben.
Ich meine, selbst die verheirateten Männer in meiner Familie, die im Ausland leben, sind moderner als er.

Ich merke oft beim Autofahren, dass er Frauen auf der Straße schon hinterherschaut. Mich stört das. Er ist jetzt keiner, der Fremdgeht, aber er nimmt sich das Recht raus, Frauen unverschämt anzuglotzen, weil er ein Mann ist und das scheinbar "darf".
Er hat früher bevor er meine Mutter kennegelernt hat, auch Dinge getan, die menschlich nicht in Ordnung waren. Er beruft sich immer auf den Islam und alle Menschen sind gleich aber er hat oft Dinge getan, die vielleicht traditionell durchgingen aber menschlich und moralisch einfach unterste Schublade waren.
So richtig Doppelmoral halt.

Zweites Thema: Flüchtlinge und Afrikaner.
Gut, dass man vermehrt kein Bock mehr auf dieses Thema hat, ist mir klar, aber was momentan abgeht, ist mir zu krass. Früher hat mein Vater "die Schwarzen" oder die "Afrikaner" gesagt, mittlerweile sagt er zu allen "Neger". Ich verstehe das einfach nicht. Er hat mit denen rein gar nichts zu tun, er kennt nicht mal viele Menschen, schon gar keine Afrikaner und beleidigt diese so dreist, wenn er die im Fernsehen sieht. Ich traue mich nicht mal, dieses Wort auszusprechen, weil es einfach nur schäbig und ungebildet klingt, und er haut das einfach so raus.

Auch so allgemein scheint mein Vater einfach nur noch seine wahre Meinung rauszuhauen und seinen Hass zu verbreitet. Ich weiß allerdings nicht, woher dieser Hass kommt, denn kein Mensch will irgendwas Böses von ihm. Er beleidigt manchmal die Menschen im Fernsehen, die von Arbeitslosengeld leben. Er hört sich irgendwas kurz an, auch so aus dem Kontext gerissen und beleidigt die z. B. als "Schmarotzer" oder verdreht Augen oder stöhnt so genervt auf, manchmal fängt er einfach so eine Diskussion an bei bestimmten RTL Sendungen und steigert sich da übel rein oder sagt total bescheurte, undurchdarte, ungebildete Aussagen.

RTL hat ihn richtig dumm gemacht, habe ich das Gefühl. Er sieht da irgendwelche Hartz IV Sendungen, wo nur Negatives gezeigt wird und übertragt das auf die Realität. Wenn da paar untreue Frauen gezeigt werden, heißt das für den, dass alle Frauen untreu sind. Ich denke, dass vor allem Fernsehen und der mangelnde Kontakt zu anderen Menschen sein Denken noch verschlimmert haben.

Er ist sehr respektlos und charakterlos geworden, meiner Meinung nach. Auch gegenüber Essen z. B.
Ich finde es manchmal furchtbar, wie er über Mahlzeiten urteilt. Sein Essverhalten ist mittlerweile grenzwertig. Eine Cola, die länger als 5 Stunden auf dem Tisch steht, wird ausgeleert - weil "zu alt". Letztens hatten wir Pollofino, er hat das einfach nicht gegessen, weil... da keine Knochen drin sind. Das fand er eigenartig und komisch, deswegen hat er es nicht gegessen und dann auch noch so getan, als ob das Dreck wäre so nach dem Motto "Ihh, weg mit dem Ding und bring mir eine neue Gabel".

Er ist nie zufrieden mit dem, was ihm vorgesetzt wird. Er bekommt kein minderwertiges Essen sondern immer frisch und warm, auch manchmal teures Futter. Gefällt ihm meistens nicht. Entweder nicht "durch genug", als hätte er von sowas Ahnung, dann ist es "zu hart", "zu weich", "zu eklig", dann wundert er sich, dass in dem Reis was "Grünes" drin ist... und merkt nicht, dass es nur ein Salatblatt ist, wo er vorher reingestochen hat, denkt das sei ein "Wurm".
Das Essen kann eigentlich gar nicht perfekt genug sein. Meine Mutter sagt an Weihnachten, dass sie Knödel macht, was er eigentlich jedes Jahr isst. Nur dieses Mal entscheidet er sich kurzerhand dazu, es einfach nicht zu essen, weil die "Komisch" sind.
Mein Vater hat von Essenszubereitung absolut keine Ahnung, er wusste letztens auch nicht, was Lauch ist - dachte das sei eine Paprika. Aber will mitreden und urteilen. Was mich am meisten stört, ist, dass er so tut, als könne meine Mutter nicht kochen.
Ich meine, wenn man schon eine 24-H-Köchin auf Abruf als Ehefrau hat, dann sollte man das zumindest schätzen, sich mal bedanken oder sowas - alles sehr respektlos, was schon weit über die Religion und Tradition hinausgeht.

Wir schmeißen oft so viel Essen weg, weil es meinem Vater einfach egal ist. Für ihn ist irgendwas Harmloses nicht Essbar und das wars.

Das hat nichts mehr mit individuellem Geschmack zu tun sondern mit purer Respektlosigkeit. Er ist einfach auf einem sehr hohen Ross und zu verwöhnt. Schade, denn er ist selbst in Armut aufgewachsen und dann verhält er sich so. Ich bin nicht in Armut aufgewachsen und würde mich nie trauen, so über Essen zu reden oder mich so zu verhalten.

Es ist einfach nur gemein, wenn sich Menschen, so abfällig über andere Dinge/Menschen verhalten, nur weil es ihnen besser geht als anderen.

Oft glaube ich, er denkt, er sei was Besonderes, weil er als ein Einwanderungskind zu Wohlstand gebracht hat. Da hat das Karma vor ein paar Jahren aber mal kräftig reingehauen, als er dann plötzlich ohne Job da stand und selbst fast in Hartz IV gerutscht ist. So schnell kanns gehen.
Leider hat er daraus nichts gelernt, er ist so verwöhnt und macht sich keine Gedanken, wie es ist, wenn man das alles plötzlich nicht mehr hat.
Was ist, wenn meine Mutter nicht mehr lebt? Muss man alles immer so auf die Spitze treiben, bis es nicht mehr geht? Warum muss man Menschen unwürdig behandeln, damit man irgendwie Respekt bekommt?

Ich habe oft Streit mit ihm bekommen, weil wir nicht auf der selben Wellenlänge sind. Ich habe kein Bock, meine zukünftige Frau oder sonst irgendeinen Partner wie einen persönlichen Diener zu behandeln, ich brauche sowas nicht. Ich habe keine Egoprobleme. Dass es bestimmte Rollen gibt, ist klar, aber man muss es ja nicht so übertreiben. Einen Kontrollzwang habe ich auch nicht.
Ich habe meinem Vater oft gesagt, dass sich die Welt verändert hat. Heute laufen bestimmte Dinge anders wie vor 30-40 Jahren.

Aber ja bringt irgendwie nichts.
 
M

Mr. Pinguin

Gast
Wenn man immer das gleiche sieht und nicht hinaus kommt aus seiner Welt, dann kann es passieren, dass man in seinem Denken verhärtet.
Wieso sagst du ihm nicht, dass du das nicht gut findest den Pascha raushängen zu lassen und die ganzen Respektlosigkeiten gegenüber Frauen, H4-Empfängern, Flüchtlingen usw.?
Vielleicht hat ihm immer gefehlt, dass nie jemand dagegen argumentiert hat, sondern von seinem Umfeld immer alles so hingenommen worden ist.
Hast du Angst vor ihm? (Ist nicht provokativ gemeint.)
 
G

Gelöscht

Gast
HI Fadi,
dein Vater erinnert mich etwas an meinen 1996 verstorbenen Großvater. Der hatte sich auch im Laufe der Zeit ein gewisses Selbstbild angeeignet, von Tuten und Blasen was Haushalt angeht, keine Ahnung noch sich jemals selbst darum gekümmert. Und hat auch gedacht, sein Wort ist Gesetz und alles krtitisiert, wovon er null Ahnung hatte. Er war auch der Meinung, er hätte im Leben viel erreicht, was stimmt und hat oft seine Wichtigkeit betont, was man aber auch relativieren konnte.

Bei ihm fehlte allerdings die Verdummung durch Unterschichtenfernsehen.

Es spricht für geistige Erstarrtheit, wenn dein Vater pauschal ohne Nachzudenken auf alles und jeden schimpft und beleidigt.

Ich finde auch, dass dein Vater sehr respektlos mit deiner Mutter umgeht und dieses Pascha-Gehabe ist irgendwie nur die Kompensation, dass man unsicher ist und sich überlegen fühlen muss. Schwache Persönlichkeit. Dass der Islam eher patriarchalisch ist, ist ja bekannt, deswegen muss die Frau sicher nicht wie eine Dienerin behandelt werden. Und dass ein Mensch sich seine eigene Moral macht, finde ich auch nicht in Ordnung.

Deine Mutter hat das scheinbar gut gelöst für sich. Sie schaltet bei ihm auf Durchzug und weiß ziemlich genau, wie dein Vater tickt. ER behandelt sie respektlos, sie nimmt ihn scheinbar aber auch nicht besonders ernst, wenn sie über seine Ansichten lacht. Vielleicht findet sie es auch sinnlos, ihm Widerworte zu geben.

Ich glaube nicht, dass sich dein Vater ändern wird. Du solltest das so handhaben wie deine Mutter. Dein Vater kann viel reden, wenn der Tag lang ist. Er ist so festgefahren in seinen Ansichten, die kannst du nicht mehr ändern. Er musste sich nie um Haushalt kümmern, das wird er auch nicht mehr. Lasst ihn reden.
 
M

Mr. Pinguin

Gast
Deine Mutter hat das scheinbar gut gelöst für sich. Sie schaltet bei ihm auf Durchzug (...)

Ich glaube nicht, dass sich dein Vater ändern wird. Du solltest das so handhaben wie deine Mutter. Dein Vater kann viel reden, wenn der Tag lang ist. Er ist so festgefahren in seinen Ansichten, die kannst du nicht mehr ändern. (...) Lasst ihn reden.
Das wird aber genau das Problem sein, weil nie einer einen Konter gibt.
Es fehlt der Widerstand von außen (Warum sollte man dann anders sein?), sowie die alternativen Gedankenimpulse.
Die Geschichte vom guten und bösen Wolf in sich selber. Es entwickelt sich der, der gefüttert wird.
Entgegen dem Allerweltsspruch "man kann andere nicht ändern, nur sich selbst" behaupte ich, man kann sehr wohl auf andere einwirken.
Auch wenn es schwierig ist, wenn die bisherigen Gedankengänge wie auf einer (mit der Zeit so entwickelten) dreispurigen Autobahn verkehren und dann jemand die ersten Schritte auf einer neuen Spur aufzeigt.
 
G

Gelöscht

Gast
Das wird aber genau das Problem sein, weil nie einer einen Konter gibt.
Es fehlt der Widerstand von außen (Warum sollte man dann anders sein?), sowie die alternativen Gedankenimpulse.
Die Geschichte vom guten und bösen Wolf in sich selber. Es entwickelt sich der, der gefüttert wird.
Entgegen dem Allerweltsspruch "man kann andere nicht ändern, nur sich selbst" behaupte ich, man kann sehr wohl auf andere einwirken.
Auch wenn es schwierig ist, wenn die bisherigen Gedankengänge wie auf einer (mit der Zeit so entwickelten) dreispurigen Autobahn verkehren und dann jemand die ersten Schritte auf einer neuen Spur aufzeigt.

Ich glaube nicht daran. Das geht nur, wenn man diese Geschlechterrollen durchbricht und diese Pascha-Frau-Konstellation beendet. Wenn es der Mutter einfacher ist, eben so weiter zu machen und den Mann zu bedienen, wird sich nichts ändern. Muss er selbst sein Essen zubereiten und sein Zimmer aufräumen, wird er selber merken, wie anstrengend das ist. Das macht er aber nicht, weil es "Frauensache" ist.

Meine Eltern (76 und 77) haben auch das klassische Rollenverhältnis. Bis zum 2. Kind war das aber anders: sie war fertig mit dem Studium, hat gearbeitet, er war Hausmann, während er noch studiert hat. Aber das ist auf einem Level, bis zu einem bestimmten Punkt, dass er nicht kochen kann und sich nicht um den Haushalt kümmert, er das aber zu schätzen weiß, dass sie ihm jeden Tag was kocht und den Haushalt schmeißt. Außerdem kann meine Mutter gut kochen (schwäbisch), da kann er sich nicht beschweren. Neuem ist er aufgeschlossener als sie. Er hat das auch nie gelernt, zu kochen. Und von der Waschmaschine hält man ihn lieber weg, nicht dass er da was falsch macht. Gemeinsam spülen tun sie nur, wenn sie Campen. Jetzt auch im Alter.

Mein Großvater wie gesagt (Jahrgang 1916) war da noch von der ganz alten Schule, den hätte man auch nicht ändern können.
 
E

earlywinter

Gast
Wenn man immer das gleiche sieht und nicht hinaus kommt aus seiner Welt, dann kann es passieren, dass man in seinem Denken verhärtet.
Wieso sagst du ihm nicht, dass du das nicht gut findest den Pascha raushängen zu lassen und die ganzen Respektlosigkeiten gegenüber Frauen, H4-Empfängern, Flüchtlingen usw.?
Vielleicht hat ihm immer gefehlt, dass nie jemand dagegen argumentiert hat, sondern von seinem Umfeld immer alles so hingenommen worden ist.
Hast du Angst vor ihm? (Ist nicht provokativ gemeint.)
Ich mache ihn oft auf bestimmte Dinge aufmerksam und ich habe auch mal direkt gesagt, dass ich denke, dass er alleine gar nicht überleben würde. Aber dann hieß es, ja doch klar, man sei nur nicht daran gewöhnt.

Ich habe auch oft gesagt, dass er mit diesem Hartz IV TV aufhören soll und bitte bestimmte Gruppen nicht beleidigen soll, aber ich stoße nur auf taube Ohren.
Als er gearbeitet hatte noch regelmäßig als Angestellter war er ganz anders, er hatte einfach keine Zeit für so 'n Kack.

Mittlerweile ist es so, dass er irgendwelche bewusst provokante Shows anschaut und sich dann toll fühlt, wenn er seine Meinung dazu sagt, z. B. zu dieser Geldkoffer-Sendung da bei RTL, da hat er sich voll aufgeregt blabla... und ich denke mir so: genau das richtige Publikum dafür.

Nein, ich habe keine Angst (mehr).

Ich habe als Einzelkind mehr Macht als man denkt.
 
E

earlywinter

Gast
HI Fadi,
dein Vater erinnert mich etwas an meinen 1996 verstorbenen Großvater. Der hatte sich auch im Laufe der Zeit ein gewisses Selbstbild angeeignet, von Tuten und Blasen was Haushalt angeht, keine Ahnung noch sich jemals selbst darum gekümmert. Und hat auch gedacht, sein Wort ist Gesetz und alles krtitisiert, wovon er null Ahnung hatte. Er war auch der Meinung, er hätte im Leben viel erreicht, was stimmt und hat oft seine Wichtigkeit betont, was man aber auch relativieren konnte.

Bei ihm fehlte allerdings die Verdummung durch Unterschichtenfernsehen.

Es spricht für geistige Erstarrtheit, wenn dein Vater pauschal ohne Nachzudenken auf alles und jeden schimpft und beleidigt.

Ich finde auch, dass dein Vater sehr respektlos mit deiner Mutter umgeht und dieses Pascha-Gehabe ist irgendwie nur die Kompensation, dass man unsicher ist und sich überlegen fühlen muss. Schwache Persönlichkeit. Dass der Islam eher patriarchalisch ist, ist ja bekannt, deswegen muss die Frau sicher nicht wie eine Dienerin behandelt werden. Und dass ein Mensch sich seine eigene Moral macht, finde ich auch nicht in Ordnung.

Deine Mutter hat das scheinbar gut gelöst für sich. Sie schaltet bei ihm auf Durchzug und weiß ziemlich genau, wie dein Vater tickt. ER behandelt sie respektlos, sie nimmt ihn scheinbar aber auch nicht besonders ernst, wenn sie über seine Ansichten lacht. Vielleicht findet sie es auch sinnlos, ihm Widerworte zu geben.

Ich glaube nicht, dass sich dein Vater ändern wird. Du solltest das so handhaben wie deine Mutter. Dein Vater kann viel reden, wenn der Tag lang ist. Er ist so festgefahren in seinen Ansichten, die kannst du nicht mehr ändern. Er musste sich nie um Haushalt kümmern, das wird er auch nicht mehr. Lasst ihn reden.
Das mit dem Haushalt kann man ja noch verkraften, aber alles andere ist mir ein paar Spuren zu groß. Meine Mutter kümmert sich um ihn wie ein querschnittsgelähmter taubstummer Patient, der alleine nichts hinbekommt.
Ich würde mich richtig dumm fühlen, wenn meine Frau selbst Klospuren für mich beseitigen müsste, weil ich mir zu fein dafür bin.


Ja, mein Vater hat was Großes erreicht und vielen damit geholfen - vor allem finanziell. In seinem Beruf ist er erfolgreich, das muss man ihm lassen aber zwischenmenschlich? Na ja.

Er ist nicht daran gewöhnt, mit - ich sag mal - "normalen" Menschen zu reden. Mit Menschen, die etwas Höheres sind als er oder... Frauen.
Ich habe das z. B. im Hotel gemerkt beim Check-In. Mein Vater denkt, er kann mit der Angestellten reden, wie er will. Er denkt, er müsse nicht auf seine Wortwahl hören oder sowas, er ist schon höflich, aber man merkt dass er sie nicht ernst nimmt, er fängt dann z. B. auch so kleine Wortgefechte an, die mir sehr unangenehm sind.

Weißt du, privat ist das alles unsere Sache, nur, unangenehm wird's, wenn man damit auch hausieren geht und da mein Vater das nicht gewohnt ist, mit Menschen professionell zu reden (macht sonst meine Mutter), kommt es halt zu peinlichen Situationen.

Er ist dadurch dass meine Mutter halt alles für ihn gemacht hat, extrem unsicher geworden und unselbstständig. Bei der Rezeption z. B. sollte er n Formular ausfüllen, wo er nur Name, Zimmernummer und Adresse eintragen musste. Das war schon zu viel für ihn, er hats dann meiner Mutter überreicht. Kannst dir da denken, wie die Dame geguckt hat.

Für ihn ist das alles irgendwie völlig normal - für jemand anderen peinlich.

Geistige Erstarrtheit weil der Alltag von denen beiden einfach auch starr ist. Die haben nichts Besonderes erlebt, die waren ganz selten mal reisen - aber auch nur Inland, und sonst immer nur von einer Kleinstadt in die nächste. Das liegt aber vor allem an der Übervorsicht meines Vaters, er traut sich mittlerweile gar nichts mehr. Am liebsten das Haus überhaupt nicht verlassen. Das kommt aber eben von dem Ganzen. Alles immer bequem, alles soll um die Ecke sein und dann merkt man irgendwann, dass man total eingeengt ist.

Klar, hat er eine schwache Persönlichkeit. Er ist ja ohne meine Mutter nichts. Ich glaube, er würde den Müll nicht mal runterbringen, wenn sein Leben davon abhängen würde.
Wenn es um seine Belange geht, ist ihm irgendwie alles egal. Da duscht man dann auch wirklich fast 2 Stunden täglich (!), ist sich selbst zu fein, das Fenster zu öffnen, was bei uns regelmäßig zu Schimmel führt. Er ist ziemlich pingelig, was Schmutz angeht, aber dass er direkt unter einer Schimmeldecke duscht, macht ihm dann seltsamerweise dann doch nichts aus. Muss man nicht verstehen.


Ich mache mir etwas Sorgen um meine Mutter. Sie ist letztens auch ohnmächtig geworden, einfach, weil sie nicht mehr kann. Sie erledigt Dinge, für die jemand ein ganzes Personal braucht.
Aber das ist eben alles sehr selbstverständlich für meinen Vater. Auch dass sie 24 h funktioniert, ist für ihn vollkommen klar.


Deine Mutter hat das scheinbar gut gelöst für sich. Sie schaltet bei ihm auf Durchzug und weiß ziemlich genau, wie dein Vater tickt. ER behandelt sie respektlos, sie nimmt ihn scheinbar aber auch nicht besonders ernst, wenn sie über seine Ansichten lacht. Vielleicht findet sie es auch sinnlos, ihm Widerworte zu geben.
Sie meinte, dass sie ihn schon so kennengelernt hatte und wusste, dass er schwierig ist. Das muss wahre Liebe sein.

Ich könnte das nicht auf Dauer.

Wie gesagt meine Familie reagiert da auch schon extrem drauf. Die sind das ja eigentlch gewöhnt, aber man merkt es halt ab und zu, dass die schnaufen oder komische Blicke zuwerfen.
Mein Vater versteht auch nicht, dass die ein eigenes Leben haben. Was die privat machen, geht ihn halt nichts an, aber er denkt, weil er ein Mann ist, habe er das Recht, zu wissen, was die denken, machen, sagen etc. etc.

Das Problem ist aber auch, dass ich da leider mitreingezogen werde und es dann häufig zu Krach kommt, weil mein Vater immer davon ausgeht, dass seine Meinung richtig ist und eine andere falsch.


Es sind so Kleinigkeiten.


Früher wollte er immer, dass ich rausgehe und was mit Menschen unternehme. Er hat sogar Arbeitskollegen gefragt, ob die mit mir auf eine Party gehen wollen.
Nun gehe ich selbst in Bars und ab und zu mal feiern, aber das passt ihm jetzt halt auch nicht.


Ich rauche nicht, trinke nicht, bin männlich und 25 und nicht 15 - was erwartet er denn, was ich mache? Mich volllaufen lassen?


Und so kommt es dann zu Krach beispielsweise, weil ich kein Bock habe, mich wie ein Kind behandeln zu lassen, der keine Entscheidungen treffen kann.


Er denkt nämlich, er hätte immer noch die "Kontrolle" etc.
 
Zuletzt bearbeitet:

petem64

Mitglied
Also es ist natürlich schwierig, sieht so aus als würden du und dein Vater vollkommen unterschiedliche Werte haben. Ich weiß jetzt nicht ob ich das richtig verstanden habe, aber deine Mutter und er scheinen trotz seiner Art auszukommen oder? Dann solltest du denke ich dich in ihre Beziehung auch möglichst wenig reinziehen lassen. Ich kann gut verstehen, dass dir dann deine Mutter leidtut und dich das aufregt, aber solange es sie nicht stört, solltes du da nicht eingreifen. Aber: Nur weil man verwandt ist, muss man leider nicht automatisch gleiche Ansichten haben oder sich gut verstehen. Ich finde es völlig nachvollziehbar, dass du die Sichtweise deines Vaters ablehnst, aber mehr, als ihm klarumachen, was dich daran stört, kannst du letztlich nicht tun. Du kannst natürlich weiter den Kontakt mit ihm pflegen indem du auf Durchzug schaltest oder seine Aussagen ignorierst oder du beginnst ein eher distanzierteres Verhätlnis mit weniger Kontakt zu ihm, auch wenn er halt dein Vater ist. Ich denke eine ideale Lösung gibt es da nicht, jeder ist halt wie er ist und Ignoranz kann man von außen schwer ändern... Alles Gute!
 

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